Harmonielehre-die faszinierende Grammatik der Musik - in 2 Stunden begriffen - Teil 1

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Batam, 7.November.2015.

  1. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

    Harmonielehre – die faszinierende Grammatik der Musik

    in 2 Stunden begriffen - Teil 1



    Hallo, liebe Saxfreunde!



    Ich habe schon lange nichts hier geschrieben, aber immer fleißig gelesen…Vor kurzem habe ich ein Thread hier angeschaut, wo es um Harmonielehre ging. Mich hat sehr überrascht, dass sogar die

    fortgeschrittene Spieler sich nicht mit der Harmonie beschäftigen wollen. Und habe das Gefühl, dass viele Hobbymusiker Hemmungen haben, sich mit der Materie auseinander zu setzen, was aber für die weitere Entwicklung sehr nachteilig wird, wenn man irgendwann Absichten hat, sich mit Improvisieren anfangen, statt nur die von anderen zu reproduzieren (was, natürlich, nicht schlecht ist). Ich konnte auch nicht nachvollziehen, was ist dabei so schwierig, die Grundlage zu begreifen,

    vor allem, wenn man keine Musik komponieren will. Ich habe keinerlei musikalische Ausbildung, bin auch ein absoluter Sax-Anfänger (nicht mal ein Jahr) und spiele autodidaktisch klassische Gitarre, wo die Harmonie keine große Bedeutung für die Spielpraxis hat. Ich habe aber vor einigen Jahren sich mit der Jazz-Gitarre beschäftigt und da läuft ohne Harmoniekenntnissen gar nichts. Aber ich hatte keine Schwierigkeiten, die Grundlagen zu begreifen – Akkorden, Tonleiter, Scalen und die entsprechende Zusammengänge.



    Natürlich, das Verstehen heißt nicht automatisch auch Beherrschen! Das ist verdammt schwierig
    das umzusetzen – das Ganze in Kopf, Ohren und Finger zu installieren…Lernen, speichern, automatisieren, abrufen…Das ist enorm viel Arbeit, ist aber machbar, wenn man, wie immer, klein anfängt..

    Das war so faszinierend zu begreifen wie die Musik funktioniert… Das ist doch die Grammatik der Musik. Wir sprechen unsere Muttersprache ohne die Gedanken über die Grammatik zu machen. Genau so können wir spielen, ohne Harmoniekenntnissen. Und wenn die klassische Musiker diese Kenntnisse für die Spielpraxis nicht brauchen, die Instrumentalisten im Jazz, Rock, Pop usw. müssen das beherrschen. Warum soll das auch nicht in kleinem Umfang auch für die Hobbymusiker gelten? Sonst ist man ein Analphabet – der kann sprechen, aber kann nicht sehen wie das gesprochene auf dem Papier aussieht. Genau so man kann ein Instrument spielen, ohne zu wissen, wie die Musik entsteht und funktioniert. Und das ist einfach schade…

    Harmonielehre ist für uns ein Naturgesetz und somit auch erlernbar und für jeden, die Noten lesen kann und Intervalle versteht Die Harmonie ist bei uns schon vorinstalliert. Wir hören falsche Töne und falsche Akkorde, ohne zu wissen, wie die heißen. Und jeder von uns hat schon mal improvisiert. Es fällt nicht schwer, zum einem Volkslied, Country-Song, Blues etc. eine Begleitung oder Kadenzen zu singen (pfeifen). Will man das Improvisierte aufschreiben, dann kommt das mit 100% Sicherheit raus - eine I-V-IV-I Akkordfolge und eine Pentatonik. Es gibt Glückspilz- Musiker, auch Autodidakten, die eine angeborene Fähigkeit haben, eine so entstandene Improvisation sofort aus sein Instrument zu übertragen. Dabei können die gar
    nicht erklären, wie sie das machen („die Finger finden die Töne von alleine…“). Sie spielen so, wie wir singen…Alle andere, die dieses Glück nicht haben müssen das lernen – und das ist lernbar!

    Das war für mich ein kleines Erfolgserlebnis, als ich zum einen Blues auf der Gitarre die entsprechende Pentatonik spielte – nur diese 5 Töne, egal in welche Folge, die passen einfach immer…Hätte ich nicht gedacht, weil ich frei nicht improvisieren kann, obwohl ich die Klänge im Kopf habe und dafür ausreichende Gitarrentechnik auch.


    Und jetzt werde ich euch beweisen, dass man die Grundlagen der Harmonie in ca. 2 Stunden begreifen kann
    .

    Ich stelle mir vor, dass ich mit meinem virtuellen 15-jährigen Enkel spreche, der schon 3 Jahre ein Saxophonunterricht hat, ist laut Lehrer etwas überdurchschnittlich, macht gute Vorschritte, aber hat
    momentan keine Lust zum Üben, pubertiert ohne Ende und will mit dem Unterricht demnächst aufhören. Ich habe ihn gebeten, dass er sich 2 Stunden Zeit nimmt für einen Harmonieunterricht
    von mir. Ich würde dem Grundlagen der Harmonie vermittelt, damit er in der Welt der Improvisation einsteigen kann. Ich will versuchen mit der Faszination der Harmonie den noch mal zu motivieren. Mit großer Skepsis (du bist ja kein Musiklehrer…) ist er jetzt dabei….


    Das brauchst Du: 1. Ein leeres Notenblatt

    2. Bleistift mit Radiergummi (evtl. Fehler korrigieren)

    3. Metronom

    4. Ein Keyboard-App auf dem PC, Tablet oder Smartphone

    (z.B. “Real Piano and Keyboard”, mit beschrifteten Tasten)



    Ich verzichte absichtlich auf jegliches Notenmaterial und werde so wenig, wie möglich die Fachbegriffe verwenden.


    Du wirst die Grundlagen der Harmonie Dir selbst beibringen, indem Du die faszinierende Logik der Harmonie folgst!


    Arbeitsablauf


    Der ganze Ablauf ist klar strukturiert, und besteht aus nacheinander folgenden Arbeitsschritten
    die Du unter meiner Einweisung abarbeiten muss. Jeder Arbeitsschritt besteht aus 2 Phasen:

    A. Noten schreiben, Akkorde auf dem Keyboard spielen

    B. Noten auf dem Sax abspielen

    Jeder Arbeitsschritt hat eine Nummer und jedem Arbeitsabschnitt entspricht eine Notenzeile.
    Also jede Notenzeile bekommt (links am Blatt) eine Nummer – 1,2, 3….



