Klarinettenbirne steckt fest - was tun?

Dieses Thema im Forum "Klarinette" wurde erstellt von Florentin, 28.März.2019.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Diese Woche hatte ich mit der Klarinette eine lange Probe in einer kalten Kirche. Viel Wasser im Instrument, und dann musste ich es auch noch eine Zeitlang abstellen, ohne vorher abzubauen und durchzuwischen.

    Danach kriegte ich die Birne nicht mehr vom Oberstück runter.

    Zu Hause hoffte ich auf Besserung (über Nacht im warmen Zimmer), war aber nicht.

    Schließlich habe ich die Birne mit Gewalt (mit der großen Zange) abgekriegt. Zwei kleine Schrammen blieben zurück. Nicht nett.

    Was machen die Reparatur-Profis in solchen Fällen?
     
  2. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Alder, ich fass es nicht, dass Du das über Herz bracht hast, mit der Rohrzange, die Birne abziehen....
    ich hatte es eintrocknen lassen, das braucht Zeit, so lange bleibt die Birne halt drauf.
    Viel. aber nur viel. mit dem Phön gaaaanz langsam erwärmen, aber eigentlich halte ich nix davon, damit es keine Risse bekommt.
    Vorbeugend - immer VIEL Korkfett nehmen, dann passiert das überhaupt nicht - ich mache mir aber auch die Mühe, das Korkfett beim
    Zusammenpacken wieder abzuwischen [Küchenrolle], lieber mal ne Dose Korkfett pro Jahr, als den Korken erneuern zu müssen.
    Der ist eigentlich unkaputtbar bei guter Pflege, da hier auch Saxonisten lesen werden: Dort, wo der Kork abgefressen oder rausgebrochen ist.
    wurde nicht genug gefettet.
    Aber zurück zu Dir - am Korken wirds nicht allein gelegen haben, ich vemute mal, dass Dein Zapfen eh schon sehr stramm sitzt,
    wenn dann noch Wasser dazu kommt, passierts halt - gehört habe ich Deinen Fall aber noch nie.
    Ich hätte wenigstens 2-3 Tage im warmen Zimmer das Instrument liegen gelassen, offen im Kasten,
    nicht grad auf dem Ofen, aber in der Nähe...und immer vorsichtig probiert.

    Was willst nun eigentlich wissen - Prevention gegen das Festsitzen oder wie man die Macker in der Birne jetzt reparieren bzw. retouschieren kann?

    Liebe Deine Klarinette, dann wird sich Dich auch lieben und immer schööön tönen ;-)
    Hölzerne Grüße
    Paco
     
  3. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Beileid...hatte ich kürzlich auch bei einem Kollegen, der ganz verzweifelt mit seiner heiligen Buffet Crampon vorbei kam, weil der Becher (Schallstück/Stürze) unten absolut nicht mehr abging...bombenfest wie festgefressen.

    Haupt-Tipp: nur ruckeln und wackeln, niemals mit Kraft drehen.

    Habe in die Übergangs-Fuge (die glücklicherweise leicht offen war) ringsum Klarinettenöl mit der Nadel eingeträufelt...paar Stunden gewartet und dann mit meinem einstellbaren Heißluftgebläse bei niedrigster Temperatur und kleiner Düse ringsum-drehend vorsichtig erwärmt...und nach einigem ruckeln auf Zug, war der Becher dann plötzlich ohne jeglichen Verletzungen gelöst.

    Hatte aber Nerven gekostet...aber wenn es beim Ruckeln (bei ständigem Zug) sich schon etwas mitbewegt, hat man schon (fast) gewonnen.

    Gr Wuffy
     
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  4. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    → das kann es in der 'richtigen' Klarinettenwelt schon mal gar nicht geben ;-) [Ihr Ketzer]

    Das ist dann 'worst case'....schlimmer geht nicht, wenn der Zapfen vom Unterstück bricht, gute Nacht...

