Haltbarkeit von Saxen ohne Lack

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Saxratte, 30.Mai.2006.

  1. Saxratte

    Saxratte Ist fast schon zuhause hier

    Hallo allerseits!

    Neuerdings werden ja auch Saxe angeboten ohne Oberflächenbehandlung, d. h. ohne Lackieren, ohne Silber, ohne was auch immer.

    Abgesehen von den ästhetischen und möglichen geräuschlichen Aspekten ...

    ... wie sieht es mit der Haltbarkeit aus? Soll nicht eine Lackierung das Messing schützen? Oder ist das bei den dicken Blechen im Saxophonbau egal?

    Viele Grüße
    Saxratte
     
  2. Ernesto

    Ernesto Ist fast schon zuhause hier

    Tja, ich lackiere die stark abgegriffenen Stellen der Mechanik, PalmKeys etc. an meinen Hörnern regelmäßig nach. Mit Nagellack. Irgendwann ist der Verschleiß auch so weit fortgeschritten, daß die Silber-Lötstellen, die viel widerstandsfähiger sind als das Messing schrfe Kanten bilden . . . .Nagellack vorzugsweise in Blau. Sieht ein wenig verboten aus, aber wenn schon denn schon. Das abgeplatzte Blau der Einlegearbeit am Bogen allerdings, das bleibt so wie es ist.
     
  3. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Saxratte schrieb:
    Klar sollte der Lack schützen. So dick ist das Blech nun auch wieder nicht, trotzdem ginge es sehr lange, bis die Korrosion so weit fortgeschritten ist, dass es zu Durchätzungen kommt. Gefährdet sind da natürlich vor allem Stellen, welche intensiv mit Handschweiss in Berührung kommen. Die Fassungen der Perlmutteinsätze, der Bereich des Daumenhakens usw. Viele Saxe welche "roh" aussehen, haben in Tat und Wahrheit eben doch eine matte Klarlackierung drauf - so. z.B. das Selmer Ref 54. Ich selber habe ein altes Buescher ganz ohne Lack und Glasperlengestrahlt. Man sieht daran die Korrosion deutlich. Herunterlaufendes Wasser aus dem oberen Klappenbereich (dieser Effekt ist ja bekannt...) hinterlässt deutliche Spuren am Korpus, wie auch an den Klappenedeckeln. Entweder werden diese schwärzlich, oder der Bereich bekommt sogar die bei Buntmetallen bekannte grüne Patina. Offenbar ist das herablaufende Wasser nicht ganz PH-neutral, obwohl ich eigentlich nie saure Getränke beim Spielen trinke, oder gar Früchte esse. Dieses Sax hat aber m.E. deutlich mehr Charm, als das etwas steril wirkende matte Ref. 54. , welches ich noch besitze.

    Fazit: wenn einem Sauberkeit und Unempfindlichkeit wichtig ist, dann kann es kein lackfreies sein :-D

    antonio
     
  4. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    die beste dachauskleidung ist aus kupfer - die haltet hunderte jahre -sommer , winter , trocken , nass ...

    habe ein instrument es ist zwar eine posaune - marschposaune - ca 90 jahre alt - war nie lackiert und heute noch überhaupt keine spuren von der korrosion.
    habe ein saxophon 80 jahre alt , lackiert mit minimalen korrosionspuren , sonnst lack ist wie neu.

    Wenn saxophon ganz normal benützt wird und nach dem spielen ausgetrocknet - in der praxis haltet ohne schaden sehr lange - mind .1 generation - zeigt meine erfahrung.
    feucht ,geschlossen natürlich wird beansprucht , aber in dem fall auch der lack wird schnell ein opfer von den bakterien ( vor allem lacke auf zellulosebasis - wie in den alten usa -saxophonen verwendet wurde).
    Würde sagen - bei normaller pflege ist das in der praxis fast keine unterschied.
    Optik - geschmackt sache , seit ich unlackieten sax spiele , die lackiete scheinen mir kitschig.:)
     
  5. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    YoYo schrieb:
    Ja, geht mir auch so, es sei denn es handle sich um einen schönen Vintage-Lack. Aber die modernen Goldlacke gefallen mir nicht sonderlich.

