Ein eher schwarzer Tag

Was soll ich sagen...heut ist mir das passiert, was etlichen Leuten auch schon geschah und mir immer eine Horrorvision war: Am Abend gespielt mit Freunden, Sax eingepackt - Reissverschluss nochmals geöffnet, Agenda raus, Termin abgemacht, Deckel zu - und den Reissverschluss am Koffer nicht gezogen. Koffer gepackt, am Handgriff, Sax (Ref 54 Tenor) rausgeflogen auf einen Plattenboden - klar was denn sonst, wenn schon, dann gleich richtig - Fazit: Korpus krumm. Ungefähr ab der Mitte hat er einen kräftigen Bieger gegen die Klappenseite zu. So was von Scheisse. Und das mir, wo ich immer weisss ich wie Sorge trage zu meinem Material. Das Elende dran ist noch, dass ich noch etwa eine halbe Minute vorher dran dachte, noch zu kontrollieren, ob der Koffer zu ist. Kleiner Trost: Beule gabs keine, aber man sieht genau am Böcklein des Oktavmechanismus wo das Sax am Boden aufschlug. So sieht der Instrumenten-Reparatuer wenigstens genau, in welche Richtung er zurückrichten muss. Schon sehr, sehr ärgerlich, das Gnaze. Ich werde mir wohl gleich einen anderen Koffer zulegen, das ist bei diesen BAM eindeutig ein Nachteil, keinerlei Sicherung, weder ein Klett, noch sind die Tragegriffe geteilt, je einer an jedem Kofferteil


Frage: Wie manches Mundstück gäbe es wohl für den Preis der Reparatur? Und:
Was haltet ihr von einer solchen? Muss womöglich der die Röhre ausgetauscht werden? Oder wäre das sowieso gescheiter?

Danke für Trost und Rat

antonio

 

Hallo Toni,

ärgerlich, aber es macht wenig Sinn, mit dem Schicksal zu hadern (ich mache das regelmäßig bei Autoreparaturen: "...davon hätte ich mir y, x und noch z obendrein kaufen können..."

Ein guter Saxdoc kriegt das wieder hin! Und vielleicht spielt es nachher noch besser als zuvor.

Also Kopf hoch!

 

Hi Antonio,
ich hatte vorhin auch Probe. Irgendwie kamen wir nach der Probe auf das Thema Chrashs von Instrumenten. Jeder hatte dazu was beizusteuern. Ich erzählte die Geschichte, als ich mein Tenor mal in das Formkoffer legte. Nach einer Pause wollte ich weiterspielen, deshalb machte ich den Reissverschluss nicht zu. Aber es kam was dazwischen. Als ich den Koffer dann abends mit Schwung packte um ihn in die Ecke zu stellen, flog das Saxophon heraus. Ich versuchte den Flug durch Zwischenhalten meines Schienbeines abzufedern, brachte aber nicht viel außer einer schmerzhaften Blessur. Diese heilte ohne Behandlung aus, aber das Sax musste zum Doc. Nun ja, es ist ärgerlich, aber es gibt schlimmeres. Übrigens musste ich vor der Probe aus meinem Sopransaxophon den Bassklarinettenwischer rausoprieren. Den hatte ich letzte Woche fälschlicherweise gegriffen, da ich durch Quatschen abgelenkt war. Als es sich nicht weiter ziehen ließ fiel es mir erst auf, zurück ging dann leider nichts mehr.
Ich denke es wird einige geben, die solche Erlebnisse hatten. Früher ist mir mal ein Ledergurt gerissen, das Sax auf eine Tischkante geknallt. Seltsamerweise kenne ich fast nur Schäden an Tenorsaxophonen. Formkoffer spielten da auch oft eine Rolle.

Ärgern hilft nicht. So ein Sturz gehört zum Saxophonistenleben dazu.

