Sax live abmischen

Dieses Thema im Forum "Home- und Live-Recording, Tontechnik" wurde erstellt von Antouly, 28.Februar.2005.

  1. Antouly

    Antouly Schaut nur mal vorbei

    Tach zusammen,

    da dies mein erster Beitrag in diesem Forum ist, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Andy, ich bin 40 Jahre alt und habe vor 2,5 Jahren begonnen Tenorsax zu spielen. Zusammen mit meiner Freundin trete ich desöfteren auf, wobei sich unser Repertoire (noch) auf Playalongs beschränkt.

    Bei größeren Sachen haben wir die Saxe ebenfalls abgenommen. Wir sind nun beide keine Tontechniker und so bekomme ich kein befriedigendes Klangergebnis.

    Mir ist schon klar, daß jede Location anders ist und wohl nix eine gute Tontechnikausbildung, gepaart mit Erfahrung, ersetzen kann.
    Aber vielleicht gibt es ja so ein paar grundlegende Tips, die auch ein Anfänger umsetzen kann.

    Zu unserem SetUp: Wir spielen beide Tenor (Keilwerth). An Micros stehen uns zwei AKG C419 mit Sender zu Verfügung. Das Mischpult ist von Behringer (1604) und wir können noch ein Effektgerät, M300 von t.c. elektronik, verwenden. Das Effektgerät beinhaltet Delay und Hall.
    Gerade beim Effektgerät denke ich liegen die Schwächen (meinerseits) und der richtige Einsatz wäre wohl wichtig.
    Was verwendet man für ein Sax? Eher Delay oder Hall? Gibt es eine Fausregel für die Grundeinstellung? Gibt es noch andere Geräte, die einen schönen Sound geben?

    Danke einstweilen im Voraus

    Andy
     
  2. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    Hi Andy,

    ich glaube, das ist ein ganz schwieriges Thema. Nicht direkt technisch, sondern eher philosophisch gesehen, denn Sound ist grundsätzlich extreme Geschmacksache. ;-)
    Es kommt hier sicherlich nicht so sehr darauf an, welches Equipment man im allgemeinen benutzt. Für Dich/Euch sollte sich eher die Frage stellen: Wie soll´s denn klingen? Wie stelle ich mein Equipment ein?
    Die Frage nach "eher Hall oder lieber Delay?" würde ich so beantworten: Hall und Delay sind zwei grundverschiedene Dinge. Ihr müßt selbst zunächst eine Vorstellung davon haben, was der Zuhörer hören oder empfinden soll. Danach richtet sich dann die Einstellung Eures Equipments. Ein Behringer-Pult ist zwar in den Augen mancher Musiker nur eine "einfache, billige Sache", jedoch grundsätzlich absolut brauchbar! Und an Eurem Effektgerät, was ich leider nicht kenne, wird es sicherlich auch nicht liegen, daß Ihr nicht zufrieden seid. Wie gesagt, es dürfte eher eine Frage der Einstellung der Geräte sein.
    Ein Hall erzeugt im wesentlichen ein räumliches, zum Teil warmes Empfinden. Der Zuhörer empfindet den Klang wie in einem Konzertsaal, einer Kathedrale, einer Höhle, einer Garage, o.ä., je nach Wahl und Einstellung des Halls. Ein Delay erzeugt Echos, je nach Intensität "nätürlich" klingend, wie in einem großen Raum, einer Höhle oder in den Bergen, bei Bedarf jedoch auch ziemlich skurrile oder "moderne" Effekte wie zum Beispiel Ping-Pong-Echos (zwischen linkem und rechtem Kanal hin- und herspringend), extrem viele Echos, Echos mit Flanger, etc.
    Die Einstellungen am Mischpult beschränken sich - neben dem Gain-Regler - meist auf die Einstellungen hinsichtlich des "EQ". Dreht die EQ-Regler nicht zu sehr auf, d.h.: beschränkt Euch eher auf das leichte Zurücknehmen von unerwünschten Frequenzen und vermeidet das übermäßige Anheben von erwünschten Frequenzen, denn das wirkt meist unnatürlich und aufdringlich.
    Bei allen Effekten gilt aber grundsätzlich: Weniger ist mehr. Ein übermäßiger Hall macht Dein Klangbild eher kaputt und wirkt störend. Echos ohne Ende in zu hoher Intensität wirken auf Dauer nervig. Effekte gut und wirkungsvoll einzusetzen bedeutet, sie so einzusetzen, daß man sie nicht wirklich (raus-)hört, aber vermissen würde, wenn sie nicht da wären.
    Also: Wenig Hall (nicht zu lange, nicht zu intensiv), Echos - sofern denn gewünscht - sehr leise und in der Anzahl sehr wenige, außerdem eingermaßen sinnvoll zum Tempo der Stücke. EQ am Mischpult: mäßiges Zurücknehmen der unerwünschten Frequenzen, mehr nicht. Und vor allem: Der Sound der Instrumente sollte nicht verfälscht, sondern unterstützt werden.
    Wie Ihr das jetzt im Detail anstellt, das kann ich Euch per Ferndiagnose leider nicht zeigen. Probiert´s eben mal aus.
    Der Hunsrück ist von Frankfurt ja auch nicht so weit weg. Bin öfter mal in der Gegend unterwegs, manchmal auch mit dem Motorrad. Könnte also bei Gelegenheit mal bei Euch direkt einen Soundcheck machen. ;-)
    Schöne Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach "Eurem" Sound.
    Boris
     
