Hi, nach einem kleinen Experimentierabend mit sehr alten Saxophonen, alle so Anfang 1900-1920 hat sich mir folgende Frage aufgedrängt: Alle (drei) Saxophone waren deutlich tiefer gestimmt. Ist das Ergebnis ein Zufallsergebnis - ein Ergebnis der allgemein ungenaueren Stimmung oder hat man früher die Saxophone tiefer gestimmt? Gruß Gine
Hallo Gine, im Menü unter Saxinfos/Das Saxophon/High vs. Low Pitch gibt es Informationen zu dem Thema. Es kommt noch hinzu, dass zu dieser Zeit i.d.R. Mundstücke mit großer Kammer und kleiner Bahnöffnung gespielt wurden. Das führt dazu, dass solch alte Saxophone mit modernen Mundstücken oft nicht gut intonieren. Gruß, Wolly
Wenn wir davon ausgehen, daß ein Vintage für 440Hz gebaut sei, dann kann die Anpassung an den von Wolly beschriebenen Mundstückstandard dazu führen, daß das Sax mit einem normalen modernen Mundstück schwer zu intonieren ist. Deine Beobachtung deckt sich aber mit meinen, auch jüngere Vintages betreffend. Ab und an gibt es aber auch "Ausreißer": Ein Freund von mir - Posaunist - verkauft gerade ein ca 60 Jahre altes Alto, das auch mit modernen Mundstücken sehr hoch gestimmt werden kann und trotzdem noch in sich stimmt, also "gut" intoniert. Es kann davon ausgegangen werden, daß bei diesem Sax der S-Bogen nicht gekürzt wurde. Was es genau mit diesem eigentümlichen Stimmungsverhalten auf sich hat konnten wir leider nicht herausfinden. Vielleicht hat der Hersteller versucht, ein Instrument zu bauen, das sowohl mit High Pitch als auch low Pitch mithalten konnte. Ein Original-Mundstück ist leider nicht vorhanden. Und auf eigenartige Vintage-Mundstücke reagiert dieses Horn ebenso unwirsch wie ein modernes Horn. Die Beobachtung, daß Vintages für eine tiefere Stimmung gebaut zu sein scheinen, habe ich übrigens auch schon von anderen ernstzunehmenden Mitgliedern dieses Forums gelesen.
Hallöchen! Der heute (noch) gültige Kammerton a = 440 Hz stammt von 1939 (vgl. Wikipedia). In den Orchestern wird aber mittlerweile höher gestimmt, meist auf 442 Hz. Vor 1939 galt, zumindest in Europa, der Kammerton a = 435 Hz, nach der Stimmtonkonferenz in Paris von 1858. Conn baute allerdings schon vor 1939 mit 440 Hz (Low pitch). Mein Conn Bass von 1928 stimmt ganz genau! Wenn also alte Conn Saxophone nicht richtig intonieren, liegts wahrscheinlich am Mundstück. Die Stimmtonkonferenz von 1858 brachte übrigens einen wesentlichen Fortschritt, denn vorher wurde sehr willkürlich gestimmt. Teilweise lagen verschiedene Orchester um mehrere Ganztöne auseinander! Für Saiteninstrumente ist das nicht schlimm, die kann man beliebig stimmen, aber Blasinstrumente konnte man dann nur in einem Orchester benutzen. Für uns sind heute high pitch-Instrumente (wie sie früher beim Militär benutzt wurden) praktisch unbrauchbar. Früher hatten schon verschiedene Orchester untereinander diese Probleme! Gruß Fumi
"Der heute (noch) gültige Kammerton a = 440 Hz stammt von 1939 (vgl. Wikipedia). In den Orchestern wird aber mittlerweile höher gestimmt, meist auf 442 Hz." Ich weiss (als Oboist) dass die meisten deutschen Orchester mit 443Hz einstimmen, aber die Wiener Philarmoniker mit 445Hz!!!
