Nach der Aufnahme

Dieses Thema im Forum "Home- und Live-Recording, Tontechnik" wurde erstellt von kindofblue, 17.März.2015.

  1. kindofblue

    kindofblue Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe auf youtube dieses Video angeschaut:



    ...und war völlig weg, über die Möglichkeit die menschliche Stimme
    "schön" oder "dominant" erscheinen zu lassen.

    Nun zum Thema Saxophon Recording:
    Meine Frage, was mache ich mit der Aufnahme nach der Aufnahme,
    sprich welche Effekte soll oder kann ich nutzen, damit das Sax nicht
    so hohl klingt.
    Habe schon viel auf audacity gemacht, kenne mich recht gut aus, aber eben
    mit den Effekten und so weiter geht es irgendwie einfach nicht.

    kindofrecord
     
  2. ppue

    ppue Experte

    Du kannst im Prinzip mit dem Saxophon ähnlich verfahren. Compressor und Equalizer sind probate Mittel. Verzerrer habe ich noch nicht ausprobiert. Bei der Musik ist ein wenig Hall auch ne Option.

    Am meisten schaffst du natürlich mit der eigenen Tonbildung am Horn, einem geeigneten Raum, geeignetem Equipment, einer guten Entfernung zum Mikro, einer guten Aussteuerung oder weniger Anspruch.
     
    auge gefällt das.
  3. mato

    mato Strebt nach Höherem

    ...was man immer wieder bei aufnahmetechnisch schlechten Youtubevideos sehen kann: ist der Sound fett, dann hört man das. ;-)
     
    Rick gefällt das.
  4. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Es kommt völlig drauf an, was Du erreichen willst. Willst Du eine naturgetreue Abbildung Deines Sounds, willst Du den Sound verändern, was hast Du für Aufnahmeequipment etc. Willst Du eine Aufnahme, die aufnahmetechnisch nicht besonders gut ist, nachbessern? Hast Du ein Mikrophon, welches bestimmte Frequenzen überbetont oder schlecht wiedergibt? Willst Du Deine Saxspur im Mix nach vorne bringen oder besser im Mix integrieren? Willst Du Dein Saxophon in einem Elektronik-Mix verfremden. Es gibt sooo viele Parameter, in der Tat sind Dynamics (z.B. Compressor), Filters (Equalizers) und Delay (z.B. Reverb) die Eckpunkte, mit denen jeder, der sich mit Musikproduktion beschäftigt, umgehen können sollte. Ich habe hier ein Assignment von meinem Online-Kurs, wo ich die Kategorien in Form von Memory-Karten aufgelistet habe, damit kann man sich das ganz gut merken:
    https://www.dropbox.com/s/7pqecubqxluksax/Effects Categories.pdf?dl=0
    Trotzdem sollte man erstmal genauer wissen, was alle diese Effekte machen. In dem Stimm-Video ist das nicht besonders gut erklärt, was z.B. genau Kompression macht. Und wenn man nicht weiß, wie man es einsetzt, kann man seine Aufnahmen auch richtig schlecht machen anstelle sie zu verbessern.
    Der Coursera Kurs von Berklee ist da sehr gut (und kostenlos!), er erklärt extrem gut und nachvollziehbar die physikalischen Grundlagen. Mir war das meiste zwar schon bekannt, aber es gab auch einige Dinge, wo ich so ein richtiges Aha-Erlebnis hatte ;)
    Nach dem Verstehen kommt dann das Ausprobieren, letztendlich mischst Du mit Deinen Ohren, da gibt es keine Patentrezepte, weil es wie gesagt von so vielen Faktoren abhängt. Also eine Einstellung, die bei uns im Studio gut funktioniert, ist evtl. für Dich völlig nutzlos.

