Einfluss von Drogen

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von ilikewoods, 16.Mai.2024.

  1. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Ich riskiere mal diesen sehr kontroversen Thread und hoffe, dass er nicht zu ernst genommen wird.

    Und zwar interessiert mich folgendes:

    Wie beeinflussen Drogen euer Saxophonspiel?

    Mir geht es zB so, dass ich betrunken merkbar besser spiele als nüchtern, bzw. "inspirierter", weil ich dann mehr bei meinen Gefühlen und weniger bei meinen Gedanken bin. Dafür spiele ich dann mehr "pet licks" und harmonsich simpler. Mir gehen etwas Flexibilität und Gedächtnisleistung verloren, was bei anderen Stücken als Blues/ diatonisch eher weniger gut ist.

    Unter Cannabis-Einfluss hingegen spiele ich zB wesentlich schlechter als nüchtern, weil ich kaum Kontrolle über meinen Körper, bzw vor allem meine Finger habe. Cannabis finde ich aber generell ziemlich langweilig, weil es bei mir fast immer nur den Effekt hat, mich müde und desinteressiert werden zu lassen.

    Unter Einfluss von Zucker spiele ich auch tendenziell besser, zumindest spiele ich unterzuckert nicht gut, weil ich dann Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme kriege.

    Unter Einfluss von Kaffee spiele ich tendenziell schlechter, weil mein Blutdruck dann merkbar steigt und ich mich weniger konzentrieren kann. Leider mag ich den Geschmack von Kaffee sehr, sonst hätte ich damit längst aufgehört.

    Sind natürlich alles rein subjektive Wahrnehmungen ohne medizinisches Fundament.

    Vielleicht könnt ihr ja mal eure Erfahrungen teilen ^^
     
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  2. scenarnick

    scenarnick Administrator

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  3. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Gute Idee!
     
  4. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Naja, Dave motiviert immer das Publikum, in der Pause schön was an der Bar zu bestellen, „dann klingen wir gleich doppelt so gut“.
    Alles andere ist Illusion und endet letztlich nicht gut.
    Ich hatte echt ein Problem mit Randy Brecker‘s Aussage in der Michael Brecker Biografie „Heroin and music fit like a glove“, weil letztendlich die negativen Auswirkungen das in keinster Weise rechtfertigen. Niemals.
    Und meistens sind die Musiker, die irgendwie ‚drauf‘ sind, ein pain in the ass und in der Regel diejenigen, die zur Liability werden.
    In der Regel denkt man ja nur selbst, dass man besser spielt, aber objektiv ist das meistens nicht der Fall. Wenn man sich aus Nervosität etc irgendwie zudröhnen muss, sollte man vielleicht eher das Grundproblem angehen.
    LG Juju
     
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  5. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    100% Zustimmung von meiner Seite. Ich finde trotzdem, dass man es ehrlich besprechen kann, und weiß, dass meine Wahrnehmung meines Spiels auch durch Mitmusiker und Zuhörer bestätigt worden ist. Das rechtfertigt natürlich keinen Drogenmissbrauch (was es ist, wenn man absichtlich trinkt, um besser zu spielen). Es gilt Abstand zu Drogen zu halten ist mindestens langfristig immer besser, als welche zu nehmen, wenn nicht gar auch mittel- und kurzfristig.
     
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  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Bird wurde — nach übereinstimmenden Aussagen vieler Zeitgenossen — nicht müde, vor dem Konsum von Drogen als Stimulans für musikalische Leistungen zu warnen.

    Er selbst kam nicht davon weg und litt sehr unter der Vorstellung, dass eine große Zahl aufstrebender Musiker glaubten, Bird sei Bird weil er breit war.
     
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  7. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich hab da keine eigenen Erfahrungen, aber ich hab mal ein Interview von einem Maler gehört, der auch gerne mal was getrunken hat, und der erzählt hat, wie toll er sich unter Einfluss von Alkohol beim Arbeiten gefunden hat. Und wenn er am nächsten Tag diese Werke dann nüchtern betrachtet hat, war er sehr ernüchtert...