    Schritt 1.

    Tonleiter einrichten und spielen

    1A. Schreib auf die erste Zeile 8 Töne von C-Dur Tonleiter – von tiefen C eine Oktave hoch

    Verteile die 8 Noten über die ganze Zeile.

    - Beschriften die Tonstufen oben I II III IV V VI VII (I)

    - Beschrifte die Ton-Namen unten : C D E F G A B (C)

    - Weiter über Tonstufen notiere Ton-Nummer 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7 (1.)


    Noten und alle Bezeichnungen sollen entsprechend auf eine Vertikale stehen.


    1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. (1.)

    I II III IV V VI VII (I)

    o o o o o o o o

    C D E F G A B (C)

    1B. Stelle Metronom auf ca. 60 bpm, nimm 4/4 Takt, ein Muster aus 4 Noten und spiele den Tonleiter einige Male hoch und runter, zuerst langsam und locker, dann so schnell wie Du kannst. Spiele immer oktavenweise, oder zwei nacheinander. Ganz wichtig! Spiele nur alle Noten nacheinander, hoch, runter, im Kreis – aber spiele auf keinem Fall mit Stufen und Sprüngen! Mach keine Artikulationen, spiele alle 8 Noten mit Legato.

    Konzentriere Dich so stark, wie Du kannst, aufs Klangbild und dein Empfinden, präge es ein, versuch das Gespielte nachzusingen.



    Merke! Die oben beschriebene Spielweise gilt für alle B-Phasen in Arbeitsschritten, solange nichts

    anderes gefordert ist.


    ==============================================================================


    Schritt 2.

    Pentatonik bilden und spielen


    2A. Übertrage auf die 2. Zeile nur die Töne C-D-E-G-A. Das ist C-Dur Pentatonik
    2B. Gruppiere die Pentatonik in 4-er Gruppen, spiele Wellen, sonst wie in 1B.



    Schritt 3.

    Dreiklänge konstruieren und spielen


    3A. Übertrage die Noten ganz genau aus der 1. Zeile, beschrifte die genauso.

    Bilde über jede Note vertikal einen Stapel aus 3 Noten, also zwei obendrauf, ganz symmetrisch. Wenn die untere Note auf einer Linie war, müssen die oberen zwei auch auf der Notenlinie sein. Wenn die Note zwischen Linien steht – stehen die oberen genauso. Die letzte 8. Note lass frei, das ist schon die nächste Oktave.

    Jetzt wird aber spannend! Du hast jetzt die C-Dur Tonleiter harmonisiert, d.h. Du hast
    Zu jeder Note eine Akkord gebaut und alle diese Akkorde werden für uns unterschiedlich, aber angenehm klingen, harmonisch halt…Die entstanden, wie Du mitgekriegt hast, ganz automatisch,
    logisch und musikalisch sinnvoll. Du hast jetzt aus ganz bestimmten Intervallen Akkorde gebildet, aber die Namen von Intervallen lasse ich erstmal weg, kannst später nachlesen oder deinen Lehrer fragen. Hauptsache die Akkorde, die Du jetzt selber gebastelt hast, werden gut klingen. Dabei klingen die alle anders und beim Horen unterschiedliche Emotionen und Gefühle auslösen. Einige klingen offen, hell, strahlen Freude, Glück usw. aus, die andere klingen etwas melancholisch, nachdenklich, ein wenig traurig.

    Dreiklang - Akkordtypen

    Die munteren und optimistischen Akkorde sind Dur-Akkorde, also C-Dur (unser 1.Akkord)
    D-Dur usw. Es wird aber in Noten auf die Zusatzbezeichnung bei Dur-Akkorden verzichtet und es wird nur ein Großbuchstabe geschrieben, C, D… Also wenn Du in Noten „C“ siehst, dann ist damit
    C-Dur Akkord gemeint. Also, die Namen von Akkorden werden von dem Grundton abgeleitet.

    Die etwas melancholischen Akkorde sind Moll-Akkorde. C-moll, D-moll usw.Diese Akkorde werden in Noten mit dem Kleinbuchstabe „m“ bezeichnet, also C-moll = Cm, Dm usw.

    Die alle sieben Akkorden, die Du gebildet hast, ist eine Mischung aus Dur und Moll Akkorden. Diese Mischung ist ganz zwangsläufig nach Harmonielehre entstanden, da kannst Du nichts dafür. Du muss nur jetzt wissen wo und welche Akkorde sich gebildet haben. Und das sind die:

    Schreib einfach unter dem Grundton die Namen von Akkorden auf:



    I II III IV V VI VII

    C D E F G A B

    C Dm Em F G Am Bm

    Wir sind immer noch in der Phase 3A, aber jetzt wird richtig musikalisch. Jetzt spiele auf dem Keyboard alle Akkorde durch, benutze ruhig zwei Hände. Hör genau hin…Ist das nicht herrlich? Wie logisch, vollkommen und vor allem harmonisch die alle klingen? Und das fällt sofort auf, das die alle irgendwie zusammengehören, nicht wahr? Ist auch klar, warum. Die gehören ja alle zur einer Familie aus dem Hause „C-Dur“. Und diese Akkorde nennt man „Tonleitereigene“, weil die nur aus den Noten aus diesem Tonleiter bestehen. Man hört mal Glück und Freude, dann wieder was trauriges…Als ob hier 7 Familienmitglieder uns mit einem einzigen harmonischen Klang eine eigene kleine Geschichte erzählen….Höre die an, ohne auf die Namen der Akkorden zu gucken, Du wirst aber trotzdem die Unterschiede zwischen Dur und Moll Akkorden sofort hören…Wir können leider mit dem Saxophon keine Akkorde spielen deswegen fällt hier die Phase 3B aus und wir gehen weiter zum Schritt 4….


    Schritt 4.

    Dreiklänge zerlegen und spielen


    4A.Jetzt zerlege jeder Akkord, in dem Du die oberen zwei Noten nach rechts schiebst, erst die zweite von unten nach ca. 10-12mm, dann die dritte noch weiter von zweiten, so dass alle drei auf eine Linie sind (von unten links nach oben rechts). Jetzt hast Du alle von Dir gebildeten Akkorde „saxfähig“ gemacht und diese zerlegten Akkorde heißen Arpegios. Es kann losgehen…

    4B. Es bietet sich an, die Akkorde in Triolen zu spielen. Spiele alle nacheinander, so wie die
    Stehen hoch und runter, mach Wellen, aber keine Stufen.
    Eh… Du machst ja inzwischen eine echte Musik. Und das hast Du alles selber gemacht und
    komponiert? Weiter wie 1B.

