Polster einbrennen

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von vossi, 23.Mai.2009.

  1. vossi

    vossi Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo Saxfreunde,
    da es in diesem Forum wohl einige Leute gibt, welche ihr Sax selbst bepolstern, kann mir jemand bestimmt meine Frage beantworten:
    Wie brennt ihr eure neuen Polster ein?
     
  2. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    ...unter Verwendung eines kleinen, regelbaren Heizgebläses, eines Ausleuchtgeräts und von Einbrennblechen.

    Wichtig ist es,

    1. vorher sicherzustellen, dass Klappendeckel und Tonlochrand parallel stehen

    2. der Tonlochrand plan ist

    3.dass die Klappe weder axial noch radial Spiel hat.

    4. Das Polster selbst plan ist


    Nach dem Einkleben des Polsters bei ausgebauter Klappe wird das Polster grob nach Augenmass ausgerichtet und die Klappe dann eingebaut.

    Dann wird das Ausleuchtgerät in das Instrument gesteckt und man sieht, dass das Polster (natürlich) nicht genau deckt.

    Dann erhitze ich die Klappe mit dem Heissluftgebläse vorsichtig, bis der Schellack oder Kleber etwas weich wird und justiere das Polster mit einem passenden Einbrennblech bis beim Schliessen der Klappe der Luftspalt gleichmässig und gleichzeitig um den gesamten Tonlochumfang verschwindet.
    Vorsicht, nur gaaanz leicht andrücken, sonst quillt der Kleber heraus. Sauerei!

    Nach dem Erkalten der Klappe wird nochmal kontrolliert und gegebenenfalls nachjustiert. Wird dann die Klappe ein paar mal zugedrückt, muss sich auf dem Polster ein vollständiger, gleichmässiger Kreis abbilden.


    SlowJoe
     
    Steffen Bari gefällt das.
  3. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Kleiner Tip von mir um die Dichtigkeit zu prüfen.
    Genauer als mit der Lampe geht es mit einem feinen Streifen Zigarrettenpapier oder Tonband einer alten Kassette, das an ein Holzstäbchen gklebt wird.

    Wenn ihr das in ein Tonloch steckt und die KLappe zudrückt merkt ihr wo es sich leicht oder sxhwer rausziehen läßt.

    Ist viel besser als die Lampe.
     
  4. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    ja, das geht auch. Ob es genauer ist, weiss ich nicht.
    Ich finde es aber umständlicher, an der heissen Klappe mit Zigarettenpapier herumzupfriemeln. Ausserdem kommt man beim Sax oft nicht überall an den Klappenrand ran um ein Papier oder ein Stück Tonband einzuführen.


    SlowJoe
     
  5. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Das ist auch nur fürs feintuning am Schluß

    Ist wirklich genauer.
     
  6. Gillert

    Gillert Kann einfach nicht wegbleiben

    Hi ihr Polsterer,
    slowjoe schreibt ... bis sich ein kleiner Ring auf dem Polster abdrückt..... Diesen Auflagering sollte man mit dicken Gummibändern, die übernacht um die eingebauten Klappen einen feinen Andruck produzieren, künstlich verstärken oder mit Korkkeilen ( aus Sektkorken selbst schneiden ) bei den tiefen Tönen zwischen Klappenkäfig und Klappe verkeilen und ebenfalls übernacht wirken lassen. Vorsicht bei den Käfigen es sollten sich die Lötstellen durch zu starken Druck der Keile nicht aufbrechen. Nach 24 Stunden ist das Sax wieder spielbereit.
    Viele Grüße, Misty
     
  7. SaxoDan

    SaxoDan Ist fast schon zuhause hier

    Jo, so funktioniert´s!

    Aber: Nur so ein Tip aus eigener Erfahrung falls du das selber probieren möchtest:

    Es bedarf schon ein wenig Übung und ich hab es damals bei einem alten "Crap"-Sax die Polster ausgewechselt.

    Ich möchte mich nicht unbedingt als handwerklich unbegabt bezeichnen, aber trotz dieser recht interessanten und sehr lehrreichen (kann jetzt ´ne Tröte mit quasi verbundenen Augen auseinander- und wieder zusammenbauen!) Erfahrung, lasse ich das dann doch lieber von einem Profi machen.

    Schöne Grüße,
    Daniel
     
  8. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Slow Joe schrieb:
    Dem möchte ich hinzufügen, dass vorher auch geprüft wird, ob die Klappenschalen selber auch plan sind, sonst müssen diese gerichtet werden. In eine verbogene Klappenpfanne ein Polster einzubauen bringt nichts, dieses wird dann kaum je dicht zu bekommen sein. Jedenfalls meine Erfahrung.
     
  9. vossi

    vossi Nicht zu schüchtern zum Reden

    Vielen Dank für eure Antworten,
    Misty hat es auf den Punkt gebracht: unter Druck über Nacht wirken lassen. Vielen Dank dafür.
    Ich denke da an mein neues SX 90 (ohne R). Die Abdrücke der Tonlochränder auf den originalen Keilwerth-Polstern waren so richtig tief. So tief habe ich es selbst nicht hinbekommen. Bisher habe ich die Klappen auch auf Druck gebracht, mit Korkkeilen, mit alten Blättern, mit kleinen Zwingen, mit Gummibändern, usw. und dann mit einem Heißluftgebläse das ganze Instrument erwärmt. Allerdings habe ich nur einen ganz leichten Abdruck hinbekommen. Ich versuche dann mal das ganze über Nacht stehen zu lassen.
     
  10. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Hallo Vossi,
    m.E. ist es nicht wichtig, wie tief die Abdrücke in den Polstern sind. Wichtig ist, dass die Polster so eingesetzt sind, dass sie schon beim sanften Auflegen dicht schließen.