 

@antonio:

Ojeojeoje - der Super GAU eines jeden Saxophon-Menschen! Ich hab sowohl von Kiddies als auch von älteren Kiddies Flying Saxes gesehen und das ist immer sehr ärgerlich. Einerseits, weil ein Teil, zu dem man immer Sorge getragen hat und andererseits, weil es unnötige Kosten verursacht.
Es gibt Versicherungen, die zu sehr guten Konditionen "All Risk-Deckungen" für Musikinstrumente anbieten. "All Risk" bedeutet, dass mit Ausnahme von Abnützung alles versichert ist. Du kannst es sogar selber an eine Wand schmeissen! Da diese Versicherungen ein eher heikles Risiko sind, wird damit nicht gross geworben. Oder man kann in der Hausrat-Versicherung eine Erstrisiko-Summe für "All Risk" definieren. Informiere dich mal bei deinem Versicherungsmenschen - so hält sich nebst dem Ärger zumindest der materielle Schaden in kalkulierbaren Grenzen.
Ich weiss nicht, wo du dein Sax gepostet hast, aber was die Blasinstrumentenbauer zum Teil reparieren, grenzt an Wunder! Da würde ich mir keine grossen Sorgen machen, das kommt schon gut. Du bist ja im Emmental zu Hause - ich hab kürzlich meinen Tenor bei Hirsiger in Worb revidieren lassen. Gute Arbeit!

'S chont scho guet...

 

@antonio: das tut mir leid mit deinem sax. Als eigentümer eines ref54 kann ich nachvollziehen wie du dich fühlst.

Mir ist sowas ähnliches passiert, mit den gleichen auswirkungen. Das sax war auch verbogen, aber der saxdoc aus berlin, mike duchstein, hat es wieder hinbekommen. Also auch von mir der trost, ein guter saxdoc sollte es wieder so hinbekommen als ob nichts gewesen wäre.

 

Die Versicherung ist ein gute Idee. Ich dachte immer sowas brauch ICH doch ganz bestimmt nicht, bis ich dann bei einer privaten Probe 10x über eine Bodenschwelle gestolpert bin (immer mit meinem Tenor in der Hand). Zum Glück ist nichts passiert.
Über unser Orchester haben wir eine Instrumenten-versicherung. Das kostet 15 Promile von der Versicherungssumme +16% Versicherungssteuer (macht für 1000€ Versicherungssumme also 17,40€/Jahr). Seitdem transportiere ich meine Instrumente viel entspannter.

Gruß und viel Glück bei der Reparatur

Friedrich

 

Antonio, herzliches Beileid.

Am Dienstag hatte ich meinen GAU mit dem noch recht neuen Cannonball-Arc-Sopran. Ist eh wegen des Saxello-Stil-Endes wackelig auf dem Ständer, und da ist er umgefallen. Nicht mal laut.
Aber nun pfeift der Wind durch, und einige Böckchen scheinen verbogen zu sein. Absolut nichts zu sehen (uff), aber es ist sowas von hin...
Herr Neff ist auch schon dran, es wieder dicht zu machen. Wird bestimmt teuer...

Und ja: Bald werde ich eine Versicherung haben. Ist mir auf Dauer zu heiß...

 

Ehrensalut für dein Saxophon Antonio!

Du mußt dich nicht genieren, sowas passiert früher oder später.
Ich hab ein Ref 54 Alt, hab ich gerade erst diese Weihnachten gekauft.. Es fallen zu sehen wäre echt die Hölle für mich.
Ein Musiklehrer bei mir in der BigBand hat ein Mk6 Tenor. Einmal hat er das Sax in den Koffer gelegt, aber nicht den Reisverschluss + Kofferband zugemacht. Wie er dann nach einiger Zeit nachhause gehen wollte, hat er mit Schwung (Tenor's sind ja schwer) den Koffer gepackt um ihn als Rucksack zu tragen. Ergebnis: Das Sax flog im hohen Bogen durch den Raum. Aufprall... Der ganze scheiß Korpus war verbogen, die Mechanik lädiert. Kostenpunkt der Reparatur: Rund 1000-irgendwas Euronen...

Ist also schon jedem Mal passiert..