    Bei Alkohol wird die Dosis aber wohl das Gift machen, mehr als bei härteren Drogen, die sofort Gift sind. Eine kleine Menge Alkohol wirkt sich anders aus als ein Rausch. Ob positiv, ist eine andere Frage...

    Doch eine eigene Erfahrung, aber nicht am Instrument: beim Tanzen darf ich praktisch nichts trinken, besonders bei Standard/ Latein merke ich bereits ein Achterl Wein als deutliche Beeinträchtigung. Salsa ist an sich lockerer (aber nicht einfacher), da ist "ein Drink" drin. Viel mehr aber auch nicht, dann steigt die Verletzungsgefahr für die Tanzpartnerin.
     
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  8. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe genug Charlie-Parker
     
  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich weiß nicht so recht, wie ich das deuten soll.

    Aus eigener Erfahrung mit praktisch allem außer Heroin, was in den 1980er und 90er Jahren angesagt war, kann ich nur ausdrücklich unterstreichen: Bird hatte recht.

    Ich trinke heute noch gerne ein Glas oder auch zwei — aber die Illusion, ich würde damit in irgendeiner Weise „besser“ spielen ist genau das: eine Illusion.
    Das einzige, was sich für mich durch Alkohol ändert ist die Hemmschwelle, etwas einfach zu spielen, was ich nüchtern als „kann ich nicht gut genug“ weglassen würde. Dieser Grat ist aber Rasiermesserscharf und der mögliche, eher wahrscheinliche Absturz tief.

    Alle anderen Rauschmittel, die ich „nie inhaliert habe“ (Bill Clinton) haben in keiner Weise zu unmittelbarer Kreativität beigetragen, egal, was ich mir im Moment des Rausches eingebildet habe. Im Gegenteil. Und glaube mir, es waren so einige und viele haben echt Spaß gemacht.

    Kurzfassung: Lass es!
     
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  10. Rick

    Rick Experte

    An sich kaum, denn ich habe viel Routine und kann mich entsprechend auch noch berauscht unter Kontrolle halten.
    Früher war das mein Normalzustand, ich war auf Bühne immer mindestens angetrunken. Das hat sich drastisch geändert, seitdem ich meistens selbst mit dem Auto unterwegs bin (früher war ich immer Mitfahrer), wobei ich es als angenehm empfinde, mich nicht mehr ständig zusammenreißen zu müssen.

    Was soll "härter" sein als Alkohol? Das ist medizinisch gesehen die am stärksten suchtgefährdende Droge, außerdem die mit den höchsten Gesundheitsgefahren. Leider gleichzeitig die verbreitetste und auch noch traditionell verharmloseste...

    Aber allgemein macht natürlich immer die Dosis das Gift, und die Gewöhnung kommt dazu, Gesundheitszustand, körperliche Konstitution usw. spielen ebenfalls eine Rolle.

    Kann ich absolut bestätigen. Der einzige Vorteil ist, dass man relativ schnell wieder nüchtern ist, während der Alkohol wesentlich langsamer abgebaut wird.
     
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  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    z.B. Heroin, Kokain, Crack

    Man kann immer den Blickwinkel finden, der die eigene Meinung bestätigt... Alkohol kann man "ein ganzes Leben lang" genießen, ohne davon süchtig oder krank zu werden, wenn die Dosis gering genug ist. Freilich liegt darin auch die Gefahr der Illusion, dass man auch bei höherer Dosis ja noch nicht süchtig sei. Ändert aber nichts am zuvor gesagten.
     
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  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das gilt in gleicher Weise auch für die von Dir aufgezählten „harten“ Drogen sowie Cannabis, LSD usw.
    Sogar Heroin könnte man theoretisch ohne Suchtgefahr über längere Zeit in entsprechend kleinen und unregelmäßigen Dosen konsumieren.

    Nur die synthetisch genau auf Abhängigkeit entwickelten Drogen wie Crack oder Crystal machen fast unmittelbar abhängig.

    Das Problem mit Alkohol beginnt mit der Akzeptanz in der Gesellschaft.
    Besoffen sein ist Kultur und wer nüchtern bleibt, wird komisch angeschaut, nicht umgekehrt.

    Dazu kommt, dass Alkohol tatsächlich ein höheres psychologisches Suchtpotenzial hat, als Heroin. Das physiologische Suchtpotenzial ist etwa gleich. Die übliche Dosis bis man kotzt ist nur meist geringer.

