Eigentlich wollte ich mal Saxophon spielen...

Dieses Thema im Forum "Neue Mitglieder stellen sich vor" wurde erstellt von Dietlaib, 6.März.2011.

  1. Dietlaib

    Dietlaib Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,

    Holzblasinstrumente haben mich schon immer interessiert. Musik für Bläserquintett (Flöte, Klarinette, Oboe, Horn und Fagott) habe ich mir in sehr jungen Jahren oft angehört. Den Klang der Doppelrohrblattinstrumente mochte ich am liebsten, doch um selber zu musizieren, erlaubte das Taschengeld nur eine Hohner Blockflöte aus Plastik. ;-) Später sollte eine Querflöte hinzu kommen, doch ein Instrument, das Akkorde hervorbringen kann, schien mir ebenfalls sinnvoll zu sein. Davon abgesehen war eine Gitarre seinerzeit deutlich günstiger zu haben als derart klappenreiche Blasinstrumente. :)

    Mit zunehmendem Alter und im Besitz einer Gitarre wurde andere Musik ebenfalls interessant. Meine ersten beiden Band-Jahre (inzwischen war ich sechszehn) erlebte ich als Bassist. Dann wechselte ich zur E-Gitarre, die mein Hauptinstrument wurde. Trotzdem blieb der Wunsch, auch mal ein "richtiges" Blasinstrument zu spielen. ;-) (Natürlich ist eine Blockflöte ebenfalls ein ernst zu nehmendes Instrument, aber vermutlich wisst Ihr, wie ich das meine.)

    Da man klassische Blasinstrumente wie Oboen (oder gar Fagotte) damals so gut wie nie im populärmusikalischen Kontext hörte, (auch die Flöte bei Jethro Tull musste man eher als Ausnahme betrachten), wurde ich irgendwann aufs Saxophon aufmerksam. Unglaublich, wie ausdrucksvoll und facettenreich dieses Instrument bei verschiedenen Spielern klingen konnte!

    Bei mir klang es, nachdem ich mir irgendwann endlich eins gekauft hatte, natürlich lange nicht so ausdrucksvoll. Aber das fand ich eher logisch. Bandkollegen und andere musizierende Bekannte zeigten sich zwar beeindruckt, weil ich sozusagen direkt ein paar einfache Blockflötennoten darauf spielte, doch das lag natürlich an meinen Erfahrungen mit der Blockflöte. Ton und Intonation waren meiner Ansicht nach einfach nur grauenh... also will sagen: recht anfängermäßig.

    Da ich nun schon gehört und gelesen hatte, dass man gerade beim Saxophon sooo viel falsch machen könne, wenn man versucht, sich das Instrument ohne Lehrer zu erschließen, legte ich mein "Horn" (ein Alt übrigens) brav zur Seite, also in den Koffer und machte mich auf die Suche nach einem Lehrer. Die Erkundigungen in Musikläden im Umkreis brachten nur eine einzige Telefonnummer. Doch mein potentieller Saxophonlehrer reagierte auf meine Frage nach Saxophonunterricht äusserst ungehalten. Er blaffte rüde ins Telefon, wo ich denn die Nummer her hätte und legte kommentarlos auf, nachdem er die gewünschte Auskunft erhalten hatte.

    Die periodischen Anzeigenblätter hier im Kreis brachten innerhalb der nächsten 6 Monate zwei weitere Nummern. Nummer 1 hätte über eine Stunde Fahrzeit (+ Stau-Zeit bei 100%iger Staugefahr) erfordert. Eine Unterrichts-"Stunde" sollte dagegen nur 30 Minuten dauern. Bei jeder Überziehung von je 5 Minuten wären jeweils wieder 30% des (nicht gerade unerheblichen) Grundpreises fällig gewesen. Eine Gebührenstruktur, die nicht unbedingt einladend auf mich wirkte. Zumal ein öffentliches Jugendzentrum als Unterrichtsort diese Preise nicht zu rechtfertigen schien.

    Der dritte Kontakt ergab dann tatsächlich einen leibhaftigen Saxophonlehrer, der mich zuhause besuchte. Er nahm mein Saxophon (selber hatte er keins dabei), schob das Mundstück so weit und mit soviel Kraft auf den S-Bogen, dass mir Angst und Bange wurde und beeindruckte mich mit einer C-Dur (gegriffen) Skala über eine Oktave rauf und runter, die er mir mit einer Höllenlautstärke um die Ohren blies. Da in meinem Musikzimmer reichlich Musikequipment herumstand, erkundigte er sich nach meinen sonstigen musikalischen Aktivitäten, auf den Inhalt oder Aufbau seines Unterrichts kam er nicht zu sprechen. Dann ging er. Nicht ohne, wie ich am nächsten Tag bemerkte, eine Visitenkarte in meinem Briefkasten hinterlassen zu haben. Neben der Präsentation der üblichen Kontaktdaten wies diese Karte ihren Eigentümer als begeisterten Nasenbohrer aus, denn sie war ganz offenkundig mit dem Erfolg seiner diesbezüglichen Ausgrabungen verziert. Ich beförderte das gesamte Objekt mit spitzen Fingern in die Mülltonne; unnötig zu erwähnen, dass der Fall damit erledigt war.

