Sound für Pop-Solos: Ist es der Spieler, ist es das Setup?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von skahde, 24.Februar.2025.

  1. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    das trifft es ziemlich genau. Was danach allerdings mit dem Solo passiert, kann ziemlich abenteuerlich sein. Beispiel hänge ich unten an. Da wird geloopt und effektiert, bis der Arzt kommt. Manchmal aber auch nicht (siehe zweites Beispiel).
    Die Beispiele täuschen ein klein wenig, denn die allermeisten meiner Studiojobs sind für Alto, wenn es nicht um Hornsections geht.

    Gefragt sind dabei keineswegs nur klassische Pop-Solos, sondern in zunehmenden Maße auch solche für Hip-Hop und House und was sonst noch alles. Das Zeug muss alles für sich bereits klingen und vor allem rhythmisch funktionieren. Zwar kann man immer noch hin- und herschieben, aber viel (vermeidbare) zusätzliche Arbeit für die Toningenieure verringert die Chancen, weiterhin gebucht zu werden doch ein wenig. Es empfiehlt sich also, gut vorbereitet im Studio zu erscheinen und (wenn das nicht möglich ist) flexibel genug zu sein, schnell etwas aus dem Hut zu zaubern.

    Zum Setup noch ein paar Worte: Ich spiele auf dem Tenor defaultmäßig ein Vandoren Jumbo Java T97 mit entweder Rico Plasticover #4 oder Fibracell #4,5 oder "hard", wenn ich noch welche von der alten Serie erwische. Fibracell auch gerne solche für Bassklarinette; passt einwandfrei und der Unterschied zu den Tenorblättern ist vernachlässigbar.

    Auf dem Alto ist es gegenwärtig ein Rousseau JDX8 mit Rico Plasticover #3,5. Mitunter auch Vandoren Jumbo Java oder Zinner.
    Meistens sind die Solos doch ein wenig energetischer gewünscht und dazu bieten sich Mundstücke mit Baffle recht gut an.

    Hier die Beispiele. Das erste ist schon älter. Da wird geloopt, dass es kracht. Hätte ich das so spielen müssen, wäre ich anschließend ein Fall fürs Sauerstoffzelt gewesen :confused:. Der einzige Teil, der zusammenhängend übernommen wurde, ist das Solo ab 2:45.
    Das Zweite ist konventioneller. Und ja, ich spiele in dem Video zum Playback, deswegen nicht hundertprozentig fingersynchron.



     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Danke für den aufschlussreichen "Blick hinter die Kulissen", @Analysis Paralysis! :thumbsup:

    Allerdings musste ich mich über die offenbar automatisch erzeugten Untertitel totlachen:

    Er sagt an einer Stelle zum Kopfhörer-Mix: "Kannst du mir mehr Becken (cymbal) geben, ohne mir insgesamt mehr Schlagzeug (drums) zu geben?"
    In den Untertiteln ist da zu lesen: "Can you give me more symbol without giving me more drugs?" :lol:
     
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  3. scenarnick

    scenarnick Admin

    Uff - und ich hab mal gelernt, man darf den Kompressor / Limiter NIE pumpen hören. Hier ist danach der Bodensee leer...
     
  4. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    ist genretypisch und bei dieser Stilistik durchaus erwünscht :D.
     
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  5. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @scenarnick
    Zur Not tut's auch ein hoher, breiter und langer Haus-(Flur)-Durchgang.:D

    So ein alter Berliner, der von der Straßenfront bis weit nach hinten
    zum dritten Hinterhof reicht.

    Da stand ich früher gerne beim Sax-Spielen.

    Während der Rest der Band auf der Straße davor spielte
    und sich vom Publikum einheizen ließ.

    Alle dachten, ick hab's im Kopp.

    Dit' sowieso .... aber der Klang in diesem Flur .... der war soo fantastisch !

    VG
     
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  6. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Studiotechnisch haste dann aber eine gewaltige "Tiefenstaffelung"....Band vorne Solist hinten ....sollte genau anders herum sein, natürlich mit dem passenden Sound zur Band.
     
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  7. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Jeder kocht da sein eigenes Süppchen, hat was gelesen oder auch schon rumprobiert...und hat natürlich auch seinen eigenen Sound-Geschmack.

    Ich gehe da nach eigenen Erfahrungen...mit mittlerweile einiger Recording-u. Homestudio-Praxis

    Wenn das Sax-Solo schon mal nicht überzeugend und sicher eingespielt ist und auch nackt im Natursound nicht ordentlich klingt, kannste die ganze Effekt-Kette in der Audio-Software bis hin zum Mastering vergessen.

    Meine Vorgehensweise ist eher sparsam mit Effekten umzugehen und einen harmonischen Einbau von Solos in die Begleiband zu mischen.

    Hier mal mein Bakerstreet als Beispiel aufgedröselt in nacktes Sax, Sax mit etwas Kompressor+Hall, Fertiger MIx

    Bakerstreet ...Alto_Solo_ nackt

    Bakerstreet ....Alto_etwas Compr+Reverb

    Bakerstreet.....Teilmix_fertig


    GR Wuffy
     
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  8. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Wuffy
    Da hast du recht.

    Aber der ganze Spass trug sich zu, als seinerzeit in Deutschland
    Fußball-WM war.

