Alt-Sax - tiefe Töne Bb / H / C flattern

Hallo zusammen,

ich habe mir ein 7 Jahre altes Sax (Thomann MK IV Alto) sehr günstig über Kleinanzeigen ergattert, um daran kleinere Reparaturen zu üben und es natürlich eigenständig perfekt zu justieren und danach als Backup-Sax zu nutzen. Es spielte sich schon mal ganz passabel.

Also ran an den Speck: LED-Schlauch rein, alles nacheinander geguckt, 3 Polster ausgewechselt, etliche Kork-Teilchen neu geklebt, alle Verbindungen justiert. Bei vollkommener Dunkelheit nochmal alles von Hoch Fis nach Tief-Bb von allen Seiten nacheinander geprüft, alles 100% dicht. Danach S-Bogen neu eingestellt, auch hier 100% dicht, Plopp-Test 1A.

Dann erster Spieltest, das Saxophon spielt sich hervorragend über alle Lagen, super klang, schnelle Läufe kein Problem. Ich bin sehr zufrieden, bis auf die Tatsache, dass die unteren 3 tiefen Töne, vor allem Bb und H so überhaupt nicht funktionieren. Das C geht noch so halbwegs, man merkt jedoch schon einen minimalen Hang zum Oktanvieren. Mit genügend Stütze bleibt der Ton auch stabil. Das Tief-Bb und Tief-H jedoch flattern wie ein angeschossenes Hühnchen. Spiele ich an den 3 problematischen Klappen den ersten, zweiten, dritten Oberton ist alles stabil, also muss irgendwo eine dritte "Oktavklappe", die mir verborgen blieb.

Also im Saxophonforum.de im Archiv geguckt, letzter Ausweg: Undichtigkeiten am S-Bogen oder Becher-Verbindungen. S-Bogen von Yanagisawa ausprobiert, selbes Phänomen, also habe ich die eine Schelle über der Tief-C Klappe mal aufgemacht.

Siehe da: Licht kommt raus. Nun die Frage an die Reparatur-Fortgeschrittenen & Profis: wie kann ich dieses "Loch" denn wieder dicht bekommen? Gibt es hierfür eine Lösung ohne das ganze drum herum zu schweißen? Drum herum an dieser Verbindung scheint irgend eine Art Kleber dran zu sein.

Hab Mal zwei Fotos gemacht, eins mit externem Licht und eins bei Dunkelheit (hier kommt das obere grelle Licht von der geöffneten D-Klappe).

 

Hmmmm, seltsam.
Hab ich so noch nicht gesehen....


Ich frage mich was für eine Funktion der rechteckige Ausschnitt an der
Steckverbindung des Korpus haben soll. Der sorgt natürlich schon bei der
kleinsten Dejustierung der Verbindung für Undichtigkeit.
Ich frage mich, ob das original ist. Wäre dann ein Beispiel für Suuuper - Murks
seitens des Herstellers.

Hier müsste der Becher abgenommen werden. Hierzu Becherklappen demontieren,
Tief C Klappe demontieren, Tief Eb demontieren, dann die Korpus - Becher -Schraubverbindung
entfernen und das Teil auseinandernehmen.
Dann müsste die Passung zwischen unterem Bogen und Korpus nachgearbeitet werden, die
muss so nachgearbeitet werden (Rollwerkzeug) dass sie ziemlich stramm geht. Dann mit
Klebemasse bestreichen und die beiden Teile zusammenfügen und die Korpus - Becher - Verbindung
wieder montieren. Nach Aushärten der Klebemasse die Klappen wieder montieren. Das Sax muss nun
(auch ohne die Schelle) dicht sein, wenn nicht nochmal Klebstoff auf die undichte Stelle geben.
Ist das Sax dann dicht, die Schelle montieren.

Ist die Tröte so nicht dicht zu bekommen hilft evtl. das Verlöten von Korpus und unterem Bogen.
Schäden am Lack sind dann allerdings zu befürchten.

Ob sich das alles bei einem Billigsax lohnt kann ich nicht beurteilen.


SlowJoe

 

Ich wuerde von aussen mit Sugru abdichten - ist rueckstandslos entfernbar falls es nicht wird wie gewollt...

 

Mega, danke dir! Hast du eine Empfehlung welchen Kleber ich da nehmen soll? Hab bisher nur Pattex hier.

