Zeit für eine Neiddebatte

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 8.Dezember.2023.

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  1. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    @Paul2002 Ich weiß nicht, ob dir das (mE antiquierte und einengende) Klassendenken weiterhilft. Wozu soll das gut sein? Woran macht sich das fest, etwa nur am Geld?

    Diese Dichotomie sehe ich überhaupt nicht. Die möglichen Wege sind doch wesentlich vielfältiger, wie einige Beiträge hier zeigen. Mit Abitur und der Möglichkeit zu studieren ist deine Ausgangsposition ziemich gut. Du kannst irgendwas studieren und am Ende finanziell sehr schlecht dastehen. Du kannst auch nicht studieren und Millionär werden. Beides geht als Musiker sowie in vielen anderen Berufen; Musiker sind nämlich nichts Besonderes. Und beides hat mit dem persönlichen Glück erstmal nichts zu tun. Und warum eine linke oder humanistische Grundhaltung einem "sozialen Aufstieg" entgehenstehen soll, verstehe ich auch nicht.

    Das halte ich für ein Klischee. Sich etwas erarbeiten, manchmal auch zu verteidigen, wenn nötig "nein" zu sagen sind wichtige soziale Fähgkeiten. Das widerspricht nicht Solidarität, Empathie und Gemeinsinn. Am besten geht das gemeinsam mit anderen im Team. Soziale Beziehungen sind am Ende immer das Wichtigste.

    Glück muss man sicher auch haben. Und seinen Platz finden. Wenn ich mir in meinem Umfeld Menschen ansehe, die zufrieden mit ihrem Leben sind, hängt es weniger am Geld als an der Leidenschaft für das, was sie tun. Und: Es ist keine Schande und auch nicht auszuschließen, dass es bei Dir nach ein paar jahren in eine völlig andere Richtung geht. Gerade Lebenswege sind seltener als man denkt. Genau planen lässt es sich nicht, auch wenn das diverse Bücher versprechen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.Dezember.2023
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  2. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Vielleicht bin ich da zu pessimistisch, aber gegenwärtigen halte ich an meinem Klassendenken fest. Wenn man sich vor Augen führt, wie groß der Einfluss des Neoliberalismus auf die westliche Politik ist (Stichwort Schuldenbremse) halte ich dieses Denken für berechtigt. Und auch in den anderen Punkten...Man kann es sicher weit bringen mit einer linken Einstellung sowie ohne Ellenbogen, aber dann aus meiner Sicht eher trotz dessen als aufgrund dessen. Vielleicht werden mich meine weiteren Lebenserfahrungen da eines Besseren belehren, ich will es hoffen, meine bisherigen geben deine positive Sicht nicht her.
     
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  3. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Es sei noch ergänzt, dass, wenn man mit Leuten aus den Top-Unis der USA redet - oder teilweise auch mit sehr privilegierten Deutschen - dort ein Klassendenken sehr deutlich wird und auch niemand versucht, dieses zu verheimlichen. Man sieht sich als Teil einer Elite, nicht nur in puncto Bildung oder Wohlstand, sondern vor allem unter dem Aspekt der Macht, und sieht all das auch relativ nüchtern als Stand der Dinge, ohne moralische Bewertung. Ich habe da schon einige Begegnungen gehabt, die eben auch zu meinem Weltbild beigetragen haben.
    Im Prinzip haben wir viele Probleme aus früheren Jahrhunderten nach wie vor, nur haben sich manche Umstände positiv verändert. Es gibt mehr Demokratie als zuvor, mehr Menschen, die der Menschenrechte genießen, mehr Wohlstand für den Durchschnittserdenbürger, die Klassenunterschiede sind kleiner geworden, aber grundsätzlich gibt es nach wie vor Klassen, so, wie auch Waffen das stärkste Mittel der Diplomatie bleiben, so gern wir darüber reden mögen, es brauche ja nur Vernunft und Menschenliebe auf beiden Seiten in Verhandlungen und Konflikten.
     
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  4. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Paul2002
    Ist vlt. zu persönlich, meine Frage.

    Aber mich juckt's einfach in den Fingern.;)

    Was sagen denn deine Eltern zu deinen Überlegungen
    -Rund um deine Gedanken zur Zukunfts-Gestaltung- ?

    Nervenaufreibende Fragen sind das auf alle Fälle und zu Recht.

    Ich kann mich sehr gut erinnern an meine eigene Zeit, damals mit Anfang zwanzig.
    Angst und viele Fragezeichen im Kopf.