    Wenn beim bepolstern nicht gepfuscht wurde, muss hinterher nicht mit Druck gearbeitet werden.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  11. vossi

    vossi Nicht zu schüchtern zum Reden

    Zitat:
    Wenn beim bepolstern nicht gepfuscht wurde, muss hinterher nicht mit Druck gearbeitet werden.

    Also pfuscht Keilwerth beim Bepolstern???
     
  12. simplysax

    simplysax Ist fast schon zuhause hier

    .. ich enke, dass jede neue kanne, die man irgendwo kauft immer schwachstellen aufweist, dafür hat ein sax halt zu viele details.

    .. interessant hier war für mich, dass diese methode immer noch so anwendung findet, wie ich es mal vor über 25 jahren erlernt habe

    simply
     
  13. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Bestimmt nicht.

    Am Anfang ist der ringförmige Abdruck des Tonlochrandes nicht sehr tief.

    Er wird dann mit der Zeit durch das Spielen immer tiefer und ist unter anderem ein - sehr grober - Anhaltspunkt für das Alter der Polster.

    Es macht keinen Sinn, den Abdruck mit viel Druck so tief wie möglich zu bekommen. Davon wird das Sax auch nicht dichter.

    Wichtig ist nur, dass das Polster bei ganz wenig Fingerdruck sauber schliesst.


    SlowJoe



    Edith:

    Wie tief der Abdruck direkt nach dem Einbrennen ist hängt auch sehr stark vom Fabrikat der Polster ab. Die Härte der eingelegten Filzscheibe ist von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich.
     
  14. Topshit

    Topshit Ist fast schon zuhause hier

    Das Einkeilen solltest du auch nicht mit so viel Druck machen. Bei meiner ersten Bepolsterung hab ich mir so die Klappenaufgänge größer gemacht. Die Tiefe des Rings ist je größer das Tonloch ist auch geringer. Hauptsache die Klappe ist dicht.

    Gruß,Mischa
     
  15. vossi

    vossi Nicht zu schüchtern zum Reden

    Joh, das macht natürlich alles einen Sinn.

    Vielen Dank für eure Statemants.
     
  16. saxralle

    saxralle Ist fast schon zuhause hier

  17. Butze

    Butze Schaut nur mal vorbei

    Nabend zusammen!

    dann will ich kurz zu diesem Thema meinen Senf abgeben.

    Ich gebe meinen Vorrednern völlig recht. Die oben beschriebene Methode ist soweit korrekt.

    ... warum sind die Abdrücke bei Keilwerth (und manch Anderen) so tief? Ganz einfach. Bei der Herstellung kann man sich nicht sooo viel Zeit zum Bepolstern nehmen, weshalb letzte kleinere Undichtigkeiten nach dem Einkleben der Polster einfach per Druck ausgeglichen werden. Naja und natürlich drücken sich die geschlossenen Klappen, wie z.B. die Palm-Keys eh mit der Zeit selber ein.

    Wenn ich

    - die Tonlochkamine plan gefeilt habe (gebördelte Tonlöcher werden nicht gefeilt!!)
    - Die Deckel gerichtet
    - Die Klappe eingezogen

    und überhaupt alle Schritte sauber ausgeführt habe, klammer ich die Deckel für höchstes eine Stunde um einen leichten gleichmäßigen Abdruck zu bekommen. Das langt völlig. Das Polster sollte schon !vorher! dicht sein.

    Machmal hab ich sogar das Gefühl, dass zu stark eingedrückte Polster schneller zum Schmatzen neigen, wobei das auch nicht unbedingt immer passiert.


    LG

    Christian
     
  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    interessant, das von einem Fachmann zu lesen, Danke Christian!

    Als ich anfing, mich damit ein wenig zu beschäftigen, hat mir ein Saxophonist erzählt, Polstern ist ganz einfach:

    Mit Uhu einkleben, über Nacht ordentlich zuklemmen, und fertig. Über die Tiefe der Eindrücke sollte das dann dicht werden.

    In der Tat funktioniert das, solange die Polster nicht all zu schräge aufsitzen, aber optimal ist halt was Anderes.

    Vom Spielgefühl aus meiner Sicht am absolut Besten war immer noch die Kombination von gebördelten Tonlöchern und über Metallringe gespanntes Leder als Polster. Null Abdruck und große Auflagefläche ergaben ein wunderbar weiches und doch präzises Schließen.

    Schade, dass es das heute nicht mehr gibt. Das damalige Problem, dass saubere Deckung so schwer zu erlangen war sollte bei der heutigen präzisen Fertigung der Tonlöcher eigentlich kein Problem mehr darstellen.

    Gruß,
    xcielo
     
  19. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo,

    ich wundere mich manchmal über die alten Hörner. Sehen total fertig aus und sprechen immer noch leicht an. Die Polster waren damals sehr weich, so dass Toleranzen der Tonlöcher kein Problem waren. Außerdem waren die Mundstücke deutlich geschlossener.
    Harte Polster und offene enge Mundstücke stellen ans Instrument und den Bearbeiter viel höhere Anforderungen.
    Ich finde es auch bemerkenswert, dass sich am Prinzip des Polsterns in 160 Jahren nichts geändert hat. An sich gute Ideen wie die TopTone pads konnten sich nicht durchsetzen.

    Bin gespannt ob noch DIE geniale Erfindung dazu kommt.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  20. Topshit

    Topshit Ist fast schon zuhause hier

    Das sich die Top Tone Pads nicht durchgesetzt haben verstehe ich nicht so ganz. Mein Lehrer hat welche und wir beide finden die super. Sie sind sicher etwas lauter als weiche Polster aber auch nicht lauter als meine Känguruleder Polster, die sind auch recht hart.

    Gruß, Mischa
     
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