Auswendig spielen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 17.Januar.2024.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Lange nicht mehr diskutiert und dennoch ein zentrales Thema, nicht nur fürs Improvisieren.

    Auswendig zu spielen, bedeutet für mich eine Freiheit, die ich beim VomBlattSpielen niemals erreichen kann.

    Was sind eure Erfahrungen?
    Was könnt ihr auswendig spielen?
    Wie lernt ihr auswendig spielen?
    Was sind eure Schwierigkeiten beim Auswendigspielen?
    Gibt es Fragen zum Thema?
     
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  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Sich Melodien zu merken macht mir an sich wenig Probleme. Diese auf dem Instrument spielen zu können, ist eine völlig andere Geschichte.

    Die größtmögliche Freiheit wäre für mich, zu einem Ton, der in meinem Kopf entsteht, ohne Nachdenken das Pendant auf dem Instrument greifen zu können.
     
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  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn wir es lange nicht mehr diskutiert haben, muss man doch nicht noch einmal den Finger in alte Wunden legen … ;)

    Auswendig lernen ist ein echtes Problem für mich.
    Ist das z.B. Leadsheet aufgeschlagen irgendwo im Raum ist alles gut, wenn nicht, kriege ich keine drei Takte All The Things You Are auf die Reihe. Naja - ATTYA vielleicht schon, je nach Tagesform…

    Je auswendiger ich ein Stück kann, desto besser ist das akustische Ergebnis, auch schon bei der notierten Melodei.

    Mit „kennen“ meine ich Melodie, Text (wenn es einen gibt) und auf jeden Fall die Form und mindestens die Grundzüge der Changes also z.B. tonales Zentrum, 251 Module in Dur oder Moll, 5 von 5en usw.
    Jeden vogelwilden #9 :)p) merke ich mir nicht einzeln. Das ist was für Pianisten…

    Am besten geht es, wenn ich durch Abhören oder aus dem Gedächtnis lerne(n will).
    Fatalerweise biegt mein Gehirn beim aus dem Gedächtnis nachspielen nach zwei Tönen immer irgendwohin ab und aus „Alle meine Entchen“ kann dann „Blue Monk“ werden oder irgendetwas anderes.

    Hätte ich eine Strategie, das besser hinzubekommen, wäre ich sehr froh.
     
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  4. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Solange ich Noten vor den Augen hab, schiele ich drauf. In meiner ex Band, wo ich Bass gespielt hab, habe ich mich immer bei einem Stück bei einem Akkordwechsel verhauen, bis ich im Gnatz die Noten in die Ecke gepfeffert hab und auf einmal war der Wechsel kein Problem und vor allem der Groove da.

    Ich lerne am besten auswendig, wenn ich Musik heraushöre.

    Ich lerne tatsächlich Takt-, bzw Motivweise auswendig.
     
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  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das wäre die Entsprechung des blödesten aller Musikersprüche: „Wenn Du es singen kannst, kannst Du es auch spielen.“

    Nein. Kann ich NICHT!
     
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  6. Claus

    Claus Mod Emeritus

    So geht es mir leider auch. Ich kann es in meinem Kopf hören, ich kann es singen, ich kann es pfeifen, aber deshalb kann ich es noch lange nicht auf dem Instrument spielen.
     
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  7. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Um etwas Singen zu können, muss man es erstmal richtig hören können. Ich liebe meine Anytune App, mit der ich Lieder langsamer machen kann.
     
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  8. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Ist natürlich auch bei mir eine ewige Baustelle. Inzwischen bekomme ich manche einfachen Lieder ganz gut hin, weil ich mich mit Intervallübungen beschäftige: hören, erkennen, aufs Sax umsetzen. Größtenteils geht das Erkennen wirklich übers Singen. Funktioniert öfter auch ohne diese Nachdenk-Sing-Kette, quasi über die Vorstellung. Das bestärkt mich, die Übungen weiter zu betreiben. Aber der Weg ist noch weit...
     
