Komposition vs. Interpretation

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Rick, 8.September.2012.

  1. Rick

    Rick Experte

    Es gab ja schon mehrfach Diskussionen zu dem Thema, was nun die hauptsächliche künstlerische bzw.schöpferische Leistung sei, die Komposition selbst oder der Vortrag derselben?

    Dazu fiel mir gerade ein (älterer) Artikel auf, nämlich über den Sänger Karel Gott und seinen größten Hit, die "Biene Maja":

    [color=339900]Seit 40 Jahren ist es ein Renner: Das Titellied zur "Biene Maja". Allerdings hat der tschechische Schlagersänger Karel Gott kaum etwas daran verdient. Er wurde lediglich für eine halbe Stunde Singen bezahlt.[/color]

    Zum Weiterlesen:
    http://www.n-tv.de/leute/Karel-Gott-bekam-kaum-Geld-article6040626.html

    Das streift ja auch sehr schön das Thema "GEMA und Tantiemen". :-D

    Was ist Eure Meinung dazu?
    Recht so - schließlich hat ja auch der Komponist erst die Idee gehabt?
    Oder Ausbeutung - der bekannte Sänger legt seine Persönlichkeit, seinen ganzen Charme in den Vortrag, wird dafür nur mit verhältnismäßigen Almosen abgespeist?

    Bin schon gespannt!

    Rick
     
  2. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke Karel Gott hat die Bedingungen vorhwer gekannt. Wenn er danach zugestimmt hat wird er schon mit den Bedingungen einverstansden gewesen sein. Dazu gibt es ja auch so etwas wie imaterielles Vermögen. Das hat Herr Gott mit seinem Lied ganz schön gesteigert. Das sieht er ja eben so
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Klar.
    Aber das gilt für jeden Vertrag, auch für den von Komponisten (die - entgegen landläufiger Darstellung - ebenfalls nicht umsonst arbeiten).
    Doch der Komponist Svoboda hat noch gewaltig an dem Lied verdient, für dessen grundsätzliche Erarbeitung er wohl kaum länger als der Sänger für seine Interpretation gebraucht dürfte.

    Ist das richtig und gut so?

    Ganz sicherlich, sagt er ja selbst.
    Doch auch dieser Punkt gilt ebenfalls für Herrn Svoboda, der als "Hit-Komponist" sicherlich später weitere, besser bezahlte Aufträge bekommen haben dürfte.
    Und seine Kinder/Erben werden noch 70 Jahre nach seinem Tod durch das Lied verdienen, die von Herrn Gott nicht, obwohl das Lied untrennbar mit seinem berühmten Interpreten verknüpft ist... :roll:


    Nachdenkliche Grüße,
    Rick
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    "Ist das richtig und gut so?"

    Hi Rick,

    ich weiß gar nicht warum man das bewerten sollte.

    Es war eben so. Und Herr Gott hatte die Freiheit einen anderen Vertrag auszuhandeln.

    Sicher lassen sich auch Beispiele finden wo der Interpret deutlich mehr verdient hat als der Komponist, weil er vielleicht schon berühmt war und dadurch dem Komponisten einen Erfolg beschert hat.

    In anderen Bereichen könnte man genauso darüber diskutieren.
    Der Erfinder des www hat kaum was daran verdient. Hat es gleich allen kostenlos zugänglich gemacht.

    Vielleicht wäre das Internet nicht so erfolgreich geworden wenn man von Anbeginn hätte für die Nutzung zahlen müssen.

    Wie auch immer. Im nachhinein läßt sich immer trefflich streiten, ob es anders nicht besser oder gerechter gewesen wäre.

    Hätte Herr Gott anders gerhandelt, wenn er gewußt hätte welchen Erfolg das Lied haben wird? Sicher.

    Aber zum damaligen Zeitpunkt fand er seine Entscheidung. o. k.

    LG

    Dreas
     
  5. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin Rick!

    Es ist ein System, ein kapitalistisches!
    Die nicht so ganz gerechte Verteilung, wird ja in unserem System sichtbar.

    In diesem Einzelfall kann ja nicht untersucht werden ob es `geflopt` wäre, wenn
    es ein anderer gesungen hätte.

