Soundvorstellung und persönlicher Sound

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Silver, 1.Februar.2025 um 10:50 Uhr.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wenn ich über die Thematik länger nachdenke...

    Durch meinen klassischen Klarinettenunterricht entwickle ich erstmals die Sensibilität und erforderliche handwerkliche Technik, einen angemessenen Sound zu entwickeln. die theoretische Beschreibung hilft mir häufig wenig. Wenn der Lehrer mich "kopiert" und es danach "korrekt" spielt, erkenne ich erst, wo ich optimieren kann.

    Dies fängt mit der Körperhaltung an ...

    Natürlich hilft ein passendes Instrument weiter und verringert die Hemmnisse zur persönlichen Optimierung. Meine Klarinette ist aber mit Sicherheit oversized und ein Produkt des Irrglaubens, dass ich mit Materialinvestitionen intensives Beschäftigen mit dem Instrument reduzieren könnte.

    Beim Erlernen des Kontrabasses ist es analog.

    Wenn ich als musikalischer Anfänger auf einer teuren Stradivari oder billigen Chinavioline rumkratze, ist das Hörergebnis identisch.

    Wenn ein Profi auf einer teuren Stradivari oder billigen Chinavioline spielt, werden auch Ungeschulte vermutlich den Unterschied hören können.

    Mein Motto "Musik ist Kommunikation" gilt auch für die Entwicklung des Sounds. Die Selbstwahrnehmung ist in vieler Hinsicht trügerisch. Z.B. hat meine Frau meiner Aussage widersprochen, dass ich auf dem Altsaxofon mit dem American Cut 2,0 und French Cut 2,25 gleich klingen würde. Dies hatte mich überrascht; denn in anderen Vergleichen hatte ich Unterschiede gehört und sie nicht.

    Der individuelle Charakter prägt von Beginn an.

    Glaubst du, dass deine Selmer-Phase hinsichtlich deiner musikalischen Entwicklung wichtig war bzw. deinen Sound verändert hat?

    Ich denke da an Lee Konitz, der mit zunehmenden Alter und Gebrechlichkeit auf den Tonaufnahmen hinsichtlich seines Sounds immer mehr berührte. Bei Pharoa Sanders mit seinen energetischen Soundkonzept empfand ich genau umgekehrt.
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich denke auch, dass Charaktereigenschaften prägender sind, aber diese können sich zumindest mit dem Alter sich verändern.
     
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  3. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Nein.
    Allenfalls hat sich mein Eindruck verstärkt, dass manche Dinge die mir gefallen auf bestimmten Hörnern leichter rauskommen.
    Aber dafür mag ich nicht so viel blechen :)
     
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  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nein, „angeboren“ wohl eher nicht.
    Das mit dem Charakter, der sich im erlernten Saxophonspiel manifestiert und die Richtung des Suchscheinwerfers lenkt, klingt für mich plausibler.

    So, wie sich mit der Lebenserfahrung auch Charaktere entwickeln. Bei einigen Heroen deutlich, bei anderen eher subtil.
     
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  5. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    :)

    Klang kann alle möglichen Reaktionen hervorrufen. Nachdem ich viele Jahre Klarinette gespielt hatte und dann zum Tenorsaxophon übergegangen war, erhielt ich eine interessante Reaktion von einem sehr angesehenen Spieler und Lehrer, Steve Neff, der eine frühe Aufnahme von mir hörte. Sein Kommentar war, dass es wie eine Bassklarinette klinge. Ich habe das nicht als negativen Kommentar aufgefasst, sondern nur als seine Beobachtung. Diese Frage @Silver interessiert mich und ich möchte meine Gedanken in einem zukünftigen Beitrag hinzufügen.:)

    Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, mein Instrument für zukünftige Aufnahmen Yamaha YTS 62 Bassklarinette zu nennen.;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.Februar.2025 um 16:33 Uhr
  6. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    PS. Meine YTS62 Bass Clarinet.
     