 

Auf dem Foto ist zu sehen, dass der Übergang Korpus Knie nicht perfekt in Position ist. Die Nut ist in der Regel eine Ausparung, die optimal in einer Wulst als Gegenpol sitzen sollte. Ist der Korpus nicht passgenau kann dies zusätzlich zu Luftverwirbelungen, Intonationsproblemen und Anspracheproblemen führen, neben der sichtbaren Undichtigkeit, wenn es am Ende nicht nur Licht ist, dass durch den Kleber scheint. Zudem können auch durch verdrehen die Klappen C und Eb in der reibungslosen Funktion beeinträchtigt sein.
Also mit "nur" abdichten ist es nicht getan und führt eher dazu es dann doch noch einmal richtig anzugehen. Weiterhin kann die Ungenauigkeit in der Passung durch einen Schlag etc. gekommen sein. Damit ist nicht auszuschließen, dass es auch noch an anderer, nicht direkt sichtbarer Stelle, undicht ist.

Daher ist die einzig sinnvolle Lösung, die Verbindung komplett auseinander zu nehmen, zu reinigen, die Passgenauigkeit zu prüfen und es dann wieder zusammenzusetzen. Also Dichtung nutze ich Uhu Plus 90. Der ist durch erwärmen wieder weich zu bekommen, um es am Ende wieder lösen zu können. Ein Schritt der bei jeder Generalüberholung ein "Muss" sein sollte. DIe Rückstände des KLebers müssen nach Nutzung direkt durch das Tonlochkamin Eb mit einem Lappen entfernt werden. TOnlochkamin ist danach zu reinigen.
Mit dem Auseinandernehmen können aber weitere bis jetzt unvorhergesehene Aufgaben entstehen, dass kann ich aber jetzt nicht alles aufzählen.

Gruß,
ToKo

 

Ich habe exakt das gleiche Horn und bin ebenfalls super zufrieden damit, bis auf diesen kleinen "Konstruktionsfehler", der auch bei meinem Instrument zu finden ist. Ich habe auch länger gesucht, warum das tiefe Bb so instabil ist, obwohl der Rest gut passt.
Erkenntnis: Sugru ist erstaunlich vielseitig!

 

weitere Anmerkung:

Ich habe überlesen, dass es ein Thomann Modell ist, bei dem weiß ich nicht, ob die Ausparung einen Gegenpol hat. Da könnte die ungenaue Passung auch produktionsbedingt sein. Das müsste man sich in dem Fall einmal genau ansehen. Sorry, aber der INhalt meines Beitrags zuvor bleibt in seiner Richtigkeit bestehen .

Gruß,
ToKo

 

Danke für die ausführlichen Ausführungen, @Toko . Allerdings wäre mir für mein Alt, was ich günstig erworben habe und ganz gelegentlich mal in die Hand nehme (mein Tenor spiele ich 95% der Zeit) und bis auf den tiefsten Ton gut spielt, die von Toko vorgeschlagene Reparatur zu aufwendig, Mal sehen, was ich in Eigenarbeit noch justiert bekomme...

 

Wow, danke ToKo für die überragende Analyse!! Ich schaue mir das gerade nochmal an: du hast Recht es sieht nicht sauber ineinander gesteckt aus. Der Vorbesitzer meinte, es wäre vor Jahren mal auf den S-Bogen gefallen und danach bei einem bekannten Sax-Doc in Berlin wieder repariert. Ich weiß natürlich nicht, ob an dieser Verbindung überhaupt was geguckt und gemacht wurde.

Übrigens gibt's hier keinen Gegenpol zu der Kerbe, komische Thomann-Konstruktion. Da die Achsen, die Mechanik und die Polster super sitzen im unteren Teil, also auch gegenüber an den Bb/H-Klappen, möchte ich das Sax momentan nicht auseinander bauen. Aber dann auf jeden Fall bei der GÜ.

Dann probiere ich es von außen mit dem Uhu Plus 90 und melde mich mit einem Update.

 

Da du das Problem auch hast, gehe ich eher davon aus, dass es so schön werksseitig kommt. Komisch nur, dass das Sax trotzdem extrem gut bewertet ist ggü. zu den anderen Thomann-Kannen.

 

Insgesamt 40 Bewertungen. Da würde ich nicht viel drauf geben. Halte ich nicht für aussagekräftig.

CzG

Dreas

 

Naja, bis auf die tiefsten Töne funktioniert's ja tadellos. Bei mir machte sich das mit einem flatternden Ton (ich finde keinen besseren Begriff), also nicht Überblasen, bemerkbar, und da denkt man erst mal, es liegt am eigenen Unvermögen...

