Jazz oder nicht Jazz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Analysis Paralysis, 7.Dezember.2024.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Verzählt, sorry. Eins und Drei natürlich (-:

    Darum geht es aber nicht in erster Linie. Es ging mir um die schwarzafrikanische versus die abendländische Aufteilung von Zeit. Ist so ein bisschen wie "Viertel nach Eins" zu "Dreiviertelzwei".
     
  2. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Gratulation zum Aufdecken meines fatalen Fehlers zu schreiben, sie wären in einem 2-er Takt notiert anstatt zu schreiben die meisten hätten ein 2-er feeling.
    Da kannst Du stolz drauf sein, vor allem da es in meiner Frage eigentlich gar nicht darum ging.
    Aber - sehr gut gemacht!
    Übrigens unterstelle ich Dir gar nichts, das möchte ich hier mal festgehalten wissen. Ich hoffe das ist angekommen.

    So wird ein Schuh draus, alles gut :)
     
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  3. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Vielleicht war die Österreich-Ungarische Marschtradition ne andere als die Preussische. Die Amis marschieren auch anders und die Italiener rennen sogar. Gegenteil von Weltmusik.
     
    JES gefällt das.
  4. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Du hast 2/2 geschrieben. Ich weiß, dass es Märsche in 2/2 gibt, aber mir ist ganz, ganz lange keiner untergekommen. 2/4 hingegen war mir schon untergekommen.

    Wenn Du diesen Fehler als fatal ansiehst, dann kannst Du das gerne machen. Für mich war das nur ein "WTF!?"-Moment, der passte nicht zu dem, was ich im Kopf habe.

    Grüße
    Roland

    PS:
    "...
    Eine indirekte Quelle für militärische Marsch-Praktiken der Renaissance ist auch William Byrds Werk The Battle für Virginal bzw. Cembalo aus My Ladye Nevells Booke (1591):[3] Es enthält vier Stücke, die ausdrücklich als „marche“ bezeichnet sind, darunter auch zwei im 3/2-Takt (The marche of horsmen („Reitermarsch“) und The marche to the fight („Marsch zum Kampf“)),
    ..."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Marsch_(Musik)

    Der Vollständigkeit halber.
     
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  5. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Na passt schon.
    Ich bin froh, dass ich das Zeug nicht mehr spielen muss und es bis auf ein paar Substitutenjobs aus meinem Kopf streichen konnte.
    Hat sich ja auch mit der 4 geklärt.
    Ganz sicher. Gerannt wurde nur in die Kantine.
     
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  6. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ist das so schlimm, wenn manche Musik kein Jazz ist?:cool:
     
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  7. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Bitte kein Moderatorenknopf! Ich finde eure Diskussionen, von allen, aber gerade auch @Silver vs. @ppue, sehr aufschlussreich, gerade weil ihr oft nicht einer Meinung seid. Ihr zeigt aber ganz vorbildlich, warum man eine gepflegte Diskussion führt, finde ich, da sind so viele Überlegungen dabei, Hintergrundwissen und Literaturempfehlungen. Ich bin zumindest nicht gelangweilt sondern lese und denke mit!

    Ja, die Haltung des Vollblutmusikers. Ich frage mich manchmal, ob die etwas echtes ist, oder ein gesellschaftliches Konstrukt.

