Saxophon auseinandernehmen: wie geht's richtig?

Liebe Freunde,

bevor ich Dinge tue, die ich später bereue, frage ich lieber mal die Experten.

Folgende Situation: ich habe bei Ebay ein Buescher Alt (Baujahr 1935) ersteigert, das mittlerweile auch eingetroffen ist (die Rechnung vom Zoll ist schon angekündigt.. ).

Das Sax sieht furchtbar aus: total versifft und verdreckt, dunkelbraun angelaufen, Grünspan (oder was immer das ist), rötliche Stellen, die ein bisschen wie Rost aussehen. Ich habe ein paar Photos gemacht, die ich bald mal ins Netz stellen werde.

Ich bin dann hingegangen und habe mit einem weichen Lappen, eine Zahnbürste und nicht-schmirgelnder Metall-Politur angefangen, den Schallbecher zu reinigen. Was soll ich Euch sagen: unter dem ganzen Dreck ist der Lack nicht nur ok, sondern sogar außergewöhnlich gut für ein Instrument dieses Alters.

Es verbirgt sich eine richtige Schönheit hinter Aschenputtel...

Bevor ich das Sax zur Überholung wegbringe, möchte ich es gründlich reinigen. Dummerweise geht es natürlich nicht überall so gut wie beim Schallbecher oder dem S-Bogen, der bereits wieder in neuem Glanz erstrahlt. Um an den Rest richtig ranzukommen, müsste ich alle Klappen abbauen.

Das habe ich allerdings noch nie gemacht und ich habe Angst, versehentlich etwas falsch zu machen und durch meine Dummheit Teile zu beschädigen, die sich nur schwer ersetzen lassen. Im Moment ist alles an dem Sax 100% Original.

Gibt es irgendwo eine Anleitung, wie man ein Sax halbwegs fachgerecht auseinandernimmt (und anschließend wieder zusammensetzt...). Es gint doch bestimmt eine Reihenfolge, die man sinnvollerweise einhält und bestimmte Handgriffe, die man beachten sollte, damit keine Federn brechen etc.

Ich habe nicht den falschen Ehrgeiz, das Instrument wieder spielbar zu machen, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich der Saxdoc bei der Überholung die Zeit nimmt, es wirklich gründlich und liebevoll zu reinigen.

OK, jede Hilfe ist willkommen!

Claus

 

Hallo Claus

Wenn Du schon weisst, wer Dir das Horn instandstellen wird sprich Dich mit ihm ab. Einige Leute schätzen es nicht so, wenn Du mit einer Schachtel voller Teile anrauschst. U.U. bringt es auch nicht sooo viel, wenn Du selber reinigst - die Werkstätte macht das auf jeden Fall, sie hat in der Regel auch ein Ultraschallreinigungsbad - das geht dann viel fixer. Gut, alles geht so auch nicht weg, Handarbeit ist je nach Oberfläche und Zustand immer noch notwendig. Bei Versilberung ist's dann vor allem Handarbeit. Lack muss aber vorsichtig geputzt werden, sonst geht dann ab was nicht sollte.

Gruss
antonio

 

Jerry,

genau das will ich vermeiden...

 

Wenn ich ein Sax zerlege und reinige, fange ich immer erst an den einzelnen Klappen an. Die montiere ich ab, reinige die Achse (800er Schmirgel), öle die Achse und schraube sie erstmal ohne Klappe wieder rein. Das gleiche bei den Schrauben. Nach und nach sind dann alles Klappen ab und man kann mit dem Reinigen loslegen.
Dann mache ich alles schön sauber und montiere es wieder zusammen, Ölen nicht vergessen. Es ist halt wie ein Puzzle, am Anfang braucht man etwas länger aber mit der Zeit wird man schneller darin.
Wenn du es aber sowieso Überholen lässt, weiß ich nicht, ob ich mir die Arbeit machen würde.

 

Ich habe eben Zweifel, dass ein Ultraschall-Reinigungsbad den gewünschten Erfolg bringt. Wahrscheinlich geht es nicht ohne sorgfältige Handarbeit.

Klar könnte ich den Sax-Doc bitten, es von Hand zu reinigen, aber bei den Stundensätzen könnte ich wahrscheinlich dann auch gleich ein frisch vergoldetes Sax kaufen....

Nach der Überholung gehe ich sicher nicht mehr dran, so dass ich einfach das Gefühl habe: entweder wird es jetzt richtig sauber oder nie mehr.

Claus

 

bei wem wirst du das instrument überholen lassen?

herbert

 

Ich hatte vor, es zu Atti Hoppmann in Köln zu bringen.

 

Zu einer Generalüberholung gehört ne gründliche Reinigung auf jeden Fall dazu. Profis benutzen dafür spezielle Reinigungsbäder. Wenn der Aufwand unverhältnismäßig hoch ist, wird Dir der Saxdoc Deines Vertrauens das sagen und Dir vielleicht 50,- Euro extra abknöpfen. (Soviel verlangen viele z.B. bei versilberten Instrumenten extra).

Dafür das Risiko einzugehen, beim Herumbasteln etwas kaputtzumachen oder Dich selbst an den spitzen Nadelfedern zu verletzen (kann übel wehtun!!), würde ich nicht empfehlen.

