Silber oder Goldlack?wer hat Erfahrung mit versilbertem Sax

Dieses Thema im Forum "Kaufberatung" wurde erstellt von reinhold, 15.Juni.2006.

  1. reinhold

    reinhold Schaut nur mal vorbei

    Hallo zusammen,
    ich stehe vor der Frage ob ich ein versilbertes Sax oder das gleiche Modell mit Goldlack kaufen soll.

    Läuft das versilberte im Lauf der Zeit an?
    Wie putzintensiv ist die versilberte Version?
    Welchen Klangunterschied gibt es?

    Für Hinweise bin ich dankbar.
    Viele Grüße und schöne Saxstunden
    wünscht euch reinhold
     
  2. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Hallo

    ich spiele ein silbernes Sax. Ich würds dir nur empfehlen wenn du unglaublich drauf stehst wie ich. Der Klangunterschied ist vorhanden, aber gering. Das Mehr an Putzaufwand ist genauso vorhanden aber erträglich, musst dir einfach ein spezielles Silberputztuch kaufen und alle paar Wochen mal drüberwischen.

    Ich steh halt unglaublich auf silberne Saxophone, deswegen lohnt sichs für mich auf alle Fälle.

    Fazit: Subjektiv betrachtet lohnt sich Silber auf alle Fälle. Objektiv betrachtet bin ich mir da nicht ganz so sicher.

    Hängt also von deiner subjektiven Betrachtungsweise ab.
     
  3. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Mein Mark VI habe ich ca. 1972 in Goldlack gekauft und 1987 bei einer Gesamtrevision versilbern lassen.

    Was den Ton betrifft, so habe ich kaum einen Unterschied gemerkt - genauer gesagt, es gab schon einen, aber der war wohl vor allem auf die Revision zurückzuführen.

    Ob Silber oder Lack, ist nicht entscheidend, weil der Einfluss des Materials und umso mehr der Oberfläche verglichen mit dem ganzen Setup sehr klein ist. (Ich weiss, manche Leute sehen das anders - aber die Akustiker scheinen sich da einig zu sein.)

    Mein Sax sieht bei einem Minimum an Pflege immer tadellos aus. Aber das ist von Spieler zu Spieler verschieden; bei manchen läuft Silber schon schwarz an, wenn sie es bloss ansehen. Hat wohl mit der Transpiration zu tun. Übrigens wurde der Lack an meinem Alto schnell unansehlich, deshalb habe ich es ja versilbern lassen.
     
  4. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Hat wahrscheinlich auch mit Stoffen in der Luft zu tun.
     
  5. holzblaeser

    holzblaeser Kann einfach nicht wegbleiben

    hallo reinhold,

    ich besitze verschiedene keilwerth-hörner keilwerth toneking spezial und toneking in unterschiedlichen lackierungen:
    - nickel
    - lack
    - silber

    mein - ich betone mein eindruck - bei meinen unterschiedlichen hörnern:

    - die lackierten hörner klingen für mich am besten. insbesondere über den ganzen tonumfang gleichmäßig und voll, rund und kernig
    - die versilberten klingen sehr ähnlich, wobei ich den eindruck habe, dass es doch nicht ganz so volltönend ist
    - die vernickelten/verchromten saxe klingen nach meinem eindruck etwas dünner, nicht so voluminös, nicht ganz so volltänden.
    von der pflege her hat jede art seine speziellen probleme. ich schwitze relativ stark an den händen. nach dem spielen reibe ich meine instrumente sauber ab. bei den silbernen saxen kann ich fast zusehen, wie sich die versilberung in wohlgefallen auflöst. bei den lackierten instrumenten fast das selbe, hier kommt es jedoch mehr zu "sommersprossen". bei den verchromten, kämpfe ich mit "wasserflecken", die sich im laufe der jahre eingefressen haben.
    ich für mich liebe alle meine saxe. ich muss gestehen, dass ich einen großen wert auf den klang und weniger auf die optik lege.
    der klangunterschied macht sich m.e. mehr beim tenor und beim bariton bemerkbar, als beim alt oder meinem sopran. ich spiele am liebsten auf einem silbernen alt, beim tenor jedoch ausschließlich auf einm lackierten instrument. dies klingt, dass einem die gänsehaut über den rücken läuft.