    Schritt 5

    Vierklänge bilden und spielen


    5A. Kopiere einfach die Notenzeile mit Dreiklängen aus dem Schritt 3, aber übernehme nicht die
    Namen von Akkorden, nur Grundtöne C, D…und Stufen I, II, III….
    Und jetzt packe auf jeden Dreiklang eine Note drauf. Fertig! Wirst Du mir nicht glauben, wenn ich Dir
    sage – So, das war’sMehr als 4 Klänge wirst Du nicht brauchen…Zumal, Du musst ja nicht Akkorde selber basteln, das machen die Profis für Dich, die Akkorde stehen immer über Notentext. Du kannst auch die nicht alle sofort entziffern und zerlegen, kannst Du aber immer in meiner „Gitarre-Grifftabelle nachschlagen. Das sind alle Akkorde in 12 Tonarten alphabetisch aufgelistet mit allen
    bekannten Variationen – insgesamt 1536, viel mehr, als ein Saxophonist in sein ganzem Leben gebraucht wird. Das Notenbild und Umfang haut genau hin, da musst Du nichts transponieren. Nimm nur diejenige, die einen Grundton haben, der nicht tiefer ist als unser C.

    Die Note, die Du draufgesetzt hast, ist die Siebte von Grundton gezählt. Das Intervall heißt zwar Septime, musst Du aber momentan nicht unbedingt merken. Dementsprechend müssen wir auch
    die Namen ändern. Hier muss ich kurz erwähnen, dass die Namen von Vierklängen sind nicht 100%-ig
    standardisiert. Wir nehmen die üblichen.
    Also, die erweiterten Akkorde haben viele neue Klangeigenschaften dazu bekommen, sind „reicher“
    geworden und erweitern enorm unsere Musikpalette. Mit diesen Akkorden und deren unzähligen Variationen, Erweiterungen und Modulationen sind alle Musikrichtungen in unserer westlichen Kultur abgedeckt. Dementsprechend sind auch die Namen etwas komplexer geworden, aber mach
    Dir keine Sorgen, dahinter steckt die immer wieder faszinierende Logik der Harmonielehre und
    und die Namen sind gut nachvollziehbar. Alle Akkorde haben ein 7.Ton dazu bekommen (schau auf
    C – ganz oben ist B, zähl mal durch von C bis B =7) und deswegen haben alle Namen zusätzlich eine „7“ bekommen und heißen jetzt „Septakkorde“.


    Merke: Alle Akkorde, die Du hier gebildet hast, stehen unter Oberbegriff „Septakkord“


    Die heißen jetzt – C-Dur-Septakkord, D-Moll-Septakkord usw. Wie die in Noten bezeichnet werden,
    kannst Du schon selbst dahinter kommen… Genau, nur „7“ draufhängen - G7, Dm7 usw.
    Allerdings, aus einigen Dur-Akkorden ist noch ein neuer Typ entstanden - Major-Akkord
    z.B. C-major-7, geschrieben Cmaj7. Also, halte fest:

    Merke: Wenn wie die Tonleiter mit Vierklang-Akkorde harmoniesieren, enstehen drei Septakordtypen:


    1. Septakkord (G7)

    2. Major-Septakkord (Cmaj7)

    3. Moll-Septakkord (Em7)

    Es gibt eine Ausnahme bei der Bezeichnung auf Stufe VII – Akkord heißt Bm7b5
    Frag nicht warum, nicht wichtig, wird genauso aufgebaut, wie die andere.

    (Übrigens, die Akkorde werden in englischer Sprache gesprochen. Sprich mal „ C major seven“…
    Klingt doch ganz cool, oder? ) Jetzt schreibe die Namen wie Du aus dem Schritt 3 kennst



    I II III IV V VI VII


    o o o o o o o

    Cmaj7 Dm7 Em7 Fmaj7 G7 Am7 Bm7b5

    Tonika Subdominante Dominante
    Sorry, die Formatierung stimmt nicht. Also Stufe I Tonika, IV subdominante V dominante

    Jetzt spiele die Akkorde auf dem Keyboard. Hör genau zu…Klingen ganz anders, als Dreiklänge,
    nicht wahr? Die einfache Moll und Dur sind ziemlich einfach gestrickt…aber diese hier klingen
    nicht so optimistisch und direkt…auch nicht so ganz stimmig, wenn die zum ersten Mal hört,
    aber die sind irgendwie intelligenter…zurückhaltend…cool und haben mehr musikalisch zu vermitteln…Und noch was fällt auf…die klingen sehr, sehr jazzig, nicht wahr? Ja, genau diese Akkorde und Scalen unter vielen anderen haben Charlie Parker & Co gespielt, mit atemberaubender Geschwindigkeit und die alte Jazzer haben diese Musik gar nicht verstanden.
    Wir sind immer noch beim 5A:
    Jetzt bist Du dran. Übertrage auf eine neue Notenzeile die Akkorden in diesem Muster:

    Cmaj7 - Fmaj7 - Bm7b5 - Em7 - Am7 - Dm7 - G7 - Cmaj7

    Wie Du schon merkst, das ist ein Kreis. Dieses Konstrukt heißt „Diatonische Quartenkadenz“.
    Du hast sich schon gewohnt nicht mehr nach Begriffen zu fragen. Hier genauso. Einziges,
    was Du wissen solltest, dass zwischen diesen Akkorden 4 Stufen liegen, eine Quarte, also.
    Zähle mal: CDEF = 4, FGAB = 4. Das tollste dabei ist:

    Merke: Diatonische Kadenz, im Kreis gespielt, ist nahezu perfekte Kombination
    für die technische und harmonische Schulung – für Ohren, für Finger, für Kopf


    Das ist natürlich meine persönliche Meinung… Was Du jetzt spielst ist schon Musik die Vierklänge in 4-er Gruppen, hoch, runter, die sind doch alle harmonisch verwandt. Du wirst Jazz, Pop, Rock hören (Blues wahrscheinlich nicht, der ist viel einfacher gestrickt). Je nachdem wie Du artikulierst.
    Da sind alle moderne Klänge drin, es gibt ja auch keine andere. Kochen doch alle mit Wasser.
    Wenn Du das in einigen Tonarten zusammen mit Tonleitern und Pentatoniken drin hast…Mein lieber
    Mann, was für eine Farbpalette, was für eine Werkzeug-Kiste…

    Komme bloß nicht auf die Idee, alles in 12-Tonarten zu spielen! Als Hobbymusiker wirst Du nie ein
    Notenblatt sehen mit 7 Vorzeichen…Zeitverschwendung. Das wirst Du nie abrufen können. Das wäre dann natürlich sportliche Leistung, aber keine musikalische. Mache zuerst nur in „saxfreundlichen“ Tonarten, blättere deine Notenhefte durch, notiere die häufigsten Tonarten, wenn Du einen bestimmten Titel spielen willst, übe mehr in dieser Tonart usw. Bis 2-3 Vorzeichen reicht zuerst.

