Hallo an Alle... Ich habe heute morgen einmal ein Baritonsaxophon der Marke B&S Serie 1000 getestet. Ich versprach mir eigentlich sehr viel von diesem Bari, da B&S bis jetzt immer für gute Saxophone stand, vor allem wenn Made In Germany draufstand. Nun also zu meinen Eindrücken. Der Koffer wirkte zunächst schon einmal positiv auf mich, er sah stabil und reisefest aus. Koffer aufgeklappt, und es blitzte mich auch schon an. "B&S, Serie 1000, Handmade In Germany" war dort auf dem Trichter eingraviert. Sollten sich meine Hoffnungen bestätigen? Gibt es noch Instrumente deutscher Hersteller in der erschwinglichen Kategorie? Ich nahm es vorsichtig aus dem Koffer und war schon einmal sehr erschrocken, wie leicht es sich da herausnehmen ließ. Es war für ein Bariton ungewöhnlich leicht. Und wie Sherlock Holmes stellten sich bei mir gleich zwei messerscharfe Schlussfolgerungen ein: 1.) Es ist ein besonders leichtes und stabiles Material. 2.) Es ist einfach nur dünnwandig gebaut. Nach dem Entdecken einer Delle im Frontalbereich und abklopfen mit dem Zeigefinger war für mich klar, hier konnte wohl nur Möglichkeit 2 in Frage kommen. Sichtlich ermattet über den ersten Schock steckte ich also hoffend meinen flotten Otto(Link Toneedge) auf den Bogen und ließ es mal richtig krachen. Habe ich krachen geschrieben? Tja, mit krach hatte das schon viel zu tun. Alle Töne unterhalb von G1 sprachen kaum an, ab H ging gar nichts mehr. Aber diese Tatsache konnte natürlich auch an mir liegen, auch wenn ich diese Probleme bei meinem alten 50er Jahre Keilwerth Bari nie hatte. Das konnte natürlich nicht so grundlos im Raume stehen bleiben (ich hatte auch einen Ruf zu verlieren, der Raum war außer mir mit dem Bari nur voll von Blechbläsern, die alle nur fragten: "Boah, was ist denn das für ne verbogene Tuba?") . Kommentare wie: "Klingt das immer so nach Klospülung?" durchzogen den Raum, meist von Leuten die selbst auf goldlackierten Villeroy und Boch Luxuskloschüsseln musik machen (Tubisten). Also machte ich mich auf die Suche. Und siehe da, die Gis Klappe hatte nicht ausreichend Federdruck, so dass sie ca 2mm aufstand. Die Klappe vom H1 deckte ebenfalls nicht, da das Polster schief eingeklebt war. Dieser Mangel lässt sich natütlich nich so ohne weiteres beheben wie der erste. Beim weiteren optischen prüfen stellte ich noch eine obere Oktavklappe fest, die irgendwie auch neben der Öffnung zu hängen schien. Auch das musste natürlich seinen Grund haben, und siehe da, der Verbinder zwischen Korpus und Kringel, der ja eigentlich zur Verstärkung da sein soll, hing auch völlig daneben. Die Lötstelle war einfach abgeplatzt. Jetzt stellte ich bei mir schon eine sichtliche Rötung des Kopfes fest, da mich diese groben Mängel schon ziemlich frustrierten. Sowas darf man einfach nicht anbieten.Dann wundert es mich auch nicht dass es um B&S wirtschaftlich so schlecht steht. Nachdem ich den Verkäufer auf die Mängel aufmerksam gemacht hatte, hängte der mir zur Beruhigung ein Jupiter aus der 500er Serie um den Hals...Moment, schlechter Zeitpunkt für solche Scherze. Aber plötzlich war es da, das Aha-Erlebnis. Schwer und massiv, satt im Klang, einwandfreie Intonation, tja, um ehrlich zu sein konnte ich keine Mängel an dem Bari feststellen. Für das gleiche Geld bot das Jupiter 100% mehr Saxophon. Mir ist natürlich auch bewusst das die 1000er Serie die Mittelklasse bei B&S war, es mag natürlich sein dass sich das Medusa ganz anders darstellt. Auf dem Rückweg nach Hannover stellte sich neben dem Erfolgserlebnis, den Blechbläsern mit dem Jupiter Bari mal gezeigt zu haben wo der Frosch die Locken hat, aber auch eine etwas bedrückte Stimmung bei mir ein. Das B&S war das mit Abstand schlechteste Baritonsaxophon, dass ich getestet habe, leider! Und es kam aus deutschen Landen... Grüße Torsten
du beschreibst, was ich so oder ähnlich auch schon öfter mal erlebt habe: Gurken! Einmal war es ein Selmer Reference 54 Tenor, mit dessen Kaufoption ich ja eine Weile schwanger ging, bevor ich dann bei Betram - dort dann zwar aus ganz anderen Gründen - den Wunsch endgültig aufgab. Ich ziehe immer wieder den gleichen Schluss:Eigentlich sollte ein Händler doch auch auf seine Ware achten, bevor jemand danach fragt. Ich bin halt in einem Autohaus aufgewachsen und setze derartigen Grundservice einfach vorraus. Mein gutes altes Expression Alto hatte auch einmal so eine kalte Lötstelle, zwar nicht an einem Achsenfuß sondern nur an einer Abdeckung und Sander reparierte das damals umgehend zu meiner vollen Zufriedenheit. Schade ist nur, du weißt nun, wie ich seinerzeit, nicht mal, war das nur eine Gurke oder gar ein super gutes Horn? Denn was du beschreibst sind meiner Meinung nach doch für einen Fachmann keine Probleme. Aber so sind sie die Händler
Hallo Torsten, auch wenn dein Bericht wirklich erschreckend klingt, würde ich das nicht unbedingt B&S anlasten. Im Nachhinein dürfte nur schwer festzustellen sein, warum das Instrument in so einem schlechten Zustand war. Fehler beim Transport, eine Unachtsamkeit des Ladens oder wirklich schlampige Arbeit bei B&S - als Kunde kann man nicht sagen, wer es war. Und alle Beteiligten werden sich bei Nachfrage gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben. Was eindeutig gegen den Laden spricht: sie haben versucht, das Instrument in diesem Zustand zu verkaufen. Vielleicht bekommst du ja mal ein technisch einwandfreies Horn in die Hände, so dass du etwas über das Modell erzählen kannst, nicht über seinen "Zerstörtheitsgrad".
