Schreckliche Musikstudenten

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 29.Dezember.2020.

  1. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ein junger Mensch der sich jeden Tag stundenlang mit seinem Instrument und mit Musiktheorie beschäftigt ist auser Frage anders als einer der aus Jux ein wenig Musik macht. Ich habe Jazzbands gehört und gesehen die haben gespielt wie ein Musikcomputer. ich nenne das verkopfte Musik.
     
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  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

    An meiner berufsbildenden Schule gabs ein Schulorchester. War aber letztlich eine "Blasmusik", und mein Instrument damals das Klavier - Pech gehabt.
     
  3. ppue

    ppue Experte

    Ja, das kann natürlich sein. Wenn aber der Unterricht projektbezogener wäre, wäre keiner damit überfordert. Das stundenweise Abhaken der Fächer an der Schule halte ich (-; aus pädagogischer Sicht) für falsch. Ich würde viel mehr Projekt-Arbeiten anbieten. Z.B. das Erstellen eines Theaterstückes, das Führen eines Geschäftes, die Renaturisierung eines Baches, ein Musical aufführen und andere Aktivitäten, wie man sie in der Arbeitswelt draußen auch vorfindet. Bei den meisten Projekten kann man prima fachübergreifend lernen und hat einen direkten Bezug zur "Realität". Und ganz schnell wird man sehen, dass bei vielen Projekten auch tatsächlich Mathe, Englisch, Deutsch, Sport und auch Musik gebraucht werden.

    Reale Berufe spielend erlernen halte ich für äußerst nützlich. Ganz viele Berufe werden in der Schule noch nicht einmal tangiert: Designer zum Beispiel oder Bäcker, Projektleiter, Börsenmakler, Chorleiter, Notare. Alles Berufe, für die man aus der Schule kaum etwas mitnimmt, weil diese die Gesellschaft zu wenig spiegelt.
     
  4. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Dann musst mal bei Montessori im Erdkinderplan nachlesen. Da hast genau das was du beschreibst.
     
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  5. ppue

    ppue Experte

    Ja klar, es gibt ja auch Schulen, die das alles ganzheitlicher Begreifen.
     
  6. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Und was machen die (notenmäßig) besten Schüler nach der Schule? Sie studieren Lehramt. Schließlich ist das der Beruf, den man zur Genüge vermittelt bekommen hat :)
     
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  7. ppue

    ppue Experte

    Genau das ist das Ding. Wenn ich unsere Mathe-Asse nach dem Abitur Mathe studieren sah, dann dachte ich immer: Oh weh, was werden die später für einen schlechten Matheunterricht geben, wo die verhassten Textaufgaben den einzig minimalen Bezug zur Außenwelt darstellen. Hatten sogar selber viel zu wenig Bezug dazu. Völlig verkopft. Aber da soll es ja auch so Musiker geben (-;
     
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  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Wir haben in der Firma noch nie ein Musical aufgeführt - aber ich kanns ja mal unserer Geschäftsführung vorschlagen...

    Das geht dann wieder in die Richtung "die Schule soll nur unterrichten, was für die Arbeit nützlich ist" - ?
    Zugleich gibt es zig, wenn nicht hunderte Berufe - wie willst Du das unterbringen? Oder nur ein paar, die man sowieso kennt?
    Nein, dafür sind jedenfalls die ersten Jahre in der Schule nicht da - da sollen die Kinder ein breites Grundwissen erwerben - Dinge, die alle wissen sollten, egal, welchen Beruf sie ergreifen.
    Berufe erlebt man im Alltag sowieso viele, jedenfalls die verbreiteten. Jeder hat einmal mit Handwerkern, Ärzten, Händlern, Wirten, Bankern, Pädagogen usw. zu tun. Dazu gibts dann noch Berufsorientierungsveranstaltungen.
    Das heißt nicht, dass man in Schulen nicht in Projekten arbeiten könnte ("Projektleitung" ist eine Tätigkeit in vielen Berufen), jedenfalls ab einer gewissen Schulstufe. Letztlich haben die Maschinenbauer unserer Schule als Projekt für unseren Maturaball einen VW Käfer aufbereitet... aber das ist ja bereits eine berufsbildende Schule.