Wie gesagt, das wird schon. Je schneller du das Teil zum SaxDoc bringst, umso schneller bekommst du es wieder zurück um es zu spielen. Dann wird dir dein Sax vergeben

Grüße,
Thomas

 

Na, das ist dann aber eine Frage der Schadensschilderung, damit es kein Vorsatz ist. Und Vorsatz zu versichern, dürfte tödlich für die Versicherung sein.
Meine Fotoausrüstung (lauter schöne Teile - Sinar und Elinchrome) aus der Schweiz) hatte ich mit einer All-risk-Police versichert (auch in der Schweiz), das hat zum Schluss 4% (Prozent) der Summe gekostet, das waren jedes Jahr 4000 Mark. Da war ziemlich alles drin, aber kein Vorsatz. Auch ohne den hat es wohl nach jeder Photokina plötzliche Verstärkungen der Schwerkraft gegeben...

Ein guter erster Anlaufpunkt ist die eigene Hausratversicherung oder sonst eine, bei der man schon Kunde ist. Inzwischen gehören ja fast alle Versicherungen der Allianz, und haben ähnliche Portfolios.

Grüße, Christian

 

Antonio,
du hast mein Mitgefühl und ich hoffe doch, daß der Doc das wieder hinkriegt.
Bei der Gelegenheit mal in die Runde gefragt: gibt es denn eine Tasche, die das verhindert? Ich stelle mir das zB so vor, daß man, um die Tasche öffnen zu können, auch den Griff öffnen muß.

 

Bei Sessiongebläse in Walldorf habe ich mal ein Gigbag gesehen, da stellte man das Sax von oben rein. Schön gepolstert das Teil, keine Öffnungen an der Seite. War allerdings für ein Alto, ob es das auch fürs Tenor gibt?
Das Teil machte einen ganz guten Eindruck. Ich war auf der Suche nach einer Unterbringungsmöglichkeit für mein altes King Alto mit Becherklappen auf beiden Seiten, da ist es schwer einen passenden Koffer aufzutreiben.

Gruß
Markus

 

Ein Klettverschlußgriff (jeweils eine Griffhälfte an Deckel und Boden) gibt es auf jeden Fall, hat mein Case glücklicherweise auch. Gut wäre mal ein Klettverschluß der das Sax festhält - notebook-like. Die Idee kam meine ich hier irgendwann mal auf - fände ich gut.

Gruß Chino

 

@all - Dank an alle für die aufmunternden Worte, inzwischen habe ich mich auch ein wenig vom Schock erholt und meinen Sax Doc kontaktiert. Am Samstag führe ich ihm das Tenor vor. Er hat Richtwerkzeuge, um Korpusröhren wieder auszurichten. Die Frage ist wohl wieviel man da drücken kann. Wenn ich das Sax so anschaue, ist es schon erstaunlich, wieviel das verschoben wurde. H und Bb Verlängerung reiben aneinander, die Klappen sind einander im Wege, da ist also schon ziemlich viel Weg gemacht worden durch den Schlag. Die Krümmung der Röhre sieht man auch von blossem Auge gut. Ich werde weiter berichten. Ganz offensichtlich ist solches Malheur ja auch schon einigen von euch passiert. ich werde mir gedanken über eine Versicherung und einen andren Koffer machen. Oder zumindest über eine Sicherung im innern à la Note Book. Das ist eine gute Idee. Na, jedenfalls lass ich mir den Spass trotz allem nicht verderben

antonio

 

mgsax schrieb:

Ja, das hab ich auch schon mal gehört, glaube Bastian Fiebig erwähnt so was auf seiner HP. Ich habe aber bisher auch nicht rausgefunden welcher Hersteller dies ist.

antonio

 

doc schrieb

Puh, das sind auch nicht gerade Peanuts...überhaupt scheinen wir uns ja mal in gegenseitigen Kondolenz Bezeugungen üben zu können, nachdem ich mal dazu gekommen bin alle Beiträge zu lesen. Gibt ja etliche die haben mir das schon was voraus . Nachdem ich nun mein Sax beim nachhausekommen nochmals besichtigt habe kann ich euch aber versichern ich gehöre nun auch dazu Tja...wird schon werden. Habe inzwischen auch mal meine Versicherung kontaktiert um herauszubekommen, was sie mir als Versicherung anbieten können. Da die meisten wohl in EU Ländern beheimatet sind, kann ich leider an euren Versicherungserfahrungen nur teilweise partizipieren. Das EU-Recht wird schätzungsweise andere Definitionen liefern als unser schweizerischer Privatversicherungsrecht. Komplizierte Grauzonen werden wohl beide aufweisen

antonio

 