    LG Juju
     
    kokisax, last, Nordstern und 2 anderen gefällt das.
  5. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich finde dieses Thema ja immens spannend.
    Da heute in der Schule wieder alles krank war, hatte ich mehr Zeit als geplant.
    Ich hab mir mit BiaB einen Track für einen Bossa erstellt, und verschieden "gemischt):

    Ohne EQ:


    "Warm" (+2db @800hz, +1db@2,5khz):


    "Hot" (-2db@1.2khz, +4db@2.7khz):


    Hot mit Kompressor (2:5:1, 4db Gain, Attack 2ms, Release 300ms):


    Hot mit Kompressor und Bandsättigungseffekt:


    Plus zusätzlich ganz leichter Raum, Bandsättigung etwas weggedreht:


    Viel Spaß beim Anhören.
    Klar gibt es keine "Universaleinstellung", aber wenn man sich im Internet ein wenig schlau macht und genau wie beim Spielen die Ohren einsetzt, reicht es für den Hausgebrauch.

    Equipment: Tablet (DAW Auria mit den integrierten Effekten) mit Apogee Duet Interface, Nohype LRM2 Ribbon

    Abgehört mit meinen Tannoy Monitoren und meinem Audio Technica ATH-X50.
    Zeitaufwand: 1h

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
    Dreas, GelöschtesMitglied1589 und Bernd gefällt das.
  6. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Ja, es bleibt spannend. Schade, dass Du den warmen Mix nicht noch mit Kompressor, Bandsättigung und Raum weitergeführt hast. Dieser Unterschied hätte mich als Liebhaber der soften und warmen Töne noch interessiert.
    P.S.: danke, dass Du uns an Deinen Experimenten teilhaben lässt!
    LG Bernd
     
  7. kindofblue

    kindofblue Ist fast schon zuhause hier

    Für mich ist es schon interessant zu erfahren, auf welchen Frequenzen am Eq gedreht werden kann, dass auch etwas hörbar wird.
    Oft drehte ich rum, es geschah nix, peinlich, bis ich merkte, dass die Frequenz ja gar nicht tangentiert wird. Tststs.
    Auf Audacity gibt es die Funktion "normalisieren", wird da alles etwas Neutralisiert?
    Meine Erfahrung war, dass eine schlechte Aufnahme dadurch noch etwas schlechter wird.
    Interessante Option, haha

    kindofeq
     
  8. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Mit der Funktion "normalisieren" wird nichts neutralisiert. Beim aufnehmen steuerst du ja so aus, dass noch ein headroom bleibt. Ca. drei bis sechs dB unter 0 dB. Das lässt dann noch Spielraum für Bearbeitungen. Z.B. Eingriffe mit dem EQ.
    Wenn du die WAV-Datei fertig bearbeitet hast, kannst du mittels normalisieren den Pegel anpassen. Z.B. an 0 dB.
    Das Programm rechnet aus, wie hoch die höchste Pegelspitze der Datei ist, zieht diese auf 0 dB und den Rest der Datei analog (oder prozentual ?) hoch.
    Je nach Qualität der DAW kann das normalisieren auch einen Qualitätsverlust der WAV verursachen.
     
  9. ppue

    ppue Experte

    Ne, beim Normalisieren bleibt alles beim alten, nur das die Datei auf einen bestimmten Pegel hoch gerechnet und einfach nur lauter wird. Sie wird dadurch nicht besser. Besser aber wird die Aufnahme, wenn es möglichst wenig zu normalisieren gibt, denn dann ist sie gut ausgesteuert.

    Bernd war schneller und genauer (-:
     
  10. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    http://www.bwmusic.com/goodies/range0.html#
    Bisschen einfacher:
    http://www.podcomplex.com/images/podcomplex-frequency-overview-chart.gif
    http://www.uaudio.com/blog/multiband-eq-mix-fix/
    Wobei die Frequency charts nicht immer die upper harmonics miteinbeziehen.
    Ich booste z.B. beim Tenor das Top End oft ein wenig bei 8000-10000 Hz (wegen Bändchenmikrophonen, die können einen kleinen Boost vertragen). Gleichermaßen würde ich da oben was wegnehmen, wenn ich ein Kondensatormikrophon benutzen würde. 8000-10000Hz erscheinen nun erstmal unlogisch, wenn man rein nach dem Frequency chart vorgehen würde. Es funktioniert aber trotzdem bestens z.B mit unserem Pultec EQ - einfach ausprobieren und ruhig mal völlig übertreiben mit den Einstellungen, damit man ein Gefühl dafür bekommt, was die Dinger bewirken. Vielleicht nicht gerade mit dem Pultec anfangen sondern einen Multiband Equalizer nehmen, der das Ganze schön graphisch darstellt und Du genau siehst, wo Du Dich im Frequenzspektrum befindest...