    Da war alles egal, Hauptsache -Party- :D

    VG
     
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  9. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Wuffy
    Super Beispiel, dein post #87

    Sei bedankt !
    Fürchte nur, es könnte leider abschreckend wirken.:ironie:

    So in die Richtung:

    "Mist, man muss ja doch das Instrument richtig gut beherrschen.
    Auch für Pop-Songs";)

    VG
     
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  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ja, schon Mist, dass man trotz bestem setup um die lästige und zeitraubende Überei nicht herum kommt.

    @Wuffy, danke für das tolle Beispiel.
     
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  11. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Es ist alles schön und gut, aber grad was Popalt betrifft geht es mir wie in dem Glühbirnenwitz.
    Wie hätte es David gespielt...



    Auch wenn der Michael Paulo mit seinem Beechler 7 nicht übel ist. Die Cybil auch nicht, aber anders. Da bin ich jeden Montag gesessen...

     
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  12. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Danke für das tolle Al Jarreau-Moonlighting Original.

    War ein Grund und Anlaß, diese tolle Melodie auch mal selbst per Sax nachzuempfinden.

    Meine Vorstellung zum eigenen Pop-Sound hier nochmal als Beispiel auf einem alten Keili-Geflügel:



    LG Wuffy
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Oh ja...
    Habe vor Jahren bei einem Projekt mitgewirkt, das den Sound der klassischen Ellington-Aufnahmen nachempfinden wollte - zumindest wurde mir so die Teilnahme schmackhaft gemacht, da ich dafür bekannt war, dass ich schon seit der Jahrtausendwende mit meiner Big-Band an der möglichst authentischen Aufführungspraxis von klassischem Swing arbeitete.

    Ich war ursprünglich für das 1. Alto im Gespräch, weil ich mich schon lange an Johnny Hodges übte, wurde aber wegen "Cotton Tail" schließlich auf das 1. Tenor gesetzt, weil sich sonst keiner an das berühmte Solo von Ben Webster im Originaltempo wagte.
    Jetzt war ich sehr auf den neuen Lead-Altisten gespannt...
    Was für eine Enttäuschung! Er hatte sich nicht nur kein Bisschen mit Johnny Hodges auseinandergesetzt, sondern war eigentlich mit Leib und Seele Pop-Saxer, was sich an seinem grellen, scharfen Klang zeigte (pur, ohne Effekte).
    Ein Sakrileg!!

    Aber bei den Live-Aufführungen kam sein Spiel hervorragend an, außer mir bluteten keinem die Ohren. Die meisten Zuhörer hatten eben eher den Sanborn-Sound im Ohr, praktisch keiner kannte mehr den Originalsound von Ellingtons Orchester. :(

    Seitdem beteilige ich mich nicht mehr an solchen "Mogelpackungen".
    Aber bei meiner Big-Band lege ich nach wie vor großen Wert auf Stiltreue. :cool:
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Zum Thema wiederhole ich einmal mehr:
    Man kann sich keinen Sax-Sound kaufen wie beim Keyboard, man muss ihn sich immer erarbeiten.
     
  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Rick

    Ja, das habe ich gerade selbst. Ich probiere gerade einen neuen Lehrer aus. Der spielt viel als solist auf gebuchten Veranstaltungen diesen modernen Kram. 90iger bis heute. Der hat eine völlig andere Technik als ich, der eher ein softy ist, also so swing und jazzbaladen und kuschelzeug. Gerne auch latin, aber... Er knallt mir die Töne um die Ohren, ich säusele zurück. Echt funny, aber eben total andere Strategien.

    @Wuffy
    Dein moonlighting gefällt mir gut, dein Stil passt m.E. auch zu dem Stück, aber so richtig pop-sax ist das für mich nicht. Da müsste für mich doch ein gewisser agro-faktor drauf, und der Sound ist auch eher Vintage/oldschool. Pop-sax ist für mich obertonlastiger und härter angespielt, ein mehr binärer, zweidimensionaler Ton (ton steht/steht nicht mit wenig dynamik und bischen growl drüber).
     
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  16. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ich denke mal, die Grenzen sind da fließend...und jeder sieht das auch etwas anders....ist ja auch immer jeweils sehr stark von dem einzelnen Titel abhängig.

    Was ist Pop ???....wo fängt er an, wo hört er auf ???...wann geht es in Rock /Soul etc. über...sind Beatles Pop ??...usw.

    Mein Cover von Moonlighting ist einigermassen am Gesang von Al Jarreau orientiert...singt er Pop oder jazzy....die Grenzen sind eben meist fließend.

    Gr Wuffy
     
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  17. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Möchte nicht nerven mit zu viel Musik...aber es geht ja um Sax-Sounds im Pop-Bereich..und da sind hörbare Soundbeispiele sicherlich geeigneter zur Diskussion, als nur Gescheibsel.

    Für mich ist Tequilla jedenfalls Pop....für andere vl. schon jazzy oder Rock....fließende Grenzen eben.



    Gr Wuffy
     
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  18. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ist das nicht Latin im Sambarhythmus?:cool:
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Alles gut, nicht aufregen, deshalb schrieb ich ja, dass es für dieses Stück passt.

    Bei tequila ist der sound dann schon eher, was ich unter pop-saxsound verstehe (auch wenn das Stück weder pop noch rock ist). Es ist laut, es ist staccato und es kratzt. Klasse.
     
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  20. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Hier gibt einen Pop Sound ohne Effekte.

    Kann man zu stehen wie man will, aber so viel Druck über diese Länge aufrechtzuhalten, ist eine enorme Leistung und verdient Anerkennung.
    Er spielt ein Theo Wanne Earth.
     
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