Sound für Pop-Solos: Ist es der Spieler, ist es das Setup?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von skahde, 24.Februar.2025.

  1. skahde

    skahde Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,

    ich spiele als Späteinsteiger, Mitte Fünfzig, seit drei Jahren und mit Lehrer Altsaxophon. Wir fangen jetzt an, einfache Pop-Soli ins Programm zu nehmen und ich möchte dem Vorbild auch hinsichtlich des Soundeindrucks möglichst nahe kommen. Bisher war das Vorbild eher ein konventioneller Sound von fast schon glatt "wie Cello" bis zu einem Sound wie man ihn von Ragtime bis Swingband erwarten würde. Bisher spiele ich ein Meyer Nr. 5 oder ein Selmer Solist C**mit Vandoren Classic 2,5 an einem Yamaha 62 MKIII und meinem Lehrer gefällt's.
    Wenn ich mir dann Soli wie z.B. bei Careless Whisper, Baker Street uva. anhöre, klingt das dann im Vergleich scharf wie eine frisch geschlagene Feile und sehr ähnlich dem Sound vieler anderer Saxophonsoli aus der Zeit. Bei der Suche zum Thema finde ich dazu unterschiedlichste Empfehlungen hinsichtlich des Setups, was schon mal verwirrt. Wie ist denn hier die Meinung dazu? Muss da ein anderes Mundstück und Blatt her? Ist es die Technik: Üben, üben, üben? Wie kriegt man das hin? Und was wäre ein taugliches oder auch "bestes" Setup um da hin zu kommen, für das man die Übezeit am besten opfert, statt sich mit ungeeignetem Gerät abzumühen?

    Vielen Dank für eure Meinung!
     
  2. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Deine Mundstücke sind etwas suboptimal für Popsolos. Natürlich geht das aber da gibt es besseres
     
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  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Die ist es vor allem.
    Jeder Stil hat sein eigenes Vokabular, eigene Phrasierung, eigene Dynamik.

    Prinzipiell könnte man schon mit einem Yamaha 4C, spätestens aber mit einem Meyer einen Klangeindruck erzeugen, der dem 80er-Jahre Pop-Solo recht nahe kommt.
    Das wäre auf die Dauer ziemlich anstrengend und wenn man diese Richtung voll auskosten will, hilft ein entsprechendes Mundstück schon.

    Und da sind wir schon wieder bei der Technik: die allermeisten ikonischen Pop-Sax-Soli sind auf einem Tenorsaxophon und dann weit oberhalb des gegriffenen Bereichs eingespielt. Baker Street ist so ein Klassiker.

    Und das hat dann nicht der Hansi aus der Band gemacht sondern einer der wenigen und damals sehr gefragten Studioprofis.
     
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  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hab ich sicherheitshalber noch einmal nachgesehen: Baker Street ist Altsax.
     
  5. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    ...denke das Carless Whisper gemeint war - mit Tenor eingespielt und um den Bruch im Flageolett Bereich zu vermeiden anschließend hochgepitcht...
     
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  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das ist das eine.

    Das zweite
    Und ja, das Dritte ist Übung.

    Hinzu kommt die persönliche Soundvorstellung.
     
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  7. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Das Günstigste wäre es statt des Vandoren Classic mal z.B ein Vandoren V16 zu probieren.
     
  8. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Stimmt.....aber meine gesaxte Cover-Version hat am Anfang auch noch eine Passage auf dem Sopran drin....Altosax das bekannte Solo..und die Gesangs-Stimme dann auf dem Tenor...also friedliches Nebeneinander :)




    Gr Wuffy
     
  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ja, stimmt - Baker Street war ausgerechnet das falsche Beispiel für Tenor - obwohl es für mich eher so klingt. Wahrscheinlich unter anderem, weil es ziemlich flat gestimmt ist (was Raphael Ravenscroft gar nicht gefallen hat) … faszinierend, was Wiki so alles weiß: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Raphael_Ravenscroft
     
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  10. skahde

    skahde Nicht zu schüchtern zum Reden

    Schon mal allen vielen Dank, die sich bis dahin beteiligt haben! Wenn ich mir dieses kleine "Medley" unten ansehe, können wir ja zunächst ja mal beim Thema Altsax bleiben, da scheint ja auch schon was zu gehen.
    Zum Tenor wollte ich erst kommen, wenn ich mich mit dem Alt einigermaßen sattelfest fühle, das kann noch dauern, ist aber eingeplant.