    Man will an dieser Stelle der "Weichenstellung" keine Fehler machen.

    Mein Rat als Vater an meinen Sohn war seinerzeit:

    "Horch genau in dir rein, was du jetzt im Moment, .....
    in diesen Tagen und Wochen, für dich persönlich für stimmig und richtig hältst."

    "Bleib' nach deiner Entscheidung aber offen für Ratschläge und Bedenken von
    Menschen, dir dir Nahe stehen, dich gut kennen und es gut mit dir meinen."

    VG
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das bringt es für mich ganz gut auf den Punkt. Ich weiß nicht, ob man sein Recht auf freie Entfaltung kategorisch einschränken sollte, wegen einer vermeintlichen Klassenzugehörigkeit selbst gänzlich unpolitischer Berufe in wenig politischen Branchen.

    Gerade bei der Musik als Beruf ist da vielleicht sogar ein Irrtum mit dabei, da sie von öffentlicher Förderung und ein paar „aus der Breite“ finanzierten Stars abgesehen zu einem großen Teil eben von den „höheren Klassen“ finanziert wird und sich ihnen andient.

    Überzogen in deinen Worten ausgedrückt könnte man sagen, dass das Ausmaß, in dem du selbstverliebt deinen echten künstlerischen Bedürfnissen nachgehen kannst, vor allem von der Gunst der Gewinner des Neoliberalismus abhängen wird. Weder der Erfolg in diesem Bereich noch der Misserfolg haben etwas mit Klassenkampf zu tun - einfach nur wenig verdienen macht keinen Klassenkämpfer, viel verdienen auch nicht.

    Das mit den Schubladen funktioniert eh nicht so gut. Unsere Großeltern waren Nazis oder halt keine, unsere Eltern Hippies oder nicht und wir waren Linke oder eben nicht (Rechte gab es in meiner Bildungsblase nicht so häufig).
    Die heutige Linke hat mit den Hippies und mit den Linken meiner Jugend wenig gemein.

    Das ist ein Streitpunkt, den ich als volkswirtschaftlicher Laie nie verstanden habe. Warum wird eine Limitierung des deficit spendings zwingend als anti-sozial angesehen? Woher kommt denn die Regel, das die Industriesubventionen von Steuereinnahmen erfolgen und die sozialen Ausgaben und Infrastruktur von Krediten?
     
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  6. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    So ist es. Kann man mögen oder nicht aber ändern lässt es sich nicht. Livemusik kostet Geld und das haben viele für Ihre Veranstaltungen nicht. Im Club spielen ist nett aber was man da verdient reicht niemals um die eigenen Rechnungen zu bezahlen, nicht mal wenn man jeden Tag im Club spielen würde. Die falsche Einstellung und Animositäten in dem Bereich führen meist nicht zu einem finanziell zum Leben notwendigem Ergebnis.
    Das grösste Problem ist, daß der Markt immer kleiner wird und man dort mit anderen Profis und halt auch den Amateuren um die Jobs kämpft und nicht selten wird der billigere Anbieter genommen (unabhängig von der Qualität, die oft eh nur Wenige interessiert). Mittlerweile kenne ich so viele Topmusiker, die mit Amateuren für eine lächerliche Summe Auftritte machen, einfach weil es der Markt nicht mehr anders hergibt und die Mäuler zu Hause wollen auch gefüttert werden. Die Anzahl der wirklich sehr gut verdienenden Musiker in Deutschland ist klein. Die Mehrheit schlägt sich eher durch, dessen sollte man sich bewusst sein bevor man den Job wählt.


    Wenn sie denn links ist. Heute verwischen die Grenzen schnell und einige, die sich selbst links nennen gehen dann auch mal gerne mit den Faschos demonstrieren oder vertreten die gleichen Forderungen (und werden sogar wahrscheinlich von den gleichen Leuten finanziell unterstützt).
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Nein. Die gibt es in D seit 1918 nicht mehr (in GB sehr wohll)

    Was Du meinst sind „Schichten“. Die wird es immer geben.
    Zwangsläufig.

    CzG

    Dreas
     
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  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das ist genau der Aspekt, der meine Priorisierung auf den Kopf gestellt hat. Wie unbedeutend sind alte Ideen der Selbstverwirklichung im Kontext familiärer Bedürfnisse. Richtig und falsch hat sich aber glaube ich wenig geändert.
     
  9. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Herrlich pointierter Text.

