Eastman ETS 852 52nd Street

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Sandsax, 29.Mai.2024.

  1. Siggi

    Siggi Ist fast schon zuhause hier

    Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem neuen Horn!
    Ich nehme an, dass dies das neue Modell ist, oder?


    Sprichst du hier ausschließlich von dem neuen Modell, oder trifft für dich diese Aussage auch auf das Ursprüngliche 52er Modell zu.

    VG Siggi
     
  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Es ist das „neue“ Modell 852, wie der Threadtitel nahelegt. Die beiden älteren Modelle hießen 652.

    Das gilt auch für die Aussagen von @Analysis Paralysis , die ich nur unterstreichen kann.
    Es greift sich wie ein richtig gutes, altes Selmer (warum die das heute nicht mal für 10.000€ wieder so hinkriegen, ist mir unverständlich) bzw. wie ein optimal eingestelltes Conn 10M mit Ausnahme der von dort bekannten Besonderheiten, z.B. am Kleinfingertisch links.
     
  3. Siggi

    Siggi Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank für die Aufklärung!
     
  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Heute habe ich mal eine Runde in bekanntem akustischen Umfeld gedreht - Hotelzimmer, Händlerkabinen und andere fremde Räume sind ja immer gefährlich…

    Es hat sich aber zum Glück bestätigt, was ich unterwegs gehört habe: Das 852 ist ein richtig gutes Horn!

    Mit dem „S“ Bogen ist es eindeutig in Richtung Mark VI mittleren bis späten Jahrgangs unterwegs - klar, nach vorne raus, definierter Kern, die Töne „rasten ein“, leichtes Singen in den Mitten, trockenes Low End, obenrum ein bisschen Feenstaub. Die Intonation ist sehr gut, ab dem oberen G muss ich ein kleines bisschen fallen lassen, das mittlere D ist einen Tick zu hoch und leicht matt.

    Mit dem „M“ Bogen wird der Klang breiter, die ersten drei bis vier Partialtöne sind stärker, es ist überall im Raum und nicht mehr so klar nach vorne, wirkt daher etwas raubeiniger und erinnert an ein eher zivilisiertes Conn 10M. Der Bogen verringert den Widerstand ein kleines bisschen und ich fühle mehr Möglichkeiten für Dynamik. Das Singen ist weg, untenrum ist es fett und saftig, die Mitten sind klar und voll und nach oben heraus strahlt der Ton. Intonation ebenfalls sehr gut, ganz oben muss ich ein bisschen nach oben voicen, das mittlere D ist nur eine Spur zu hoch, hat aber fast keinen Unterschied im Timbre.

    Der Glogerbogen passt auf Anhieb in die Aufnahme und liefert einen Eindruck, der klanglich genau dazwischen liegt (also da eher frühes Mark VI bis SBA). Der Blaswiderstand ist höher, die Richtung wieder mehr nach vorne aber nicht so klar und modern wie der „S“ und in Sachen Klangspektrum spielt er als Vollsilberbogen natürlich in einer anderen Liga.

    Am meisten Spaß macht mir im Moment der „M“, der klanglich „beste“ Bogen ist sicher der Gloger.

    Natürlich sind das immer noch alles „erste Eindrücke“ - bis ich das Horn vollständig adoptiert habe, wird es ein paar Wochen dauern. Wie bei jedem Horn…
     
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  5. Spacecat

    Spacecat Ist fast schon zuhause hier

    @Silver danke für die tolle Beschreibung, könnte man glatt auf Wechsel Gedanken kommen. Verstehe das mit dem Einrasten von Tönen nicht, kannst du mir das bitte näher erläutern?
     