     
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  11. ufosax

    ufosax Ist fast schon zuhause hier

    Mich hat das als Anfänger unheimlich frustriert, dass die Pop-Solos - verglichen mit den Charlie Parker Solos, die ich aus dem OmniBook lernen sollte - zwar fingertechnisch wesentlich eher in Reichweite waren, aber beim nach- oder mitspielen immer super besch***en klangen, weil es eben oft um den Sound geht und der erst allmählich und meistens zusammen mit der Fingertechnik besser wird. Auch muss die Intonation top sein, damit es nach etwas klingt. Blöderweise ist eben auch oft Altissimo im Spiel, was als Anfänger auch nicht erreichbar ist.

    Meiner ganz persönlichen Meinung nach, tritt das Equipment aber ganz deutlich hinter die Aufnahme- bzw. Bühnentechnik zurück. Gerade der typische 80iger Jahre Sound bei Pop-Sax Solos beruht doch sehr auf dem Einsatz von Technik Effekten.

    Eben das hier:

    ist ohne Effekte wie Reverb, Compression, Delay und manchmal auch Chorus oder Distortion nicht denk- oder erreichbar. Es ist eben keine akustische Musik, sondern elektrische und Verstärkung und Sounddesign sind nicht nur für Gitarre und Schlagzeug relevant, sondern auch für andere Instrumente. Natürlich haben Leute wie Michael Brecker oder Phil Woods von Hause aus einen super Sound und wenn man selbst noch keinen stabilen Sound hat, klingt es auch mit Effekten nicht so toll. Was man aber als zeittypischen Klang kennt, ist ohne solche Effekte nicht wirklich zu erreichen.

    Hier im Forum wurde mal der Sound von Candy Dulfer diskutiert, der wohl auch eher dem Pop-Idiom zuzuordnen ist und dort kam der folgende Hinweis:

    Ich habe das im Rahmen meiner bescheidenen Homerecording Versuche dann mal ausprobiert und das hat mich wesentlich näher an den genretypischen Sound gebracht als Mundstück oder Blätter. Ist aber nur meine Meinung, your mileage may vary.

    Hier alle relevanten Solos auf dem entsprechenden Sax-Typ gespielt:





    Was genau er an Effekten einsetzt, weiss ich nicht, jedenfalls aber eine Menge Reverb / Hall, ohne den es auch bei ihm wahrscheinlich nicht wirklich genretypisch klingen würde.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24.Februar.2025
  12. Sax Ralf

    Sax Ralf Ist fast schon zuhause hier

    Moin, moin skahde

    Das Du erst auf dem Alt "sattelfest" werden willst halte ich für eine sehr sinnvolle Idee, unnötiges frühes wechseln könnte auch immer unter Umständen einen eventuellen Rückschritt beinhalten was je nach Veranlagung auch frustrierend sein kann.

    Neben den oben genannten Mundstücken die Deinen Klangvorstellungen ein bißchen entgegen kommen ist meiner Meinung nach auch eine genaue Vorstellung davon wie es klingen soll, sowohl klanglich aber auch wie oben schon angesprochen die Phrasierung.
    Wenn Du im Moment klanglich Richtung Cello tendierst, solltest Du mal mit Deinem Lehrer über Deinen Ansatz reden. Der Beschreibung nach stelle ich mir den gerade eher klassisch vor, eine etwas andere Herangehensweise könnte Dich womöglich Deinem Ziel deutlich näher bringen.
    Aber würde ich mich an Deiner Stelle schon nach dem richten was Dein Lehrer für am besten hält, möglicherweise ist auch hier erstmal "Sattelfestigkeit" gefragt.