    Jetzt müssen wir uns endlich damit befassen, wie das Ganze in der real gespielten Musik funktioniert, und was Du dich daraus für die Impovisation rausholen kannst.
    Einige Akkorde haben eine besondere Funktionen. Das sind vor allem Stufen I, IV und V.
    Die Namen habe ich schon geschrieben – Tonika, Subdominante und Dominante. Frag mich nicht,
    warum die so heißen, nicht wichtig, merke das aber unbedingt.
    Tonika ist ein musikalisches „Zentrum“, hier fangen vielen Melodien an und hier enden sich auch.
    Vor dem Ende der Melodie klingt fast immer Septakkord der Stufe V, der baut in der Melodie eine Spannung auf, die dann sich in Tonika auslöst. Der heißt extra Dominantseptakkord.
    Subdominante
    liegt irgendwie dazwischen, leitet eine Idee ein mit gewisser Spannung und
    Erwartung und viele Melodien fangen mit Subdominante an, allerdings ist der Anfang dann nicht so ruhig wie bei Tonika.

    Du fragst, wie funktioniert Improvisation?

    Da fangen wir an…Zum Beispiel diese Kombination aus I-IV-V ist sehr weit vertreten und Du kannst nahezu jedes Lied damit begleiten. Jeder von uns hat dieses Schema tausendmal gehört, deswegen fällt uns leicht in diesem Muster bleibend, selbst was Einfaches zu komponieren oder zu improvisieren. Diese Akkorde folgen dann nicht irgendwie spontan, sondern haben eine gewisse Reihenfolge – sogenannte Kadenz, die auch in Stufen mit Bindestrich gezeichnet wird. Die eben erwähnte heißt I-IV-V Kadenz. Auch ohne Muhe kannst Du spontan eine Folge von Akkorden sich einfallen lassen, Hauptsache vorletzte wird G7, letzte C, und zwischen F und C kannst du mal wechseln. Und Du merkst, dass das alles sehr bekannt klingt und rund läuft.
    Zu dem Lied spielst Du zu zuerst rhythmisch passend die Arpegios, wie ein Gitarrist. Wenn Du die eben zerlegte Akkorde ein Volkslied oder Country-Song in Tonart C-dur komponiert ist, kannst Du ohne Probe sofort mit diesen Akkorden das Lied begleitet, ohne Fehler zu machen und den Akkordwechsel von Tonika zu Dominante oder Subdominante erkennst Du spontan. Allerdings musst Du dann In Stufen I und IV den vierten Ton weg lassen, also bleiben C-F-G7. Sonst werde die überladen und klingen nicht authentisch.

    Nicht vergessen, wir haben noch dazu eine C-Dur Pentatonik. Die wird auch passen durch das ganzes Lied, aber bleib rhythmisch. Wechsle zwischen Pentatonik und Akkorden, das wird alles passen.
    Dann mach auf einmal aus Akkorden Blues-Triolen. Dann erweitere C auf Cmaj7 und F auf Fmaj7,
    Es wird „jazziger“…Dann mach plötzlich beim Akkordwechsel eine kurze und agressive Bepop-Salve aus dem Stück von C-dur Tonleiter , dann schieß so schnell wie Du kannst die Pentatonik wie aus dem Maschinengewähr, dann genau so ein Fetzen von C-dur Tonleiter, hoch, runter, spring völlig unerwartet eine Oktave höher, und schieß da das gleiche. Mach plötzlich eine Pause, artikuliere frech und aggressiv, usw. usw . Wenn Du die Töne nicht verlässt und in Rhythmus bleibst, wird alles harmonisch klingen, egal was Du anstellst. Also:

    Merke: Improvisation ist eine frei erfundene Klangfolge, basierend auf ein komponiertes
    Thema. Die absolute Voraussetzung für harmonisch wirkende Improvisation ist eine Übereinstimmung mit dem harmonischen Gerüst des Themas (Tonart, Akkorde, Pentatoniken)


    (ich habe keinen Anspruch auf die wissenschaftlich korrekte Definition, habe nicht in Wikipedia geguckt, aber Du hast ja verstanden, was damit gemeint ist, oder?)

    Und wo finde ich diese alle Akkorde?

    Gott sei Dank, Du musst nicht die Akkorde selber basteln, ich habe Dir nur gezeigt, wie die zustande kommen und wie die funktionieren. Sonst sind alle Akkorde schon längst bekannt und stehen immer über Notentext. Du muss die nur zerlegen und „saxfähig machen“ … Und welche Töne die erhalten kannst Du in meiner „Gitarre-Grifftabelle nachschlagen. Das sind alle Akkorde in 12 Tonarten alphabetisch aufgelistet mit allen bekannten Variationen – insgesamt 1536, viel mehr, als Du brauchst. Das Notenbild und Umfang haut genau hin, da musst Du nichts transponieren. Nimm nur diejenige, die einen Grundton haben, der nicht tiefer ist als unser C. Kannst natürlich dann, als Variante eine Oktave übetragen
    Wenn wir schon bei Akkorden sind, muss ich kurz erwähnen, dass es noch eine Gruppe von
    wichtigen Vierklängen gibt – Sextakkorde (Cm6, Dm6) Diese wollte ich Dir in den nächsten Unterricht beibringen. Momentan musst Du nur wissen, dass Du die auch übernehmen muss.

    Merke: Du braucht nicht mehr, als Vierklang-Akkorde – Sextakkorde und Septakkorde. Wenn Du in Noten siehst, sowas wie Cm7+5, Cm9, oder ganz verwirrende Kombination aus Buchstaben, Ziffern, „plus“ oder „minus“ Zeichen - das heißt nichts anderes, dass auf diesen Vierklang wurden noch einige Noten drauf gestapelt (das sind Gewürze und Geschmackverstärker).