    Schwer zu erklären. Wo fang ich an? Oft sehen wir die „authentischste Haltung“ mit dem größten Wohlwollen und der größten Bewunderung bei bekannten Musikern, bei denen die Musik immer ein zentrales emotionales Bedürfnis war und deren Berühmtheit ein plötzlicher Ausweg aus ihrer Not war, die aber irgendwie allgegenwärtig bleibt. Die Not ist am Überzeugendsten als Armut, Unterdrückung, Diskriminierung, psychische Krankheit oder Sucht und bleibt für uns in der Haltung am glaubwürdigsten, wenn sie den Künstler bis zum Tod nicht locker lässt, mindestens im Geiste, teils auch körperlich.
    Folglich haben Künstler wie Lester Young, Charlie Parker, Billie Holiday, Chet Baker, Jaco Pastorius, James Brown, Jimi Hendrix, Kurt Cobain, Shane McGowan oder Amy Winehouse kein Problem mit der Glaubwürdigkeit ihrer Haltung. Und dann gibt es noch die „bürgerliche Haltung“ die es vor allem in der Klassik zu bewundern gibt. Die muss oft ohne relevante Not auskommen, von daher ist die Überzeugung und das Innere Bedürfnis umso wichtiger. Der Musikstar aus glücklichen wohlhabenden Verhältnissen ohne psychische Erkrankung muss ein berufener Überzeugungstäter sein, um die Glaubwürdigkeit des Publikums zu verdienen, ernsthaft sein und konzentriert in der Ursuppe rühren.

    Es ist nicht so, dass ich das irgendwem nicht abnehme. Ich glaube es jedem einzelnen, dass sie mit ihrer Musik einem essenziellen inneren Bedürfnis folgen, das wichtiger ist als Leben oder Tod. Ich erinnere mich an meine Sturm- und Drangzeit, als die Entscheidung Musiker zu werden oder nicht, ein überwältigendes emotionales Thema war. Am Ende war das Bedürfnis dann nicht größer als die „Vernunft“. Ich glaube mittlerweile dass das vielleicht der wichtigste Unterschied ist, was beim Profi zu einer anderen Entscheidung geführt hat. (Es ist natürlich auch eine Frage der Optionen, ganz so einfach ist es deshalb nicht.)

    Und auch wenn ich die „Haltung“ für real halte, ist das vor allem etwas, was das Publikum sehen will. Im Jazz ist das „lebenswichtige Bedürfnis nach der Musik“ als Haltung fürs Publikum besonders wichtig, weshalb bürgerliche Jazzer weißer Hautfarbe mit Hochschulstudium besonders viel davon haben müssen, um Street Credibilty zu haben. Genau diesem Zweck (neben der Millionen Clicks von empörten Laufey-Fans) diente Leelys Post.
    Ich nehme ihm seine Haltung ab, aber nicht wegen des Bullshits, den er erzählt, sondern wegen der Art und Weise, mit der er Bass spielt. Wenn einem das nicht wichtig ist, erreicht man dieses Level nicht.

    Und damit komme ich zu Valente oder ähnlichen Musikern, die viel Skills und wenig authentische Haltung zur Schau stellen. Wenn man auf diesem Niveau etwas kann, dann hat man das geübt. Sehr wahrscheinlich sehr viel. Oder man hat unwahrscheinlich viel Talent. Am ehesten wohl beides.

    Meine These ist, dass man dieses Skill-Level nicht ohne die richtige Haltung erreicht, dass es aber durchaus sein kann, dass jemand eine bestimmte Haltung bewusst nicht demonstriert, vielleicht sie aufgrund der Demonstration der Haltung anderer das ganz explizit nicht möchte. Musik sollte man an der Musik beurteilen und nicht am Drumherum. Alles andere ist eine Slippery Slope und ehe man sich versieht ist man an dem Punkt an dem man fragt, ob Dunkelhäutige Bach interpretieren, Frauen dirigieren oder Antialkoholiker Rock’n’Roll spielen können. Da fehlt ja die richtige Haltung.:confused:

    Das fehlen von sichtbarer Haltung als Belanglosigkeit hinzustellen halte ich für musikalisch fragwürdig. Musikalische Belanglosigkeit erkennt man nur in der Musik.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14.Dezember.2024
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  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wieso? Weshalb? Warum?
     