    Wenn ein Song nach 70 Jahren (n. Tod d. Urhebers) ausläuft, und der Song ist gemeinfrei,
    dann kann eine bestimmte Version geschützt werden, aber auch diese ist ein Unverhältnis
    eingebettet, und daran kann man erkennen, das die Interpretation nachrangig ist.

    Da nützt denn auch kein autonomes Kunstverständnis! :hammer:

    Es ist sehr oft vor gekommen, dass ein Song 40-50 Jahre auf Eis lag, `armer Komponist`,
    und dann hat eine bestimmte Version das `Grabesdasein` beendet, …und der Komponist
    konnte sich das erste Mal etwas leisten, bekam Aufträge etc.

    Allerdings hat es mit dem höheren Gewinn keinen falschen getroffen, Karel Svoboda hatte kein schönes Leben.

    Grüße the Steamer
     
  6. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Wo ist denn das Problem?
    Jemand stellt was auf die Beine, stellt die Infrastruktur, organisiert , macht den ganzen Admin etc dann wird noch Musik, ein wenig was zusammenkomponiertes und ein wenig Gesang benötigt. Das wird angemietet. Fertig
    "Gott" hatte keine Auslagen, keine Größeren Mühen um was zu organisieren und trug keinerlei Risiko. Das ist halt so im Leben der sich prostituierenden Angestellten. Man stellt seinen Körper, sein Wissen oder seine Arbeitszeit gegen ein gewisses Entgelt eine gewisse Zeit zur Verfügung. Das ist ein Kostenfaktor. Den Gewinn oder Verlust macht derjenige, der das Geschäft betreibt ... Mit allen Risiken
    Wem das nicht passt: man kann sich ja selbstständig machen...und selbst den Gewinn abschöpfen...wenn er kommt
     
  7. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Wie war doch gleich nochmal die Geschichte vom Ei des Kolumbus?
     
  8. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hi rick,

    ist das richtig oder gut so, m.a.w., ist das gerecht!?

    gerechtigkeit ist subjektiv. heisst, der karel gott findets sicher nicht gerecht, der karel svoboda schon :).

    aber: normalerweise müsste der karel gott auch als ausübender künstler sein leistungsschutzrecht noch heute über die gvl vergütet bekommen.

    also eigentlich doch alles maja oder?

    grüsse

    mixo
     
  9. flar

    flar Guest

    Moin, moin zusammen
    das Thema ist natürlich kompliziert und sehr streitbar. Da in dem Artikel über Karel Gott keine Summen genannt werden und ich heute etwas wenig Zeit habe, möchte ich mal ein etwas älteres Beispiel anführen mit dem ich mich vor einiger Zeit schon mal beschäftigt habe.
    1956 man Freddy Quinn seinen ersten größen Hit „Heimweh“ und den Titel „Sie hieß „Mary Ann“ auf und erhielt dafür 500 DM (Deutsche Mark) Hier nach zu lesen.
    Das war zu der Zeit sehr viel Geld, denn der Arbeitslohn betrug damals in etwa 200 DM
    bei einer Arbeitszeit in den meisten Branchen von 48 Stunden
    die Woche
    Ich finde das diese Entlohnung eigentlich sehr gut ist! Nun hat Freddy natürlich nicht jeden Tag Aufnahmen gemacht und mußte von irgendetwas leben, also Auftreten und alles machen was geht. Nach diesem großen Erfolg erhielt er selbstverständlich Beteiligungen am Verkauf seiner Platten. Polydor wird sich darauf aber nur eingelassen haben weil man einigermaßen sicher sein konnte das durch die hohen Verkaufszahlen genug für die Firma übrig bleibt. Alles andere wäre ja auch ungesund.
    Das auch die begleitenden Musiker nicht gelitten haben mache ich mal an den Aussagen eines Berufsmusikers und Übungsleiters fest mit dem ich über zwanzig Jahre zusammen gearbeitet habe und der in jungen Jahren an etlichen Opern und Operetten Produktionen von Polydor als Trompetenspezialist für hohe Töne teilgenommen hat. Das lief wohl in etwa so ab das er nur da saß und die extrem hohen Trompetenparts gespielt hat um die „Standarttrompeter“ zu schonen damit die Intonation sauber blieb. Er hat immer wieder erzählt das er nach der ersten Aufnahmesassion sein Geld bekam und in der Tür umgedreht sei um nach zu fragen ob das wirklich sein könnte, er habe doch nur sechs Stunden gespielt!
    Auch das von mir in "Urheberrecht bei Online-Ensemble" angeführte Beispiel Robert Johnson hat wahrscheinlich nur die Aufnahme bezahlt bekommen. Und Tantiemen weil es seine Kompositionen waren? Unwahrscheinlich, er hatte keinen festen Wohnsitz und reiste unter drei verschiedenen Namen durch den Süden der USA und spielte überall und alles was Geld brachte. Ausbeutung durch die Plattenfirma? Vielleicht! Die Wiederveröffentlichung seiner Aufnahmen brachten denen natürlich auch Gewinn, aber ohne diese „Gewinnsucht“ könnte ich heute diese Aufnahmen nicht hören und mich davon anregen lassen. Wenn die kalkulierten Verkäufe nicht erreicht worden wären hätte die Plattenfirma sogar miese gemacht.
    Ein endgültiges Fazit kann ich für mich zu diesem Thema nicht ziehen!