    LG Juju
     
    GelöschtesMitglied1589 gefällt das.
  11. Mugger

    Mugger Guest

    Guten Abend nochmal,
    der Möglichkeiten gibt es viele :), Versuch macht kluch.

    Gleicher Mix wie vorhin, nur Equalizer wie bei "warm":


    Und noch 2 Versuche ohne Hall, stattdessen eine Mid-Side-Simulation, die beiden unterscheiden sich nur in der Einstellung "Classic" beim Kompressor in der ersten und "Opto" in der zweiten:




    Cheers,
    Guenne
     
    Bernd gefällt das.
  12. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Schön, Mugger, mal einen Arbeitsverlauf in der Nachbearbeitung zu zeigen. Früher sagte man ja; "We'll fix it in the mix." Was aber bei der Aufnahme daneben geht, kann man ebenso wenig wieder richten wie eine versalzene Suppe. Das deutsche Wort "Entzerrer" klingt zwar im Vergleich zum englischen "Equalizer" weniger spektakulär, bringt es aber auf den Punkt: jeder Raum "verzerrt" den linearen Klang, und nicht umsonst investieren professionelle Tonstudios viel Geld in ein akustisch ausgewogenes Ambiente. Je besser der Raum, desto weniger muss ich korrigieren. Eine Schaufensterpuppe aus Styropor in der Raumecke kann mehr bringen als ein aufwändiger EQ nach der Aufnahme.
    Normalisierung ist ja ein junges Kind der digitalen Technik, das in der Zeit gezeugt wurde, als die (gewünschte) leichte Übersteuerung der Bandmaschinen abgelöst wurde durch digitale Technik, bei der jede Übersteuerung gnadenlos "Spikes", ein sehr unangenehmes schrilles Knacken, auslöst. Bei meinem Prism Orpheus (Wandler und Preamp) gibt es einen eingebauten sanften und intelligenten Limiter, der das verhindert. Ich verzichte aber darauf, um die Dynamik zu erhalten und pegele halt genau vor der Aufnahme aus.
    Bei Youtube gibt es einige Videos, in denen George Massenburg, der Sound-Magier, seine Arbeit im Studio erklärt. ALLE sind sehens- und hörenswert. Sein GML 8200 ist einer besten parametrischen EQs auf dem Markt. Auch wenn wir uns den wohl alle nicht leisten können, zeigt dieses Video, wie man einen guten EQ einsetzt:



    Ich arbeite ja mit kleinem Besteck zuhause: in Logic Audio gibt es eine Reihe von schönen Nachbearbeitungs-Werkzeugen. Der Multipressor z.B. ist eine mehrbändige Kombi aus Kompressor und EQ und liefert erstaunlich gute Ergebnisse. Wenn man zum Beispiel bei einer Kick Drum einen ganz engen Frequenzraum auswählen und dann nur den komprimiert, hat man ein viel feineres Ergebnis, als wenn man über den gesamten Frequenzgang hinweg die große Dynamik-Keule schwingt.
     
  13. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Entscheidene Aussage !

    Weniger ist oft mehr......zuviel schrauben ist oftmals nur "verschlimmverbessern" !!

    Speziell jetzt aber auf Sax bezogen...Viele andere Instrumente und Sounds brauchen im Mix natürlich eine entspr. Nachbearbeitung.

    Lgr

    Wuffy
     
  14. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Yepp! Danke. Genau nach meinem Geschmack!

    LG Bernd
     
  15. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    sagt natürlich auch jemand, der auf Tontechnik vom Feinsten Wert legt.
    Das Verhältnis Saxpreis/Wandlerpreis ist halt umgekehrt als bei den meisten hier, hehe.

    Eine schlecht gespielte Aufnahme wird nicht signifikant besser, aber auch eine gut gespielte Aufnahme muss man in's rechte Licht setzen.
    Daher finde ich den Thread recht wertvoll.