 

Wär sicher vernünftig, mit dem Saxdoc mal im Vorfeld darüber zu reden. Bin auch der Ansicht, dass er das Sax sowieso gründlich reinigen wird, beim überholen.
Andererseits schadet es sicher auch nicht, wenn man selbst in der Lage ist, seine Kannen zu zerlegen und wieder zusammen zu bauen. Man lernt dabei so einiges. Und wenn man sorgfältig vorgeht und nicht mit Gewalt drückt und zieht kann eigentlich nichts kaputt gehen. Das Risiko sind natürlich festsitzende Achsen und Schrauben, die ein Saxdoc mit Erfahrung besser auseinander bringt als jemand, der sowas zum ersten mal macht.
Aber Rinaldo hat auch recht, die Federn können höllisch weh tun!


Gruss michat

 

Hi,

ich hatte mein 1. BariSax komplett auseinander genommen,
gereinigt, poliert etc (Zeitauswand ca 25 -30!!!! Std.)
Bin dann mit den ganzen klappen zum Sax Doc für eine Generalüberholung.
Sein Kommentar:
"Das Reinigen war doch bestimmt sehr schwierig, dafür hätte ich ca 20Min im Reinigungsbad gebraucht."

Fazit: Niemals mehr Polieren, wenn eine Überholung ansteht!

 

Claus,
du solltest wirklich mit Atti Hoppmann telefonieren. Soweit ich weiß, reinigt er die Saxophne bei der Überholung gründlich. Es sei denn, du polierst lieber, statt zu spielen

 

@ Guido und alle anderen

Ich habe mit Atti Hoppmann telefoniert. Ergebnis: ich lasse das mit der Reinigung sein und vertraue auf die Generalüberholung.

Mal sehen, was dabei rauskommt....

Aber vielen Dank für alle Tips und Hinweise!

Claus

 

Sach mal: Ist es ein Aristocrat?

Wenn ja, dann herzlichen Glückwunsch. Ich habe mal ein Tenor angespielt, das hat mich ziemlich beeindruckt. Es war zwar eines der leichtesten Tenöre, das ich je in der Hand hatte, aber der Ton war sahnemäßig.

 

Ja, es ist ein Aristocrat.
Mit ein bisschen Glück wird es ein nach der Überholung ein tolles Sax. Es hat praktisch keine Dellen, es ist nichts gelötet oder repariert, es hat die Original geschraubten, goldenen Norton-Federn und die Snap-in pads.

...und irgendwann gehe ich auf die Jagd nach einem passenden Tenor...

 

Da ich ja schon angefangen hatte zu reinigen, wollte ich Euch nicht vorenthalten, was ich in meinem Eingangsposting nur mühsam beschrieben hatte:

Buescher Alt

Da kann man zumindest ahnen, wie es einmal aussieht, wenn die ganzen Ablagerungen runter sind. Nächsten Monat geht es zum Doc...

 

@ Claus,

bist du sicher, dass es lackiert ist? Es sieht aus als wäre es ein bare brass oder täuscht dein Bild?
Sei froh, dass du es nicht selber sauber machst, mein lieber Scholli, da stecken aber dann einige Stunden Arbeit drin.
Ich schätze Atti schmeißt das Baby ins Ultraschallbad.

 

Es fühlt sich jedenfalls an wie Lack...

So ganz glaube ich immer noch nicht an die Reinigungskräfte des Ultraschallbads. Aber ich kann ja bei meinem Abstecher in Köln mal bei Dir vorbeischauen, dann kannst Du es Dir ansehen

 

wieviel würde denn so eine reinigung ohne generalüberholung kosten? oder muss das sax trotzdem außeinander gebaut werden, um es im ultraschallbad zu reinigen? (müsste ja eigentlich schon auseinandergebaut werden, wegen z.B. den Polstern und dem Kork, oder?)
mein sax sieht wenigstens nicht schmutzig aus, wie auf dem Bild.

 

@claus
Vielleicht ist das Sax ja zaponiert?
Eine Ultraschallreinigung geht an die Oxidation nicht ran. Das muß man anders lösen, z.B. mit Essigsäure. Bau doch mal ne kleine Klappe aus und steck den Hebel in ne Tasse mit Essig. Nach ner halben Stunde dann mit einem Scwämmchen mit einem bißchen Scheuermilch polieren.

Mein SML Alto sah übrigens genauso aus. Ich hab den restlichen Lack mit Grüneck abgebeizt, das Messing poliert und entfettet und dann neu zaponiert. Jetzt sieht es aus wie ladenneu.

Schöne Grüße

kingconn

 

@jazzman

Klar muß das Instrument auseinandergebaut werden, um es in Ultraschall zu reinigen. Die Reinigungsflüssigkeit ist ja praktisch nur Wasser mit einem Schuß Spüli und Salmiakgeist. Ohne die Polster und Bekorkung einzusauen, läßt sich ein Sax auch nicht komplett reinigen. Ich würd das Immer mit ner Generalüberholung verbinden, weil da Korken und Polster runter sind.
Ansonsten auseinander- und zusammenbauen dauert bei mir ca. ne knappe halbe Stunde. Dazu kommt dann noch das Putzen und Polieren.

Schöne Grüße

kingconn