  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das ist reine Gefühlssache und nur unzulänglich zu beschreiben.
    Manche Hörner haben das, andere gar nicht und ich bin sicher, es wird Leute geben, die das ganz anders beschreiben würden, als ich:

    Ausgehend von der Tonvorstellung im Kopf, (ohne die sowieso nur irgendeine Luftschwingung kommt, von der der Bediener überrascht wird) und mit einem gut funktionierenden, und in allen Eigenheiten bekannten Setup Mundstück/Klammer/Blatt+Stärke und der Fähigkeit als Spieler, jeden gegriffenen Ton auf einem gut funktionierenden Horn in jeder gewünschten Lautheit aus der Stille anspielen zu können…

    … bläst Du den Ton an und er steht sofort voll ausgeprägt mit allen Obertönen in der gewünschten Tonhöhe und Lautheit und kann von dort nur „willentlich“ verändert werden. Das ist für mich „Einrasten“. Wenn das auch noch über einen 16tel-Lauf ohne Anstoßen klar zu unterscheidende Töne ergibt (und eben kein Glissando) wird es richtig interessant.

    Im Gegensatz dazu (also am andren Ende des Spektrums - das ist nicht „digital“) stehen Hörner, bei denen du erst pro Ton nachvoicen musst, bis nach der Tonhöhe auch das Timbre und die Lautheit stimmen. Das sind Kandidaten, die müssen schon ganz außergewöhnliche andere Qualitäten haben, um sich damit zu plagen.

    Ein Horn, das bei mir dieses „Einrasten“-Gefühl auslöst, muss mir aber sonst noch lange nicht gefallen.
    Das Selmer Süprehm zum Beispiel, das ich ebenfalls angespielt habe, hätte ich nicht genommen, wenn mir jemand die 10k€ dazugeben würde - obwohl es ein „Einraster“ erster Güte war.
     
    Sax a`la carte und Spacecat gefällt das.
  7. Spacecat

    Spacecat Ist fast schon zuhause hier

    Danke für die ausführliche Antwort, sehr gut beschrieben:)
     
  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Sofern es von Interesse ist - ich habe heute (nach erneut recht beglückenden zwei Stunden) mal die mechanische Seite des Eastman im Rahmen meiner Kenntnisse etwas genauer beaugäpfelt.

    Das Horn liegt insgesamt sehr gut unter meinen Fingern und das Versprechen, der Gegendruck sei bei allen Tastern gleich, wird durchaus eingehalten. Das können andere natürlich auch, fühlen sich dabei aber markenspezifisch anders an.

    Für mich - nach dem Yanagisawa-Handschmeichler - noch ungewohnt ist der rechte kleine Finger, der ein paar hundert Meter weiter südlich liegt, als ich es gewohnt bin (als ich das Yani erkundet habe, lag der rechte kleine Finger gefühlt über dem Ringfinger D, also viel zu eng…)

    Neben den Neusilber „Pearls“, die sich für mich supergut anfühlen, gefällt mir vor allem der Kleinfingertisch links. Sehr kompakt und nah am Geschehen (im Vergleich hat das Yani da ein Elefantenohr abstehen) und durch eine sehr geschickte Ausformung extrem angenehm zu bespielen.
    Insgesamt finde ich die Mechanik vom Eastman außerordentlich angenehm, durchdacht und in einer Weise zugänglich, wie ich es bei meinen besten Vintage-Hörnern abzüglich deren Blödheiten hatte.
    Der Yani-Ergonomie steht das Eastman in fast nichts nach - wo doch, ist es wahrscheinlich Gewöhnung.

    Meine Kofferwaage ist irgendwo aufgeräumt (damit man sie auch immer gleich findet…) aber rein vom Anfassen ist das Eastman deutlich leichter und anders balanciert, als mein T-WO20. Da ich ohnehin keinen Gurt sondern einen stark modifizierten Balam oder einen Hooki verwende, macht das für mich am Hals nicht allzu viel Unterschied.

    Gewöhnen muss ich mich an die beiden Daumen. Die linke - eigentlich ergonomisch ausgeformte - Daumenauflage drückt mir ein bisschen ins Fingergelenk und beim Daumenhaken für rechts habe ich schon einen noch herumliegenden Wave montiert. Das kann sich alles noch ändern, wenn ich meine endgültige Spielposition gefunden habe, die aber maßgeblich vom Bogen abhängt. Der M und der Gloger haben einen leicht unterschiedlichen Winkel.