    @henblower:
    Ich hab mir gestern einen Multibandkompressor auf das - äh - Tablet installiert.
    Ich hab mal einen Screenshot mit dem Preset "Presence and Control" zur Veranschaulichung gemacht.

    [​IMG]
    Wie würdest Du das anstatt des normalen Compressors bei meiner konkreten Aufnahme einsetzen?

    Danke!
     
  16. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Wie würdest Du das anstatt des normalen Compressors bei meiner konkreten Aufnahme einsetzen?


    Sorry...aus meiner Sicht gibt es da nur eine vernünftige Antwort:

    Nach eigenem Hörgeschmack und Empfinden !

    Es gibt zwar annähernd passende Presets-Vorgaben (vocal passt einigermassen)...aber kein Patentrezept, dass pauschal auf Anhieb passt.

    Lgr

    Wuffy
     
  17. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Kann Wuffy nur beipflichten: das kann man wirklich aus der Ferne schlecht beurteilen. Manchmal hilft der umgekehrte Weg: erst mit ca. +12 dB und ganz hoher Filterqualität (=enger Filter und "steiler Berg" in der Grafik) die Freqenzen finden, wo es wirklich weh tut, dann angemessen absenken (z.B. -3 dB), die Breite etwas erhöhen und die Kompressionsrate einstellen.
    Natürlich ist auch die Frage, wie du abhörst. Eine normale Hifi-Box ist auf ein bestimmtes Hörempfinden hin konstruiert. Meine Geithain Monitore sind im besten Sinne neutral, da sie genau das abbilden, was rein kommt. Die Musik wollen wir ja selber machen ...
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ja klar...
    Meine Tannoy sind auch böse langweilig. Wenn es dort klingt, ist es ok.
    Ich habe mal ein paar Takte mit dem Tenor gespielt, das erste ist ganz trocken, beim zweiten und dritten läuft ein Multibandkompressor mit.

    Ja, danke, so hätte ich es auch gemacht. Damit muss man sich länger beschäftigen, das hat ziemliche Potenz :)
    Nichtsdestoweniger hab ich einmal auf's Geradewohl probiert. 1 ist ohne irgendwas, 2 ist mit einer 4-Band Kompression, 3 mit einem Vokal-Preset ("Presence & Control).





    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  19. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    Noch ein Tip Speziell bei Sax...
    Parallel Kompression

    Dabei wird ein sehr stark komprimiertes Signal mit dem unkomprimierten Signal zusammengemischt
    was ein extrem Fettes Bottom End ergibt plus die Dynamik wird erhalten...

    Je nach DAW gibt's verschiedene Möglichkeiten das zu machen.

    einfachster Weg Spur kopieren und die Kopie stark komprimieren und dann beide Spuren zusammenmischen

    Nachteil: man muss das Verhältnis Original zu komprimierten Signal manuell nachregeln wenn man die Originalspur (das Instrument / Stimme) lauter haben möchte

    oder

    Signal in einen Effektweg schicken (Aux) und im Return dann den Kompressor.
    Vorteil: das Verhältnis Direktsignal komprimertes Signal bleibt gleich und die
    Lautstärke wird über den Channel gesteuert

    und zum experimentieren: Hall nicht von der Originalspur sondern von der komprimierten Spur..

    ausprobieren!

    Beispiel im Anhang
    1. Nur Signal mit Hall
    2. Original+ Komprimiertes Signal + Hall vom Original
    3. Original + komprimiertes Signal + Hall vom komprimierten Signal

    ist auf nur einer Spur diffizil aber im Mix setzt sich das dann viel besser durch

    cu

    gue
     

    Anhänge:

  20. Mugger

    Mugger Guest

    Hallo,
    was heißt "stark?"

    Und in verschiedenen Kompressoren kann ich Dry und Wet einstellen...
    Wo liegt dann der Unterschied?
    Ok, ich kann ein gänzlich unbearbeitetes Signal verwenden...

    Bringt's das? Das File finde ich jetzt nicht so prickelnd. Interessant wäre ein Vergleich im Mix.
    Welche DAW verwendest Du?

    Cheers,
    Guenne
     
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