Soundvorstellung und persönlicher Sound

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Silver, 1.Februar.2025.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Dazu muss man/frau als Persönlichkeit aber schon relativ gut gefestigt sein.

    Dem normalsterblichen Anfänger mit oder ohne musikalische Vorerfahrung fehlen allermeist schlicht die Begriffe oder die Vergleichspunkte:
    „Ja, vom Ton mehr so wie Johnny Hodges aber die Linien eher von Lester Young mit dem Punch von Jerry Bergonzi…“
     
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  2. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Klar gibt es genetische Ausprägungen bis zu einem gewissen Grad aber man sollte sehr vorsichtig sein zu glauben Menschen bleiben immer gleich und der Charakter ändert sich nicht. Dann wären Therapien nutzlos, denn die richten sich nicht immer nur auf das Verhalten. Und ich habe selber es ganz anders als du erlebt, daß Menschen sich (zum guten und schlechten) komplett über die Jahre verändert haben, auch vom Charakter. Und speziell mit der Pubertät waren da starke Veränderungen zu beobachten aber auch bei Erwachsenen habe ich da auch schon einiges erlebt.
    Im Endeffekt kann es aber eh nur die Psychologie beantworten.

    https://www.spiegel.de/karriere/per...-mensch-mit-der-zeit-veraendert-a-915309.html
    https://www.zeit.de/zett/2017-02/im...nsere-persoenlichkeit-bis-zur-unkenntlichkeit

    Daß der Charakter aber auf einen bestimmten Sound schliessen lässt halte ich einfach einfach für falsch und habe ich noch nie feststellen können in meinem Leben als Musiker und Instrumentallehrer.
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Gut, dann belassen wir es am besten dabei. Ich habe da nicht mehr dazu zu sagen. Wird ja nicht wahrer, wenn man es immer wiederholt.
     
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  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Danke.

    Ich sehe nicht, wo ich bei meiner Argumentation ins Gegenteil laufe. Kannst du mir das kurz nennen wo, denn dann habe ich etwas falsch oder schlecht formuliert wenn es so wirkt und es würde mir helfen damit ich nicht nochmal den Fehler mache.
    Es ist immer schwierig wenn man mit mehreren auf verschiedenen Ebenen diskutiert und die Antworten dann sich leider manchmal vermischen, scheint mir dann passiert zu sein.

    Da hast du mich falsch verstanden, ich bin eh davon ausgegangen, daß sowas wie Dynamik für dich wichtig ist und war irritiert daß du meintest, daß es für die meisten Amateure nicht so wichtig ist, wenn sie einfach nur spielen wollen und es ja erst machen müssten wenn es in einem Ensemble nötig ist. Und als Lehrer weiss ich warum es schon viel früher wichtig ist und wie deutlich es Fehlkonzepte bei Stütze und Ansatz aufzeigen kann und wie schwierig Dynamik zu lernen ist, gerade wenn man z.B. Klassik spielt wo oft sehr viel in sehr kurzer Zeit passiert und das muss man rechtzeitig lernen. Daß dir selber Dynamik wichtig ist, davon bin ich ausgegangen.
     
  5. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Soundfragen standen bei mir nie wirklich im Mittelpunkt.

    Erste Frage meiner Sax-Lehrerin damals war:
    "Was möchtest du denn spielen können ?"

    Es war Sommer, .... und ich hab' im Winter Geburtstag.

    Da war meine spontane Antwort:
    "Bis zum Geburtstag -Take five-"

    Gelacht hat sie nicht, aber sicher gedacht:
    "Ja, ja ... träum' weiter.
    -Take five- in vier Monaten, niemals"

    BTW:
    Bei mir laufen grade die ersten CD's einer Sammlung (10 CD's)
    von Cannonball Adderley.

    Ich mag C.A. sehr, .... merke aber grade, wo ich jetzt drauf achte.

    Für mich ist es nicht sein "Sound an sich", der begeistert.

    Es ist sein Groove, sein Tempo, seine Linien ....

    Sein "Blues im Ton", egal was er -bedient-

    VG
     
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  6. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ich finde es bemerkenswert, wie sehr mein Saxophonsound überhaupt nicht nach meiner Stimme klingt. :)

    Bei mir war es auch ein ummer Weg: gestartet auf Tenor, nach drei Jahren abgebrochen. Ich hatte damals auch keine Vorstellung von Sound, ehrlich gesagt.
    Nach 10 Jahren Paue mir ein Bariton zugelegt, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich schon zwei Jahre Gesangsunterricht oder so hinter mir und hatte eine präzisere Vorstellung, wie es klingt und wie ich klingen soll. Ich konnte viel besser Obertöne hören.