    Der LED-Schlauch war erwartungsgemäß ohne Befund und (fast) die gesamte Mechanik ist ohne jedes Spiel, Doppel oder ungenaue Bindungen.

    Fast? Ja, fast.

    Bei geöffneten Klappen der linken Hand hat der Taster für das G (und nur der) etwa zwei Zehntel Millimeter Totgang bis er auf dem Klappenrücken vom A anschlägt.
    Für die Praxis (außer bei irgendwelchen Altissimo-Griffen) ziemlich irrelevant; Saxdoc-Grosskaliber wie @Toko , Max Frei, Bruno Waltersbacher etc. würden so etwas vermutlich nicht an Kunden herausgeben.

    In freier Wildbahn ein klein wenig lästiger kann die nicht ganz genaue Bindung zu B und Bb am tiefen C# sein. Die hat zwar kein wirkliches Spiel, macht aber manchmal ein Geräusch und fühlt sich nicht in jeder Lebenslage geschmeidig an. Ich kann noch nicht genau sagen, ob es an der Konstruktion oder der Regulierung liegt (höchstwahrscheinlich Letzteres).

    Letztlich liegen die Palmkeys zwar sehr gut, um sie zu spielen, sind aber deswegen gelegentlich in Weg und stehen mit einem fiesen Honk minimal offen, wenn man es überhaupt nicht brauchen kann. Das ist aber Jammern auf allerhöchstem Niveau - sowas ist mir auch beim Süprehm passiert. Vielleicht liegt es auch nur an meinen grobschlächtigen Pfoten.


    Ich bin weiterhin sehr, sehr angetan.
    Es ist nicht die absolut mühelose Ergonomie eines Yanagisawa oder die bedingungslose Neutralität eines Yamaha - aber für einen Liebhaber alter Kannen und deren Klangkonzept und dem Besten ihrer Haptik, der diese Schätzchen aus vorwiegend ergonomischen Gründen nicht mehr spielen kann bzw. will, eine echte Offenbarung.
    Wer ein „modernes“ Klangkonzept sucht, wird beim 852 wahrscheinlich nur eingeschränkt glücklich (oder bekehrt).

    Ich werde demnächst auch mal die Aufnahmetaste drücken und Ergebnisse hier teilen.
    So ganz kann ich mich von dem M-Bogen nicht lösen obgleich der Gloger auch hier wieder mehr von allem hat (hinter dem Horn…)
     
  9. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Für mich normal und richtig....wäre mir neu, dass G auf A koppeln muss.

    Wenn Du das G drückst ist ja A bereits zu...also merkst du nix von Totgang.

    Ich kenne den Kork oder Filz unter dem G-Hebel eher als elastischen Anschlagspuffer um Geräusche zu vermeiden, wenn die A-Klappe hochschnellt.

    Es sei denn, ich müsste wieder dazu lernen.....:)

    Gr Wuffy
     
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  10. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ergänzung:

    ....bei vielen Marken und Modellen sitzt der G-Drücker bauartbedingt überhaupt nicht über der A-Klappe, sondern leicht daneben und auf der Hebelunterseite befindet sich auch keinerlei Kork oder Filz, weil man es eben auch gar nicht braucht.
     
    elgitano und Rick gefällt das.
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nein, von „koppeln“ hatte ich ja auch nichts geschrieben.

    Es fiel mir nur auf, weil ich kein anderes Horn habe bzw. erinnere, bei dem es so einen Totgang gibt.
    Wenn ich spiele, liegen die Fingerspitzen mit ganz leichtem Druck auf den Tastern und gerade bei dem sehr langen Hebel vom G merke ich das halt und finde es irritierend.

    Nenn‘ mich verwöhnt oder empfindlich - aber für mich machen solche Details den Unterschied zwischen „spielbar“ und „gut“.
     