    Im Gegensatz übrigens zu Cannabis. Das ist nachweislich für Gehirne in ihrer Entwicklung schädlich, hat aber per se kaum Suchtpotenzial für maßvollen Gebrauch als Erwachsener.

    Der Stand meiner Erkenntnisse ist zugegebenermaßen ein paar Jahre her. Ich hatte mich damals mal aus familiärem Anlass informiert.
     
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  13. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das hat sich jedenfalls bei uns stark gewandelt. Als ich vor einigen Monaten einmal den Witz erzählt habe:
    "Mit 5 Bier bist du in der Stadt ein Säufer. Am Land bist du der Fahrer"
    hat einer vom Land gesagt, dass das auch dort nicht mehr so ist.
    Bin gestern mit Kollegen zum "Feierabendstammtisch" zusammengesessen, hab da keinen Tropfen Alkohol getrunken, das war nicht einmal irgendeiner Erwähnung wert.

    Rauchgase einatmen ist immer ungesund.
    Ja, Cannabis kann man auch anders konsumieren...
    Aber THC hat auch immer Potenzial für Psychosen, wobei ich da jetzt nicht weiß, ob es dafür einen Mindestkonsum gibt.
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Ja, ist gerade in den Medien sowie der Politik viel diskutiert.
    Tatsächlich ist DER Auslöser für Psychosen Alkohol (schon mal von den "weißen Mäusen" gehört?), aber so eine Alkohol-Psychose ist schon wieder so alltäglich, dass es in der Öffentlichkeit nicht mehr der Erwähnung bedarf. So lange man weiterhin mit "Schlückchen", "Gläschen" usw. verharmlosen kann...

    Da ist das Hauptproblem die chemische Sauberkeit auf der Straße.
    Ich möchte da nichts verharmlosen, lasse aus diversen Gründen die Finger davon, aber ich kenne genügend Fälle aus meinem Bekanntenkreis, um auch ohne Verweis auf die medizinische Forschung sagen zu können, dass Alkohol in jeder Hinsicht schlimmer ist.
    Einige Bekannte von mir waren heroinabhängig und haben dann mit Alkohol, der ja frei verfügbar ist, "substituiert".
    Und sind schließlich auch am Alkohol gestorben.
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Aber wir werden gerade off-topic, die Frage war ja konkret nach dem Einfluss auf das Sax-Spiel.

    Wie erwähnt kann ich dazu eigentlich nur etwas über Alkohol sagen, den ich früher im Griff zu haben meinte.
    Da waren die Rückmeldungen aus dem Publikum erschreckend positiv - ich vergaß zwar Einsätze und konnte Vorgegebenes nicht mehr richtig spielen, wenn ich "dicht" war, aber ich war extrem expressiv und ungehemmt.

    Das kann ich aber auch nüchtern sein, denn über eines sollte man sich klar sein:
    Keine Droge macht einen anderen Menschen aus dir, alles ist in dir selbst drin. Deshalb sollte man versuchen, das Positive, das man im Rausch erlebt, auch ohne äußeren "Trigger" hinzubekommen.
    Und über die negativen Seiten (Aggression, Depression, Psychosen, was auch immer) sollte man sich im Klaren sein und daran arbeiten, diese in den Griff zu bekommen.
    Denn alles schlummert in dir selbst...
     
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  16. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ich verstehe vermutlich, was Du mit dem Satz sagen willst, aber zwei mir bekannte Einzelschicksale würden mich das trotzdem nie so formulieren lassen.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Ja, je näher man dran ist, desto unglaublicher wirken solche "Persönlichkeitsänderungen".
    Aber wen kennt man schon wirklich, wer kennt sich selbst komplett?
    Das Leben ist ein ständiger Abgleich von Erwartungen und Wirklichkeit. Oft stößt man auf Widersprüche zwischen dem, was man für wahr und richtig hält, und der schockierenden Realität.