    Ich habe damals, als ich noch singen konnte, Tenor gesungen. Bei den Saxophonen bin ich bei Sopran und Bariton und das deckt sich irgendwie gar nicht mit meiner Stimme, weder Stimmlage noch Sound.

    Grüße
    Roland
     
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  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Die beiden Quellen bestätigen ja meine Zweifel, dass der Charakter von Geburt vorgegeben ist.

    Meine Musik und mein Musizieren ist ein Produkt meiner bisherigen Lebenszeit und verändert sich. Für mich ist der Begriff Sound nicht wirklich definiert und somit irreführend.

    Stimme dir zu, aber dann definiere mal den Soundbegriff,
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ne, ist voll ok, ich muss nichts ändern andern der Definition. Ich hatte nur den Eindruck, dass der schon weit gefasste Begriff vom Ausgangspost eher noch weiter wurde.
     
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  9. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich erkenne hier keine klare Definition für Sound.

    Was soll es sein? Der Klang, die Timbre?

    Sind es nicht sehr viele Parameter, woran ich einen Ben Webster, Coleman Hawkins, Lester Young, John Coltrane, Wayne Shorter, Mike Brecker, Andy Sheppard ... erkennen bzw. unterscheiden kann?

    Was ist mit einem Chamäleon wie z.B. Marius Neset?

    Bei Malern ist es doch auch nicht so, dass sie immer gleich gemalt haben: z.B. Bilder vom jungen van Gogh sind völlig anders als später
     
  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn man die Kartoffelesser mit z.B. den Sonnenblumen vergleicht, findet man zwar lebhaftere Farben aber den nahezu gleichen, pastösen Pinselstrich und den sehr eigenen Umgang mit der Perspektive und den Proportionen. Das ist für mich nicht „völlig anders“…

    Wie könnte man diese vielen Parameter (ein paar habe ich in #1 beispielhaft aufgezählt) anders zusammenfassend bezeichnen als „Sound“?

    Und ist es überhaupt notwendig, den Begriff Sound zu „definieren“? - im Sinne einer Ansammlung vieler Parameter, die es ermöglichen, einen Spieler wiederzuerkennen.
     
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  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nun könnte man ja diskutieren, welche Parameter konkret "genetisch" sind und welche sich entwickeln?

    "den nahezu gleichen, pastösen Pinselstrich und den sehr eigenen Umgang mit der Perspektive und den Proportionen" bei van Gogh wäre dann für dich "genetisch"? Oder ist es eine sehr früh entwickelte individuelle Wahrnehmung?

    Oder auf die Spitze getrieben: "Laut @ppue ist dies der "ewige" Charakter von van Gogh? Wie hätte er gemalt, wenn er sehr früh entdeckt und von irgend einen Reichen damals gefördert worden wäre? Ein Künstler ist immer ein Produkt seines gesamten Lebens und der "Sound" auch.
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, reicht jetzt.

    Ich habe nie behauptet, dass ein Charakter sich nicht ändern kann, geschweige denn von "ewigen" Charakteren gesprochen. Ich habe auch nicht behauptet, dass der Sound des Saxophonspiels meiner Tochter schon bei Geburt festgelegt gewesen wäre. Ich habe von deren Charaktern gesprochen, die ich unverkennbar heute immer noch sehe und höre.

    Und wie eine Persönlichkeit wächst, z.B. besonders in der Pubertät, ganz recht @ilikestitt, so wächst auch ein Ton. Das sind Veränderungen, unbenommen. Habe nie behauptet, dass alle immer den gleichen Sound haben. Es geht ja auch nicht um das Endresultat, sondern um die Art und Weise, wie sich ein Sound herausschält, während man das Instrument erlernt.
    Ich behaupte, dass der Ton und der musikalische Ausdruck beim freien Spiel (also nicht die Auftragsarbeit im Studio) sich nach etwas formen, was vorher schon da ist, und zwar größtenteils völlig unbewusst in jeder Sekunde, die du dich mit dem Instrument beschäftigst.