    Viele Grüße Flar
     
  10. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    So war die Geschichte (ab 0:27) ;-)

    gruß
    Saxfax
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Vielen Dank für die bisherigen Beiträge, aber ich finde, Ihr beißt Euch etwas zu sehr an der Person Karel Gott sowie dem Vertragswesen fest.

    Meine Frage sollte eigentlich in eine andere, wesentlich allgemeinere Richtung gehen:

    Was ist künstlerisch höherwertig, die Komposition (Vorlage) oder die Interpretation (Umsetzung)?

    In der Klassik wird ja fast ausschließlich Wert auf die Komposition gelegt, der Interpret wird quasi als ihr "Sklave" betrachtet, der die Wünsche seines "Herrn" möglichst genau umsetzen soll.

    DAHER stammt ja auch unsere Auffassung von Tantiemen und GEMA - der Komponist ist das leuchtende "Genie", der Ausführende wird lediglich über die GVL an ein paar Brosamen beteiligt.

    Ist das richtig und gut so?


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  12. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    ich muß leider sagen, dass ich die Frage schon leicht verfehlt finde (obwohl man natürlich alles fragen darf ;-)), da sie eine irgendwie meßbare künstlerische Wertigkeit impliziert, die mit einer Tätigkeit verbunden sein soll. Ein Kunstometer habe ich aber noch nicht gesehen.

    Bist Du sicher, daß das in der Klassik so ist? Wenn ich "Klassik" spiele, empfinde ich mich jedenfalls nicht als Sklave. Frank Zappa hatte übrigens diesen Anspruch an seiner Musiker und ist dann am Ende konsequent beim Synclavier gelandet.

    Es gibt also offenbar Komponisten, die am liebsten Maschinen zur Ausführung haben, andere sehen das keinesfalls so. Das hat aber mit "Klassik" nichts zu tun.

    GEMA ist eine andere Geschichte, da geht's um Geld und nicht um Kunst.

    Besten Gruß
    Saxfax

     
  13. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich bin ein Verfechter der "Kunst kommt von Können" Theorie, verstehe die Frage aber in dem Sinn, die schöpferische Qualität zu beurteilen, nicht die Fähigkeit etwas kompliziertes wiederholbar zu produzieren. Das zeigt zwar von hohem Können, ist aber nicht zwangsläufig kreativ.

    So man Komponist und Interpret voneinander trennen kann, finde ich gerade in der Klassik, dass der Komponist tatsächlich die kreative Grundlage liefert und der Musiker - ich vermeide hier "Interpret" - der Handwerker ist, der das umsetzt. Der muss einen Job gut machen, aber es ist auch tatsächlich sein "Job", das zu spielen, was der Komponist geschrieben hat. Und wenn er noch so genial spielt, an dieser Stelle ist er ein begnadeter "Handwerker".

    Ich weiß jetzt gerade nicht wer das mal gesagt hat, aber das kann gut unser Kapellmeister gewesen sein:
    Wenn Du "Interpret" schriebst, dann gehe ich davon aus, dass er ein Werk tatsächlich "interpretiert", also nach seinen Vorstellungen abwandelt und etwas neues daraus macht. Das ist hoffentlich kreativ und kann besonders bei der Bearbeitung von klassischen Werken etwas völlig neues und frisches ergeben. Trotzdem arbeitet der Interpret mit dem kreativen Material, das der Komponist erst einmal bereit gestellt hat. Überspitzt formuliert, lebt sein neues Werk zu einem wesentlichen Anteil erst durch die Arbeit des Komponisten.

