Schreckliche Musikstudenten

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 29.Dezember.2020.

  1. ppue

    ppue Experte

    Ein bisschen durcheinander, aber das passt ja gut zum Faden (-:

    Das wird sich zeigen. Das Volk kann ja erst seit gut 20 Jahren selber senden. Das Sendemonopol und damit das Monopol auf die industriell gefertigten Stars der Musikindustrie im letzten Jahrhundert ist zumindest gebrochen. Wohin die Reise geht, wird sich erst noch zeigen. Die unübersehbare Vielfalt ist sicherlich ein Problem und die ersten Portale gehen dazu über, nach Themen sortierte Pakete anzubieten. Im Prinzip also so, wie das auch die spezialisierten Sender tun.
    Was @charly-5 zur Musikindustrie sagt, gehört für mich eher ins letzte Jahrhgundert. Es wird die Stars nicht mehr geben. Es nutzt auch wenig, immer auf die schlechte Bezahlung und die Industrie zu schimpfen, wenn der Künstler nichts zu bieten hat. Wenn die Hochschulen Jazzmusiker hervor bringt, die im Grunde die Musik von anno dazumal, nur dann noch etwas schneller spielen, dann findet das wenig Publikum.

    Eben, so war es immer und das ist der Sache auch innewohnend. Natürlich ist der arme Poet ein Klischee. Aber natürlich steht das Bild auch für die Tugend, seine Kunst über seine eigene Existenz zu stellen.

    Nochmal lurz zu den Sekundärtugenden: Mag sein, dass sie auch heute noch angebracht sind. Das Wesentliche aber an meiner Aufzählung war nicht der Gegensatz von alten zu neuen Tugenden, sondern der Unterschied im Arbeitsverhältnis.
    Der Musikstudent hat keinen Arbeitgeber, dem er Treue und Gehorsam entgegen zu bringen hat. Er handelt, zumindest so lange, wie er studiert, eigenverantwortlich.

    Deshalb verstand ich die ganze Diskussion um die Azubis nicht. Die gibt es an der Hochschule nicht.

    @womenz2, krasse Bigband und eine schöner musikalischer Genremix. Selten, dass sich heutzutage noch so große Ensembles bilden, die sich finanziell auch noch durchbringen können. Das meine ich damit, dass die Musiker auch was Neues bieten müssen.
     
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  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Weihnachten kam ein Spielfilm uber die Familie van Beethoven. Der schwamm damals schon nicht in Geld, und ohne Aufträge liquider Adliger wäre er ein unterbezahlter klavierlehrer geblieben.
    In dem film kam dann auch Mozart vor, der genau so angefangen hatte, auf der Karriereleiter aber etwas weiter gekommen war. Gleiches Haydn.
    Das waren die topstars ihrer Zeit und nicht wirklich reich. Ohne zahlungskraftige Gönner...
    Walzer-Strauß war da die Ausnahme, da er Unterhaltungsmusik schrieb.
     
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  3. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Kurzum: Wer heutzutage noch Profimusiker werden möchte, muss es sich finanziell leisten können!:cool:
     
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  4. ppue

    ppue Experte

    Oder gut sein. Aber auch das war schon immer so.
     
  5. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Und Händel? :cool:
     
  6. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Heutzutage sollte neben oder nach dem Musikstudium noch ein Wirtschaftsstudium folgen, MBA oder so, damit die Musikstudenten die Grundlagen des Marketing und Wirtschaftens vermittelt bekommen. Da geht die Popakademie hier in Mannheim in diese Richtung.
     
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  7. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Darf ich mal ganz naiv fragen an Dich als Profi-Musiker, wie man denn eigentlich Geld damit verdient, "gut zu sein", wenn man vom klassischen Orchsterbetrieb absieht?
    Mein - natürlich kaum repräsentativer - musikalischer Freundes- und Bekanntenkreis verdient am ehesten Geld mit Musicals und Shows, ansonsten mit Auftritten bei Firmen und Events, manchmal in kleinen Studioproduktionen, z.B. für Werbung. Und natürlich als Lehrer*innen, Laienorchester- oder Chorleiter usw. Dafür muss man ziemlich gut und professionell sein (und die meisten haben auch irgendwas mit Musik dafür studiert), aber die echten kreativen Herzensprojekte laufen weitgehend nebenbei und werfen kaum etwas ab.
    Und häufig begegne ich auch "Semi-Profis", die noch irgendeinen halben Brotjob außerhalb haben, der Miete und Sozialversicherung abdeckt, die Musik finanziert dann bar auf die Hand alles on top.
     