Hallo Torsten, in jedem Fall war dein Bericht sehr Unterhaltsam. Da werde ich am Sontag mal kontrollieren ob du noch nach Tuba klingst. Viele Grüße Gine
Lieber Torsten! Welches 500er-Jupiter hast Du denn getestet? Das schwarze - das Goldlack? Kannst Du Unterschiede zu anderen Baris beschreiben? Ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß Du ein Keilwerth-Bari hast? Beste Grüße aus MH Dexter
@Dexter Ich habe die Tests gemacht da ich mich für ein Bari mit Tief A interessiert habe. Wir hatten über das Jupiter ja schon einmal "gesprochen", es war das 500er in der Goldlackvariante. Trotz dass es auf dem selben Preisniveau war wie das B&S, hatte es auf mich gleich einen Eindruck von Stabilität und sauberer Verarbeitung gemacht. Dieser Eindruck hatte sich bei genauerem Hinsehen dann auch bestätigt, saubere Lötstellen, alle Klappen dicht, leichtgängige und gut in der Hand liegende Mechanik. Mit meinem flotten Otto war der Sound nicht ganz so voll wie mit meinem alten Keilwwerth Stencil Bari, aber trotzdem angenehm satt und klar. Das B6S klang irgendwie sehr blechern, wohingegen das Jupiter da meiner Bari-Klangvorstellung schon sehr entgegenkam. Irritiert hat mich allerdings die Tatsache, dass die Klappe für das tiefe C doppelt verstrebt war. Auf der offiziellen Jupiter Homepage habe ich die 500er Version nur mit einer Einfachverstrebung der Tief-C Klappe gesehen. Vielleicht war es ein Auslaufmodell, soweit ich weiß ist die Schwarzlackvariante auch mit einer Doppelverstrebung versehen. Die Applikatur war natürlich weitaus angenehmer als bei meinem Bari, deutlich weniger kantig und griffgünstiger. Ergonomisch wäre es ein Fortschritt. Am Mittwoch werde ich noch einmal vier Baris testen, Jupiters 500er und 700er, dann das YBS 32 von Yamaha und das SA 80 II von Selmer. Das Selmer teste ich aber nur um eine Erfahrungstechnische Referenz zu haben, vielleicht zeigt sich ja dass das Selmer den Aufpreis zum Jupiter 700 gar nicht wert ist, vielleicht überzeugt es mich aber auch so dass ich noch ein bissl länger sparen muss. @Gine Der Tag war auch ein echtes Erlebnis, das Geschäft an sich war schon überwältigend. Leider mit Schwerpunkt auf Blechbläser orientiert, aber sonst eine riesige Auswahl. Man kam sich ein bisschen so vor wie in einem Land vor unserer Zeit, da man sich selbst mit seinem 1000-Klappen-Trichter irgendwie viel zeitgemäßer vorkam. Ich habe die Erlebnisse gestern Nacht in einem Traum noch mal nachgearbeitet, der Ursprung des Saxophons muss wohl am ehesten der Evolutionstheorie entsprechen. Als die Menschen motorisch noch nicht so ganz auf der Höhe der Zeit waren durfte man auf so ein Blasinstrument nicht mehr als drei Ventile setzen, aber mit steigender Fähigkeit Dinge kontrolliert zu greifen haben sich die Blechhupen eben zum von uns vergötterten Saxophon weiterentwickelt. Ich hoffe es gibt nicht zu viele Blechbläser im Forum, die mir für diesen Satz den K... abreißen würden. @Schorsch Am Mittwoch werde ich objektivere Berichte liefern können @Doellcus Ja, man muss vielleicht tatsächlich zwischen Händlern und versierten Fachkräften unterscheiden. Leider werden die versierten Händler ziemlich rar, da die großen Geschäfte meist auch die großen Fische angeln. Deine Eindrücke über das Selmer würde mich dennoch sehr interessieren.