    Die örtliche Musikschule bot zunächst keinen Saxophonunterricht an. Doch ein oder zwei Jahre später, was für ein Glück, warb das entsprechende Faltblatt nicht nur für Gitarren- und Keybooard- sondern auch für Saxophonunterricht. Ich fuhr sofort hin um mich anzumelden, auch wenn ich von monatlich zahlbaren Jahresverträgen mit Unterrichtspause in den Ferien nicht unbedingt begeistert war. Vor Ort erfuhr ich dann, dass es sich nur um einen "allgemeinen" Prospekt handelte. Saxophonunterricht würde, trotz anders lautender Werbung, nach wie vor nicht angeboten.

    Beim nächsten und übernächsten Prospekt rief ich nur noch an: Saxophon-Unterricht? Nein!

    Inzwischen ist einige Zeit vergangen und zwischendurch waren natürlich auch andere Dinge wichtig. Mit der E-Gitarre war ich die ganze Zeit in irgendwelchen Bands oder Recordingprojekten unterwegs, doch beim Saxophon (Achtung: Ironie!) bleibt mir nur das befriedigende Gefühl, seit zwanzig Jahren nichts falsch gemacht zu haben. Denn das, wie man ja weiss, würde man ohne Lehrer unweigerlich.

    Ich möchte meine Vorstellung nicht abschließen, ohne ein oder zwei Fragen zu stellen:

    Ist bei der Reaktivierung eines Saxophons, das nur 14 Tage benutzt wurde aber ca. 20 Jahre im Koffer lag, irgendetwas zu beachten? Kann es sein, dass es Schäden genommen hat, die ich als Unerfahrener nicht bemerke?

    Wird das Mundstück wirklich so weit auf den S-Bogen gedrückt (siehe entsprechende Stelle im Text oben), dass man es nur mit roher Gewalt wieder abbekommt?

    Sind die Blätter noch verwendbar? Oder sind sie inzwischen gesundheitsgefährdend vergammelt?

    Sicher werden sich noch andere Fragen ergeben, auch wenn ich in diesem Forum schon viele wertvolle Informationen gefunden haben. Ich sag erstmal danke fürs Lesen. :)

    Gruss, Dietlaib
     
  2. lemon

    lemon Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Dietlaib
    Boahh das hat gedauert zu lesen...

    aber jetzt wo ich es durch gelesen habe wünsche ich erstmal:
    [color=990000]Herzlich willkommen hier im Forum!
    [/color]


    So und jetzt zu zwei deiner Fragen:
    Die Sache mit dem Mundstück...
    könntest du mal ein Bild hochladen denn ich bin mir nicht ganz im klaren wie du das meinst...

    Die Blätter:
    Das Tenorsax von meinem Vater lag auch lange Zeit im Koffer ca. 10 Jahre... und dann als ich es wieder um mal etwas Tenor zu spielen hatte ich zuhause nur altsax-Blätter, aber im Koffer meines Vaters waren noch ein paar Blätter.
    Die sahen noch O.K. aus schmeckten normal und bis jetzt habe ich noch keine schlimme Krankheit.
    Also ich denke wenn sie trocken waren als du sie vor 20 Jahren eingepackt hast dürften si in Ordnung sein.

    Viele Grüße Lemon
     
  3. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Erstmal willkommen im Forum.

    Darüber, wie weit man das Mundstück auf den S-Bogen schiebt, stimmt man das Saxophon. Wenn es solange rumgelegen ist, empfehle ich Dir, vorher etwas Korkfett draufzutun (am besten einen Tag lang einziehen lassen)
    Wenn Du damals die Blättchen feucht eingepackt hast, und sie jetzt grün und haarig aussehen, würde ich sie wegwerfen. Ansonsten (habe ich gelesen), Blättchen altern nicht. (ich hab allerdings selbst noch kein Blättchen 20 Jahre unbenutzt gelassen.