    giuseppe gefällt das.
  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wenn ich für einen Auftritt im Bereich Jazz eine Besetzung zusammenstellen muss oder bei einer vorhandenen Band einen Musiker für ein Konzert ersetzen muss, frage ich nie nach der Haltung des Musikers. Unter Musikern ist sowas kein Thema. Es geht nur darum ob du diese Musik bedienen kannst oder nicht. Ich bin noch von keinem Musiker oder keiner Band, die mich eingekauft hat nach meiner richtigen Haltung zum Jazz gefragt worden. Bin ich damit als Jazzmusiker raus und stimmt bei mir und meinen Kollegen die Haltung damit nicht? Die wenigsten Musiker verstehen sich eh als Jazzmusiker sondern als Musiker und können viele Stile bedienen.
    Und welche Haltung? Darf der Musiker nicht Jazz spielen, wenn er nicht den entsprechenden Haltungsqualitätsumfragebogen korrekt ausfüllen konnte und die Requirements damit eventuell nicht erfüllt hat?

    Ich glaube diese Diskussion in punkto Haltung ist extrem an den Haaren herbeigezogen.

    Aber hey, wenn ihr mir eine Liste macht welche Haltung da relevant ist um Jazzmusiker oder authentischer Jazzmusiker zu sein her damit, ich nehme das dann gerne zu einem der nächsten Stammtische mit Kollegen oder Proben mit und frag dann mal die Kollegen (studierte und unstudierte Jazzmusiker) ob sie die Requirements erfüllen. Ich bin mir sicher wir werden damit viel Spaß haben.
     
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  10. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Was ich empfehle, ist diese Doku anzuschauen:

    https://www.google.com/search?q=rum...oe=UTF-8&hl=de-de&client=safari#fpstate=vclbx
     
  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Umgekehrt wäre schlimmer.

    Grüße
    Roland
     
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  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Für mich hätte ich da ein Beispiel:
    Wenn ich mir für 699€ beim Designer eine nach Punk aussehende Jacke kaufe, isses kein Punk mehr. Falsche Geisteshaltung.

    Grüße
    Roland
     
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  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    bereitest Du eine Dienstleistung vor.

    Wie ist es, wenn Du Deine eigenen Kompositionen, Arrangements oder Interpretationen aufführst oder aufnimmst?
    Wäre es Dir da auch egal, dass der Basser eigentlich „Mantra-Punk“ (kein Witz - habe gestern so einen getroffen!) macht und alles andere gekonnt aber lustlos runterschruppt?
     
  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Sesamstrasse?
     
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich suche mir die Leute, die die Musik gut spielen und wenn er diese Musik, die er spielen soll so spielen kann wie ich es möchte bekommt er den Job, egal was er sonst macht. Jemand der lustlos spielt wird von mir nicht gebucht aber auch da ist mir egal woher er musikalisch kommt. Wenn er lostlos spielt bedient er die Musik nicht. Das ist aber in punkto Haltung doch nich ernsthaft das was ihr hier diskutiert oder? Ob Jemand lustlos spielt oder nicht. Das ist dann eher eine psychologisches Problem oder ein Problem mit der generellen Arbeitseinstellung.

    Natürlich buche ich fast immer nur Leute, die ich einschätzen kann und kenne (was auch nicht immer klappt und dann wird es gefährlich). Aber ich habe noch niemals so einen Unfug in punkto Haltung als Thema bei Musikern erlebt.

    Entweder kannst du es bedienen oder nicht, das ist die einzige Einteilung, die es im Praxisbereich dort gibt.
     
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  17. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Sorry, war etwas harsch. Aber diese Haltung „Jazz ist was besseres, alles andere ist beliebig und belanglos“, löst bei mir „algerische“ Reaktionen aus….. :cool: Vielleicht war es so auch gar nicht von Dir gemeint.

    Klar respektiere ich Deine Meinung…..;)

    CzG

    Dreas
     
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  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wer nicht fragt bleibt dumm. Gut erkannt, freut mich daß du dich auskennst (ich mochte das Original mit Bibo lieber als Samson, den ich nie ertragen habe).
    Also ich frag nur, da mir null klar ist was dieses Haltungsthema und der Begriff in dem Zusammenhang bedeuten soll.
     