    Wenn man den Begriff "Interpret" in die Runde wirft, wird wahrscheinlich vielen zuerst der Solo Künstler einfallen, der ein Stück auf eine zu ihm passende Weise vorträgt.

    Als "Interpret" empfinde ich aber nicht nur den Vortragenden, sondern je nach Werk speziell den Arrangeur oder den Dirigenten. DIE sind es in vielen Fällen, die dem vorhandenen Werk des Komponisten neue Varianten und Ansichten abringen. Der Musiker, vor allem der in einem Orchester ist hier wieder der Handwerker, der diese Vorstellungen möglichst präzise zum Leben erwecken soll. Selbst wenn im Stück ein Solo für ein bestimmtes Instrument vor kommt und selbst wenn das mit "ad lib." notiert ist, ist das im Gesamtwerk die Schlagsahne und Kirsche auf dem Kuchen.

    Beim Jazz könnte man diskutieren. Da lebt der Vortrag viel vom nicht notierten Solo. Aber auch da ist "Solo ohne Stück" witzlos.

    Wenn's so einfach wäre, könnten ja alle "Interpreten" ihre eigenen Kompositionen vortragen. Viele machen das, einige werden damit erfolgreich. Die meisten spielen fremde Werke. Sei es "wie notiert" oder "interpretiert".

    Ein provokanter Spruch aus den 70ern(?):
    Das ist übrigens keine Herabwürdigung des Handwerks. Ein guter Handwerker ist Gold wert, und wenn man einen findet, kann man je nach religiöser Überzeugung seinem Schöpfer oder dem Schicksal auf Knien danken. Die Frage war spezifisch nach "dem künstlerischen Wert" gestellt.

    Soweit die Ansichten eines Banausen, der kreativ auf der Stufe eines Stücks Tafelkreide steht und der dieses "Handwerk" wohl sein Leben lang nicht mehr vernünftig erlernen wird. :-(
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Danke für Deine interessante Sichtweise, bebob!

    Als Komponist habe ich mich schon sehr über misslungene Aufführungen meiner Werke geärgert, deshalb kann ich die Zappa-Sichtweise gut nachvollziehen.
    Manche meiner Stücke kann ich mir nur als Midi-Version anhören, weil es für mich (noch) keine überzeugende Live-Umsetzung davon gibt. :-(

    Einmal hat der Dirigent eines Laien-Streichorchesters schlichtweg alle (deutlich angegebenen) Tempowechsel eines Satzes ignoriert, der beständig schneller werden sollte, wodurch der gesamte "Witz" verloren ging und sich das Stück zäh wie Kaugummi in die Länge zog.

    Meine Mutter raunte mir bei der Aufführung zu: "Warum hast du denn diesmal so etwas Langweiliges komponiert?"
    Verzweifelt antwortete ich: "Das habe ich nicht so komponiert, das SPIELEN die so langweilig!"

    Der Vortrag eines Stücks kann mitreißen oder abtörnen - bloß wird nach meiner Beobachtung immer noch landläufig der Erfolg dem Komponisten zugesprochen, obwohl die Aufführung daran meiner Ansicht nach den ENTSCHEIDENDEN Anteil hat.

    Mir ist es selbst früher so gegangen, dass ich etwas von einem mir unbekannten Komponisten hören wollte, mir daraufhin eine leider nicht so gelungene Umsetzung besorgte und daraufhin die Meinung bildete, soooo toll sei der Komponist ja nun doch nicht.
    Bis ich dann mal das Glück hatte, eine GELUNGENE Version hören zu dürfen...! :-o

    Wenn ich ein guter Interpret bin, dann kann ich auch "Hänschen klein" packend und atemberaubend vortragen, umgekehrt kann ich als schlechter Musiker selbst die großartigsten Stücke von Mozart und Beethoven verhunzen.

    Deshalb finde ich, allgemein wird die Komposition überbewertet - ALLEIN die Interpretation entscheidet darüber, ob ein Stück beim Publikum ankommt oder nicht.
    Besser gut gemacht als nur gut gemeint! :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  15. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ohne den Komponisten bleibt der Interpret stumm.