    Alles, was über 4. Etage liegt, interessiert uns nicht!

    Merke: die Akkorde in Nachschlagwerken werden nativ geschrieben, d.h. so wie die klingen mit allen Es und Sis. Im Notentext aber sind der Tonart entsprechende Vorzeichen schon vorhanden,
    die muss man beim Übertragen unbedingt weglassen.
    Leider, es gibt auf dem Markt, kein Nachschlagwerk mit Akkorden die für alle Instrumentalisten, sehr nützlich wären (außer Gitarristen und Pianisten). Und wenn Du mich fragst, warum – muss ich passen…Das weiß ich wirklich nicht…kann das nicht nachvollziehen…Vielleicht mach ich irgendwann ein Heftchen mit Sext- und Septakkorden…Aber egal, Du hast ja die alle.

    Und so holst Du jetzt zum Thema das Futter für Improvisation

    1. Übertrage die Taktstruktur 1:1 auf ein leeres Notenblatt. Nummeriere alle Takte auf dem Notentext und entsprechend auf dem leeren Notenblatt.

    2. Mach von diesem Notenblatt 3 Kopien

    3. Tonart für das Thema bestimmen. Das geht meistens über Vorzeichen ganz gut. Beim Zweifel mit parallelen Dur-Moll Tonarten, schaue im Quinten-Quarten- Zirkel nach. Auch die ersten und letzten Akkorde können das klären. Denke daran, dass in einigen Stücken die Paralell-Tonarten wechseln, oder sogar Tonart kann wechseln. Die Wechsel in Paralell-Tonarten kann man an Akkorden erkennen notfalls, frag deinen Lehrer.

    4. Aber! Wenn Du die Tonart ganz definitiv nicht rauskriegen kannst – lass die Finger davon, da wird’s nichts… Suche Dir was andere aus…Fange immer mit einfachen Themen an!

    5. Blatt 1. Akkorde zerlegen. Übertrage die gefundene Akkorde so, wie der ist (vertikal) in Takt-Anfang. Zerlege als Stufen von links nach rechts (spielen später kannst Du, natürlich in beide Richtungen) . Wenn ein Takt nicht ausreicht (bei dichtem Akkordwechsel) mach extra eine Kopie auf dem anderen Blatt. Du kannst natürlich auch absteigend eintragen, eine Oktave höher usw.

    6. Blatt 2. Die Pentatonik in Tonart eintragen, in jeden Takt, von Anfang bis Ende.

    7. Blatt 3. Der Tonleiter von Tonart eintragen, wie in Blatt 2, einfach durch.

    Jetzt machen wir hier eine Pause. Wie man weiter mit diesem Futter konsequent umgeht,
    erkläre ich Dir später im Unterricht „Improvisation sofort-von 0 auf 100-Thema in A-moll“
    muss dazu noch einiges vorbereitet. Gehen wir weiter…

    5A. Immer noch… Und Jetzt spiele die Akkorde auf dem Keyboard, besser auf einem echten, natürlich…Hör genau zu…Klingen ganz anders, als Dreiklänge, nicht wahr? Die einfache Moll und Dur sind ziemlich einfach gestrickt…aber diese hier klingen nicht so optimistisch und direkt…auch nicht so ganz stimmig, wenn die zum ersten Mal hört, aber die sind irgendwie intelligenter…zurückhaltend…cool… und die haben viel mehr musikalisch zu vermitteln…
    Auf E-Gitarre mit einem richtigen Röhrenverstärker sind diese Akkorde- ein Genuss, da kann man stundenlang nur diese Akkorde in bestimmten Kadenzen spielen, ohne richtige Thema zu haben, nur die Harmonie pur…unglaublich…nichts komponiert, aber da kommen fast die Tränen …
    Und noch was fällt auf…die klingen sehr, sehr jazzig, nicht wahr? Ja, genau diese und viele andere
    Akkorderweiterungen und Tonleiter haben Charlie Parker & Co damals eingeführt und mit atemberaubenden Geschwindigkeit und Präzision gespielt…Und die alte Jazzer konnten das
    nicht fassen…Aber jetzt weiter zum 5B.

    5B. Du weiß ja, was Du zu tun hast…Alle Akkorde durch…Vergleiche mit dem Klang vom
    Keyboard. So hast Du eine harmonische Referenz…Fällt mir auf das ich das Terminus „Harmonische Referenz“ jetzt eben erfunden habe, wahrscheinlich Rad erfunden ;-)…Kling aber cool, oder
    fast wie C-Major-Seven…Aber die Idee ist sehr praktisch, kannst Du versuchen diese Akkorde
    nachzusingen? Es wird nicht so einfach wie beim C-Dur...Aber spiel mal jetzt was vernünftiges,
    nimm mal eine bekannte Kadenz:

    Blues:

    4/4, 12 Takten, Stufen I -IV-V (C-F-G) , die Schleife kriege selber raus, wird nicht schwierig.
    Sage nur – erster und letzter Takt Stufe I (Tonika), vorletzte logischerweise V (Dominantseptakkord)
    Platz für die IV (Subdominante) findest Du von alleine. Spiele in ½, trinär natürlich, und der vorletzter
    Takt spiel Triole auf jeden Bit…Also in Groove bleiben…jetzt wird bluesig…Wikommen in Missisipi-Delta…
    Stop!…Fast vergessen…Beim Übertragen von Noten mach aus Cmaj7 und Fmaj7 normale Septakkorde. Einfach die 4. Note in diesen Akkorden ½ Ton tiefer. Aus B wird Bb. Und aus E-Eb.

