"Stammstrecke" einstellen und Tonlöcher planen - machen lassen oder nicht?!

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von kryz, 30.Dezember.2006.

  1. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    habe eben ein Horn günstig erworben.
    Weltklang Solist Alto, Goldlack SN 48xxx
    Optisch wie Neu, Korke und Polster Top.

    Haken:

    komplette "Stammstrecke" von H bis E ( D ist okay) muss eingestellt und auch enige ( 3-4 ) Tonlöcher geplant werden.

    Außerderm muss ein Säulchen besser angelötet werden.

    Die Klappenkopplungen sehen ziemlich gut aus.

    Mein Saxdoc ist am anderen Ende der Stadt und erst ab 8. wieder da, daher nicht zu erreichen.

    Was würdet ihr tun?

    Tonlöcher planen trau' ich mir selbst eigentlich nicht zu, den Rest vielleicht.

    @kingconn:

    Wenn dir jemand sowas am Telefon schildert, was würdest du veranschlagen.

    Vielen Dank

    Chris
     
  2. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Wenn mehrere Tonlöcher nicht plan sind, hat das auch seinen Grund. Wahrscheinlich ist der Korpus des Instruments verzogen und die Tonlöcher damit auch. Das muss vorher überprüft werden. Auf keinen Fall solltest Du bei verzogenem Korpus die Tonlöcher einfach plan feilen.
    .....Achso, Weltklang: Hat das Ding nicht gebördelte Tonlöcher ? Dann hast Du ein ganz spezielles Problem. Die kriegst Du so ohne weiteres sowieso nicht mehr hin wenn sie mal verzogen sind. Einer der Riiiieeeesen Nachteile von gebördelten Tonlöchern. Da sind selbst viele Saxdocs mit überfordert.
    Also erst mal vom Saxdoc checken lassen ob der Korpus gerichtet werden muss.

    Wenn Du Pech hast übersteigen die Reparaturkosten den Kaufpreis, den Du gezahlt hast um ein mehrfaches.

    SlowJoe
     
  3. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    die Tonlöcher, sehen mir ein bischen so aus, also ob schon etwas gebastelt wurde. Es sind herkömmliche gerade Tonlöcher.

    Ich hatte die Machanik fast runter und bin sicher, dass der Korpus okay ist. So ein Korpus verzieht sich nicht von alleine!

    Dann wandert das Ding zu eBay^^

    Becherklappen und alles andere alleinstehende krieg' ich ganz gut selber hin, aber das ist schon ne Nummer härter.

    Viele Grüße

    Chris
     
  4. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hi Chris,

    unplane Tonlöcher sind nicht zwangsläufig die Folge eines verzogenen Korpus. Ich habe noch nie ein älteres Saxophon mit planen Tonlöchern gesehen. Das liegt daran, daß bei der Herstellung nicht die Mühe gemacht wurde, die Löcher plan zu fräsen, sondern man den einfachen Weg gegangen ist, die Polster stark einzubrennen und/oder die Klappendeckel zurechtzubiegen. Nach dem Ziehen der Kamine aus dem Korpus sind die Tonlöcher immer unplan. Außerdem wurden früher weichere Polster genommen, die Unebenheiten besser zugeflatscht haben.
    Bei modernen harten Polstern, z.B. Chanu, bekommt man dann massive Probleme.

    Daskli nimmt zum Planmachen einen Abziehstein (flachen Schleifstein aus dem Baumarkt). Sie auch hier.
    Hinterher muß der Rand noch sauber mit 1000er Schmirgel entgratet werden.

    Wichtig ist, daß der Abrieb aus dem Sax herauskommt, also Mechanik abbauen und Sax baden.

    Wenn allerdings wie oben angegeben an den Klappen herumgebogen wurde, bekommt man das nächste Problem, nämlich uplaner Klappendeckel auf planem Tonloch.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  5. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Die Tonlöcher auch nicht. Ab Werk sind die im Allgemeinen plan. Da ist meistens "körperliche Gewalt" im Spiel, wenn die verzogen sind.
    ;-)

    Da reicht ein Verziehen des Korpus um 3 - 4 mm und die Tonlöcher sind Krumm. Dieser Verzug des Korpus ist per Augenmass fast nicht zu sehen. Indikatoren sind aber: Klemmende Mechanik, Einrisse an den Lötstellen der Säulchen, Säulchen sind leicht in das Blech des Korpus eingedrückt (oft nur einseitig), Axialspiel in der Mechanik oder Klappen, die nicht mehr ganau mittig über dem Tonloch liegen.