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  8. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Und gleich noch ein weiterer Link zur Ehrenrettung der Musikstudis hier aus München (ich glaube mittlerweile hat sie zuende studiert, ihr gesamtes aktuelleres Konzert von JazzBalica gibt's auch bei Youtube, aber hier definitiv alles noch "schreckliche Studenten")
     
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  9. ppue

    ppue Experte

    Du beschreibst den Arbeitsalltag der Musiker bzw. ihre beruflichen Aussichten schon sehr gut. In den allermeisten Fällen schließt sich ans Studium weder die Solokarriere an, noch ist man sich eines Platzes in einer Profiband sicher.

    Die bestbezahltesten Jazzer waren früher (und sind es sicher noch heute) die von den Bigbands der Radiosender. Um daran zu kommen, musst du eben außerordentlich gut sein. Aber die Stellen sind ja erst einmal schon alle besetzt, die Bands werden auch weniger und es warten zig Altisten schon darauf, die nächste Stelle frei werdende Stelle zu besetzen.

    Gut ist man auch, wenn man Alleinstellungsmerkmale aufbaut, so wie die Bigbands, die du oben vorgestellt hast. Der Apparat ist allerdings zu groß, zu schwerfällig und zu teuer, als dass die Musiker davon alleine leben könnten. Erfolg zumindest haben sie.
    Ich mag solche kollektiven Formen des Musizierens sehr. Mag sein, dass es in München ja besonders gefördert wird. Dann freue ich mich, wenn sich da Strukturen modernisiert haben.

    Ein Alleinstellungesmerkmal und überaus verkaufsfördernd ist es, wenn du mehr als Musik verkaufst. Nehmen wir z.B. Leo P, der sich mit bunter Frisur und einer markanten Baritonsax-Tanzshow zwar auf nicht neue, aber bisher ungesehene Darbietungen versteht. Ich selbst habe mit Ars Vitalis "Muzik als Theater" gemacht und konnte davon die jeweiligen Familien ernähren. Gut sein heißt somit auch, eingetretene Pfade zu verlassen und neue Betätigungsfelder suchen.

    Es werden aber immer nur 2% der ausgebildeten Musiker sein, die auch mit der Kunst ihr Geld verdienen, die ihre eigene ist.
     
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  10. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Ich hab natürlich gleich mal Ars Vitalis gegoogelt... Sehr spannend! Danke auch für Deine weiteren Schilderungen.

    Die beiden Big Bands - Jazzrausch und Monika Roscher - sind beide von Studis aus der Münchner Musikhochschule entstanden, daher meine Posts. (Ich bin hier ja der Kämpfer gegen die Thesen 'die Jugend von heute kann nix' und 'die Uni macht unkreativ'). Beide bestehen erfolgreich darüber hinaus, veröffentlichen regelmäßig Platten (Jazzrausch bei ACT) und sind auch international ziemlich erfolgreich. Ob sich das rechnet weiß ich nicht. Aber m.W. werden sie jedenfalls aktuell nicht mehr öfffentlich subventioniert (außer natürlich indirekt über die subventionierten Jazzfestivals usw.). Und beide sind live wirklich phantastisch.

    So, und jetzt ist aber Schluss meinerseits mit "schrecklichen Studenten" aus München, nagut, außer nochmal zweimal mein ehemaliger Lehrer, weiterhin hier Student



     
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  11. ppue

    ppue Experte

    In dem Kampf stehst du nicht alleine und in dem

    hast du schöne Beispiele gepostet, die mich hoffen lassen. Danke dafür.

    @Kristina Shamgunova, wie läuft's denn mit der Diskussion? Alles in deinem Sinne?
     
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  12. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, studierende sind ja jung und schnallen einiges noch nicht so, z.b. das mit dem alter.

    schrecklicher als diese leute finde ich die ausgesourcten uni- agenturen, die für minigagen studierende in jobs vermitteln, um "erfahrungen" zu sammeln und die "hochschulidentität" zu
    stärken... und da billig - auf kosten der allgemeinheit - krankenversichert, jedoch nicht renten- oder pflegeversichert und ganz öko semesterticketmobil, werden empfänge, kirchenkonzerte und viele andere gelegenheiten gerne mit diesen aushängeschildern bestückt.

    und das ganze noch als gGMbH: vorteile, steuervergünstigungen, die kein einzelner künstler in diesem umfang genießt - bezahlt vor allem von denen, die niemals so eine künstlerische großleistung mittels eintritt fair bezahlen wollen würden.

    das müßte doch für die marktfetischisten hier sehr schrecklich sein.