    Ich werde mir eure Beiträge zum Thema des linken Idealismus mal in eine .txt kopieren und bei Gelegenheit länger reflektieren, was es für mich heißt, links zu sein, und welche Positionen ich so weiterhin vertreten kann oder nicht. Jetzt gerade habe ich dafür nicht die innere Ruhe.
     
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  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das musst du gar nicht, du weißt schon wo es lang geht oder findest es raus, und wir haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen, nur schon etwas mehr erlebt. Idealismus lernen jedenfalls eher die Alten von den Jungen, Generation für Generation. (Nur bei den Moden bzgl. Geisteshaltung verrennt ihr euch manchmal, haben wir auch, aber das verliert mit der Zeit an Bedeutung.)
    :)
     
  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Zum Thema Schulden will ich dennoch kurz etwas zum Verständnis meine Standpunktes loswerden (no politics, ich weiß das und sage nichts zu Parteien):

    Eine Neuverschuldung von 3% und eine erzielte Schuldenquote von 60% haben keine empirische Grundlage. Nach allem, was wir wissen, sind sie willkürlich festgelegt worden und einige Länder der EU wie z.B. Italien werden diese Ziele nie realistisch erreichen. In einer Rezession, wie wir sie in Deutschland haben, ist es nach gängiger volkswirtschaftlicher Ansicht sinnvoll, die Konjunktur durch Staatsausgaben anzukurbeln.
    Da ein Staat in seiner eigenen Währung nie Pleite gehen kann (das heißt nicht, man könnte ständig ohne Sinn und Verstand Schulden machen), gibt es auch keine sinnvolle Erklärung für die Schuldenbremse in jetziger Form. Regelmäßige Ausgaben wie Renten sollten nicht langfristig über Defizite finanziert werden (Beleg fehlend, allein scheint das mir erst einmal intuitiv richtig), aber soweit ich weiß, gibt es keine stringente volkswirtschaftliche Erklärung, warum speziell Investitionen (Infrastruktur, Bildung etc) nicht über Schulden finanziert werden sollten. Es wird oft argumentiert, Staatschulden heizten die Inflation an, wofür es aber meines Wissens keine empirischen Belege gibt, zumal Zentralbankgeld und Giralgeld unterschiedliche Geldarten sind. Wenn man sich historische Beispiele anschaut, ist Inflation vorrangig getrieben von Lohnerhöhungen oder Einbruch des Angebots, wie zuletzt im Zusammenhang mit den Preisschocks (vor allem Energiepreisschocks).

    Ich stelle mal die gewagte These auf: Kein Staat, in dem die sonstigen Formalien gleich bleiben (Währung, Wirtschaftsform...), wird seine Schuldenlast in Zukunft signifikant verkleinern.
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Paul2002

    Ein par Anmerkungen dazu.

    1. Die Idee der Schuldenbremse ist ja so doof nicht.
    Hätten wir sie nicht, hätten wir die Sonderausgaben der letzten Jahre nicht so locker stemmen können.

    2. Natürlich kann ein Staat mit eigener Währung nicht Pleite gehen. Wir haben aber keine eigene Währung mehr.

    3. Private Verschuldensmassstäbe kann man nicht auf den Staat übertragen.

    4. Eine überbordende Überschuldung bei auch noch steigenden Zinsen schränkt den Handlungsspielraum des Staats ein.

    Je weniger Geld der Staat für Zinsen ausgeben muss, je mehr hat er in anderen Bereichen zur Verfügung.

    5. Läuft das alles aus dem Ruder wird es mit der Finanzierung schwierig, da auf Grund des schlechteren Ratings es zunehmend schwer wird für den Staat Geld zu bekommen.

    6. Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Transformation können sehr gut über Schulden finanziert werden. Die USA machen es grade mit dem Inflation Act vor.

    Davon sind wir noch weit entfernt.

    Auch verstehe ich Deine Kapitalismuskritik daher nicht.

    Ich verstehe aber Deine Kritik an der aktuellen Wirtschaftspolitik.

    In einer Rezession die Staatsausgaben zurückzufahren, zu sparen, ist nicht nachvollziehbar.

    Wir sparen uns in die Krise. Es ist ja absehbar, dass 2024 die Rezession weiter gehen wird.

    Keynes Idee des „Defizitspending“ (Verschuldung des Staats in der Krise, Sparen im Aufschwung) ist ja empirisch belegt und hat funktioniert.

    „New Deal“ in 30ern in den USA, Reaga, Clinton.

    Deutschland nach 1972, 2000, 2008 und Corona.

    JETZT zu sparen macht m. E. keinen Sinn, da bin ich bei Dir.