    Ohne den Interpreten muss der Komponist halt selbst spielen. :-D
     
  16. rbur

    rbur Mod

    Ich weiß ja nicht, ob du in letzter Zeit mal das Radio angehabt hast, aber im Rampenlicht steht bei den aktuellen Geschichten immer nur der Interpret.
    Der Komponist kriegt Tantiemen, aber kennen tut ihn keiner.

    Und die paar Brosamen aus der GVL für einen aktuellen Top Ten Hit? Damit würde ich glaube ich ganz gut eine Weile über die Runden kommen.
    Außerdem hat ein Star ja noch ein paar andere Einkünfte. Konzerte, Talskshows, Auftritte im Fernsehen, Werbung und bezahlte Besuche auf Promi Parties.
    So richtig arm sind die wenigsten Superstars.

    Zu der Karel Gott Geschichte möchte ich deine Argumentation aus dem GEMA Thread heranziehen: Der Mann wurde für eine einmalige Leistung bezahlt. Warum sollte er noch was kriegen, wenn das dann abgespielt wird?
    Außerdem ist er aus anderen Einkünften wahrscheinlich richtig reich. Was ebenfalls deiner Argumentation zu Folge dazu führt, dass ihm mehr auch nicht zusteht.

    Und wenn man richtig sucht, dann wird man mit Sicherheit auch einen Komponisten finden, der einen Superhit geschrieben hat und nichts damit verdient hat. Mozart ist bettelarm gestorben, Karajan wurde reich.
     
  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Grundsätzlich sollte man hier erstmal unterscheiden zwischen ernster Musik und Popularmusik. Warum? Weil es bei der ernsten Musik wie schon festgestellt eher um die perfekte Umsetzung des Werkes geht in der Popularmusik aber eine weitere wichtige Komponente hinzukommt: das Arrangement.

    Natürlich bedarf es sehr guter Musiker in der ernsten Musik um das Werk getreu wiederzugeben und mit Leben zu erfüllen aber das Arrangement ist meist vom Komponisten mit vorgegeben, allerdings gibt es auch hier kleinere Interpretationsabweichungen (meist durch den Dirigenten gemacht). Ein Spezialist für interessante Neuinterpretationen ist z.B. Nikolaus Harnoncourt. Bei Orchesterwerke ist der Spielraum sicherlich häufig aber eher klein gehalten. Bei Werken wo die Sollistenstimme stärker eine Rolle spielt ist manchmal mehr Gesaltungsraum möglich für Interpretationen. Bei Solowerken entscheidet der Interpret über die Gestaltung und so diskutieren heute noch Leute ob die Interpretationen der Violincellosuiten von Bach von Pablo Casal besser sind als die von Yo Yo Ma oder nicht.

    In der Popularmusik entscheidet meist nicht die Komposition allein oder der Interpret sondern häufig das Arrangement ob aus dem Song ein Hit wird oder nicht. So bleibt den Leuten manchmal gar nicht der Song sondern ein Teil des Arrangements im Ohr hängen.

    Wären Autumn Leaves oder All the things you are je erfolgreich gewesen wenn sie ohne interessante Arrangements und gute Interpretationen gespielt worden wären? Wohl nicht. Wer die Songs mal gespielt hat wie sie notiert sind weiss, daß man sie so nicht spielen kann. Im Jazz war das schon häufig so daß erst eine bestimmte Interpretation den Durchbruch für einen bestimmten Song brachte. Und das war schon zu den Musicalzeiten so, wo viele Titel für mehrere Musicals benutzt worden sind und Songs in vielen Musicals floppten und in einem späteren plötzlich einen riesen Erfolg hatten.
    Spannend ist hier auch gerade aktuell der Song I follow rivers von der Komponistin Lykke Li. Lykke Li selbst anfangs nicht erfolgreich mit dem Song bei Veröffentlichung erlebt dann aber wie die Band Triggerfinger eine Interpretation von dem Titel rausbringt mit anderem Arrangement und das Ding wird zum Hit (die Version von Triggerfinger gefällt mir aber auch besser). Zusätzlich wird von Lykke Li's Aufnahme ein Remix gemacht (schlimm, sogar die Komponisten selbst mag den Remix nicht), der auf Dancefloor abgestimmt ist und ein anderes Publikum anspricht. Jetzt hat die gute den Sonderfall, daß Ihr Song doppelt in den Charts vertreten ist.