    Ist das eine Vermutung Deinerseits, oder gibts dazu offizielle Statistiken?
     
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  9. rbur

    rbur Administrator

    Die allgemeinbildenden Schulen machen Allgeminbildung. Darum heißen sie so. Und dann gibt es noch Berufsschulen, Lehre, Studium, wo man einen Beruf lernt.

    Die ganzen Designer die es gibt hatten übrigens nie Design in der Schule, höchstens Kunstunterricht, sind aber trotzdem Designer geworden. Geht also irgendwie.

    Die einen beklagen sich, das die Kinder nix fürs Leben lernen (Steuererklärung oder Steckdosen montieren und so) und die anderen beklagen sich, dass zu wenig musisches drankommt. Und alle miteinander beklagen sich, dass die lieben Kleinen viel zu viele Stunden in der Schule haben.
    Und irgendwo hocken ein paar arme Lehrplanersteller und Kultusminister und dürfen das alles unter einen Hut bringen.
    Das kann doch nicht funktionieren dass alle zufrieden sind.
     
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  10. rbur

    rbur Administrator

    ja, und bei mir war es ein Sinfonieorchester, wo ich dummerweise mit meiner Klarinette nicht landen konnte, weil die grade keinen Mozart gespielt haben

    Das ist übrigens mittlerweile nicht mehr so. Meine Kinder haben sehr gute Musiklehrer gehabt, die auch aus einem Schulorchester mit Gitarre und Akkordeon gescheite Musik rausholen konnten (nix gegen Gitarre und Akkordeon, das schreibe ich nur wegen der ungewöhnlichen Orchesterbesetzung).
    Da waren übrigens so viele Pianisten, dass jeder beim Abschlusskonzert grade mal bei einem Stück mitspielen konnte.
     
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  11. rbur

    rbur Administrator

    Da hab ich aber schon das genaue Gegenteil gehört. Die Leute, die in der Wissenschaft nix werden, die werden Lehrer.
    Im übrigen hat das Schulwissen mit dem Studium nicht viel zu tun. Bei Mathe und Physik hat das bei mir grade mal die erste Woche gereicht, dann war der Prof irgendwo im Orbit.
     
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  12. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Gut gemeint, aber organisatorisch sehr selten zu realisieren, besonders, wenn sich die Schule nicht in der Nähe einer Großstadt befindet. Dazu kommen noch stundenplantechnische Konstruktionen, die diesen Freiraum nicht gestatten. Die Hauptfachlehrer würden ganz schön Rabbatz machen, wenn sie ihre Arbeiten/Klausuren nur wegen eines Konzert-/Theaterbesuchs nicht schreiben lassen könnten. Wenn Theater- oder Konzertbesuch, dann immer kurz vor den Ferien, wenn nicht mehr so richtig was läuft. Auf der anderen Seite mögen es sehr viele Eltern nicht, wenn die Hauptfächer wegen "nicht so wichtiger Dinge" ausfallen. Die gehen dann oft auf die Barrikaden, besonders, wenn Prüfungen anstehen.
    Was ja oft unvermeidlich ist, weil ja zwei gegensätzliche Welten zusammenkommen, zum einen der hochsensible und idealistische Künstler, zum anderen die brutale gesellschaftliche Wirklichkeit in der Schulstube, in der es gar nicht so feinfühlig zugeht.
    Er hat in anschaulicher Weise Beethoven authentisch vorgeführt.:cool:
     
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  13. Rick

    Rick Experte

    Genau - da fällt mir eine Begebenheit von vor ziemlich genau 20 Jahren ein:

    Damals hatte ich gerade den 1. Vorsitz unseres örtlichen Jazzclubs übernommen und auch gleich eine neue Idee, nämlich, verschiedene Jazz-Epochen exemplarisch durch Konzerte einschlägiger Ensembles darzustellen - eine Big-Band, die authentischen Swing im Programm hatte, eine Combo für klassischen Bebop, ein Mannheimer Quartett aus Drummer, Kontrabassisten und zwei Saxofonistinnen für Cool Jazz und eine Münchner Instrumental-Band mit Fusion.
    Diese Veranstaltungsreihe begeisterte das Jazzinstitut Darmstadt so sehr, dass sie dort besondere Erwähnung fand! :)

    Nun gut, im Endeffekt kamen immer nur die örtlichen Fans des jeweiligen Stils, sodass die Absicht, damit auch mal Neugier auf bisher Unbekannteres zu wecken, ins Leere lief. Wir hatten sogar begleitende Seminare an der lokalen Volkshochschule geplant, die mangels Anmeldungen leider ausfielen.

    Umso mehr staunte ich, als ich vor dem Bebop-Konzert (mit Stücken von Parker, Gillespie, Monk) in unserem Jazzclub ungewöhnliche Gäste begrüßen durfte: Ein Musiklehrer war mit einer Gruppe aufgeschlossener Schüler extra gekommen, um ihnen mal diese inzwischen unterrepräsentierte Richtung live vorzuführen.
    Ob die Jugendlichen daraufhin zu Bop-Fans wurden weiß ich nicht, aber ich fand die Initiative des offenbar sehr engagierten Lehrers klasse und nachahmenswert. :thumbsup:
     
  14. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    ;)
    Oder Friedhofsgärtner....

    Die Schule sollte m.E. nicht unbedingt für bestimmte Berufe vorbereiten, sondern Schülerinnen befähigen zu erkennen, was sie für Stärken haben und was eher noch ausbaufähig ist... Nicht jeder muss alles können, aber man sollte alles etwas trainieren - dann merkt man auch, ob man daran Spaß (...) haben könnte.
    Du weisst ja dass ich auch Kunst unterrichte - und in der 5. Klasse - wenn die Schülies ganz neu sind an der Schule, lasse ich immer eigene Ganzkörperbilder erstellen: Mit Ohren, einzelnen Fingern, ggfls Schnürsenkeln,... wir zählen immer genau auf was dazugehört und aufgemalt werden soll. Wenn dann die Quengelei losgeht, dass man anfangen will, sag ich, dass ich ausnahmsweise das Papier spendiere ;)
    Dann kriegen die Schülies ihren Schock: Ich gebe Papiergröße etwa 2x5cm heraus. Bei Nachfragen sag ich dann, dass ich sie doch kennlernen will: Sind sie eher die, (da "rudere" ich dann mit meinem rechten Arm) die die hohen Wände wie ein Malermeister anmalen können oder eher auch so klitzekleine Aufgaben wie ein Fein-Elektroniker erledigen können... in der Regel sind sie durch den Vergleich leicht zu motivieren und ich kann mich nicht erinnern, dass mal jemand kein Bild gemalt hat (nur, dass viele den wenigen Platz nicht nutzen:), weil sie kleiner malen)
    Ich weiss, dass mir das nach der Schule gefehlt hat, dass ich nicht so richtig wusste, was meine Fähigkeiten sind.
     
  15. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    Kommt immer wieder vor - gerade in naturwissenschaftlichen Fächern - gerade, wenn man auf dem freien Markt mit seinem Abschluss nicht punkten kann...
     
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  16. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    das klingt echt toll - weil die meisten Schulen schaffen es nicht mit "der Außenwelt" ( und der Umgebung) zusammenzuarbeiten. Die Lehrer wohnen oft weiter weg - wollen auch außerhalb der Schulzeit keinen SchülerInnen über den Weg laufen... und machen dann - auch bei Auftritts-Projekten nur mit den direkten Beteiligten (schon die Vorstellung einer Extraprobe am Vorabend oder gar am Wochenende verschafft Migräne o.ä....) ... Solche Beziehungen sehe ich ganz wichtig an - auch für die jetzigen Schüler!!!! - Weil es die Schule auf eine andere Ebene hebt - sie ist keine Blase mehr außerhalb des realen Lebens....
     