    Jetzt aber: C7-F7-G7 los…

    Warum Töne ändern? Weil zu Blues-Zeiten diese Akkorde keine gespielt hat …Blues ist die Musik des Proletariats…Wird nicht authentisch klingen. Die ersten Blueser haben überhaupt nur Dur gespielt.
    Weiß Du, was Du eigentlich eben gemacht hast? Du hast zwei Akkorde selbst modifiziert, und das nur
    nach erstem Theorie-Unterricht?! Wahnsinn, was du alles drauf hast…Genau so werden Akkorde
    erweitert und modifiziert, indem einige Töne tiefer oder höher macht, die andere dazu packt, und
    diese wiederum hoch und runter toniert usw. Es entstehen deswegen unzählige Varianten mit
    verwirrenden Schriftbild. Aber darüber haben wir schon gesprochen…
    Übrigens, wenn Du Schwierigkeiten hast mit 4 Tönen, kannst Du der 4. Ton weglassen, dann hast Du
    wieder Dur-Akkorde, aber was erzähle ich da, das weißt Du doch längst….Allerdings würde ich in Dominantseptakkord (V-G7) den 4.Ton lassen, sonst ist keine Spannung da…

    Wie weit sind wir schon…Schlager, Blues…wirst Du weiter machen? Unbedingt? Na dann gehen
    zum Jazz. Also, Du meinst, dass es sehr kompliziert wird? Na, ja Volkslied auf dem Oktober fest
    ist das nicht…Aber Du hast ja alle Akkorde, Michael Brecker hatte auch keine andere…Man muss
    nicht unbedingt ein Virtuose sein, fangen wir klein an:


    Jazz II-V-I Kadenz (eine von häufigsten im Jazz)

    Es wird akustisch nicht so einfach zu verdauen wie vorher..Ich weiß wirklich nicht, wie sich das
    anhört, habe auch selber nicht gespielt, wie übrigens die oben beschriebene auch.Und es werden, soweit ich mich erinnern kann, meistens Sextakkorde gespielt, aber probiere das einfach aus, harmonisch korrekt ist das auf jeden Fall. Mach einfach gleiche Zahl von Takten (mit einem Takt pro Akkord anfangen) im Kreis. Mach damit, was Du willst, bleibe in Groove. Ich bin überzeugt, dass das ordentlich klingen wird, auch wenn ich das nie gehört habe. Weil das Ist das Gesetz der Harmonie. Um das Gravitationsgesetz zu prüfen, muss ich nicht unbedingt vom Dach springen…

    Dm7 – G7 – Cmaj7

    Wir sind soweit mit Akkorden für C-Dur Tonleiter fertig. Es bleiben noch die Sextakkorde, über die
    Ein anderes Mal. Eigentlich von der Theorie her, sollte das reichen, das ist sozusagen angewandte
    Harmonie nur zum Verständnis. Akkorde sind vorhanden, alles auf einige Tonarten übertragen
    (auf keinen Fall auf 12, sonst kommst Du nie zum Improvisieren, du muss das doch nicht nur einüben,
    sondern die müssen fast auf Reflexebene funktionieren – Kopf, Ohren, Finger – und alles gleichzeitig
    und auch schnell genug).

    Schritt 6. Die neue Tonleiter züchten

    Ich wollte Dich heute nicht mit dieser Materie quälen, aber ich sehe, Du bist langsam ins Geschmack
    gekommen. Ich wusste, dass die Harmonie Dich packen wird, und ich freue mich riesig darüber.
    Diese 12 Tonleiter, die Du schon kennst, sind nicht die einzige. Stell Dich vor, dass von allen diesen
    Tonleiter noch ein Nachwuchs bekommen kann. Wozu brauchen wir die noch, haben wir nicht genug davon? Ich sag mal so- weißt Du, die Kinder sind auch vom Eltern nicht geklont, die sind schon ein
    bisschen anders und das ist auch gut so…jeder hat was an sich, verschiedene Charaktere, Verhalten usw. Also züchten wir ein Paar von C-Dur Tonleiter.

    6A. - Zeichne die Buchstaben von Tonleiter auf einem normalen Papierblatt vertikal nach oben
    Von C bis B - Stammbaum.

    - Jetzt zeichne ab jede Stufe (von D angefangen) eine Linie schräg nach oben: z.B. D rechts, E-links usw. erstmal bis G.
    - Schreibe auf der Linie D die Töne weiter bis D (DEFGABCD), genauso mit anderen.
    Also wir haben jetzt von jeden Ton auf C-Dur Tonleiter Nachwuchs bekommen, der aber erwachsen
    genug ist, um als selbstständiger Tonleiter zu aggieren.

    - Schreibe alle diese neue Tonleiter auf die Notenzeile

    6B. Jetzt spiele die, so wir bis jetzt, immer alle 8 Tone, hoch und runter, höre die genau an..
    Wie hören die sich an? Vergleiche zwischen allen wieder und wieder. Merkst Du, dass die alle
    unterschiedliche Klangfarben haben? Genau diese unterschiedliche Klangcharaktere werden
    in der Musik eingesetzt um bestimmte Klangbilder und Stimmungen zu erzeugen.
    Weßt Du überhaupt, was Du jetzt grade abgezogen hast, was du eben gespielt hast?

    Von D bis D – hast Du dorisch gespielt

    Von E bis E - das war Phrygisch

    Von F bis F - Lydisch

    Von G bis G – sogar Mixolydisch

    Stop! Fällt mir grade ein…Wenn ich mich nicht irre, dorisch wird gerne im Jazz gespielt.
    Probiere mal das in II-V-I Kadenz, also statt der Akkord wechselnd D-Tonleiter spielen,
    und zwar so schnell, wie Du kannst bepopmäßig – wie aus dem Maschinengewähr, aber alle 8 Noten.
    Die Stufe II ist ja Dm7, da haut das auf jeden Fall hin. Probiere noch mit anderen, ob
    das normal klingt.Wenn Du morgen in der Musikschule so locker, nebenbei diese Begriffe um sich wirfst, dein Ansehen enorm zunehmen, weil die nicht wissen, wie einfach das war…
    Hast Du gemerkt, wie die Musikwissenschaftler verarschen? Wieso machen Sie so alles
    komplizierter, als das ist. War das alles so schwer zu verstehen. Weißt Du, ich glaube inzwischen
    die machen das absichtlich, damit wir, einfache Hobbymusiker, nichts mitbekommen und Ihnen
    keine Konkurenz machen…Na ja, das ist natürlich Witz, aber didaktisch wäre da noch einiges
    zu vereinfachen….

    So, jetzt ist aber gut, machen wir Schluss…Wann wird der nächste Unterricht…Morgen?
    Nein, morgen kann ich nicht, übermorgen auch…vielleicht nächste Woche…Vorausgesetzt
    Du übst jetzt richtig…Nächste Woche machen wir unsere erste Jam-Session, habe schon einiges
    vorbereitet….

    Und jetzt würde ein bekannter Fußballtrainer sagen – ich habe fertig!