    Ein Beispiel aus meiner Familie:
    Mein Opa, den ich nicht mehr wirklich kennen gelernt hatte, galt als attraktiver und herzensguter Mann, meine Oma wurde zur Hochzeit von vielen beglückwünscht.
    Doch eines Tages begann er hemmunslos zu trinken, trieb sich mit "Gesindel" herum, blieb bis spät in der Nacht fort. Meine Oma sorgte sich um ihn, äußerte das auch - da fing er an, sie zu schlagen!
    Meine Mutter fiel ihm in den Arm, da verprügelte er sie ebenfalls.
    Es wurde schnell zur Gewohnheit, dass er praktisch pausenlos besoffen war und die ganze Familie unter seinen unvorhersehbaren Gewaltausbrüchen litt.
    Meine Großmutter suchte verzweifelt Hilfe im Freundeskreis, doch dort wollte ihr keiner glauben, da hieß es nur: "Nein, so etwas kann er unmöglich machen! Er ist doch so ein grundanständiger Mensch, feiner Kerl, verantwortungsvoller Familienvater, DER macht so etwas bestimmt niemals!!"
    Also fanden sie keine Hilfe, kein Verständnis, mussten alles über sich ergehen lassen.
    Die Kinder waren bald alle "verkorkst", die Brüder meiner Mutter begannen selbst zu trinken, der älteste ruinierte später seine eigenen Beziehungen durch Gewaltausbrüche im Alkoholrausch, der jüngere Bruder wurde depressiv...
    Und der Vater?
    Er hörte so schlagartig mit dem Saufen auf, wie er begonnen hatte, als wäre nichts davon jemals geschehen. Er erinnerte sich nicht einmal mehr daran.
    Als meine Mutter ihn Jahre später mit seinem früheren Verhalten konfrontierte, reagierte er entsetzt und meinte, er wolle auf der Stelle tot umfallen, wenn auch nur ein Wort davon wahr sei.
    Meine Mutter war völlig fassungslos, doch meine Oma bedeutete ihr, still zu sein und das Thema nie wieder anzusprechen: "Jetzt ist es doch vorbei, dabei soll es bleiben. Was soll es nützen, nachträglich im Dreck zu wühlen?"

    Ich bin mir sicher, dass es in praktisch jeder Familie ähnliche Vorfälle gibt oder gab. Nur spricht man meistens nur ungern darüber...

    Was war los - war ein "Dämon" in meinen Großvater gefahren?
    Nun, er hatte 1933 mit dem Saufen begonnen, das "Gesindel" waren SA-Leute gewesen, und er hörte im Mai 1945 wieder auf.
    Meiner Mutter wurden diese Zusammenhänge erst viele Jahrzehnte später bewusst, da konnte sie endlich verstehen, was ihn getrieben hatte: Angst und Verzweiflung. Die Wut auf die schrecklichen Verhältnisse bekam seine Familie ab, die er doch gerade beschützen wollte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Mai.2024
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  18. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Ich (kein Mediziner) sehe bei langjährigem Alkoholkonsum schon die Gefahr einer Persönlichkeitsveränderung. Alkohol schädigt Gehirnzellen und Nervenzellen werden umgebaut. Die kognitive Leistungsfähigkeit und die Gedächtnisleistung können abnehmen. Alleine das kann eine nachhaltige Änderung der Persönlichkeit hervorrufen.
     
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  19. quax

    quax Gehört zum Inventar

    MIt etwas Abstand betrachtet, hat die Diskussion etwas von der Qualität der Frage, ob es schlimmer sei zu Ertrinken oder vom Zug überrollt zu werden.
     
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  20. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Zusammen. Ich habe neulich vergleichbare Diskussion mit meinem Lehrer gehabt: is ist ja nicht nur Charlie Parker, sondern eine Vielzahl der vor allem dunkelhäutigen Musiker drogen- oder alkoholabhängig waren. Auf meine Frage, ob sie deswegen so gut waren, hat er folgendes geantwortet: für die Schwarzen damals gab es nur drei Möglichkeiten: Boxer, Gängster oder Musiker. Also spielten sie um ihr Leben.
    Ich persönlich spiele am nesten/liebsten nüchtern und hungrig. Und je hungriger ich bin, desto besser spiele ich. Bin allerdings 54 und spiele Sax seit etwa 18 Monaten; dies bitte berücksichtigen)
     
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