Warum swingt das so?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 11.September.2023.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Eine Stelle auf dieser Aufnahme, von der ich seit Jahren nicht genug bekommen kann.
    So richtig verstehe ich immer noch nicht, warum diese Stelle so unglaublich swingt:



    Hier bei 2:10
     
    giuseppe gefällt das.
  2. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Microtiming. Der Bassist ist immer leicht vorne und zieht den Groove wie eine Lok. Der Drummer ist eher ein wenig hinten und Bud Powell baut immense Spannung auf und nimmt sie wieder zurück indem er mal antreibt und mal verzögert. Hört man, wie ich finde gut an den Vierteltriolen die er da reinhaut.
    Gutes Stück!
    Wie war die Besetzung?
     
  3. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ray Brown (bs), Osie Johnson (ds). Letzterer übrigens ein Schulkamerad Leo Parkers und Frank Wess'
     
  4. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Die Aufnahme swingt auch wie die Hölle:



    Ich liebe es, wenn Pianisten bei Swingnummern sich an den Stride- oder Ragtime-Stil anlehnen.

    Lester's Artikulation, Tongebung und sein Timing klingen auf 75% der Geschwindigkeit sogar noch besser und es ist unfassbar, wie nuanciert sie sind.
    Bei aller Liebe zu anderen Saxophonisten, da kommen die wenigsten ran, was die "Auflösung" der Töne angeht. Er spielt auch bei schnellem Tempo im Prinzip nicht groß anders, als es noch in den zwanzigern üblich war - bei deutlich weniger Noten und normalerweise simpleren, langsameren Soli -, nur, dass er diese Ausdrucksfülle dann an das schelle Tempo angepasst kondensiert.
     
  5. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    in dem Fall ein bisschen erzwungen, weil kein Bassist dabei ist ;).
    Trotzdem klasse.
     
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ray Brown ist einfach der Wahnsinn. Also die andern auch. Aber Ray Brown hat diese übernatürliche Gabe, Viertelnoten hart zu swingen. Wie z.B. auch Freddie Green.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich liebe Ray Brown natürlich, aber sonderlich emotional berührt hat er mich trotzdem nur selten, wie z.B. Oscar Peterson auch. Ich denke, es gibt unterschiedliche Arten von Musikern und Ray Brown sowie auch genannter Peterson (und viele andere) fallen für mich in die Kategorie des Virtuosen par excellence, des Musikers, der sein Instrument im Schlaf beherrscht. Diese Kategorie von Musikern fasziniert mich fortwährend und ich höre sie sehr gern, aber immer mit dem Interesse des eifrigen Schülers. Lester Young ist da wiederum eine andere Kategorie. Er spielt (gefühlt) einfach, wie es ihm in den Sinn kommt, ohne irgendwelche Anzeichen besonderer Virtuosität, oder besonderen Intellekts aber mit einer bestechenden Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit, auf seine eigene Art genial.

    Selbstredend geht es bei dieser Beschreibung eher um meine Empfindungen und Projektionen als um die Realität, da es weder tatsächlich ,,Arten von Musikern" noch ,,Glaubwürdigkeit in der Musik" gibt.
     
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  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Doch, ich verstehe sehr wohl was du sagst. Bei Ray Brown empfinde ich diese unverbindliche Virtuosität aber nicht so sehr wie z.B. bei Peterson, den ich übrigens auch liebe. Vielleicht liegt es an der Rolle des Bass, dass ich das da anders sehe.
     
  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    NHØP ist ein Bass-Virtuose, dessen Linien eher diese Unverfänglichkeit aufweisen. Und auch da empfinde ich beim Bass anders. Es ist schwierig für mich, den Bass nicht 100% ernst zu nehmen. Deshalb finde ich auch Pop-Stücke mit einfältigem Four-To-The-Floor Bass und Kick sehr unerträglich. Ich höre nichts anderes mehr. Gegenteil von swingenden Vierteln.
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich verstehe dich auch gut, @Paul2002.

    Für mich sind das die Extreme Oskar Peterson <> Thelonious Monk, wobei mir zweiter der liebere ist (-:

    Vielleicht kann man das mit dem Schauspieler vergleichen: Einer hat gelernt, mit seiner Technik in alle Rollen schlüpfen zu können, ein anderer ist der Charakterdarsteller, der im Grund nur sich selber spielen kann.

    Wobei Ersteres vielleicht eine bessere Technik braucht und Zweiteres das authentischere, individuellere Bild abgibt.

    "Beherrschen" trifft es gut, meines Erachtens. Peterson beherrscht das Instrument, während Monk eher eine Auseinandersetzung mit ihm führt und versucht, der Tücke des Objekts gerecht zu werden (-:
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.September.2023
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Warum swingt das so? Hier der beste aus dem niederländischen Swingerclub des ICP (-:

     
  12. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hier, weil das Timing absolut perfekt ist.

    Was Ich noch nicht verstanden habe, Musik kann swingen, weil oder trotzdem das Timing unterschiedlich ist. Und manchmal geht genau dann die Sonne auf, wenn die rhythmischen Figuren völlig perfekt aufeinander stimmen.

    Gruß,
    Otfried
     
  13. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Was mir in diesem Thread noch einmal klar wird: Für mich als (Amateur)Saxophonist ist es viel, viel wichtiger, dass ich swingen kann, als dass ich irgendwelche Top Töne nachweise.:cool:
     
    coolie und CBlues gefällt das.
  14. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

    100 %

    ... und ganz wichtig: das Richtige Equipment !
    Saxophone eines Französischen Herstellers, Produktionsreihenmodel Sechs, möglichst mit 5 stelliger Seriennummer... etc... ;-)
     
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  15. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @altblase
    und wie geil wäre es erst, mit Top Tönen zu swingen :rolleyes:

    Gruß,
    Otfried
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Was mir gerade klar geworden ist. Für mich ist ein Suppenlöffel viel wichtiger als eine Monatskarte…

    Mit anderen Worten, ich verstehe zwar, was du sagen willst, finde es aber schwierig, Begriffe aus unterschiedlichen Kategorien auf der gleichen Skala zu priorisieren. Ich bin froh, dass ich im Fall des Falles nicht zwischen Zahnbürste und Penicillin wählen muss. Muss irgendwer schlechter swingen, weil er Top Tones geübt hat?
     
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  17. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Frage in die Runde
    Ist das Wort -swingen- als Beschreibung für das, worum es in diesem Tread geht,
    nicht etwas unglücklich gewählt ?

    Also ich "stolpere drüber", weil für mich der Begriff -Swing-
    stark mit dem Musikstil verknüpft ist.

    Wie wär's damit ? .....

    Einen markanten, persönlichen, sofort erkennbaren Groove haben,
    in seiner "musikalischen Darbietung" :)

    Verkürzt: .... Er / Sie / Es gruuft wie -Sau- :D

    @Paul2002

    Nimm statt -Glaubwürdigkeit in der Musik-

    die Formulierung

    -Wahrhaftigkeit in der Musik- ....

    dann hast du meine Stimme.

    Bei welcher Wahl auch immer.;)

    VG
     
  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @bthebob
    Verstehe es auch so, dass in diesem Zusammenhang "swingen" im Sinne von "grooven" gemeint ist.

    Gruß,
    Otfried
     
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  19. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Eroll Garner liegt finde ich zwischen den beiden Polen und reißt mich immer wieder vom Hocker.
     
  20. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wollte nur sagen, für einen (normalsterblichen) Amateur gibt es ein wichtigeres Arbeitsfeld als Top Tones. Allein schon aus Zeitgründen.:cool:
     
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