    Na jedenfalls haste Glück, dass das Ding keine gebördelten Tonlöcher hat, das erhöht die Chancen auf eine nicht zu teuere Reparatur beträchtlich.

    SlowJoe
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Hallo!

    Ich finde, man kann auch sehr hübsche Lampen aus solchen Hörnern machen - habe auch einige davon! ;)

    Schöne Töne!
     
  7. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    den Thread kenne, ich vielen Dank.
    Die Poster sind in der Tat sehr weich!
    Irgendwie habe ich etwas Angst, die Tonlöcher zu planen.
    Das ist wirklich viel, also nicht Hundertstel, sonder eher Zehntel.
    An sich würde mir die Einbrennmethode auch reichen, was 100Jahre funktioniert hat, wird bei mir auch okay sein.

    Viele Grüße

    Chris

    edit:

    Irgendwie widerstrebt es mir etwas, die komplette Mechanik runterzubauen. Aber um an die obereren Tonlöcher zu kommen muss linker kleiner Finger weg, genauseo rechte Hand Palmkey, dann ist der Rest auch schon wurscht.
     
  8. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Wenn die Unebenheiten zu stark sind, muß man eventuell den Kamin an den tieferliegenden Stellen von innen aus dem Korpus heraus etwas anheben, um beim plan machen nicht zuviel Fleisch wegzunehmen.

    Sollten die Polster zu hart sein, kann man sie schmiegsamer machen, indem man entweder die Kartonpappe hinten ganz herausnimmt oder durch dünneren Karton ersetzt. Die Härte eines Polsters wird zum größten Teil von der Härte des Kartons beeinflusst.

    Siehe auch hier noch einmal mein schönes Bild von den original Conn Chu Polstern.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  9. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    danke für die Verlinkung, habe ich alles gelesen. Bin gerade dabei, die Mechanik zu demontieren.

    Wie kann man denn Material von unten nachdrücken?

    Viele Grüße

    Chris
     
  10. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Dazu hab ich hier schon mal was geschrieben.

    Die Halbmond-Unterlegscheibe wird gegenüber von dem abgesenkten Kaminbereich auf das Tonloch gelegt und als Hebelauflage benutzt. Ich weiß nicht, ob ich das erfunden habe, ich mach das jedenfalls schon seit über 10 Jahren so.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  11. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Uargh, das ist nen bissl heftig und ich traue mir das nicht zu und hab auch das Equipment dazu nicht.

    Meine Dilletantenmethode sieht so aus:

    Feile oder kleiner Spiegel, 1000er Schleifpapier auflegen und schleifen.

    100%ig wirds nicht, aber in jedem Fall besser als vorher.

    btw, ein Böckchen muss gelötet werden, mein Saxdoc ist wie gesagt weit weg und den Zahntechniker, den ich letztesmal über 2 Ecken angehauen habe möchte ich nicht fragen. Welcher Handwerker könnte sowas?

    Grüße

    Chris
     
  12. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Wüßte ich auch nicht.

    Zum Auflöten eines Böckchens reicht ein kleiner Mikrogasbrenner, fürn paar Euro z.B. bei Conrad Electronic.

    Dazu das Böckchen in Position bringen, d.h. Achse und Klappe einbauen, damit das Böckchen genau richtig steht.

    Dann mit der Spitze eines kleinen Schraubendrehers auf den Kopf des Böckches drücken und Böckchen und Korpus neben der Lötstelle mit den Brenner vorsichtig heiß machen.
    Fertig.

    Auf der Lötplatte des Böckchens wird ja noch ein Rest Lötzinn sein, oft reicht das. Sonst vorher noch einen ganz kleinen Fitzel Elektroniklot draufschmelzen, aber bloß nicht zu viel.

    Das ist aber die Methode für Heimwerker. Ich mache natürlich zuerst die Lötstellen schön sauber, verzinne neu und decke die Bereiche um die Lötstelle mit Lötstop ab. Dannn sieht man in der Regel gar nicht, daß überhaupt nachgelötet wurde. Vorsichtig muß man bei lackierten Instrumenten sein. Da nehme ich zum Löten ein Heißluftgerät mit Reduzierdüse.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  13. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    ja ich habe ein lackiertes Instrument :(

    Ich habe selbstverständlich weitergemacht.