    → das mit dem Öl in die Fuge ist Spitze, aber wenn Du die nicht hast, was dann?
    → das Beblasen mit warmer Luft trauete ich mich nicht drüber,
    vor allem, dass nicht die Silberringe aufgehen...die bekommst sonst auch nicht mehr fest...[ich weiß, dass manche da Sekundenzeugs nehmen ihhhhhgitt]

    DAs glaub ich Dir gern, ich beneid Dich nicht um den Job.
    well done! :finger:
    Paco
     
  5. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Also es gibt Zangen (ne Art Rohrzange) mit Gummieinsatz...die legen sich ziemlich gut ohne Rutschen auf Birne und Oberteil. Macken passieren so nicht. Damit hat man mehr "Gewalt" aufgrund des Hebels und meistens gehts dann auch ab.
    Wie schon die Vorposter schreiben: Regelmäßig fetten...
     
  6. Tinka

    Tinka Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte dieses Problem auch mal, aber beim Becher. Was hilft stehen lassen aber in der Kälte das zieht das feuchte Material zusammen und dann geht es mit Glück ohne Gewalteinwirkung :)
     
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  7. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    So eine Zange habe ich zuerst probiert. Ist aber bei dem nötigen Drehmoment immer abgerutscht (auch seitlich, weil die Birne ja leicht gewölbt ist).
     
  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    ich hab so festgefahrene Birnen immer runtergebracht, indem ich nicht gedreht hab, sondern die Birne nach links und rechts (und nach oben) gedrückt und dabei vom Oberstück abgezogen hab. Also "Kippelmethode" sozusagen.

    Edit: Hab gar nicht gesehen, dass Wuffy schneller war. Sorry.

    Grüßle, Ton
     
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  9. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Vielen Dank!

    Tja, eine Fuge war leider nicht vorhanden. Und gewackelt hat beim besten Ruckeln nichts.
     
  10. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ein Tuch in Streifen legen und kraftschlüssig / eng mehrfach um das Teil winden.

    Man hat dann einen etwas grösseren Hebel für die Hand, die ruckelt...hatte ich vergessen zu schreiben.

    Gr Wuffy
     
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  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, aber ich war ungeduldig. Übermorgen ist Konzert ... Und mit der Birne dran passt das Teil nicht in den Koffer. Ich hab eh schon genug Geraffel zu transportieren ...

    Ich vermute, es war die Kombination aus viel Wasser (aufgequollener Korken) und hinterher eine dreiviertel Stunde in der Kälte (Birne zieht sich auf dem aufgequollenen Korken zusammen)?

    Prävention und Abhilfe beim "nächsten Mal".

    Und vielleicht eine Lehre für andere Leser hier.

    Die Macken in der Birne lasse ich so. Das sind halt die Narben, die man sich mit der Zeit so einhandelt ... Sieht man wenigstens, dass das Holz darunter wirklich braun war.
     
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  12. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Da gibt es nun 2 gegensätzliche Empfehlungen:

    (a) Erwärmen (damit sich die Bohrung der Birne weitet)

    (b) Kühlen (im früheren Klarinettenforum gab es sogar den Tipp mit dem Tiefkühlfach), damit sich der innere Zapfen zusammenzieht

    Der Fön soll nun also bewirken, dass es sich nur außen erwärmt?

    Ist das tagelange Abwarten, dass der Korken innen austrocknet, wirklich erfolgversprechend?
     
  13. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Beim Schalltrichter hilft häufig ein gezielter kurzer Schlag auf den Handballen und dann kippeln. Bei der Birne hilft trocknen lassen und dann über Nacht in den Kühlschrank. Tiefkühlfach halte ich für mit Kanonen auf Spatzen schießen.
     
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  14. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Nochmal,

    Ich baue mir für viele Dinge ja Werkzeuge und Hilfsmittel .....z.B. zur Restauration von vermurksten und ovalen S-Bögen.

    Hätte ich öfters mit so einem Problem bei Klarinetten zu tun, würde ich mit ein Hilfsmittel bauen, das funktionieren dürfte.

    Aus Weichholz eine Scheibe mit Innenloch bauen , quasi eine zweigeteilte Rohrschelle, die ich um das festsitzende Teil lege und dann mit zwei Schrauben vorsichtig und passgenau und kraftschlüssig verspanne.

    Die Scheibe ist dann außen herum etwa 1-2 cm breiter als der Klarinettenkorpus.

