gerade zufällig an anderer stelle gefunden: Mich interessieren die Erfahrungen damit und die Entwicklung neuer Mundstücke für Instrumente für die entweder keine Originalmundstücke (mehr) zu bekommen sind oder aber das Angebot sehr sehr knapp ist. Das Mehr steht in Klammern weil für das E&R C-Sopran (gerade, einteilig) ein "Original-Mundstück" nicht entwickelt wurde. In Erwartung regen Interesses verbleibe ich Mit freundlichen Grüßen Ernesto
Eigentlich vermengst du da zwei getrennte Gebiete: Entwicklung und Herstellung. Ein entwickeltes Mundstück kannst du auch anders produzieren als mit Druck, z.B. CNC oder Molding. Der Entwicklungsaufwand ist riesig. Du brauchst ungefähre Vorlagen, gute CAD Kenntnisse und viel Zeit um das umzusetzen. Ich rede nicht davon einen 3d-Scan aus dem Internet herunterzuladen und in den Drucker zu feuern sondern ein Modell from scratch zu bauen. Wenn du das gemacht hast ist es günstig fürs Prototyping erstmal zu drucken, weil das die Methode mit dem geringsten Aufwand darstellt. Als Material ist ausschließlich biokompatibles Harz zu verwenden. Sonst droht man sich sonstwas einzuhandeln, bei Harzen sind Nervenschäden soweit ich weiß das naheliegendste. Kosten gehen so bei 230€ das Kilo Harz los. Zum Vergleich einfaches Modellharz 20 bis 30 Euro für diese Menge. Nach dem Druck und dem aufwendigeren Post-Processing hast du dann den Rohling auf den du die Bahn aufziehen kannst. Aufgrund der Schrumpfungstendenzen beim Curing ist nicht zu erwarten dass der Rohling in allen Maßen hundertprozentig dem Modell entspricht, v.a. beim Facing. Aufgrund der begrenzten Auflösung der UV-Screens bei Druckern hast du auch hier Treppcheneffekte beim Baffle und auch sonst, die manuell verschliffen werden sollten, um bessere Performance zu erzielen. Auch deswegen kann es per Druck keine 100prozentigen Kopien geben! Ich selbst unterziehe jeden Druck einem ausführlichen Refacing und Anspieltest mit Optimierung. Das ist alles in allem auch sehr aufwendig und erfordert Erfahrung und Geduld. Natürlich bekommt man auch Töne aus einem Druck ohne jegliche Nachbearbeitung, ehe hier wieder jemand aufschreit. VG Jens
Ich werde nicht soweit in die Materie einsteigen, dass ich "alte" Mundstücke scannen, anschließend irgendwie über CAD reproduzieren / bearbeiten / optimieren D) und dann drucken werde. Aber das ist schon ein interessantes Gebiet, wobei sich in der "klassischen" Reproduktion von alten Mundstücken jede Menge (gute) Player tummeln. Sakshama, Retro Revival, Aaron Drake und James Bunte seien hier mal exemplarisch genannt. Mit meinem Conn 10M scheinen Reso-Chamber MPC von Otto Link ganz gut kompatibel zu sein. Ein Original konnte ich noch nicht testen, weil a) so gut wie nicht verfügbar und b) wenn, dann teilweise jenseits der 2.000 $. Bis dato habe ich die Kopien von Drake und James Bunte (ARC) getestet (und gekauft ), die beide wirklich sehr sehr gut sind - handwerklich und soundtechnisch. Da würde ich jetzt nicht auf die Idee kommen, mich stunden-(tage-?)lang an den Rechner und an den Drucker zu stellen und das Rad neu erfinden. Insofern waren meine Druckversuche einfach nur ein Ausprobieren des Druckers, was so geht. Und ich war von der Qualität echt überrascht.
Viele der genannten klassischen Reproduktionen, exemplarisch sei Retro Revival genannt, sind doch keine, wenn nach erfolgtem Nachbau noch eine „Optimierung“ stattfindet, an deren Ende das Ergebnis sehr oft leider nur noch wenig mit dem Ausgangsprodukt zu tun hat. Null Blaswiderstand, Klang schlechter formbar, da von 0 auf 100 in nullkommanix, für mich Verlust spezifischer Obertöne… Ein gedrucktes Get-A-Sax „Slant“ machte für mich da keine Ausnahme und mit dem verwendeten dentaltechnischen Kunststoff kam ich haptisch überhaupt nicht klar.