  9. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich bekomme immer 2 Takte auswendig hin!:cool:
     
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Och…..habe damit keine Probleme…..“C-Jam Blues“ kann ich ganz gut auswendig….:D

    CzG

    Dreas
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja gut, dass du es ansprichst, denn diese Schwierigkeit kommt ja noch dazu. Teilt sich aber auch nochmal in zwei Bereiche auf:

    Absolutes Hören und Greifen.
    Relatives Hören und Greifen.

    Ersteres ist natürlich brutal schwer, hat man kein absolutes Gehör.
    Zweiteres ist durchaus erlernbar: Hat man einen Ton fix, dann kann man auf dieser Basis einen nächsten Ton abschätzen.

    Ich kann mich gut an meine ersten, doch recht frustrierenden, Versuche erinnern: Erst einen Takt, dann Zweie und schon wieder der Anfang weg. Also wieder von vorne und den ersten Ton des dritten Taktes nochmal in den Noten gelinst und am Tag dann vielleicht die ersten drei Takte geschafft. Am nächsten Tag dann holprig und mit etwas Schummeln wieder hinbekommen, sogar noch zwei weitere Takte geschafft. Geht langsam, aber es geht überhaupt etwas, dachte ich so für mich.

    Nicht geahnt hätte ich, dass das Auswendiglernen in kurzer Zeit des konzentrierten Übens immer besser ging und vor allem auch immer schneller funktionierte. Die Fortschrittsgeschwindigkeit stieg exponentiell an und es war eine reine Freude, dann in recht kurzer Zeit ganze Stücke auswendig spielen zu können. Nicht nur das,

    Akkorde und Basslinie brachte ich mir auch bei.


    Ich fürchte, es gibt keine Strategie, das zu lernen als sich daran zu versuchen. Ich will aber Mut machen, dass es nicht lange dauert, das zu lernen. Der Anfangsfrust ist groß, ist aber nach, na, vielleicht sieben Übeeinheiten, schon stark abgebaut. Und wenn das erste Stück sitzt, ist das zweite nur noch halb so schwer zu lernen.
     
  12. Argonrockt

    Argonrockt Kann einfach nicht wegbleiben

    ich versuche eigentlich alles auswendig zu spielen, ohne die Melodielinie im Kopf zu haben funktioniert das nicht, für die Synchronisation mit den Fingern ist natürlich die Wahl des Starttones (Tonart) je nach Spielstand wichtig. Beim "Spassüben" lasse ich irgendeine Mucke von Heavytones bis Matt Bianco, von Getz bis Hamilton laufen und versuche direkt drüber zu spielen. Ich finde eine schnelle und sehr sichere Beherrschung der 12 Grundtonarten wichtig um direkt im richtigen "Aquarium" zu landen und auch darin zu denken...(...natürlich kommen dann auch noch andere "Aquarien" mit anderen Fischen dazu)
     
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  13. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde sagen, dass "Negativ" dieses Satzes ist korrekt. Wenn Du es nicht singen kannst, kannst Du es auch nicht spielen. Zumindest kommt er der Wahrheit deutlich häufiger sehr nah.
     
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  14. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    In einer Band haben wir nur selbstgemachtes,da brauche ich auch nach Jahren die Noten zur Sicherheit.
    In einer anderen Band spielen wir Cover ,die mir schon von früher als Hörender im Ohr sind,die kann ich recht schnell auswendig,
    Also,was ich pfeifen kann,weil ich es kenne,kann ich auch auswendig spielen
     
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  15. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Was ich oft genug gespielt habe, kann ich auswendig, auch unbeabsichtigt. Nach 30 Jahren hauptberuflich Tanzmusik habe ich noch heute Melodien, Tonarten, Arrangement, Texte usw der meisten Stücke für alle meine Instrumente beim bloßen Nennen des Titels parat. Mit meinen Jazznummern verfahre ich heute etwas bewusster genauso: spielen, spielen und nochmal spielen, bis alles sitzt.
     
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  16. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Sehe ich auch so, die Freiheit endet aber an meinen technischen/musikalischen Grenzen.

    1 - Was sind eure Erfahrungen?
    VomBlattSpielen ist sowieso nicht meine Stärke, dazu (Prima Vista) bin ich zu langsam. Könnte ich natürlich explizit übern, aber da übe ich lieber das Auswendigspielen.