    Das, was du gerne hörst, bestimmst ja nicht du, sondern du hörst es einfach gerne. Ich kenne kaum Menschen, die sagen, ich höre jetzt mal Heavy Metal, vielleicht ist das ja dann mein Ding. Nein, du hörst etwas und das spricht dich an. Anderes nicht. Du bläst in dein Horn und der Ton spricht dich an, dann bist du glücklich und probierst, das beim nächsten Spielen wieder so hinzubekommen. Und wenn du Johnny-Hodges-Fan bist, kannst du gerne auch mal das Growlen ausprobieren, du wirst aber immer zu großen Teilen wieder Johnny Hodges sein.

    Deine Vorlieben sind da, die konstruiert man sich nicht.

    Die Frage war nicht, ob sich der Sound im Laufe der Zeit verändert oder nicht, sondern wie er entsteht, sich festigt oder entpuppt. Wir reden alleine über die Zeitspanne des Lernens.

    Es ist für mich die Frage, ob ich willentlich einen bestimmten Sound anstrebe oder ob er sich durch try und error von selber in eine Richtung bewegt. Ich halte Zweiteres für viel entscheidender als z.B. das Herumprobieren mit immer neuem Material. Natürlich kann ich mich bewusst um einen Sound bemühen, auch um Phrasierungen, Bendings, Vibrato. Nur sind diese aktiven Bemühungen viel uneffektiver als einfach zu spielen und in jedem Moment Ton, Ansatz und Phrasierung zu fühlen und intuitiv so zu spielen, dass sie dir gefallen. Das Erreichen eines individuellen Spiels ist zu 99 % ein Automatismus. Man ist ständig damit beschäftigt, schön zu klingen, oder aggressiv oder wie auch immer, man folgt aber dabei dem inneren Plan.

    Ja, das grenzt an die Philosophie und an die Frage des freien Willens, den man meines Erachtens nicht willentlich verändern kann.
     
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  13. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Altes amerikanisches Indianersprichwort:;)

    People don't change.
    They only become more and more the way they are.
    ;);)

    SlowJoe
     
  14. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Lieber @ppue jetzt habe ich dich verstanden.

    Da sind wir nun völlig zusammen!

    Mein aktueller Klarinetten- und Kontrabassunterricht fördert nicht nur mein musikalisches Handwerk sondern auch meine Sensibilität. So entwickelt sich mein individuelles Spiel weiter.
     
  15. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Und die endet …….nie
     
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  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Das sehe ich anders. Ich z.B. bin schon wieder beim Verlernen
     
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  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich versuche oft mich mit anderer mir nicht bekannter Musik auseinanderzusetzen und höre dabei gerne Sachen, die ich nicht so kenne, da ich genau auf dem Weg für mich immer wieder Musik finde, die ich interessant und spannend finde und die mir gut gefällt.
    Aber deine Vorlieben können sich ändern sowohl mit dem Alter als auch manchmal mit dem Tag. Ich höre nicht jeden Tag die gleiche Musik gerne. Und bei einem anderen Stil klinge ich auch gerne mal anders (in bestimmten Parametern natürlich) weil ich die Musik da ganz anders wahrnehme und mich entsprechend anders fühle. Nenn es schauspielern aber für mich ist es eher ein Umschalten zu einer anderen Facette von mir, wo ich genauso loslassen und einfach spielen kann.

    Er entwickelt sich und verändert sich, bis du aufhörst zu spielen oder tot bist.

    Ich denke das ist eher eine Typfrage und du schliesst hier etwas zu sehr von dir auf alle anderen vielleicht.
    Du kannst dich auch um einen Ton bemühen und ihn dir so zu eigen machen, daß du genauso fühlst und intuitiv mit spielst wie wenn du einfach nur spielst und der Ton sich vielleicht so dann einfach entwickelt.


    Einer der wenigen Punkte wo wir die gleiche Ansicht haben. Man kann aber halt lernen diese anderen Sounds und Spielweisen als Automatismus abrufen zu können. Die Frage ist eher, ob man das will und das hängt wieder vom Spieler ab.
     
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  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Eben, ist alles eine Typfrage. Mehr wollte ich eigentlich nicht sagen. Nur, was ist zuerst da? Der Typ oder der Saxophonsound?
     
  19. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Das ist individuell verschieden.
     
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  20. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Mein früherer Klavierlehrer verlagerte den Unterricht neben der obligatorischen Klassik von Rock auf Jazz, weil das für meine damaligen Ziele notwendig war. So entwickelte ich eine Leidenschaft für Jazz, zu dem ich vielleicht aus eigener Neugierde nicht oder erst viel später gekommen wäre.
     
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