100Jahre Keilwerth

Da Du auch Italien erwähnst: die Produktion „günstiger“ italienischer Saxophone ist vor Jahren nicht grundlos kläglich gescheitert.
Tatsächlich haben Borgani und R&C in den 2000ern nur durch einen klein aber fein (ob begründet oder nicht) Anspruch wieder Fuß gefasst.
Dass die aktuelle mittelpreisige R&C Linie tatsächlich in Italien produziert wird, nehme ich Claudio Zolla nicht ab (anderer Thread).

 

Dass es betriebswirtschaftlich sinnvoll sein kan in Asien zu produzieren oder produzieren zu lassen, leuchtet mir ein. Ich verstehe das. Ich wollte nur anmerken, dass Keilwerth, Selmer, R&C vermutlich auch Preis-Leistungsoptimierte Produkte anbieten könnten, allerdings zu geringeren Margen wie bei Produktion in Fernost aber ohne daran zu Grunde zu gehen.

Es gibt mir deswegen zu denken weil mit selber Denkweise in der Autobranche irgendwann in Deutschland auch nur noch S-Klasse, 7er und A8 vom Band rollen und alles andere aus China kommt. Bei Pianos und Saxophonen interessiert das "keinen" weil es insgesamt wenig Arbeitsplätze betrifft.

Will aber auch nicht zu sehr vom Thema abschweifen und hoffe lieber das mir irgendwann noch ein Toneking Sopran geschickt vor die Füße fällt

Zur Limited Edition: im video gefällt mir das Teil richtig gut, war am Anfang skeptisch, aber ist gut gemacht. Bis auf die Drücker

 

Das bezweifele ich. Ich glaube auch nicht, dass europäische Saxophone wirklich teurer geworden sind. Wie lange musste man denn früher (70er/80er) als Durchschnittsverdiener für ein europäisches Saxophon arbeiten? (Ich weiß es nicht, es würde mich aber interessieren.)

 

Wenn Du ein Toneking Sopran suchst, kann es sich lohnen auch mal nach Stencils Ausschau zu halten.
In Holland beispielsweise werden immer mal wieder Schenkelaars günstig angeboten.

 

Mein Nachbar hat einen Mercedes 200D W123 (1980er), einen Fiat 500 aus den 1950ern und einen Renault Fuego aus den 1990ern.
Alltagsauto ist der Mörser - mit Anhängerbetrieb und alles. Der macht das aus Überzeugung.
Die Wartung macht er bei allen vier selbst, wenn gelegentlich etwas zu tun ist.
Mit einem modernen Auto habe ich ihn noch nie gesehen (nur seine Freundin kommt mit einem etwa 15 Jahre alten Citroën).

Hauptberuflich ist der Mann Musiker.
Der Preis seines Hauptinstruments übersteigt den Wert jedes der Autos deutlich, der Flügel in seinem Wohnzimmer hat mehr gekostet, als alle vier Karren zusammen.

Das meinte ich mit Prioritäten.

 

Europäische Saxophone sind aber - vermutlich- auch nicht wesentlich günstiger geworden obwohl sie es durch bessere Automatisierung hätten werden können.
Man müsste sich das mal im Detail anschauen.
Vermutlich ist da viel Handarbeit die das Produkt hier teuer macht, für Automatisierung braucht man meist große Investitionen und Stückzahlen.

Mein Eindruck ist, dass Investoren bei solchen Investitionen hier schon längere Zeit äußerst zurückhaltend sind.
Also kostet ein Startone Alt wirklich nur etwa 300 euro wegen den billigen Lohnkosten in China? Ich vermute gerade das ganze Klappenzeug wird dort mit weniger Handarbeit produziert als bei uns. Die haben investiert, heute niedrige Kosten und damit hohe Stückzahlen.

 

Das dürfte sich die Waage halten.

Man will aber immer mehr konsumieren. Daher muss alles billiger werden.
Zwei Autos pro Haushalt war in den 80er kein Standard. Usw.......

Grüße Gerrie

 

@Till098

In der Saxophonherstellung lassen sich allerdings auch viele Arbeitsschritte nicht automatisieren.
Bei Keilwerth ist die Produktion von Alt- und Tenorsaxophonen bereits weitgehend automatisiert und dadurch lassen sie sich natürlich günstiger herstellen.

Die der Baritonsaxophone weniger, da wohl hier bei zu geringen Stückzahlen die Investitionen für die Umstellung nicht lohnen.
Inzwischen ist das Shadow Bariton (deswegen?) ca. doppelt so teuer wie das Tenor; Materialkosten sind hierbei vernachlässigbar.

Früher waren die Baris nur unwesentlich teurer.

Ändert man etwas an der automatisierten Herstellung, wie bei den Anniversary Modellen, muss mehr Hand angelegt werden und somit fällt das kalkulatorisch wahrscheinlich auch überproportional ins Gewicht- dadurch ein deutlich höherer Preis als beim Standardmodell?

 

Ich denke, dass neben Lohnkosten und Grad der Automation auch der Einkauf von Vorprodukten einen Einfluss auf den Preis haben. Bekannte Marken bei Federn und Polstern etwa sind sicher teurer als No-Name Produkte.