    Was Du mit keinem Mundstück der Welt hin bekommst ist dieser volle Klang. Bei dem von Dir eingestellten Video kann man sehr deutlich hören wie das gemacht ist.
    Ich würde mal auf zwei Echoeffekte tippen beide knapp versetzt mit einer einzelnen kurz nach dem Original kommen Wiederholung. Dadurch wirkt es fast als wären es drei Saxophonisten.
    Alle drei Signale (Sax; Echo1 und 2) laufen dann in einen sehr weiten langen Hall der klanglich in den Bässen und Höhen im vergleich zu den Sax und Echo Klängen etwas beschnitten scheint was für eine ziemliche klangliche Dichte in den Mitten sorgt aber auch das eigentliche Signal in den Höhen strahlen läßt und alles zusammen kling dann sehr weit und satt (voll)!

    Der etwas schwebende Klang der original Bakerstreet Aufnahme könnte daher stammen das es mehrere fast identische Saxophonspuren gab die zusammen gemischt wurden und eben auch reichlich Hall und Echo. Etwas ähnliches könnte man vielleicht auch mit einem ganz sachte eingesetzten Chorus Effekt mit nur einem Saxophon erzeugen.

    Weiterhin viel Spaß beim saxen und viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt bearbeitet: 24.Februar.2025
  13. ufosax

    ufosax Ist fast schon zuhause hier

    Das scheint ein ganz wesentlicher Punkt zu sein. Andy Schnitzer (Solo in "Waiting For A Star To Fall" von Boy Meets Girls, sehr typischer 80iger Sound) meint in diesem auch sonst sehr hörenswerten Interview (so bei 15:40), er habe unter anderem deshalb so viel Studio Arbeit bekommen, weil es ihm leichter als anderen gefallen sei, zweimal genau das gleich zu spielen, so dass das Solo gedoppelt werden konnte (wohl um einen fetteren und vielleicht auch dreckigeren Klang zu bekommen):

     
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  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das mit dem Üben der genretypischen Phrasierung steht sicher an erster Stelle und die typischen Effekte machen den Rest.
    Trotzdem macht eine Stufe im Mundstück genau diese 80er Jahre Partialtöne, diesen etwas schrillen summenden Buzz, den du sonst schwer in den Sound bekommst. Für meine Ohren geht das auf einem 4C noch eher als auf einer runden Kammer.
    Das Problem mit dem richtigen Stufenmundstück ist, dass das mit dem üben dann noch mal mehr und nicht weniger wird, bis der Sound akzeptabel ist. Daher eher letzter Schritt…
     
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  15. skahde

    skahde Nicht zu schüchtern zum Reden

    Das klingt doch alles super! Das es kein Thema wird, das mit einem Mündstück und einer halben Stunde üben erledigt ist, war mir klar aber ich spiele ja schließlich, weil ich es gerne mache, nicht um es schnell hinter mir zu haben und mit allem fertig zu sein. Ich freue mich also schon darauf, mich da Schritt für Schritt reinzufuchsen!
     
  16. skahde

    skahde Nicht zu schüchtern zum Reden

    Da lag doch noch was in der Grabbelkiste, die ich mit dem Saxophon gekauft habe. Wie wäre es denn damit zu dem V16 Blatt.

    IMG_8511.jpg
     
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  17. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    hmm, hier spielt er zum playback Tenor....
     
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  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    oder tut nur so ;-)
     
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  19. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Gut möglich!
     
  20. Spacecat

    Spacecat Ist fast schon zuhause hier

    Wie und wer auch immer das sonst mit Tenor macht, ändert nicht die Tatsache dass das Original mit Altsaxophon gemacht wurde.
     
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