    :-D
     
  13. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Ja aber wie sehr man das als Student mitmacht ist Charakterfrage. Man kommt in der Regel auch durch ohne seine gesamte Zeit in das "Regelmaterial" zu investieren. Ich habe jedenfalls früher den Tipp bekommen zum Teil drauf zu xxxx um Zeit zu haben auch mit anderen zu jammen oder Dinge zu üben die mich interessieren...
     
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  14. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Unser Pädagogik Kurs lässt mir auch die Haare zu Berge stehen.
    Die Frau macht mich echt fertig.
    Jeder Vollblutjazzer im Kurs sitzt in der Vorlesung mit der maximalen Unwillen.
    Niemand mag sie und niemand versteht wie sie uns etwas über Pädagogik beibrigen soll wenn wir in ihrem Unterricht alle nur wegrennen wollen.
     
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  15. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Aber da sieht man ja nur wieder diese ewige Trotzhaltung...man könnte ja auch etwas Kompromissbereitschaft an den Tag legen... ist nicht gerade die Stärke von Jazzstudenten..ist eine gute und eine schlechte Sache
     
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  16. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier


    Das liegt dann aber vielleicht eher an der Person und nicht am Fach. Ich hatte in der Ausbildung auch nen Lehrer der Pädagogik und Psychologie unterrichtet hat den kaum einer mochte.

    Tut mir leid wenn ich jetzt blöd nachfrag, aber sind alle Jazzer trotzig? Ich find Saxophon cool, aber Jazz ist nicht so ganz meine Musikrichtung. Demnach kenn ich keine Jazzer.

    Nur dieses alle über eine Kamm scheren nach dem Motto "die sind so" ist ne Haltung die mir bei Jung und alt nicht gefällt. In ner Kommunikationfortbildung hieß es mal: Immer stimmt nie und nie ist immer richtig.
     
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  17. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

  18. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wobei ich mich natürlich nach der Expertise von "Vollblutjazzern", dazu noch von jungen, lebensunerfahrenen Menschen, in punkto Pädagogik frage, um die Kompetenz einer Dozentin/Professorin auf diesem Gebiet adäquat beurteilen zu können.
    Dass sie" niemand mag" ist dabei völlig subjektiv und fachlich irrelevant. Oder sagt es vielleicht eher was über die Studenten aus? Das Leben ist kein Ponyhof!:cool:
     
  19. ppue

    ppue Experte

    Dritte Möglichkeit: Es sagt etwas über Pädagogik selbst aus.

    Ich stehe dem Fach äußerst skeptisch gegenüber. Die Pädagogik mit ihren Leitsätzen will allgemeine Aussagen über das Lernverhalten einzelner Individuen machen. Das ist für mich ein Widerspruch.

    Gerade im musikalischen Bereich lernt ein jeder völlig anders und die Individualität sollte zugleich mit der Kreativität des Einzelnen im Vordergrund stehen. Wenn die Pädagogik diesem Umstand gerecht werden wollte, sollte sie sich vielleicht lieber zurück ziehen (-;

    Liebe Pädagogen unter uns. Ich weiß, dass ist ein Rundumschlag und wird den Verdiensten der Pädagogik nicht gerecht. Die Kritik ist platt und nur dem Umstand geschuldet, dass ich mich 13 Jahre lang durch die Instutition Schule gequält habe.
     
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  20. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Dazu müsste @Kristina Shamgunova konkrete inhaltliche Punkte benennen, die die betreffende Dozentin/Professorin vertritt.
    Ob die Dame bei der Vermittlung lieb und nett ist, ist unerheblich.

    Zum Studium gehört es auch, dass man sich ggf. an den Thesen der Lehrenden reibt. Nur, muss man es differenziert und von der Sache her begründen.

    Vom Studenten kann daher erwartet werden, dass er sich eigenständig und vertieft mit dem inhaltlichen Gegenstand auseinandersetzt und dabei seinen eigenen (!) Standpunkt gewinnt. Nur, das setzt eine ganze Menge Ernsthaftigkeit und Arbeit voraus.

    Eine Begründung, die darauf basiert, dass die Dozentin/Professorin unbeliebt sei, ist nicht so wirklich stark und ernst zu nehmen. :cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Januar.2021
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