    2 - Was könnt ihr auswendig spielen?
    Die meisten Stücke in der Band (Das Repertoire ist aber noch nicht groß ;))

    3 - Wie lernt ihr auswendig spielen?
    Vorher mache ich mir möglichst ein Leadsheet von Tonarten/Struktur/Ablauf/Arrangement des Stücks. Lernen dann entweder durch Nachspielen (über Anytune Pro und langsamer abgespielt) oder nach Noten; jeweils Taktweise. Also auf die Noten gucken, weggucken und spielen. Beim Hören versuche ich, den ersten Ton zu singen, wenn das geht, kann ich ihn auch spielen. Dann so weiter, allerdings fällt das Rauszuhören mancher Feinheiten sehr schwer. Harmonien eher übers Klavier. Dauert alles aber.

    4 - Was sind eure Schwierigkeiten beim Auswendigspielen?
    Vergesslichkeit, weniger bei Melodie/Changes als beim Ablauf/Arrangement.

    5 - Gibt es Fragen zum Thema?
    Warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht? Aller Unterricht ging dereinst nur über Noten.
     
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  17. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Bedeutet „auswendig“ für Euch denn „in jeder beliebigen Tonart“? Oder in einer?
     
  18. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    In der Tonart in der ich es in meiner Band brauche
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also eine ganze Reihe unserer Stücke kann/konnte ich auswendig (länger nicht mehr zusammen gespielt.)

    Das befreit schon ungemein, man wird auch lässiger in der Interpretation der Stücke. Auch die Impro läuft besser.

    Lernen auch über Takte, teilweise auch von hinten anfangend, damit man nicht immer an der selben Stelle rausfliegt (also die letzten zwei Takte, die letzten vier Takte, etc. )

    Dann immer weiter vom Notenblatt zurück gehen. Irgendwann kann man sie nicht mehr sehen, spielt aber dennoch weiter.

    CzG

    Dreas

    P. S. @Claus : Immer nur in der geübten Tonart.
     
  20. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Ich bin immer wieder fasziniert wenn sich z.B. Trifonov hinsetzt und die Liszt Transcendetal Etüden hintereinander her auswendig aufführt oder Rach 3 aus dem Kopf aufgeführt wird. Wie kriegen die das hin?
    Meine eigenen Erfahrungen: als Kind lernte ich Klavier und für ein Elternvorspiel sollte ich ein Rondo von Beethoven auswendig vorspielen. Meine Eltern meinten warum ich keine Noten mitnehme würde, meine Antwort: ich soll doch auswendig spielen. Ich hab mich gewundert warum das ältere Mädchen das vor mir gespielt hat gebibbert hat. Dann war ich dran. soweit alles gut, kurz vor dem Mittelteil kam ich ins schleudern mit einem improvisierten Triller kam ich unbeschadet in den nächsten Teil und gut war…. Klavierlehrerin war blass… das alles kam gut an. Ein Jahr später war wieder ein Elternvorspiel… auswendig…. Und? Der liebe Thomas hat gewusst dass da doch was schiefgehen kann und hat plötzlich gebibbert und dementsprechend auch das Stück im Hosenscheissermodus (auf Sicherheit) durchgespielt… seit dem wusste ich was Lampenfieber ist :)
    Auf der Klarinette war das Auswendigspielen im Musikverein nicht so das Thema. Allerdings durfte ich ( als Anfänger ) Petite Fleur als Solo aufführen. Die Bühne war eng und schon hatte der Dirigent meine Noten vom Pult gefegt und runter in den Zuschauerraum…. In der Not ging es auch ohne weiter….zum Glück …. Wie hat jemand gesagt: wenn du das Stück richtig geübt hast dann kannst du es auch auswendig….
    Später beim Bund musste ich auf der Klarinette und irgendwelchen Spielmannsflöten eine Auswahl an Militärmärschen auswendig lernen. Das war nicht besonders schwierig…
    Seitdem hatte ich eigentlich keinen Elan, etwas auswendig zu lernen, wohl wissend dass das meiste gut geübte wohl auch auswendig gehen würde… zumindest im Proberaum :)
    LG
    Thomas
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Januar.2024
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