    dies ist ein subjektiver eindruck, aber mein eindruck. spiel doch einfach mal ein horn der gleichen marke mit unterschiedlichen lackierungen an.

    ich hab auch schon die s-bögen bei meinen tenören getauscht. die klangfarbe verändert sich dabei auch etwas, aber bei einem vernickelten horn, konnte ich doch nicht die klangfarbe des lackierten instruments erreichen.

    viele grüße
    holzblaeser
     
  6. paterknurr

    paterknurr Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich habe ein (matt) versilbertes Buescher Alt von 1923, das ich in relativ desolatem Zustand bekommen habe; außer innen (die Vorbesitzer schienen keinen Durchziehwischer zu besitzen) und an ein paar unzugänglichen Ecken war es nicht angelaufen; an wenigen extrem beanspruchten Stellen (Daumenhalter) kam das Messing zum Vorschein. Insgesamt spricht das eher für die Versilberung - goldlackierte Tröten halten vermutlich nicht so lange durch. Seit der Reinigung mit Erdal Silberpolierpaste ist nichts wieder angelaufen.

    Lack auf Metall ist immer kritisch und hängt von der Qualität der Vorbehandlung ab, und der Qualität der eingesetzten Primer; galvanisch aufgetragenes Silber pappt in der Regel wohl dauerhafter.

    Mein (glänzend) versilbertesTenor ist noch recht neu, also keine Aussage - angelaufen ist in den paar Monaten jedenfalls noch nichts. Man sieht allerdings Fingerabdrücke recht schnell.

    War für mich eine rein ästhetische Entscheidung - ich mag den plüschigen Glamourgoldlook mit rotem Filz nicht.

    Ob sich klanglich was tut, mag ich aufgrund mangelnden Vergleichs nicht beurteilen - vermutlich ist die Exemplarstreuung größer als der Unterschied der Oberflächenveredelung, und vermutlich ist da auch mehr Voodoo im Spiel als Physik. Meine Meinung.
     
  7. WhiteShadow

    WhiteShadow Schaut nur mal vorbei

    @ TootSweet
    wie viel hat dich denn (wenn ich fragen darf) das versilbern deines saxophons gekostet und wo hast du's machen lassen?
     
  8. Gast

    Gast Guest

    Hi!
    Einer meiner Schüler hat sich ein Yanagisawa nachträglich versilbern lassen - allerdings ohne Schutzlack drüber - das Ergebnis: es läuft sehr an, hat allerdings einen klareren Ton.
    Ich selber blase u.a. ein Massiv-Silber Yanagisawa Sopransax und finde die Brillianz der Töne wunderbar!
    Habe in den letzten Monaten bei einigen Schülern die Yanagisawa Saxophone nachträglich durch Massiv-Silber-S-Bögen aufrüsten lassen, auch hier viel brilliantere Töne und deutlich leichtere Ansprache der tiefen Lage.
    Ich kann Massiv-Silber-Instrumente bzw. ggf. aus Kostengründen eine reduzierte Version mit lediglich Massiv-Silber-S-Bogen sehr empfehlen!
    Schöne Töne!
     
  9. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Möglicherweise liegt das aber nicht am Material. Bist Du sicher, daß es nicht Unterschiede in der Bohrung bzw. der Stärke des Blechs liegt?

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  10. Gast

    Gast Guest

    da ich die Vergleichsinstrumente gespielt habe, bin ich mir sicher - zumindest wars bei meinem Spiel so - das könnte ja theoretisch bei jedem anders sein - spielt ja jeder anders
    Schöne Töne!
     
  11. Gast

    Gast Guest

    Kann nicht mal jemand klar die generellen Richtungen (zumindest die bezweckten oder nach der gängigen Meinung)
    der Klangunterschiede Verschiedener Lackierungen, am besten noch mit einer kleinen physikalischen erklärung.
    Alternativ auch gleich zu den Material des Saxes.
    Vollsilberbögen und Saxe sind ja sehr hoch im Kurs, obwohl sie arschteuer sind.
    Gibts vieleicht auch andere materialien, Gold Korpus, Platin-S-Bogen ...
    Nebenbei, aus was für einer legierung sind eigentlich die guten Standartsaxe, das variiert doch auch, oder?
    Interresant finde ich ja das Shadow von keilwerth. Vollsilber und vernickelt, oder? Welchen Effekt bringt das, außer einer genialen Optik.