  12. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Sorry nochmal....verstehe ich nicht

    Du merkst den Totgang doch nur, wenn Du das G alleine runter drückst, also ohne zu spielen.

    Wenn Du spielts ist das A bei G greifen doch immer schon zu und Du merkst keinerlei Totgang.

    Käre mich bitte auf....
     
  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

     
  14. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Letzter Versuch....

    Der Kork oder Filz unter dem langen Hebelarm des G-Drückers ist nur dazu da, beim Hochschnellen der A-Klappe evtl. Klappergeräusche zu dämmen und sollte sogar leichtes Totspiel haben, um nicht auf die A-Klappe zu koppeln.

    Beim Spielen kannst Du gar kein Totspiel / Totgang haben,bzw. bemerken, weil beim G drücken das A bereits ja unten und zu.

    eastman.jpg

    Bei den meisten bzw. bei vielen Marken und Modellen liegt der G-Hebelarmdrücker eben leicht unterhalb der A-Klappe und braucht von unten keinen Pufferung (Filz oder Kork)
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ist es eigentlich schwer zu verstehen, dass ich an diesem Instrument diesen Totgang wahrnehme und dass mich das stört, weil ich es an anderen Instrumenten nicht so empfinde?
     
  16. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Du beschreibst an diesem Super-Instrument einen Mangel, den die Allgemeinheit dann ja auch so nachteilig auffassen kann...der aber technisch gar keiner ist.

    Nur das wollte ich darstellen / klarstellen

    Wenn du beim spielen diesen Mangel hättest, wäre das was ganz anderes.

    Vielleicht hakt sich ja jemand kompetenterer mal zu diesem Thema mal ein.
     
  17. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab mir das an meinem Instrument angeschaut.
    Da ist es genauso wie bei dir.

    Bei meinem Yamaha ist das technisch komplett anders gelöst.
    Dort berührt das G das A überhaupt nicht.
     
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  18. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Genau das hatte ich vorher ja explizit geschrieben


     
    Bereckis gefällt das.
  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Also, um es so sachlich wie möglich zu machen:

    Ich habe etwas beschrieben, was mir aufgefallen ist. Beim Spielen und bei genauerer Betrachtung der Ursache.

    Dabei war ich - das fällt mir gerade auf - nicht präzise genug: Es ist eigentlich nicht die A-Klappe sondern die Bb-Klappe, die mit dem Taster für die A-Klappe gekoppelt ist und über die auch der Hebelarm für den G-Taster verläuft. Mein Fehler.

    Ich habe ebenfalls geschrieben, dass das wenig praktische Relevanz hat, ich es aber von allen anderen Instrumenten anders kenne.

    Du versuchst mir seit mehreren Beiträgen zu erklären, was ich angeblich beim Spielen nicht spüren kann, weil es kein Mangel ist.

    Zum einen hast Du einen „Mangel“ daraus gemacht und reitest darauf herum.
    Zum anderen weiß ich durchaus, was ich beim Spielen wahrnehme, und was nicht.

    Hast Du mein Instrument oder auch nur dieses Modell jemals real gesehen oder sogar in der Hand gehabt? Nein?
    Woher weißt Du dann, dass es ein „Super Instrument“ ist?
    Und was kümmert Dich, wie „die Allgemeinheit“ meine Beschreibung wahrnimmt?

    Ich schlage vor, wir lassen diese kleine Rechthaberei jetzt ruhen und einigen uns darauf, zu diesem Thema unterschiedliche Ansichten zu haben.
     
  20. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Aha....jetzt sieht die Sachlage ja plötzlich doch wieder ganz anders aus, als ursprünglich geschrieben.....aber ich werde mich hüten, hierzu nochmals dazu fachliche Stellung zu beziehen, deren Tatsachenbeschreibung ja dann nur wieder als Rechthaberei betitelt wird.

    Ende und Gr
    Wuffy
     
    Bereckis und DietmarB gefällt das.
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