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  7. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Jawolli !

    Bildhauer sagen:
    "Die Figur ist im unbehauenen Stein vorhanden.
    Man muss nur das überflüssige Material entfernen und sie freilegen"

    VG
     
  8. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Über Ihren persönlichen Sound zu sprechen bedeutet wirklich, zu entblößen, was Sie denken, wenn Sie eine Ballade spielen, wie bei den meisten Balladen, die Sie in Zeitlupe denken, z.B. Mein lustiger Valentinsgruß. Ich stelle mir vor, dass einige an die Texte und die emotionale Wirkung von Wörtern denken. Der große Meister Sinatra.

    Ich glaube nicht, dass es nur die Worte sind und wie sie Emotionen oder Seele zu einem Instrumentalklang hinzufügen können, ich denke, es ist viel mehr, was vom einzelnen Spieler abhängt.:)
     
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  9. euroknacker

    euroknacker Ist fast schon zuhause hier

    Da ich zwar gerne moderne Popsongs von den unterschiedlichsten Interpreten höre, ich aber nie versuche das gehörte zu kopieren, werde ich wohl weiter an meinem eigenen Sound arbeiten bis ich mir persönlich selber gefalle. Diese kleinen Schritte bis dahin, macht ich eigentlich schon unbewusst wenn ich mal wieder versuche für YouTube ein Video aufzunehmen. Schließlich stellt man nichts öffentlich ein mit dem man selbst nicht zufrieden ist.
    Dadurch das hauptsächlich in Musikvereinen unterwegs bin hatte ich nie die großen klassischen Vorbilder, da habe ich quasi gelernt das mein spielen zum Orchesterklang passen sollte.

    Gruß Jürgen
     
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  10. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    In den letzten Monaten habe ich mich viel mit meinem Sound beschäftigt. Dabei geht es aber nicht zu klingen wie meine Lieblingssaxophonisten, sondern einen guten vollen Sound über das ganzenSaxophon zu haben. Sprich, das Blatt soll voll schwingen und nicht abgedrückt werden. Wenn dieser Sound steht, kann ich damit meine „Idole“ nachspielen und versuchen ihrem Sound, ihrer Artikulation, Phrasierung etc näher zu kommen. Und da ist es egal, ob es Hank Mobley, Dexter, Sonny Rollins, Johnny Hodges, Kenny Garrett oder Grover Washington ist. Klar klingt es immer nach mir, aber solange ich diesen offenen und entspannten Sound halten kann, klingt es für mich gut und ich bin zufrieden.
     
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  11. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe mich noch nicht ganz mit deinem Translator angefreundet), aber wenn ich Dich richtig verstanden habe, teile ich Deine Meinung voll und ganz. Ein tunesischer Kollege von mir würde in diesem Fall sagen: Du wärmst mein Herz).
    Gefühle vermitteln und wecken: das ist alles was ich will. Und wenn ich es kann - ist mein Sound gut).
     
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  12. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Sorry @Alex_Usarov I must try AI as suggested by @Silver:)
    in English
    To talk about your own personal sound is really to lay bare what you are thinking when you are playing a ballad, as with most ballads you are thinking in slow motion, ex. My funny valentine. Some I imagine are thinking of the lyrics and the emotional impact of words. The great master Sinatra.

    I don't think it's just the words and how they can add emotion or soul to an instrumental sound, I think it's much more and it depends on the individual player.
     
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  13. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    I think this video shows perfect, what you‘re saying. Am I right?

     
  14. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier


    Nun, ich dachte eher so





    written by Ewan MacColl born in England to both Scottish parents
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Februar.2025 um 00:52 Uhr
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  15. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Einer der erstaunlichsten Beispiele vom "Setup-Wechsel" für mich. Und wenn man seine Biographie liest, hängt dieser mit einer qualvollen Suche nach der neuen Identität zusammen.