Bist du sicher, dass hier Harze verwendet werden und keine thermoplaste? Gegen schrumpft kann man entsprechend füllstoffe einarbeiten. Und was oberflächengüte angeht: mein ex-arbeitgeber stellt 3d-Drucker her. Damit werden im Bereich Medizin Knie-und Hüftgelenke gedruckt, die ohne Nachbehandlung direkt eingesetzt werden können. Im Bereich Industrie ist man in der Lage Lager zu drucken. Auch ohne Oberflächennachbehandlung sofort einsetzbar. Im bereich aviation werden triebwerkschaufeln gedruckt (kaltseite), die werden auch nicht mehr poliert, sondern so wie sie aus dem Drucker kommen, eingebaut. Es geht also, wahrscheinlich sogar feiner, als du das mit Feile und sandpapier hinbekommen kannst. Klar, so ein Drucker kommt nicht von A... und kostet auch mehr als 500€.
Beim UV-basierten Druckverfahren ist das so. Damit bekommt man die höchste Auflösung und geringste Schichtdicken (0.03mm) hin. Das andere Druckverfahren, FDM wo Schichten aufeinandergeschmolzen werden arbeitet mit höheren Schichtdicken und bringt materialtechnisch ebenso Probleme mit sich. Erstens müsstest du den Druck im Nachgang mit einem Harz versiegeln, da die Niederungen in der Oberfläche herrliche Bedingungen für Keime bieten. Zweitens sind die an sich gesundheitlich unbedenklichen Grundstoffe vermischt mit Zusatzstoffen um eine Druckbarkeit zu gewährleisten, und da wirds wieder schwierig. U.a. Syos stellt mit der FDM-Druckmethode her. Was in der Industrie so alles gemacht wird, jaja. Wenn du einen Knochen druckst ist die Oberfläche wurscht. Du wirfst hier viel durcheinander wozu im einzelnen viel geschrieben werden könnte. Die Drucker die der Zahntechniker für Implantate verwendet unterscheiden sich technisch nur marginal von den Consumer-Teilen. Es kommt auf das verwendete Druckmaterial an, und das kann auch mit günstigeren Druckern verarbeitet werden. Und selbst wenn der Medizindrucker höher in XY auflösen kann, so bekommst du dort kein Mundstück rein. Es gibt da auch Harze mit hohem Anteil an keramischen Füllstoffen. Gehen so bei 450Eur das Kilo los. VG Jens
Nö. Du versuchst hier auf biegen und brechen den mundstückdruck zu verteufeln. Verstehe ich. Aber, ich muss Mundstücke nicht im uv-druck herstellen. Die von dir angegebenen schichtdicken bekommt man durchaus auch mit anderen Verfahren und materialien hin. Und Gelenke sind keine einfachen Knochen. Also wirfst du hier einiges bewußt durcheinander. Und jetzt komme ich mal mit einem Argument für dich: ev ist es gerade im Einlauf und der Kammer gar nicht so vorteilhaft mit extrem glatten oberflächen zu arbeiten. Gerade im einlauf könnte das zu Phänomenen führen, die man nicht möchte. Da ist eine gewisse rauhigkeit ev sogar ein Vorteil.
Nein ich glaube nicht. Wie ich schrieb nutze ich das Verfahren selber und biete gedruckte Mundstücke an. Deswegen habe ich mich damit ernsthaft auseinandergesetzt und kann auch so manches einordnen. Dann klär mich doch bitte auf. Aber der Punkt ist doch dass es hier um Mundstücke geht. Die müssen bezahlbar herstellbar sein. Da ist die High-End Industrietechnologie einfach mal raus. Es geht nicht um Rauhigkeiten sondern um Symetrien. Bitte glaube mir dass ich da schon ungefähr weiß worauf es ankommt, ich beschäftige mich beruflich damit. VG Jens
Nur als Hinweis obige Zitate. dort Thema Mundstückrefacing, hier eher Thema Mundstückdruck. Mal sehen ob als … Chat oder als Sammlung. Mit freundlichen Grüßen Ernesto