    Grüsse,
    Wanze
     
  4. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    :welcome: in the nirwana des sax-wahnsinns

    viel spass beim lesen und schreiben

    jaaz47 :pint:
     
  5. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Dietlaib
    Erst mal auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum der liebenswerten Sax-Chaoten.

    Einen langen, langen Weg hast du hinter dir um -endlich- hier anzukommen ;-)
    Du bist richtig hier und wenn du regelmäßig hier rein schaust kann ich dir schon fast garantieren, dass es jetzt weiter geht (was das Saxspielen betrifft).

    Deine Fragen werden dir sicher beantwortet. Ich glaube hier gibt es einige im Forum, die dieses Instrument mit verbundenen Augen auseinander- und wieder zusammen bauen können.

    Nicht dass ich Neugierig wäre, aber, aus welcher Ecke unseres Landes kommst du?

    Gruß aus Bonn
    Dieter
     
  6. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    moin ,fühl dich wie zuhause

    1) sicher ist aller anfang schwer, aber wenn man will und sebstkritisch ist, kann man auch saxophon autodidaktisch erlernen.
    hier bekommt man auf fast alle probleme eine antwort.

    2) wie weit das mundstück auf den s-bogen muss, hängt von der kammergröße und der eigenen intonation ab.
    große kammer-weiter drauf .
    die eigene intonation liegt am ansatz, ist er locker, ist der ton eher etwas tiefer .
    somit muss das mundstück dann weiter drauf um zu stimmen.
    bei meinen tenor ist der kork ,bei einem selmer-soloist-mundstück ,ca 2-3 mm im mundstück verschwunden.
    bei einem dukoff ld 9 sieht man noch 1-2 mm.

    viel spass beim neuen/alten hobby
    :yiep:
     
  7. midnightblues

    midnightblues Schaut öfter mal vorbei

    Hallo, Dietlaib!

    Was sind schon 20 Jahre. Für nen guten Sax - Sound lohnt das immer :lol: !

    Viel Spaß hier

    Frank
     
  8. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hey Dietlaib!

    Ein fröhliches: herzlich Willkommen!

    Jetzt hau aber auch rein, schau mal in Joes tollen Listen nach, die Links findest du schon und such dir nen Lehrer, wird schon einen geben ohne seltsame Angewohnheiten!
    Wer so lange "nur" Gitarre spielt, der hat es sich redlich verdient, mal n richtiges Instrument zu erlernen.

    Lg aus der karnevalistischen Eifel
    edo
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Willkommen im Forum.

    Das ist ja eine interessante Story!
    Du hast Dein Instrument schon vor zig Jahren gefunden, aber Deine Spielzeit stand wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Schicksalsplan.

    Dann mal ran ans Sax und gut trööt.

    lg
     
  10. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo dietlaib,

    :welcome:

    schöne vorstellung; scheinst der deutschen sprache mächtig zu sein.

    als erfahrener musiker, würde ich, den schritt in die selbständigkeit wagen. hau rein.

    gruß
    hanjo
     
  11. Dietlaib

    Dietlaib Nicht zu schüchtern zum Reden

    Moin,

    für die netten Willkommensgrüße möchte ich mich bedanken. :)

    Und für diese Antwort danke ich ebenfalls. Das leuchtet ein.

    Zu der Frage, aus welcher Gegend ich komme: "Tief im Westen..." sang einst Grönemeyer, - d.h. Bochum ist nicht allzu weit weg, Recklinghausen liegt noch etwas näher. Den genauen Ort wird ausser dem Kollegen aus Marl wohl kaum jemand kennen. Sobald ich etwas Verwertbares auf dem Sax spielen kann, trage ich mich sicher in die Tabelle ein.

    Gruss, Dietlaib
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Ich hab ein bisschen nachgearbeitet und begrüße Dich jetzt verspätet aber herzlich:)

    Mit großem Interesse habe Deine Odyssee bei Deiner Lehrersuche gelesen. Ich hoffe, Du wirst irgendwann doch noch Erfolg haben. Aber vielleicht hilft Dir am Anfang auch jemand aus dem Forum.

    Denn es gibt einen Thread: Saxer suchen und finden Saxer.

    Und da findest Du vielleicht jemand aus Deiner Nähe, mit dem/der Du die Anfänge gestalten kannst.

    Du kannst hier vielleicht jemanden finden und wenn Du Dich selbst einträgst auch gefunden werden.

    Herzliche Grüße,

    Joe


     
  13. klafu

    klafu Ist fast schon zuhause hier

    moin Dietlaib,
    vielleicht wäre (irgendwann) Joe`s Späteinsteigerworkshop was für dich ? Den gibt es, bei diesem Erfolg, sicher auch noch in ein paar Jahren regelmäßig.
     
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