  3. Antouly

    Antouly Schaut nur mal vorbei

    Hallo Boris,

    danke für Deine ausführliche Antwort.
    Und 1000 Dank für das Angebot mit dem Soundcheck. Ab wann fährst Du wieder Motorrad? :cool:
    Auf dieses Angebot würde ich gerne zurückkommen.

    Der Klang des Saxes wird ja durch das Mikrophon verfälscht, oder? Also versuche ich durch das Abmischen den natürlichen Klang wieder herzustellen und vielleicht noch ein bißchen zu verfeinern, damit er auch zu Playbacks paßt. Denn die sind ja auch mit Effekten versehen. Sehe ich das soweit richtig?

    Ich werd mich heute abend gleich mal in den Keller stürzen und ein bißchen rumprobieren. Habe ich das richtig verstanden, Du würdest wenn Effekt dann eher etwas Hall benutzen?
    Das Behringer denke ich ist schon o.K. Aber wirkt es sich nicht nachteilig aus, daß ich nur 3 Frequenzbereiche nachregeln kann?

    Danke nochmal

    So long

    Andy
     
  4. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    Hi Andy,

    tja, wenn kein Eis und kein Salz mehr auf der Straße ist, wird´s Mopped wieder aus der Tiefgarage geholt - egal, wie kalt´s ist. ;-)

    Welchen Sound das Mikrofon produziert, liegt nunmal ganz an demselben: Das Mikrofon ist irgendwie "Mundstück und S-Bogen des Sängers". Insofern kannst Du natürlich den Sound am Mischpult noch nachregeln. Doch grundsätzlich gilt: was ein Mikrofon nicht abbilden kann, kannst Du auch nicht durch Nachregeln am Pult herzaubern. Probier einfach mal aus, was geht - und vor allem, was sinnvoll ist.

    Die Playbacks sind - wie jede normale CD auch - in sich fertig abgemischt mit allem, was man für eine gescheite Aufnahme benötigt. Sinnvoll ist dann natürlich, wenn Deinem Sax-Sound auch ein leichter, der Aufnahme ähnlicher Hall beigefügt wird. Dezent aber, damit´s nicht alles zudeckt. Weniger ist mehr. ;-)

    Ich halte von dezentem Hall grundsätzlich mehr, als von Echos, doch das hängt auch ganz stark vom Stück und seinem Charakter und von Euch, Eurem Geschmack und dem des Publikunms ab.

    Schick mir doch mal eine PN, mal schauen, ob´s funktioniert, dann können wir uns mal absprechen hinsichtlich Soundchecktermin.