    Für mich zählt: eine gute Komposition ist nichts ohne ein gutes Arrangement und einen guten Interpreten aber schon manch mittelmässige Komposition konnte durch ein gutes Arrangement oder einen guten Interpreten gerettet werden.

    Der ganze Gemagedanke gehört hier nicht hinzu.
     
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich erinnere mich da irgendwie noch dezent an 2 Titel wo die Soli von Musikern zu neuen Stücken wurden. Ich hoffe ich bekomme das noch richtig zusammen: James Moody spielte I'm in the mood for love und das Solo war so gut daß Jemand auf sein Solo einen Text schrieb und der Song war dann Moody's mood for love. Der 2. Titel fällt mir einfach nicht ein, da war es ähnlich.
    Auch im Jazz waren häufig gerade Gesangsversionen für den Durchbruch und Erfolg von vielen Songs ausschlaggebend.
     
  19. flar

    flar Guest

    Moin, moin zusammen
    wenn irgendwo der Name Frank Zappa fällt bin ich immer gleich mit dabei. Er wäre neben Elvis mein Mitbringsel auf die viel beschworene einsame Insel. Das mit dem Synclavier ist meiner Meinung nach so nicht ganz richtig. Zappa hat sich bekanntlich öffentlich und auch lautstark über die mangelnde Genauigkeit bei der Interpretation seiner klassischen Werke beklagt. Namentlich das London Synphony Orchester kann davon ein Lied singen. Die von Ihm mit dem Synclavier veröffentlichten Aufnahmen sind aber eigentlich nur Stücke die er für unspielbar hielt (und aus Kostengründen Werke seines Urahnen Francesco Zappa). Einige dieser „unspielbaren“ Stücke wurden von Zappa dann doch frei gegeben und mit dem Ensamble Modern unter dem Konzerttitel „the yellow shark“ aufgeführt.
    Ansonsten schätzte Herr Zappa gerade die Eigenarten seiner Musiker und Komponierte extra Sachen die diese Eigenarten betonten und die speziellen Fähigkeiten der Musiker hervorhoben. Und natürlich mochte er auch die Situationskomik die sich manches mal auf der Bühne ergab. Fast legendär ist der Zwischenruf „hiho Silver“ von Ike Willis (Gitarrist und Sänger) der sich wohl auf die Fernsehserie „the lone ranger“ bezieht. (So rief der Ranger sein Pferd Silver herbei) Wie Ike Willis darauf kam ist nicht überliefert aber den ganzen Abend kam an jeder möglichen Stelle sei es im Chor oder sonst wo „hiho Silver“ und führte zu etlichen Lachkrämpfen, läßt endlich auch im Publikum und ist auf verschiedenen Platten und CDs mit Liveaufnahmen zu hören. Meines Wissens nach stammen die alle von ein und dem selben Konzert. Ansonsten mußten die Musiker bei Frank Zappa wirklich arbeiten vor den zwei bis zweieinhalb Stunden Konzert waren bis zu vier Stunden Soundcheck und Probe angesetzt. Alkohol und Drogen? Nur erlaubt was der Chef auch konsumierte, Kaffee und Zigaretten. Und natürlich mußte Zappa als autarker Musiker auch knapp kalkulieren. Der deutsche Spitzenschlagzeuger Curt Cress lehnte ein Angebot Zappas ( natürlich erst nach bestandenen Vorspiel ausgesprochen) ab, wegen zu geringer Bezahlung. Jedes Konzert wurde mit geschnitten und von Mitte der 80ger Jahre an sind eigentlich ausschließlich Live Aufnahmen OHNE Overdubs veröffentlicht worden.( auch bis dahin unveröffentlichte Titel) Wie die beteiligten Musiker dafür bezahlt wurden entzieht sich meiner Kenntnis.
    Hier noch ein Zitat:
    „An Sachen wie „Titties and Beer“ und „Bobby Brown“ habe ich riesigen Spaß und kann damit auch noch meine Orchesterblödheiten bezahlen“!!!

    Sinngemäß Frank Zappa

    Viele Grüße Flar
     
  20. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    saxhornet-meinst du bird of paradiese, all the things..?
     
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