    Größere Kammer, dünneres Blatt, mehr Luft? Oder ist es ein Wechsel vom Alto auf Tenor?))
     
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  16. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Habe gerade versucht, beide Videos gleichzeitig laufen zu lassen. Eine überaus interessante Erfahrung)
     
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  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Nein, das eben ist es nicht. Sie macht eine Show und ist mit allem auf die Außenwirkung aus. Lässt sich nicht in die Seele schauen. Höre Chat Baker, dann siehst du in sein Inneres.

     
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  18. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Darauf wollte ich hinaus.
    Irgendwann kommt man dort an, wo das jeweilige Instrument/Setup über den gesamten Umfang „einfach funktioniert“ und man als Spieler im Prinzip alles machen kann.
    So lange dann ein Setup grundsätzlich nutzbar ist, in Verbindung mit dem Charakter* und den körperlichen Eigenschaften des Spielers, würde der - natürlich auch die Spielerin - auch auf unterschiedlichen Instrumenten usw. erkennbar ähnlich klingen.

    Ist dieses „erkennbar ähnlich Klingen“ dann das Fundament für einen persönlichen Sound?
    Und wenn ja, ist es - wie @ppue oben beschrieben hat - schon angelegt, bevor jemand das erste Mal ein Saxophon ansetzt?

    Selbstredend sind alle darüber hinausgehenden Aspekte des persönlichen Sounds, die dann zu einer sicheren Wiedererkennung führen („signature sound“), wie Phrasierung, Dynamik usw. durch Hören und Einüben erworben und nicht „schon da“. Wie auch.
    Wobei ich mir auch hier vorstellen kann, dass es bestimmte Neigungen und Vorlieben gibt, die aus dem Charakter* und/oder konkreter Hörerfahrung stammen.


    * Das mit dem „Charakter“ ist ein schwieriger Begriff, der vielleicht nicht genau trifft, was an dieser Stelle gemeint sein könnte. Für mich würde der Begriff hier eine Mischung aus Lebenseinstellung, Hörerfahrung und der Art der Selbstausdrucks durch Musik bedeuten. Das hat mit dem landläufigen und wahrscheinlich auch dem Fachbegriff „Charakter“ nur begrenzt etwas zu tun.
     
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  19. Sax a`la carte

    Sax a`la carte Ist fast schon zuhause hier

    Da bin ich bei dir.
    Als ich vor ca. 25 Jahren von der Klarinette zu einem Yamaha YTS-62 Purple Logo, dem ein Otto Link STM 7* beigelegt war wechselte, hatte ich keine Vorstellung, wie ich
    klingen möchte, da ich die ganzen Sax-Heroes nicht kannte und wollte nur einfach mit dem schön glänzenden Horn auch schön klingen.
    Das einzige was mich von Anfang an getrieben hat war, ein Sax zu überblasen, sprich auch im Altissimo-Register bei Bedarf unterwegs zu sein und
    auch zwischendurch dirty growlen zu können. Irgendwann habe ich das auch hinbekommen, ohne einen Lehrer gehabt zu haben.
    Interessant dabei auf meiner Reise, wobei ich mir natürlich dann doch unzählige Profis angehört habe und teilweise versucht habe zu kopieren, das ich jetzt
    wieder bei dem Setup gelandet bin, mit dem ich damals begonnen habe. Der einzige Unterschied ist, das es jetzt ein versilbertes YTS-62 ist mit einem
    Otto Link STM 7* aus den 80er Jahren. Also irgendwie back" to the roots" und doch dazwischen viele andere Mundstücke und Hörner genießen durfte.:)
     
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  20. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Die Gefühle macht doch nicht der Spieler, sonst wäre das grausamer Fake.
    Die entstehen im Zuhörer - oder halt auch nicht.
     
    Sax Ralf, quax, giuseppe und 3 anderen gefällt das.
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