hallo torsten bezüglich der 'unerträglichen leichtigkeit' des B+S 1000 habe ich die gleiche Erfahrung gemacht. während ich mir bei meinem Yanagisawa b902 fast 'nen ast hebe, erinnert mich das B+S gewichtsmäßig mehr an ein Tenor. Soundmäßig ist es auch um einiges 'dünner' als mein geliebtes yani. es scheint wirklich sehr leicht gebaut zu sein. besonders viel Durchsetzungskraft hat es meiner meinung nach nicht. Gruß aus Hannover Thomäs
Gemischt waren die. Zunächst hat mich persönlich das Finish fasziniert. Damit dürfte ich der Eine unter Wenigen sein Der Sound war stellenweise fantastisch, die Aplikatur auch. Leider habe ich nicht eins in die Hände bekommen, was tatsächlich überall funktionierte. Und der letzte Händler schickte mich wieder die 500 km zurück nach Hause, ohne mir auch nur eins zu zeigen, geschweige denn es anspielen zu lassen. Seit dem spiele ich das B&S Codera (also eher kein 1000er) und finde es einfach genial und das restliche des gesparten Geldes zum Selmer hab ich für tausend andere Dinge ausgegeben. Seit dem habe ich eigentlich auch aufgehört, weiterzusuchen. Ein Profihorn reicht mir und der Rest ist hinter dem MPC
..hihi.. wahrscheinlich hast du in dem ersten Laden (wir sprachen vorhin ja darüber) die Verkäufer davon überzeugt, ,dass das Zeug, was sie da hatten nicht mehr sehr gut ist und deshalb fanden sich am Samstag nur noch 5 Saxophone (von sonst ca. 35) in der Austellung (und dabei war kein Bari!) .. die haben die doofen tröten gleich verschrottet, denn jetzt kommen ja die Selmers!
@feo Komisch, aber klingt irgendwie logisch. Vielleicht sollte man B&S mal dein Weltklang als Muster für neue Sax-Modelle schicken, back to the roots. Dann voch viel Glück beim Mundstückfinden, ich fand das Yanagisawa nicht schlecht, und mein flotter Otto hörte sich auf deinem Weltklang aber auch ganz nett an. Nur Selmer wäre selbstredend noch besser
Hallo, ich hab ein 1000er B&S Bari und kann die oben genannten Erfahrungen gar nicht teilen (gott sei dank): Meins ist weder übermässig leicht (hab jetzt allerdings auch keinen Vergleich mehr), spricht super an (Tief-A geht locker im pp) und knallt rein, wenns sein muss (ich kann gut meine Vorderleute fönen mit meinem ToneEdge . Ich hab meins allerdings auch schon vor etlichen Jahren gekauft (ich denke, 2001 müsste das gewesen sein). Ich hab das damals mit einem YBS-32 und einem Yani 901 verglichen. Dem Yamaha war es deutlich überlegen, das Yani war aber etwas besser und voller im Klang. Allerdings nicht so viel, um den Preisunterschied zu rechtfertigen (damals etwa 2000 DM). Ich denke, das Preis-/Leistungsverhältnis war einsame spitze. Zu hören, dass das Model wohl inzwischen qualitätsmässig so abgefallen ist, ist natürlich schade.
Hi, ich hab ein Alt-Sax von B&S 1000. Ich hab das damals ein bisschen blind gekauft, weil ich eines brauchte, aber keine Ahnung hatte. Da dachte ich Deutsch:gut! Und man sagte mir, was damals die 1000erSerie war, sei heute Medusa, und das Medusa fand ich wirklich großartig. Nun stand ich da mit meinem blitznagelneuen Sax und kriegte furchtbare Ausmecker von meinem Lehrer. Die Intonation sei "grenzwertig" sagte er und riet mir, es zurückzubringen. Inzwischen komme ich ganz gut zurecht. Aber für eine Anfängerin ist ein Sax mit schlechter Intonation natürlich Gift. Ich behalte es jetzt, steige vielleicht irgendwann mal auf Tenor um, aber empfehlen kann ich das Instrument nicht.
Eure beiden Erfahrungen zeigen ja eine ziemliche Streuung der qualitativen Beschaffenheit, vielleicht ist es ja gerade das Problem. Entweder man fertigt giute Instrumente und der Kunde ist zufrieden, oder man baut schlechte und der Kunde kauft sie nicht....
Hallo, ich habe auch ein B&S Bari-Sax. Ich weiß jedoch nicht um welches Modell es sich handelt. Es geht von tief A bis F```, der Schallbecher ist nicht abschraubbar und die Seriennummer lautet 00384X. Kann mir bezüglich Modell jemand weiterhelfen? Ich habe das Sax mit Selmer und Weltklang-Baris verglichen und kann nur sagen, dass ich absolut zufrieden bin mit dem B&S. Gruß, maleeze