Preisunterschiede lassen sich recht gut bei Yamaha beobachten, die vom qualitativ schon guten Einsteigersaxophon um 1.000 Euro (Alto) aus Indonesien bis zum Premiumsaxophon aus Japan reichen.

Unterhalb der 200er Serie muss man wohl deutliche Abstriche bei der Qualität hinnehmen. Wenn man nun die vermutlich sehr großen Stückzahlen bei Yamaha für die 280er berücksichtigt und das Lohnniveau in Deutschland mit einkalkuliert, dürften einige Hundert Euro beim Verkaufspreis hinzukommen, vielleicht landet man auch beim doppelten Preis. Jedenfalls dürfte der Preisunterschied zu groß sein, um konkurrenzfähig zu sein.

 

Ich verstehe irgendwie deine ganzen Posts bzgl. Produktionsstandort Deutschland und der Einstiegspreispolitik nicht. Das ist gar nicht böse gemeint aber für mich ergibt das, was du in diesem Zusammenhang schreibst, überhaupt gar keinen Sinn.
Warum sollte jemand in Automatisierung in Deutschland investieren, um dann im margensensitiven Preiseinstiegssegment anbieten zu können? Selbst wenn man die Produktionskosten mit der Automatisierung senkt, wird es weiterhin nahezu unmöglich gegen Asien mitzuhalten. Die Margen in diesem Bereich sind sicherlich deutlich geringer als im höheren Preissegment. Der zusätzliche Absatz im Billigsegment wird wohl nicht so hoch sein, dass er die Investitionen zur Kostensenkung mit geringem Profit kompensiert. Und davon abgesehen, glaube ich auch nicht, dass man in der Saxophonherstellung so viel mehr automatisieren kann.
Meine persönliche Meinung ist, dass es jemand schon lange gemacht hätte wenn es auch nur ansatzweise sinnhaftig wäre. Denn egal ob Keilwerth, Selmer, Yanagisawa, Yamaha, Expression, Antigua, Roy Benson, Schagerl, Thomann, wie sie alle heißen. Es sind alles Wirtschaftsunternehmen, dessen übergeordnetes Ziel die Gewinnmaximierung ist.

 

Wenn man Liefer-Wartezeiten bei Yanagisawa-Instrumenten betrachtet, hätte es schon mehr produzieren können. Tun es aber nicht.
Und hätte Yanagisawa ein Schulerinstrument auf den Markt gebracht, so bis 2 000, hätte es vermutlich Yamaha wesentliche Marktanteile angeknabbert. Auch das tur Yanagisawa nicht. Warum wohl?)

 

Ich kenne die strategischen Entscheidungen der Firmen nicht, als dass ich mir eine Aussage dazu erlauben kann. Jedenfalls werden sie sich bewusst dazu entschieden- und dabei allerlei makro- und mirkroökonomische Einflüsse berücksichtigt haben.

 

Weil man „Marktanteile“ nicht essen kann?
Ein Begriff ohne greifbaren Wert, wenn man dazu auch noch riskiert sich selbst Konkurrenz zu machen.
Yanagisawa hat sich vor langer Zeit dazu entschlossen keine Schülerinstrumente mehr herzustellen.

 

Schade, dass jeder Thread, wo es um besondere und teure Saxophone immer in das gleiche „BWL“ Geschreibe abgleitet. Ich kann mir kein Supreme oder 100er Keilwerth leisten, aber es nützt mir auch nicht zu orakeln, wie die Preise zustande kommen und das es in Asien günstiger ist oder was mit Mittelklasse Instrumenten ist.

Vielmehr würde ich mich freuen, wenn hier Jemand auftaucht und seine persönlichen Eindrücke zu dem Sax schildern würde oder Aufnahmen posten würde.

Nichts für ungut, ist meine Meinung!

 

@cwegy

Recht hasse, aber is halt n Forum…

 

Da hasse auch recht, darum schrieb ich ja, dass es nur meine Meinung ist

Ist ja auch nicht bös gemeint, es ist halt nur langweilig (für mich)

 

Möglicherweise ticken da manche Japaner anders. Möglicherweise geht's Yanagisawa nicht nur ums Finanzielle. Wäre doch schön).
Wenn es um die japanischen Whiskys geht, würde es wohl zutreffen: auch die relativ günstigen sind keine Einsteigermodelle und sind immer noch schweineteuer. Und für Liebhaber der schottischen Kantigkeit zu perfekt).

 

Hat es Kawai aufm Tasteninstrumemarkt nicht gemacht?
Spielen so viele Musiker Yamahas nicht, weil sie sie bereits als Schüler kennen und liebengelernt haben?
Mich würde interessieren, warum sich Yanagisawa dafür entschieden hat. Wäre jedenfalls schön, als Schüler Yanagisawa-Mechanik zu bedienen zu einem halbwegs Schülerpreis).

 

Ich glaube oft geht es dort auch einfach nur um das Produzieren, verkaufen. Ob damit ein Gewinn gemacht wird ist erstmal sekundär.
https://www.derstandard.at/story/30...die-probleme-der-dortigen-wirtschaft-erzaehlt

 

Sorry wollte den Thread nicht entgleiten lassen. Ich finde es halt ein spannendes Thema, aber vielleicht muss das zu gegebener Zeit in einen anderen Thread.