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  17. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ach Gott, was soll in die Schule noch alles reingepackt werden!

    In der Schule geht es nicht darum, Menschen für spezielle Bereiche fit zu machen, sondern um den Erwerb von Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen,), etwas Allgemeinbildung sowie um die Entwicklung von Grundkompetenzen.

    Wenn bestimmte Berufsfelder in der Schule noch nicht abgebildet werden, dann hat es damit etwas zu tun, dass es im Altersbereich der Schüler anthropologisch noch nicht sinnvoll ist.:cool:
     
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  18. ppue

    ppue Experte

    Na, dann scheint es gut gelaufen zu sein an deren Schule und eine gewisse musische Geisteshaltung hat es dort wohl gegeben. Nichts anderes fordern wir ja.

    Es wird überhaupt nicht mehr reingepackt. Die Fächer werden nur besser miteinander verknüpft und haben etwas mit der Welt da draußen zu tun.

    Ich bin mir sicher, dass die Geschichtsschüler immer noch bei Issos 333 anfangen. Anstatt sich aus der Gegenwart zurück zu arbeiten und vor allem, ohne dass die großen Feldherrn die Helden der Geschichtsstunden sind. Geschichte muss im Hier und Jetzt anfangen.
    Der Mathematikunterricht hat unter Garantie immer noch keinen tagesaktuellen Bezug und rechnet immer noch mit dem Bauern und seinen drei Kühen.
    Chemie, Physik und Biologie sind immer noch standalone-Fächer, dabei könnte man alles drei an praktischen Projekten erlernen. Jeder kennt noch die schiefe Ebene aus dem Unterricht und die Reibung, die man mit einberechnen muss. Keiner hat das Wissen je gebraucht. Das guckt man heute nach und wenn man es nicht kapiert, dann guckt man noch ein YouTube-Filmchen.
    Wäre es da nicht besser, ein Gewächshaus zu bauen, die ganzen Werte Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Winkel des Daches, so es selbstreinigend sein soll, zu berechnen, die entsprechende Statik durchzunehmen, Werkstoffkunde (Chemie). Da wäre Wissen sofort anwendbar und um einiges plausibler zu erklären.
    Wie entwickelt man einen Impfstoff? Wie funktionieren soziale Netzwerke? Was sind die Technologien der Zukunft? Überhaupt: Zukunftsforschung statt Issos 333, das gefiele mir. Die ganze Welt ist enorm schnell geworden. Die Schule hinkt da mit veralteten Strukturen ziemlich hinterher. Dass erst das Virus kommen muss, damit ein jeder Schüler ein Tablet hat, ist geradezu bestürzend.

    Ich konnte das aus der Schulzeit, hier als so wichtiges angepriesenes Grundwissen, in kaum einer Lebenslage einsetzen. Lesen, Schreiben und Rechnen ist als Grundwissen wesentlich, sehe ich ein. Kann man das bis zum Lesen eines Harry Potters, dem Schreiben seiner Urlaubserlebnisse und bis zu den Winkelfunktionen, sollte sich der Unterricht mehr und mehr an der Wirklichkeit draußen orientieren, denn dann muss das Wissen sich der Praxis stellen.

    PS.: Ich will keine Berufe vorbereiten, sondern den Schülern Gelegenheit geben, komplexe Aufgaben zu bewältigen, die nicht auf ein Fach beschränkt sind, die kreativ bewältigt werden müssen, Teamgeist oder auch Arbeitsteilung erfordern und die zu erkennen geben, wie die Einzelfächer im praktischen Alltag ineinander greifen.
     
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  19. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Hospitiere doch mal an einer...Brennpunktschule!:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.Januar.2021
  20. Mouette

    Mouette Ist fast schon zuhause hier

    Wie wäre denn die Brennpunktschule, wenn nur 10-12 SchülerInnen in den Klassen säßen? Da liegt doch das Problem, dass insgesamt zu wenig für Schulen und die Wesen, dessen Zweck sie ist, getan wird.
     
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