Hi, weiß eigentlich jemand wie sich die Klappenanordnung im Laufe der Zeit entwickelte? Ich hatte neulich zwei Saxophone mutmaßlich aus den 20iger Jahren in der Hand, da waren die "letzten" beiden Klappen eine auf der linken und ein auf der anderen Seite verteilt, bei meinem Martin sind sie beide auf der "falschen" Seite im Vergleich zu den heutigen Instrumenten. Habe ja neulich mal von dem Sopran erzählt, das habe ich mir zu studienzwecken ausgeliehen. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass die Klappen hier doch sehr anders sind (dafür ist Instrument gar nicht so falsch wie ich dachte). Man muss beim c und h eine Klappe öffnen, beim b mit rechts zwei Klappen drücken, beim g auch eine zusätzliche, weshalb ich vermute, dass es doch noch etwas älter ist. Kann jemand was zur Klappenentwicklung erzählen? Viele Grüße Gine
@Gine Ja....die Klappen und Mechaniken des Saxophons haben sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Anfangs gab es nur die rudimentären "Grundklappen"...also alle jene Klappen, die unbedingt notwendig sind, um chromatisch alle Töne zu erfassen. Seiten- B oder C sowie etliche heutzutage "normalen" Klappenkopplungen gab es noch nicht. Ich denke mal, man war froh, wenn das Ding funktionierte und halbwegs korrekt spielte/intonierte. Auf die Finger des Musikers wurde erst später geachtet, so dass Klappen anders angeordnet wurden oder eben auch im Laufe der Zeit viele Hilfsgriffe und weitere Mechaniken dazukamen. Dass z.B. die tief H und auch B-Klappe im Laufe der Jahre von links nach rechts auf den Schallbecher gerückt ist, mag daran liegen, dass das Sax nun in grösseren Bands auch im Sitzen gespielt wurde....wo diese Klappen an der ursprünglichen Seite hinderlich sind ( mir zumindest immer noch , wenn ich so ein altes Teil mal spiele ) Zudem wurde auf diese Weise eine Mechanik umgangen und der Druck des linken kleinen Fingers besser umgesetzt. Man kann also sagen, dass die Saxe auch ergonomischer geworden sind. Viele Veraenderungen sind auch auf unterschiedliche Anforderungen der Zeit zurueckzuführen. Einen Gis-Triller brauch heutzutage kein Mensch mehr....an vielen alten Conns und Martins ist er jedoch vorhanden. Eine Resonanzklappe für tief D war auch mal "in" hat sich aber scheint`s nicht so durchgesetzt. Viele Saxer drehen die Feder dieser Klappe heute einfach um, so dass sie dauerhaft zu bleibt und garnicht mehr in Aktion tritt. Selmer hat jedoch neuerdings so eine Extraklappe fuer das hohe c-cis, die alleine mitläuft. Also kommt derartiges DOCH wieder in Mode. Häufig sind für unterschiedliche Klappenanordnungen und Bauformen aber auch die verschiedenen "Moden" in den jeweiligen Ländern verantwortlich. So haben die Amerikaner weitaus länger Saxe mit "Schmetterlingsklappen " ( Tief H und Hb jeweils links und rechts aufgeteil) gebaut, als z.B. die Franzosen. Die Tschechen ( Amati und Co ) haben noch Jahrelang das alte Umlenksystem für tief H und Hb benutzt ( oder tun es sogar noch immer ), weil sie es für stabiler halten ( so spielt es sich dann auch für den kleinen Finger ) so hat jeder seine eigenen Ansichten , Vor und Nachteile....und die Jahre zeigen dann, was sich bewährt (hat) Grüße Benjahmin
Hallo Benjahmin, danke für die Antwort. Kann man denn anhand der Klappen auf das Alter spekulieren? So nach dem Motto: Dieses Martin hat folgende Klappen, deshalb muss es aus den 50er Jahren sein oder dieses Sax hat nur zwei Seitenklappen also.... so ähnlich. Für dich ist das alles alter Tabak, aber ich fand es sehr interressant bei diesem Sopran zu gucken, welche Tasten gehen denn überhaupt auf? Es hat zum Beispiel links nur zwei Seitentasten und rechts eigentlich gar keine, d.h. die Eine öffnet eben jene Klappe die sonst von allein zugeht. Sehr spannend. Wann kamen den überhaupt die Seitenklappen dazu? Viele Grüße Gine
Grundsätzlich ja, aber die Zeitpunkte des Wechsels von "Klappen links" bzw. "Klappen rechts/links" (sog. split bell keys) auf "Klappen rechts" waren nicht bei allen Herstellern einheitlich. Den besten Überblick kannst Du dir bei Saxpics verschaffen.
Danke für den Hinweis, da war ich schon und es ist eine nette homepage. Aber: Fluch (und Segen) des internets, die Quellen sind sehr eingeschränkt und ein bis zwei Internetseiten bilden auf einmal tausende von Experten, die diese Inhalte wiederholen können. Ein Beispiel ist das Universal von dolnet. Bei Saxpics wird vermutet, dieses sei eine der letzten Serien, ich kenne aber ein solches wo die beiden "letzen" klappen auf der linken Seite sind und auch sonst gibt es Hinweise das es wohl doch deutlich älter ist oder hat dolnet sich wieder zurückorientiert? Dennoch herrscht solangsam im internet die Meinung vor das die UIniversals aus den 80igern SIND (Bei saxpics ist man ja vorsichtiger). Gibt es keine Bücher? Ich will die jetzt nicht alle kaufen und lesen, aber hat das nicht vielleicht schon jemand getan oder schon viele alte Saxophone gesehen? Obwohl ich selbst ja (offensichtlich) im Internet suche, möchte ich manchmal rufen: Befreit euren Geist von www-Wissen. Schöne Grüße Gine
Die "Martins" hatten erst "Split Bell" und dann Tief H und B immer links. Soweit ich weiß haben die das auch nie anders gebaut!? Was für ein Martin hast du denn? themartinstory.net
@The_Martin Martins kenne ich auch nur zunächst als split bell key-Version und später mit h und b-Klappe links. BeI Buescher ist es meines Wissens auch so. Bei anderen Marken (z.B. Selmer oder Couesnon) kann man den Designwechsel von links auf (vollständig) rechts an einem bestimmten Jahr festmachen (bei Selmer war es z.B. die Einführung des Balanced Action; 1931 - glaube ich).