Ja also bei unseren Versuchssaxophonen war keines so jung, dass es die Festlegung auf 440 Hz schon mitbekommen hätte. Und in der Tat die Stimmung lag deutlich drunter - und das mit verschiedenen Mundstücken, auch älteren. Aber die waren jetzt doch schon aus den 50er Jahren und kannten daher den Kammerton. Mir persönlich (geht auch unpersönlich?) gefällt die zunehmend höhere Stimmung nicht so gut. Mein Klavierchen ist auf 440Hz gestimmt und erfreut mein Ohr durch einen schönen Glockenklang. Wie kommt den ein Oboist mit den Stimmungen klar? Und müssen wir bald die Tenorstimmen mit Sopranen besetzen? Fragen über Fragen. Interessant war bei beiden Instrumenten die Mechanik. Bei dem einen gab es die Seitenklappen der rechten Hand nicht. Da war nur eine mit welcher man eine Klappe öffent, die bei den Modernen Instrumenten mit dem "a" geschlossen wird. Das andere Instrument konnte man auch ohne kleinen Finger der rechten Hand spielen. Also schon damals viele Möglichkeiten. Viele Grüße Gine
Das wird ja langsam richtiggehend spannend, mit den älteren Semestern! Das "Home Model in C", das ist wohl die abgespeckte Variante des C-Tenors, oder? Zu den Mundstücken aus den 50ern: die dürften wohl viel zu jung gewesen sein! wenn ein halbes Jahrhundert zwischen Saxherstellung und Mundstückherstellung liegt, warum sollte das dann passen? Die b/a-Klappe, die durch eine der Seitentasten geäffnet wird, die kenne ich von minem Bariton (Cigar-Cutter) man spart damit eine Bohrung/ein Tonloch, die dazugehörige Klappe, das Polster. Ist nur beim Spielen erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig. Die Drehung des Bogens beim Bariton hat sich übrigens auch im Laufe der Jahre geändert. Heute üblich ist eine Linksdrehung (vom Spieler aus gesehen). Alte Baris haben teilweise eine Rechtsdrehung. Der Vorteil der rechtsdrehung ist, daß die Palmkeys sehr einfach konstruiert werden können. Aber wie funktioniert das, wenn es gar keine Tasten für den kleinen Finger der Hand gibt? Kommt das Instrument trotzdem bis zum Bb hinunter? Ist es eine Sonderanfertigung für jemanden, dem der rechte kleine Finger fehlt?
Hier ein "Home Model": mehr Infos unter themartinstory.net aber wie kingkonn schon richtig bemerkt hat, wurden die erst später in der 30ern gebaut. Gruss, Martin
Es ist ein Umbau, man kann die Klappen sowohl mit dem kleinen rechten Finger (soweit vorhanden) als auch mit dem linken kleinen Finger spielen, das bedarf aber wohl etwas Übung. Dieses Saxophon ist ein Carl Fischer, was wohl in diesem Fall ein Bufett Stencil war. Das andere ist ein Sopran (es müsst mal von jemanden der Sopran spielen kann, gespielt werden). ich werde am Wochenende mal fragen ob ich ein paar Bilder machen kann. Die Saxe gehören Bekannten von mir, dann können wir mal knobeln von wann und was es wohl ist. Viele Grüße Gine
Hi richtig ist das international ab 1939 der standard a=440 hz gilt , aber wesentlich froher hat man die saxophone für diesen frequenz gestimmt. Anfänglich die wurden mit L "low pitsch" gekenzeichnet - dann nicht mehr. Die vintagesaxophone L und H besassen damals die mundstücke mit grösserer kammer. Wenn man gegenwertige mundstücke verwendet ( kleinere kammer , grössere ofnung) diese saxophone sollten höher klingen ( weil mundstück mit kleinerer kammer intoniert etwas höher ) - aber unterschied nicht wirklich gross ist und lässt sich per mundstückeinstellung ausgleichen. Ich habe mehrere saxophone aus ca 1920 - 1925 j. und alle intonieren recht gut , wie gegenwertige , manche besser. Meine generelle beobachtung : unterschied ( klang , intonation , ergonomie) zwischen modellen aus 20-ten jahren und heutigen ist vergleichbar wie unterschied zwischen div. aktuellen modellen. Meyer baut mundstück mit etwas grösserer kammer "G" , eben für ältere saxophone um vintage sound zu erreichen. Habe keinen besseren mundstück für alt gefunden obwohl habe sehr viele getestet ( für tenor bin nicht zufrieden). Intonation stimmt bei allen modellen und spiele auch mit gegenwertgem sax. .