Hi Antonio,

das ist natürlich ein schwerer Schlag. Zum Trost möchte ich Dir aber sagen, dass die (guten) Instrumentenbauer das wieder hinkriegen. Und sogar für relativ wenig Geld. Ich habe mal ein altes Ladyface gesehen, das schlimme Verdrehungen am Korpus und an einem Tonloch hatte. Das hat der Sax-Doc ohne Problem wieder hingekriegt. Der einzige Nachteil: man sieht es hinterher (ein bisschen) und das reduziert halt den Wert des Instruments. Aber nicht nennenswert. Da kann vielleicht die Versicherung einspringen und den Wertverlust ausgleichen. Aber wenn die Reparatur ausgeführt ist, wirst Du das beim Spielen gar nicht merken.
LG

 

@fridolin
Also ich bin ja inzwischen auch wieder guten Mutes, dass der Reparateur das hinbekommt. Wenn ich sehe, was ein Saxbecher im Anfang ist - nichts als ein verklumptes Blech in der richtigen Abwicklung zusammengelötet und was dann am Schluss zu sehen ist - das Gleiche auch bei arg lädierten Rohren von Blechinstrumenten. Ich hatte ja noch Glück, wenn man die Röhre richten kann, wird am Schluss wohl nichts zu sehen sein, da es nichts auszubeulen gibt. Beule hat es erstaunlicherweise keine gegeben, sondern "nur" das Rohr ab etwa der Mitte um ca. 2-3mm abgebogen.

antonio

 

Hallo antonio,

kann total mit dir mitfühlen!
Bin letzte Woche mit meinem Tenor (Im Januar neu gekauft!!!) eine steile Treppe hochgegangen und über die vorletzte Stufe gestolpert! Dabei bin ich voll auf mein Sax geflogen! Der Becher ist verbogen und die
Wippe vorne funktioniert nicht mehr richtig...
Am meisten hab ich mich über meine eigene Dummheit aufgeregt... Bin gespannt was mich der "Spaß" kostet...

Da das bestimmt nicht der letzte Saxcrash gewesen ist
werd ich mich auch mal nach so ner Versicherung umhören!

Grüßle Julja

 

hallo Julja

Ach du Schande...das ist auch nicht gerade lustig. Und bei einem neuen Sax. Man ärgert sich wirklich gewaltig über sich selbst. Aber so wie du beschreibst was dir passiert ist, wäre auch ein Totalschaden denkbar -

Ich gehe jetzt heute Abend mal zu meinem Sax Doc, bin gespannt, was er nun meint und was mich der Spass kosten wird

antonio

 

By the way: Bei mir ist die Sache noch mal gut ausgegangen. Für 200 EUR tut es das gute Stück wieder: Eine Klappe war heut morgen noch zickig/undicht, drum mußte der Meister noch mal ran. Ich stand da wie ein Depp und kriegte keinen graden tiefen Ton raus. Neff spielte es mit seinem Otto-Link und "geht doch tadellos, aber ich schau es mir nochmal an". Was ein sitzender Ansatz alles ausmacht.

In der Warte-Stunde danach gingen mir allerdings die Nerven ganz schön durch. Hätte nicht gedacht, daß mir das so nahgehen würde. Ich werde dem wohl doch einen Namen geben Und dann klappte es auch auf einmal mit dem Anspielen vor dem Meister.

Hab dann einiges gemacht und die Intonation durchgemessen. Es ist nicht besser als vorher, aber auch nicht schlechter. Die Ansprache hat sich also nicht verändert. Was ja bei einem Cannonball keineswegs eine schlechte Nachricht ist.

Also einen der Spezialständer werde ich mir dann wohl zulegen, je nach Beschaffbarkeit und Preis. Nochmal lasse ich das Sopran nicht kippen.