    Für aufschlußreiche Links wär ich sehr dankbar...
     
  12. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    Die durch Körperschall abgestahlte Schallleistung liegt weit unter der 1% Grenze der Gesamtschallenergie, und damit auch weit unter magischen 1dB Grenze welche die kleinste vom Menschen hörbare Amplitudendifferenz darstellt. Modulieren oder Phasendrehen tut das Material auch nicht.

    Entscheidend sind nur die komplexen Reflexionskoeffizienten, die noch eher vom Lack als dem Metall darunter bestimmt werden und alle sehr ähnlich für egal welchen Lack und welches Blech sind.

    Sehr entscheidend für diese Koeffizienten sind die Querschnitte des Röhrenmodells, eine kleine Beule hat also wesentlich größeren Einfluss auf den Klang als eine Versilberung. Wobei eine Beule natürlich auch den Klang verbessern kann. Der größte Einfluss der Versilberung besteht also in der Querschnittsänderung, die ebenfalls minimal sein und unter der Grenze der Differenzhörbarkeit liegen sollte.

    Eine physikalische Erklärung für verschiedene Materialien und ihre angeblichen Klangwunder wirst du also nicht bekommen können, aber eine Erläuterung warum es trotzdem besser klingen kann:

    Weit mehr als 50% der Höreindrucks, oder wie wir Akustiker bei Berücksichtigung des kognitiven Aspekts sagen: Schallereignisses, werden von der Psyche bestimmt. Wenn ich also mit meinem Vollsilberbogen auf die Bühne springe, habe ich schon allein deshalb einen besseren Ton, weil ich daran glaube. Und wenn dieses gesunde Selbstvertrauen sich auch auf die Stütze etc. auswirkt - was sehr oft der Fall ist - klingt es auch für den Zuhörer besser.

    Daher finde ich es auch vollkommen okay sich sein Instrument zu versilbern, denn der Klang verbessert sich oft wirklich - wenn auch nur auf psychischer Ebene. Da diese aber den Mehranteil des Höreindrucks ausmacht, sollte man sie nicht ausser Acht lassen, sondern ruhig bedienen. Am Spektrum des Filters (=Saxophon) ändert sich aber aber durch ein anderes Material (mit ähnlicher Dichte und Reflexionsfaktor) nichts.

    Gruß Chino
     
  13. Gast

    Gast Guest

    THX, klingt sehr kompetent, aber eigentlich müssten hier ein paar kräftig Protestieren, zumindest die, die 600Euro für SilberSBögen oder nen Tausender drauflegen für ein Instrument aus Silber.

    So ich werde jetzt mein Selmer und einen hammer nehmen und ein wenig experimentieren.

    Nee, mal im Ernst, Danke, ist doch sehr aufschlußreich.
    Das viel in Sachen material/Sound ins Reich der mhythen gehöhrt, war mir bewußt.
    Aber irgendeinen Einfluss muß es schon geben, sonst würden nicht alle so ein großes Aufheben drum machen.
    Oder gilt wirklich
    "Viel Lärm um nichts"?
     
  14. Dominik

    Dominik Ist fast schon zuhause hier

    Da müsste man mal einige Messungen anstellen.

    Eine Möglichkeit wäre, Testpersonen blind beuteilen zu lassen ob ein Unterschied zwischen zwei Aufnahmen ist, wobei die Testpersonen natürlich auch zwei Aufnahmen desselben Instruments vorgespielt bekommen können. Die Spieler dürfen allerdings auch nicht wissen, auf welchem Instrument sie spielen, um die erwähnten psychologischen Effekte auszuschließen.

    Die zweite Möglichkeit ist, wirklich mal zu messen, ob sich den an den Frequenzanteilen was ändert, oder ob der Unterschied zwischen Silber/nicht silber genauso groß ist wie das Rauschen zwischen zwei gleichen Instrumenten.

    Wär bestimmt mal interesant. Da könne man noch ganz andere Vergleiche anstellen.

    Dominik
     
  15. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Es geht da um viel Geld fü die Industrie, da wird gern schon mal von einem "gekauften" Musiker ein Mythos in die Welt gesetzt...