    Zurück zum Forum…

    Also, einfacher geht’s wirklich nicht. Und ich kann das mir überhaupt nicht vorstellen, dass irgendein
    Anfänger, der Noten lesen kann, das oben geschrieben nicht verstanden hat.
    Eigentlich habe ich mir über Impovisation bis jetzt (bald ein Jahr, aber leider weniger, als geplant, geübt) überhaupt keine Gedanken gemacht, bis Ich einen einigermaßen stabiler Ton habe und
    eine gewisse Fingertechnik. Alles, was ich hier geschrieben habe, habe ich selbst auf dem Sax nicht ausprobiert, aber ich weiß, das Grundlage für die Improvisation bei durchschnittlich talentierten Leuten erarbeitet werden muss und kann. Mich hat sehr überrascht, dass schon fortgeschrittene Spieler sich nicht mit der Theorie beschäftigen und irgendwie konnte ich das so stehen lassen. Deswegen habe ich mir Zeit genommen und überlegt,wie ich die Leute dazu bewegen kann, sich mit der Harmonie zu beschäftigen, die mich immer fasziniert hat, als ich die Jazz-Gitarre lernen wollte. Ich habe viele Bücher gekauft, auch englische und amerikanische. Und da ist mir auch aufgefallen, dass deutsche Verfasser unheimlich ernst, gründlich, penibel, aber erschreckend kompliziert das Material vermitteln. Mit einem Kindle Büchlein von einem englischen Gitarristen habe ich in eine Stunde das verstanden, was ich in 2 Wochen nicht konnte, ein dickes Foliant lesend. Und immer das gleiche – in allen Tonarten üben, ein Akkord in allen 12 Tonarten, dann alle Tonleiter usw., dann der nächste…langweilig ohne Ende. Wie lehren das gleiche die Engländer und Amerikaner? Akkorden in Kadenzen, sprich harmonisch lernen, auch alles
    durch, aber ich höre ja dabei Musik, schöne Akkorde, du hörst ein harmonischer Gerüst, der später die konkrete Klangfolgen tragen und betreuen wird…Du hast auch alles technisches drin, hast aber harmonisch gelernt. Ich habe gehört wie II-V-I klingt! Und nicht nur wie man die gleiche AkkordeTyp über den Griffbrett chromatisch runter schiebt.

    Das gleiche Phänomen bei Sax-Schulen. Null Infos zum Ansatz und Ton, ein wenig Technik, dann schnell spielen, dann aus heiterem Himmel eine Pentatonik usw. Und kaum über populären Schulen
    hinaus, was dann? Genau…in allen Tonarten… Akkorde solltest Du spielen aber keiner ist auf die Idee
    gekommen dir vorzuschlagen, die auch anzuhören , wie die real klingen. Ist doch kein Problem, muss man nicht Klavier zu Hause haben, einfaches App würde reichen.
    Und wie die Improvisation beigebracht wird. Das steht ein Lick aus 4 Noten, ein absolut steriles
    Playback und in 2. Takt musst Du schon improvisieren – genau 4 Noten.. über welches Thema?
    Ich höre da keine konkrete Melodie. Das ist doch völlig an der musikalischer Realität vorbei.

    Ich bin fest davon überzeugt :

    Erster Schritt zur Improvisation – Akkorde spielen über ein bekanntes Thema

    Nehmen wir einfach ein Schlager oder Volkslied. Dazu kann jedes Kind was singen, oder
    Die Melodie „umsingen, umweben“ Das sind nur 3 Dur-Akkorde I-IV-V, also 9 Noten.
    Da spielt man einige Male Akkord, nennt man deren Name, zeigt man Schriftbild.
    Dann nachsingen. Und dann auf dem Instrument Arpegios spielen. Nur 9 Noten,
    die aber einige Variationen möglich macht. Wechsel vom „aufsteigend“ spielen auf
    „absteigend“ = erste Impovisation

    Wir haben genug für einen Anfänger Notenmaterial (Balladen & Co). Da stehen auch
    Akkorden drin. Die Frage ist – für wen sind die da? Für Spieler, natürlich.
    Und was kann er mit Dm7+5 anfangen? Und wieso, kommt keine auf die einfache Idee -
    auf dem parallelen Notenblatt die entsprechende Akkorde zerlegt darzustellen?
    Das hat weitgehende Wirkung auf Motivation und Kreativität und allen diese kleine
    Erweiterung wird den Anfänger durch einige Entwicklungsphasen begleitet:

    1. Der Spieler ist technisch nicht fit genug, um das Stück fehlerfrei zu spielen
    Der wird aber bestimmt in der Lage sein 3-4 Stimmige Arpegios zu spielen
    Der kann der Volltrack begleiten, Hörerfahrung für Akkorde (für Harmonie!)
    Bekommen, kann kreativ aggieren indem er die Akkorde anders spielt.

    2. Ist er fit genug – kann er wechselnd das Thema spielen und im zweitem gang
    Wieder mit Akkorden improvisieren. Tonleiter und Pentatonik dazu und das ist dann schon Jam – Session.

    3. Ist dem der Stück zu einfach geworden, kann er anfangen mit dem Tönen aus Akkorden
    Die Melodie zu verschönern, umzuspielen, eigene Phrase aus den Tönen bilden usw.
    Und jammen wird der auch immer besser…

    Oder stellt euch folgendes Szenario vor. Der Lehrer sagt zu seinen Schülern: „So, Jungs,
    jetzt wird ernst. In 1-2 Wochen gibt es eine große Jam-Session. Dann sehen wir, wer
    richtig was drauf hat. Hier ist das Thema, hören sie es zu Hause mehrmals durch, das
    sie praktisch sich jedes Klang und Rhythmus fest drin haben. Hier sind die Noten, das Stück
    sollt ihr unbedingt auswendig und fehlerfrei spielen können. Da sind noch Akkorde,
    auch auswendig lernen, in alle Richtungen üben, Begleitung des Themas üben.
    Dazu noch eine Pentatonik und Tonleiter.
    Was wird da abgehen, wenn die Jungs nacheinander Quadraten spielen und jeder
    wartet auf sein Auftritt und bestimmt hat schon ne Idee, was der jetzt spielen wird..

    Wir brauchen im Saxophon-Unterricht eine Revolution! ;-)

    Ich habe in den letzten Tage diesbezüglich Gedanken darüber gemacht, ob ich auch
    früher als gedacht, mit der Improvisation anfange, und habe für mich ein Konzept
    entwickelt. Ich kann das gerne mit euch teilen, wenn Ihr das wünscht. Wenn das von
    Sax-Anfänger gewünscht ist bin ich bereit, zumindest mache ich den ersten Schritt,
    folgende Threads für euch zu öffnen.