    Schöne Grüße

    Boris


    (Bitte Tippfehler gelassen übersehen, bin hier etwas in Zeitdruck, sorry)
     
  5. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Hallöle,

    Nicht nur das Mikrofon, sondern die gesamte Kette von Mikrofon-> Kabel-> Mischpult-> Endstufen-> Lautsprecher trägt zur "Verfälschung" des Klangs bei. Wenn Dir die 3 Frequenzbereiche nicht genügen, gibt´s auch Equalizer, die Du einschleifen kannst. Mit parametrischen EQ´s kannst Du gezielt in die Frequenzbereiche eingreifen, die Du verändern willst. Und immer dran denken: Was vorne in der Kette nicht vorhanden ist, kann hinten nicht angehoben werden. Wenn z.B. das Mikro nur einen begrenzten Frequenzgang hat, kriegst Du nur lauteres Rauschen bzw. Zischen, wenn Du den Höhentregler aufziehst.

    Grüße aus dem tief verschneiten Schwarzwald

    Bernd
     
  6. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    @Bernd:

    Ja, das stimmt, doch im konkreten Fall gehe ich unbesehen mal davon aus, daß es eher eine Frage der Einstellung und der Mikrofone (vielleicht auch noch ein bißchen der Boxen) ist, als eine grundsätzliche Frage der typischen Klangeigenschaften des gesamten gewählten Equipments. Ein Behringer-Pult klingt jedenfalls neutral, die Endstufe wird auch kein Eigenleben haben. Bleiben nur Mikrofon und Boxen und wie gesagt, die Einstellung des Equipments.
    Würde lieber mit Andy einen gescheiten Soundcheck machen wollen, als gleich ein anderes Equipment zu empfehlen. Mit ein bißchen Erfahrung kann man aus fast allem ein weitgehend positives Ergebnis rausholen. ;-)
    Schöne Grüße aus dem saukalten Frankfurt

    Boris

    (Tipfehler bitte übersehen, danke!)
     
  7. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    @ bwf:

    Ich wollte auf gar keinen Fall erreichen, dass Andy sich anderes Equipment zulegt. Bewahre!
    Doch in über 30 Jahren Bühnenerfahrung habe ich gelernt, dass wirklich jedes Glied in der Kette den Sound verändert. (Befrage mal einen Gitarristen über über unterschiedlich Klang von Gitarrenkabel. Marke, Länge, Stecker etc. Auch da gibts sehr deutlich hörbare Unterschiede)

    Als wir unser letztes Mischpult kauften, hörten wir viele verschiedene Pults im A/B-Vergleich. Wir entschieden uns für Ramsa. (Gegen das Ramsa sahen z.B. das Studiomaster oder das Mackie nicht besonders gut aus.) Oder vergleiche mal Dynacord Boxen mit JBL Boxen. Die JBLs haben einen relativ linearen Frequenzgang. Die Dynacord sind darauf gezüchtet, z.B. in Festzelten bis zur letzten Reihe durchzudringen. Hierfür ist es erforderlich, dass die quäkenden Mitten überbetont übertragen werden.

    Wie gesagt: Alles hat seine Berechtigung. Jeder soll Equipment nach seinem Geschmack verwenden. Nur: Jedes Glied in der Kette prägt den Sound.

    Grüßle aus dem biterkalten Schwarzwald

    Bernd
     
  8. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    Laß es uns für Andy nicht zu kompliziert machen, am Ende zweifelt er noch an seinem Equipment, noch ehe er weiß, wie er´s richtig einstellt . . . :-D
     
  9. Antouly

    Antouly Schaut nur mal vorbei

    Tach zusammen,

    laßt Euch nicht abhalten ins Detail zu gehen. Ich versuche einfach zu folgen. Und ich lerne ganz gut so. Als ich mit dem Saxen begonnen habe war es auch nicht anders. Man hat mich nach 2 Wochen auf die Bühne gezerrt. Aus jetziger Sicht war es zwar nur eine sehr leichte zweite Stimme, aber ich kann mich nicht errinnern schon mal weichere Knie gehabt zu haben.

    Ach ja, die Boxen sind übrigens JBL EON Aktiv. Ich glaube G15 oder so.

    Ich hab jetzt auch grad etwas getestet. Hab mal das Echo raus und nur verschieden Halls. War schon ein Schritt in die richtige Richtung.

    Merci einstweilen

    So long

    Andy
     
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