    Hat nur nix mit einer „Klassenkampfhaltung“ zu tun.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 16.Dezember.2023
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  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ohne Dich jetzt verbessern zu wollen, kann der Volkswirt in mir nicht ohne einen kleinen Kommentar zu Deinen Anmerkungen. :):rolleyes:

    Vorweg das Wesentliche: Deine Schlussfolgerungen teile ich. Wer heute über eine harte Schuldenbremse fabuliert, hat nur seine politische Klientel im Blick. Aber damit auch Schluss mit Politik.

    zu 1) diese Sonderausgaben sind in Sondervermögen organisiert - und damit auch nur Schulden. Die Möglichkeit, Schulden zu finanzieren, korreliert mit der Erwartung von Geldgebern in die zukünftigen Einnahmen eines Staates.

    zu 2) deswegen kann ein Staat sehr wohl pleite gehen, auch wenn eigenes Geld gedruckt wird. Eigentlich gerade dann…

    zu 3) d‘accord. Wobei die Hausvaterregel auch für den Staat gilt: Man kann nicht dauerhaft mehr ausgeben, als man einnimmt.

    zu 4 und 5) die Vorstufe zum Pleitegehen haben wir in Griechenland gesehen. Da hatte die Austerität aber einen völlig anderen Hebel: Griechenland hatte Schulden, weil strukturell für Laufendes, insbesondere Staatsbedienstete und deren Pensionen, mehr ausgegeben wurde, als Steuern und Abgaben eingenommen. Die Zinsen für die Staatsanleihen haben im Gegenzug nicht viel mit der Zinspolitik der Zentralbanken zu tun. Zins ist zu einem guten Teil eine Risikoprämie bei Staatsanleihen - bis heute kann sich Herr Lindner sehr zinsgünstig Geld leihen. Die zu besseren Zeiten zusätzlich eingenommenen Negativzinsen haben die Herren Scholz und Lindner längst verjubelt.
    Die Rettung von Griechenland war übrigens finanziell Peanuts - ich meine, es waren unter dem Strich weniger Euros, als die EU jedes Jahr an Agrarsubventionen auskehrt.

    zu 6) Investitionen in die Zukunft sollten (nach Meinung einiger Ökonomen, nicht nur der eher Linken) prinzipiell schuldenfinanziert sein, um laufende Einnahmen für laufende Ausgaben verwenden zu können. Was eine Investition in die Zukunft ist (ein schickes, neues Gebäude fürs Kanzleramt, zum Beispiel), wie man es bewertet und priorisiert ist eine politische Frage. Leider wurden in den vergangenen Jahrzehnten allzu oft laufende Ausgaben (Soziales, Sicherheit, Bildung etc.) mit Schulden finanziert. Und bei sprudelnden Einnahmen diese Schulden bezahlt, während die Schulen, die Bahn usw. vergammelt sind.

    So gesehen ist der Punkt 3 und die Hausvaterregel durchaus relevant:
    Das Häuschen und das Auto können auf Kredit laufen aber im Supermarkt wird nicht angeschrieben und Urlaub abstottern ist nicht schlau.

    zum Inflation Reduction Act: Das ist die mit weitem Abstand wirksamste Maßnahme zur Wirtschaftsförderung in den USA seit dem New Deal. In der geschichtlichen Nachbetrachtung könnte das Joe Biden zum bedeutenderen Präsidenten als Obama machen. Das Wort von den Bidenomics geht um und genau das macht die Republikaner fuchsteufelswild: es könnte die Reaganomics in den Schatten stellen.


    Und zum „Klassenkampf“:
    Das Zitat wird vielen zugeschrieben, such Dir jemanden aus ;)
     
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  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Silver

    Kein Widerspruch. Danke für die Ergänzungen.

    Und natürlich hast Du Recht, das Staaten Pleite gehen können. Ist nur sehr selten.

    Beispiele: Uruguay, Argentinien, Griechenland (1893),
    Deutschland (1923)

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 17.Dezember.2023
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  15. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Die Griechlandkrise lag aber nicht unmittelbar in der Staatsverschuldung begründet, soweit ich es sehe. Immerhin hat Griechenland seit 2010 mitunter deutlich höhere relative Staatsschulden gehabt:

    https://de.statista.com/statistik/d...and-in-relation-zum-bruttoinlandsprodukt-bip/

    Bei Inflation und Wirtschaftswachstum werden die relativen Schulden (gemessen am BIP) ja tendenziell kleiner, wenn man keine neuen Schulden macht, wie auch Christian Lindner weiß (nur leider Maibrit Illner nicht).