    Korrosion: Ich denke, dass es ausser dem gut trocknen lassen (offener Koffer!) auch auf die Legierung ankommt. Das von mir erwähnte Büscher ist deutlich anfälliger als der lacklose S-Bogen meines Ref 54. (Diesen habe ich wegen eines "Lackunfalles" ganz entlackt)

    antonio
     
  6. LeGrand

    LeGrand Schaut öfter mal vorbei

    Saxophone dürfen auf gar keinen Fall lackiert sein! Es ist unglaublich, was so eine leicht mit Patina angelaufene Kanne einem an Respekt einnbringt. Die Leute halten einen automatisch für einen erfahrenen Jazzgott. Dann noch "ganz nebenbei" ein paar mühsam eingeübte Parker-Licks einfließen lassen, und die Groupies trommeln an die Backstage-Tür. Zumindest eine schöne Vorstellung.
     
  7. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Ja, ein Jazzgott der völlig versagt wenn er wirklich mal gefordert wird...Tiger im Tank und Esel am Steuer...

    Passt aber gut in die Mentalität der modernen Musikindustrie

    Aber du meintest es ja als Scherz:

    Im Endeffekt ist es doch völlig egal wie die Kanne aussieht, richtigen Musikern wahrscheinlich sogar was es für eine ist, solange sie dicht ist.

    Aber auch dieser Effekt ist wohl ein Kind der modernen Musikindustrie und Konsumgesellschaft.

    Viel schöner ist es wenn der Saxophonist selbst mit einer sinnbildlichen Patina besetzt ist, erst dann besitzt er doch sowas wie Klasse, eine gewisse Ausstrahlung und wirkt auf den Zuhörer als akustischer Hochgenuß und Inspiration.

    Um den Thread aber nicht aus dem Topic laufen zu lassen, die Patina dient dem Messing ja als Schutzschicht, von da an erfüllt sie eine dem Goldlack ähnliche Funktion, obwohl sie nicht ganz so unempfindlich ist. Also, wenn schon eine drauf ist besser drauflassen.
     
  8. Dietzie

    Dietzie Schaut nur mal vorbei

    Ein Mitmusikant hat sich (weil pekuniär klamm) ein billiges chinesisches Tenor-Teil gekauft. Da hat er ne ganze Weile gebraucht, vernünftige Töne zu erzeugen, und der S-Bogen ist ihm 3 Mal gebrochen. Er war so sauer, daß er mit Backofenspray auf die Kanne losgegangen ist, was massige Verätzungsmuster erzeugt hat. Aber er spielt inzwischen göttlich!
    Ich habe alte, silberne Instrumente, über deren Glanz und Gloria ich mich freue. Mein Spiel ist dennoch mäßig im Vergleich.

    Fazit: egal, wie das Teil aussieht: Du mußt gut spielen können, der Rest ist Wurscht...

    Herzlichst
    Dietzie
     
  9. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    ja schon, aber das hat er nicht gefragt :)
     
  10. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hm.. von der Optik steh ich ja auch eher auf den versifften Look.. ist einfach weniger Arbeit, als andauernd zu putzen :)

    btw, damits nach "jazzgott" aussieht, muss man unbedingt 100 Gummibänder benutzen, richtig dichten darf eigentlich garnichts, die Polster müssen ploppen und das Read darf allerhöchstens mit Gaffa befestigt sein und darf auch seit mindestens 3 Monaten nichtmehr runtergenommen sein!

    Grüße

    Chris
     
  11. Saxratte

    Saxratte Ist fast schon zuhause hier

    So Leutz!

    Vielen Dank für eure Antworten. Ich weiß jetzt ein bischen mehr über unlackierte Saxe und als Bonus auch noch, wie man ein "Jazzgott" wird!

    Was will man mehr!

    Saxratte
     
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