 

Uhu Plus 90 ist in Ordnung. Wichtig ist dass der Kleber bei so ca. 100 Grad
wieder weich wird.

Ich glaube nicht, dass Du das Ganze ohne Auseinanderbauen wieder dicht kriegst.
Die Klebung war schon vorher nicht in Ordnung, bei einer einigermassen fachgerecht
ausgeführten Verklebung darf das Sax nach Lösen der Klemme nicht einfach auseinanderfallen
wie es bei Deinem offensichtlich der Fall ist. Der Kleber muss über den gesamten Umfang
nach vorheriger Reinigung der Klebeflächen aufgetragen werden, nach dem Aushärten muss
die Verbindung auch ohne die Schelle stabil und dicht sein.

Wichtig ist dass der untere Bogen wieder in genau der gleichen Position wie vorher steht. Sonst
funktioniert das mit der Deckung der Becherklappen nicht mehr. Schau mal, ob sich da irgendwo
eine Markierung für die richtige Position zu sehen ist.
Wenn nicht muss die richtige Position mit Hilfe des Ausleuchtens ermittelt werden. Eine Garantie
dass nach dieser Operation alle unteren Klappen (unter tief C) dicht sind gibt es nicht, hier musst
Du dann evtl. nacharbeiten.

Viel Spass beim SaxDoctern!

SlowJoe

 

Ich auch nicht. Man kann in aller Ruhe davon ausgehen dass der grösste Teil der Käufer
den Kauf mit "sehr gut" bewertet wenn der Lack glänzt und fehlerfrei ist und sich das
Instrument von oben bis unten spielen lässt. Mit der Qualität des gekauften Instruments
hat das nicht viel zu tun....
Ist aber off topic, andere Baustelle.

SlowJoe

 

Wie wär’s denn als Notlösung mit etwas Silikon. Den bekommt man auch rückstandslos wieder weg

 

Würde ich zu Testzwecken auch nehmen, statt silikon.

Auseinander nehmen würde ich nicht selbst. Wenn, dann würde ich mir mit einem Schraubendreher Markierungen machen, wie die Teile sitzen müssen.
Hast du mal in den Bereich reingefasst oder reingeschaut, ob der innen glatt ist oder ob es da ev Versprünge in der Streckung gibt?

 

Also ich hab das gleiche Horn und bin zufrieden damit. ....
Bei mir sieht die Stelle etwas anders aus. Der Klemmring ist verschraubt und hat seine Öffnung gegenüber dem Becher...also weiter rechts. Lücken, Löcher o.ä. sind nicht zusehen.
Ich glaube Dein Sax ist an der Stelle nicht richtig (passgenau) zusammen gesetzt.
VG

 

So sieht es bei mir auch aus, ich habe in meinem Foto bewusst die Schelle geöffnet und nach oben geschoben, damit ich euch die Undichtigkeit zeigen konnte, weshalb die unteren Töne Tief-Bb und Tief-H flattern beim spielen. Mach deine Schelle mal auf und schau drunter

 

"Mach deine Schelle mal auf und schau drunter "
...den Teufel werd ich....
Aber der Spalt zwischen dem Korpus und Becher sieht bei Dir schon komisch aus, als wärs nicht richtig zusammen. ....

 

Heute kam der Epoxidharz-Kleber (Uhu Plus 90). Ich wage den amateurhaften Versuch das ganze "nur" abzudichten. Der Kleber war super aufzutragen, nach 30 min. etwas zäher, fast wie härterer Honig, um alles nochmal nachbearbeiten zu können. Hat gut geklappt.

Habe mir vorher C, Eb, H und Bb Klappen, Mechanik, Achsen nochmal angeschaut, alles funktioniert ausreichend gut, alle klappen decken sauber auf den Kaminen, sodass ich mich dagegen entschied die gesamte Verbindung zu öffnen. Zur Not hänge ich das Sax als Deko an die Wand

Jetzt heißt es 24 Std. warten. Hoffen, dass die Schelle noch passt, hab ja ordentlich Kleber draufgelegt, vor allem auf diese komische Aussparung wo das Licht rauskam, damit alles wirklich 1000% dicht ist. Sonst bearbeite ich mit einer Feile nach. Hoffen, dass keine Verwirbelungen beim Spielen im Luftstrom eintreten.

Ich halte euch auf dem laufenden