    1.Fortsetzung „ Harmonielehre in 2 Stunden begriffen

    2.Harmonie – Übung. Hier werde ich versuchen nach und die
    Quartenkadenzen für die sax-freundliche Tonarten zu erarbeiten

    3.Improvisation sofort – von 0 auf 100- in bestimmten Tonarten

    Zuerst nicht mehr als 2 Vorzeichen.
    Keine Werbung, das wird auch so sein, das Prinzip und genaue
    Arbeitsschritte beschreibe in in erstem Betrag.
    Ihr bekommt von mir eine definitiv spielbares bekanntes Thema
    Zu diesem Thema stelle ich auch zusammen alle Akkorde, Pentatoniken,
    und Tonleiter, ich werde versuchen der Impro-Futter harmonisch
    maximal korrekt vorbereiten, wenn nötig, werde ich in der Jazz-Literatur
    nachschlagen. Erstes Thema wird in A-moll mit Wechsel in C-Dur , also
    paralelle Tonarten.Also wer Lust hat, mitzumachen kann jetzt schon folgendes üben:

    A-moll Tonleiter, A-moll Pentatonik, C-Dur Pentatonik (hat die gleiche
    Töne wie A-Moll Pentatonik, fängt nur anders an)
    A-moll Akkord, C-Dur Akkord. Ich finde dieses Teil am interessantes,
    gucken, wie sich das entwickelt.

    4.Akkorden- Nachschlagwerk – ein absolutes Muß!

    Aber, bitte, nagelt mich nicht fest. Alles unverbindlich. Ich bin zwar fähig das zu bewerkstelligen,
    aber Zeit dafür zu finden ist was anderes. Punkt 3 schon ein dicker Brocken..Zumal , ich mit
    Notation-Software nicht vertraut bin..

    Schönes Wochenende, freundliche Grüße und Keep Swing’in

    Johannes
     
    Saxgabi, bluesfreak47, stefalt und 6 anderen gefällt das.
  2. Jogi

    Jogi Ist fast schon zuhause hier

    Ich komme von Bass und Gitarre und glaube, daß man sich dort eher mit solchen Fragen beschäftigt.
    Bluesimprovisation ist bei Gitarristen meist schon sehr früh ein beliebtes Thema und Bassisten brauchen das ohnehin.
    Aber auch dort will man erstmal unbehelligt von solch drögem Beiwerk musizieren und fragt dann lieber nach TAB's, um sie unverstanden und ohne Feeling nachzuspielen.
    Es gibt natürlich auch Naturmusiker, die nie eine Note gesehen haben und mehr rüberbringen als ein theorieerfahrener Blattspieler.

    Ich gratuliere Dir zu Deinem Vorhaben die Saxwelt schlauer zu machen und werde deinen Artikel weiter verfolgen.

    P.S.:
    In der Kürze der Zeit erstemal nur überflogen...
    Widerspruch in Details bei bei genauerer Betrachtung nicht ausgeschlossen. ;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.November.2015
  3. Maksutov

    Maksutov Nicht zu schüchtern zum Reden

    Tolle Idee, interessant umgesetzt, bitte weitermachen!!!!
    Und einen schönen Restsonntag noch....
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nette Fleissarbeit aber letzlich das was man in den meisten Harmonielehren findet. Trotzdem klasse, daß Du Dich damit beschäftig hast, so hast Du schon eine Menge dabei gelernt. Und ein grosses Kompliment für den Eifer, den Du reingesteckt hast.

    LG Saxhornet
     
    giuseppe gefällt das.
  5. Nordstern

    Nordstern Ist fast schon zuhause hier

    Hi!
    Wahrscheinlich,
    aber methodisch anfängergerecht und kurzweilig aufbereitet.
    In ganz kurzer Zeit lernt man viel (kennen) und fühlt sich nie überfordert.
    Die "Aha Erlebnisse" folgen Schlag auf Schlag.:)
     
    saxhornet gefällt das.
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ist doch klasse wenn dem so ist, dann hat sich seine Arbeit doch sogar schon mehrfach gelohnt. Es sind zwar noch einige kleine Fehler drin aber ich finde es auch gut. Didaktisch würde ich es ein bisschen anders lehren wollen, gerade wenn es um den Einstieg in die Improvisation und Harmonielehre geht aber nicht jedem hilft der gleiche Weg.

    Lg Saxhornet
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Und das war ja auch das Fazit der Diskussion zum Thema "Unterricht ohne Harmonielehre".

    Ich wüsste jedenfalls eine Menge ehemaliger Schüler, die schon bei Schritt 1 (Die Töne von C-Dur auf ein Notenblatt schreiben) streiken würden, eben weil es da ums Notenschreiben geht. Bereits dies wäre manchen "zuviel Theorie". ;)
     
  8. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Bin verwirrt. Lesen konnten die aber C-Dur?!

    Allerdings - bei meiner Sauklaue schreibe ich auch keine Noten mehr, tippe sie nur noch in den Rechner. :)

    LG Helmut
     
  9. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Wirklich? Ist ja ätzend!
     
  10. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    ich fands gut linear und ohne schnick schnack ...
    ich habe e technik auch nicht mit einer Fourier Transformation begonnen, sondern mit einfachem Ohmschen Gesetz....

    vielleicht mal eine Anregung für den Untericht
     
    edosaxt gefällt das.
  11. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

    Zitat Saxornet:
    Nette Fleissarbeit aber letzlich das was man in den meisten Harmonielehren findet. Trotzdem klasse, daß Du Dich damit beschäftig hast, so hast Du schon eine Menge dabei gelernt. Und ein grosses Kompliment für den Eifer, den Du reingesteckt hast.

    Aber genau das mein Ziel - Leute zu ermutigen in der Harmonielehre reinzuschauen in dir Faszination mizubkommen, statt QQ-Zirkel zu drehen..
    Na ja, mit dem virtuellen Enkel war schon ein bischen albern, gebe es zu, ich wollte das spielerisch darzustellen, bin aber kein Pädagoge.
    Übrigens, wo habe ich Fehler gemacht? Würde mich interessieren. Natürlich war das möglich, ich habe alles aus Kopf geschrieben, genau
    gesagt aus dem Gitarre-Griffbrett im Kopf. Aber mit C-dur Harmonie kann man doch nicht viel falsch machen - 4 Noten stapeln..

    Vielen Dank für positiven Feedbacks

    Gruß
    Johannes
     
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