    Hier ein interessanter Link(geforderte wissenschaftliche Arbeit)
     
  16. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Hi Dominik,
    im High-End-Sektor wurden solche Blindversuche auch schon durchgeführt. Ein Freund von mir, der die highendigste Elektronik sowie absolut highendige Lautsprecher baut und auf dessen Messequipment einige rennomierte Fachzeitschriften regelmäßig zurückgreifen, hat solche Blindtests mit Hörern durchgeführt.

    Wenn er im Vorführraum z.B. zwei Boxenpaare (eine helles Furnier, eine dunkles Furnier) vorführt, dann wird der Klang der dunklen Boxen als voluminöser, bassreicher und dunkler empfunden. Die hellen "klingen" vergleichsweise höhenreicher.

    Sobald die Zuhörer nicht wissen,. welches Boxenpaar gerade angeschlossen ist und bestimmen sollen, welche Boxen gerade aktiv sind, liegt die Trefferquote bei exakt 50%.

    Mit geschlossenen Augen kann nicht identifiziert werden (auch nicht im unmittelbaren A/B-Vergleich), welche Box gerade erklingt.

    Ich denke, dass es beim Saxophon nicht viel anders ist. Eher wirkt sich die Oberflächenstruktur als die Farbe auf den Sound aus.

    Das Auge hört folglich mit. Das Auge suggeriert dem Gehirn: Dunkle Lautsprecher (dunkle Goldfarbe beim Sax) = voluminöser, bassreicher Ton. Helle Lautsprecher (vernickeltes oder versilbertes Sax) = heller, brillanter, obertonreicher Sound.

    Gruß
    Bernd
     
  17. Gast

    Gast Guest

    Hi!
    Ich suche mir neue Saxophone ansich "blind" aus. Ich lasse mir vom Instrumentenbauer eine größere Serie verschiedener Instrumente geben, setze eine "Schlafmaske" auf (sieht zwar komisch aus, muss ich dann aber durch :) ) und lasse mir dann in einer nicht abgesprochenen Reihenfolge mit dem immer gleichen Mundstück und Blatt ein anderes Saxophon geben. Funktioniert hervorragend! Dabei erkennt man am besten welche Art von Instrument einem am meisten liegt! Ich kann das nur jedem so empfehlen - bei mir sind allerdings meist Massivsilber- bzw. Bronze-Instrumente rausgekommen.
    Schöne Töne!
     
  18. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    In diesem Fall hörst du dann evtl. die Saxophone schöner klingen, die eine für dich angenehmere Applikatur haben.

    Der Mensch hört immer mit mehreren Sinnen.

    Aber es geht im Endeffekt um den subjektiven Eindruck des HÖRENS. Und wenn ich aus der schwarzen Box mehr Volumen HÖRE ... so what, ist doch wunderbar.

    Und sicher lohnt es sich auch Geld dafür auszugeben, den rein subjektiv/kognitiven Klang des Instruments zu verbessern, denn er bestimmt das Schallereignis dominant.

    Gruß Chino
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Hi!
    Da wir grundsätzlich niemals wissen werden, ob wir überhaupt Gleiches gleich hören, weil das Gehörte individuell im Hirn verarbeitet wird hast Du völlig Recht!

    Wobei ich schon gestehen muss das ich mir oft wünsche meine Schüler würden auch mal hören was ich höre und im Gegenzug bin ich manchmal froh das die Nachbarn wahrscheinlich nicht das hören können was ich höre!

    Schöne Töne!
     
  20. Gast

    Gast Guest

    Den Querflötentest kenne ich, aber es handelt sich hier um zylindrisches Intrument, interessant wäre der Test mit Saxen.
    Außerdem kann ich es fühlen wenn ich einen tiefen Ton sehr laut spiele, dass das Sax vibriert. Und wer einmal in ner Experimentellen Physikvorlesungen Schwingungen berechnen mußte, weiß wie komplex das ist.
    Wer von euch kennt diese Udo Jürgens Klaviere, genau die Schimmel aus Plexiglas. Hab ich neulich live gehöhrt, nicht so das wahre.
    Das bei diesem Thema viel überschätzt wird, ist mir bewußt, aber ganz verneien würde ich es nicht.

    Leider weiß ich immer noch nicht, welchem Lack welchem Sound zugeschrieben wird.
    Gold, Goldmatt, DunkeGold, Silber, Silbermatt, vernickelt, Sandbrushed, unlackiert.
    Oder Vollsiberinstrument...
     
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