    Auf diesen Überstand kann ich dann mit einem passenden Hämmerchen rundum klopfen, ohne was an der Klarinette zu beschädigen.

    Diese Hammerchlägchen bringen sicherlich mehr als nur zu ruckeln und zu ziehen.

    Mit einem Holzhämmerchen und rundum klopfen hatte ich in früheren Zeiten auch schon ab und zu mein Posaunenmundstück wieder gelöst, wenn es fest saß.

    Gr Wuffy
     
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  15. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    erwärmen halte ich für gefährlich, da es das Holz troknet und somit schwindet, absolute ¡¡¡¡¡¡Rissgefahr!!!!!!
    Besser Geduld.
    Hast du keine Zeit, ruckeln (wie Wuffy schrieb). Hier helfen dann "Fühlerlehren" in verschiedenen Stärken, die man in den Spalt legt und somit eine Hebelwirkung erziehlt. Und mit Gefühl und Geduld. habe so jede Birne heile losgekriegt, manchmal sogar den Kork regelrecht gespalten.
    Claus
     
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  16. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Auch eine Möglichkeit mit Keilwirkung zu arbeiten....Rasierklingen jeweils in der Mitte halbieren, damit nix federt.

    Ringsum (sofern ein Hauch einer Fuge vorhanden) verteilt an ein paar Stellen mit Hämmerchen eintreiben.

    Wenn da was geht und der Spalt leicht grösser wird, auch die Keile vergrößern, Klingen von Cuttern, Tapezierklingen bis hin zum Messerklingen....Tapezierklingen doppelt nehmen etc.

    Aber nie nur an einer Seite, das verspannt eher...besser versetzt über Kreuz schaffen.
     
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  17. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    zum Thema Grip:
    Statt Zange (Macken) oder Tüchern (rutschen) aus dem Werkzeughandel (z.B. Engelbert Strauss) ein paar rutschfeste Handschuhe bestellen. Die Dinger "kleben" förmlich auf allen glatten Flächen und trotz Mega-Grip hat man ausreichend Feingefühl und macht nix kaputt. Ich nehme die Handschuhe inzwischen sogar zum öffnen von festgebackenen Marmeladenglas Deckeln (wenn man beim einfüllen der leckeren selbst gekochten etwas gekleckert hat, klebt so'n Deckel wie mit Spezialkleister befestigt)
     
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  18. ToMu

    ToMu Strebt nach Höherem

    nur meine meinung

    keine rasierklingen und hebelwirkungen usw. gibt nur ausbrüche.

    gut ist der vorschlag von Herrn Wuffy, dahingehend, dass mann mehrfach wickelt dann eine rohrpumpenzange so ansetzt dass der runde teil OBEN genutzt wird und an der birne über der wicklung anliegt und dann gedreht wird.
    mit drehen habe ich beste erfahrungen gemacht.
    ebenso das thema austrocknen auskitzeln ( ZEIT !!) und eventuell mit fön die BIRNE erhitzen - wickeln und dann drehen.
    risiko ist immer dabei.

    öl einwirken lassen .

    alles ohne gewähr und haftung, ich komme damit klar.

    schönen abend.
     
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  19. ToMu

    ToMu Strebt nach Höherem

    nachsatz:
    natürlich kann man auch vorbeugend etwas tun.
    der spalt des mundstückes zum birnenherz
    der spalt des oberstückes zum unteren birnenherz

    und natürlich die gesamte passung, die ggfs um halbe zehntel korrigiert werden sollten.

    so leid es mir tut = es spricht die erfahrung zum thema - einen echten fahrplan gibt es nicht.
     
  20. ChristophSax

    ChristophSax Kann einfach nicht wegbleiben

    Wenn es nicht grad der Heißluftfön aus der Werkstatt ist macht das gar nichts in der kurzen Zeit. Holz quillt und schwindet mit der (Luft-) Feuchtigkeit, nicht mit der Temperatur. Natürlich sinkt beim Fön auch die relative Luftfeuchtigkeit stark ab, aber das Austrocknen geht nicht in wenigen Minuten.
    Schnittholztrocknung an der Luft kann mehrere Jahre dauern und selbst in der Trockenkammer noch mehrere Wochen.
     
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