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  19. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich das Ganze mit dem Rock vergleche: es gab Rock'n'Roll. Dann passte ACDC nich in das Schema umd man nannte es HardRock. Dann wiederholte Gonzo den Gitarrenriff von Jimmy Page und man sagte Metall. Dann gab es Heavy Mettal, DeathMetall, Prog Rock, ProgMetall, SymphoRock, IndieRock etz etz. Das war aber alles Rock.
    Warum ist es im Falle Jazz so schwer, die neuen Tendenzen und Richtungen unter einen Hut zu bringen? Diese Frage nach "Reinheit" vom Jazz, diese ziemlich strenge Linie zwischen Jazz und Nichtjazz - ist sie notwendig? Ich glaube, bei klassischer Musik gibt es die tatsächlich. Oder?
     
  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich fasse also mal zusammen:

    Man kann irgendwie an nichts erkennen, ob es Jazz ist, weil - es könnte auch ganz anders sein und trotzdem Jazz. Oder „nicht-Jazz“.

    Swing?
    Improvisation?
    Tonmaterial vom Blues?
    Platte in der Jazzabteilung vom Plattenladen?
    Und so weiter und so fort - alles nicht einschlägig.

    Umgekehrt genauso: Es könnte Hänschenklein sein, wenn das irgendwer für Jazz hält, ist es Jazz.
    Und: Wenn es gefällt, ist es egal, ob es Jazz ist.

    Profimusiker können Stile „bedienen“ (manchmal auch nicht) und scheren sich nicht darum, ob es Jazz ist oder Mantra-Punk…


    Und genau hier wird es mir als thematisch Interessiertem zu beliebig.

    Mir bedeutet diese Musik etwas, das über die Fähigkeit „Zickenswing“ (Copyright @Juju ) tröten zu können, hinausgeht. Mich interessiert, wo diese Musik herkommt, wo sie sich hin entwickelt hat und weiter entwickelt, wer da was beigetragen hat etc. Dazu gehört auch, wer sich da schon früh an Trends nur angehängt hat - das gab es schon seit der New-Orleans-Ära - und wer das Geschäft aus Überzeugung betrieben und vorangetrieben hat.

    Wenn das alles egal ist oder zu jedem Versuch, gedanklich ein kleines bisschen Ordnung zu schaffen, das eine exotische Gegenbeispiel angeführt wird, wird es für mich komplett beliebig.

    Mal in eine andere Kunstform übertragen:
    Malerei abstrakt oder gegenständlich? Egal!
    Wann es gemalt wurde, was es im Kontext aussagen könnte, was für Einflüsse dazu geführt haben und was es ausgelöst haben könnte: Völlig egal!
    Hauptsache, es „gefällt“ und ein studierter Pinselschwinger kann den Stil „bedienen“ falls irgendwer bereit ist, ein paar Taler dafür auf den Tisch zu legen.

    So eine Beliebigkeit ist das Gegenteil von Haltung.


    Bei Caterina Valente habe ich ein Bild beeindruckender Vielseitigkeit und mit Sicherheit konnte sie auch - unter vielem anderen - beim Singen den Stil „Jazz“ bedienen. Das Album „Caterina Valente in London“ ist nett, aber für mich kein großes Jazzalbum. Trotzdem ist sie für mich auch Jazzsängerin, weil sie dediziert Jazz singen wollte, ohne das mit einer ihrer vielen anderen Facetten abzumischen.

    Ganz anders übrigens als Nana Mouskouri, deren sehnlichster Wunsch gewesen wäre, als Jazzsängerin erfolgreich zu sein. Hat bis 1999 nicht geklappt und sie hat viele Menschen mit völlig anderer Musik glücklich gemacht. Wen es interessiert: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nana_Mouskouri

    Und jetzt - Kreis zu - kommt Laufey, bedient sich sehr gekonnt im Regal der Jazz-Zutaten (wundert sich dabei über die sonderbare Jazzgemeinde), mischt das mit modernem Songwriting ab und erzählt ihren Fans, sie würde jetzt mal eben den Jazz „retten“…
     
    JES, Blofeld und khhs gefällt das.
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