    Klar, der Staatsschuldenanstieg direkt vor zu direkt nach der Krise ist größer als etwa von 2011 auf 2019, aber so ganz einfach ist der Zusammenhang hier auch nicht.

    Und was die Hausvaterregel betrifft: Ich habe meine Informationen von Vertretern der MMT, welche, wie ich weiß, umstritten ist. Mir erschließt sich aber nicht, warum ein Staat nicht auf Dauer mehr ausgeben soll, als er einnimmt. Wenn man den Außenhandel nicht betrachtet, weil man nicht für immer Exportweltmeister sein und damit anderen Ländern schaden will, muss er das doch eigentlich, damit die Wirtschaft insgesamt neue Einnahmen hat, obgleich rein theoretisch auch die Lage im Land nur durch Verbesserung der Produktivität, durch Fortschritt allgemein und ohne Wirtschaftswachstum funktionieren kann. Die USA haben seit langem eine Schuldenbremse, die noch unrealistischer ist als unsere (nominelle Zahl) und machen seit sie diese haben ungeachtet ihrer weiter Schulden, bisher ohne negative Konsequenzen.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 17.Dezember.2023
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Aber diese hat zum Knall geführt.

    Lies mal hier. Da sind die Zusammenhänge sehr gut dargestellt:

    https://www.grin.com/document/321312?lang=de

    CzG

    Dreas
     
  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wie ich geschrieben habe: in Griechenland gab es ein strukturelles Ungleichgewicht zwischen Ausgaben und möglichen Einnahmen. Dazu kam, dass herzlich wenige der möglichen Einnahmen überhaupt realisiert und viele der häufig als Zuwendung für Klientele angelegten Ausgaben doppelt erschlichen wurden.

    Die Staatsverschuldung war nur ein Symptom, nicht die Ursache.

    Das Weginflationieren von Staatsschulden ist eine Milchbübchenrechnung. Inflation und Zins korrelieren, gerade bei Staatsschulden - genau wie der Wechselkurs zu anderen Währungen. Es ist ein Dreieck, bei dem man immer nur zwei der drei Ecken anfassen kann - die dritte bewegt man immer mit.
    Über die Wirtschaftskompetenz von Frau Illner sollten wir lieber kein Wort verlieren.

    Das habe ich jetzt nicht verstanden.
     
  18. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich meinte auch nicht, dass Inflation und Wirtschaftswachstum ein Mittel wären, tatsächlich die Schulden zu reduzieren, weshalb es mich ja stört, dass unser Finanzminister stolz sagt, während seiner Amtszeit seien die Schulden kleiner geworden (weil durch die Inflation die Schuldenquote ein paar Punkte runtergegangen ist). Ich meinte nur, dass das ja eher dafür spräche, dass die griechische Staatsschuldenquote eigentlich noch höher ist, als bei Statista angegeben. 2019 sind es über 200%, 2011 waren es an die 150%, direkt nach der Krise.

    Bei dem letzten Absatz, den du nicht verstehst, gab es nichts weiter zu verstehen, ich wollte nur mein Argument von oben wiederholen, dass, wie du ja selbst schriebst, die Schulden ein Symptom und nicht die Krankheit waren.

    Schreib gerne öfter etwas zur Wirtschaft, ich finde deine Beiträge sehr bereichernd.
     
  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wer oder was ist denn die umstrittene MMT (ich liebe Abkürzungen!)

    Die kurze Antwort auf die Frage, warum es klug ist, auf Dauer nicht mehr auszugeben, als man als Staat einnimmt liegt wieder in der Kreditwürdigkeit und dem damit zu zahlenden Zins (z.B. für die auf Pump getätigten Investitionen) und betrifft die laufenden Ausgaben wie Soziales, Sicherheit, Bildung usw. aber eben auch Zinsen.
     
  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Da fehlte mir der Bezug. Jetzt hab ich’s.

    Oh, danke… leider lässt sich die Wirtschaft selten von der Politik trennen.
    Ich hätte noch so das Eine oder Andere zu den letzten beiden Finanzministern anzumerken. Oder auch den, äääh, „Ideen“ anderer politischer Lager. Rein makroökonomisch, versteht sich… aber irgendwann taucht der kalte Stahl der wirtschaftswissenschaftlichen Analyse unweigerlich ins heiße Brodeln der politischen Realität ein und muss dort mit den Eitelkeiten, Sachzwängen und Partikularinteressen zurechtkommen.
     
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