    Die Tonlöcher sind im Rahmen meiner Möglichkeiten plan.
    Werde das Sax gleich säubern und dann weitersehen.

    Ich habe noch zwei Fragen:

    - Was kann ich den Polstern noch gutes tun, wenn sie schon leihct zugänglich sind ? Saubermachen klar, sonst noch irgendwas ?

    - Wenn man beim entfernen des S-Bogens ( bei Alto/Tenor) nicht aufpasst, kanns sein, dass die Klappe an den Bogen schlägt. Das gibt dann an der Rückseie des Bogens Kratzer oder sogar Dullen. Ich habe bisher einfach jeweils nen kleinen Filz aufgekebt, aber das sieht nicht toll aus.
    Wie wird das richtig gemacht?

    Schonmal vielen Dank für deine Antworten!

    Grüße

    Chris
     
  14. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Gleich noch ne Frage:
    Ich bin soweit, die rechte Hand wieder einzubauen.
    Problem dabei ist, dass die Polster zwar vorne aufschlagen, aber hinten, aber hinten noch fast 1mm Luft ist.
    Mit Einbrennen ist da nichts zu machen.

    Aber Biegen . Wie? Wo? Womit?

    Danke

    Chris
     
  15. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hi Chris,

    zu Deinen Fragen:

    die Polster auf keinen Fall mit Spiritus oder Benzin reinigen, da Du sie damit entfettest und wasserdurchlässig machst. Also nur vorsichtig feucht abwischen. Es gibt auch eine Tinktur zum Polsterauffrischen, aber die wirst Du ja nicht haben.

    Auf den Hebel von der Oktavklappe einen kleinen Korken kleben, damit er nicht gegen den Bogen schlägt.

    Mit den Polstern ist das schwierig. Da weiß man nicht, womit die eingeklebt sind. Wenn die hinten offenstehen, fehlt Kleber (Heißkleber oder Schellack) drunter. Normalerweise müßten neue Polster drauf, wenn sich die alten (mit Heißmachen) nicht mit einem Blech in Position drücken lassen.

    Eventuell kann man auch ein Polster herausnehmen. Vorher hinten in der Mitte wo der Klappenhebel an die Klappe ansetzt Polster mit Filzstift markieren, damit es in der gleichen Position wieder eingesetzt werden kann. Dann entweder eine passende Kartonscheibe unterlegen oder mehr Kleber in die Klappe geben und Polster wieder einsetzen.

    Eine weitere (Pfuscher)- Möglichkeit ist: Klappe ausbauen, heißmachen und Polster hinten mit der stumpfen Klinge eines Messers weiter aus dem Deckel rausziehen.

    Nach solchen Arbeiten muß aber oft die Klappenkopplung neu eingestellt werden, d.h. neu bekorkt werden.

    Schöne Grüße

    kingconn

    p.s. um Himmels willen nicht versuchen, die Klappen vorne hochzubiegen. Damit ruinierst Du gnadenlos die Winkelung der Klappenaufgänge. Was Du vorne hochbiegst, müßtest Du hinten an den Klappenschwänzchen wieder wegfeilen, um überhaupt eine Klappenkopplung eingestellt zu bekommen.
     
  16. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @kingconn

    Was nimmst du da als Lötstop?

    Gruss
    antonio
     
  17. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hallo antonio,

    das heißt Lot-Stop und ich habs aus dem Goldschmiedebedarf.
    Siehe hier.

    Es ist ein dünnflüssiges Antiflußmittel, welches um die Lötstelle herumgepinselt wird. Bei Hitze trocknet es zu einer rußartigen Beschichtung, die nach dem Löten leicht wieder abgeputzt werden kann. Ich habe es bisher nur beim Weichlöten benutzt, es eignet sich aber auch beim Hartlöten.

    Lötungen kann man damit absolut sauber machen, ohne daß Zinn in die Umgebung der Lötstelle fließt.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  18. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @kingconn
    Danke schön für deine Info, hab ich echt nicht gekannt. Wie so oft, findet sich eine Lösung eines Problems in einer andern Branche...

    Liebe Grüsse
    antonio
     
  19. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    Polster hätte, ich hier, allerdings nur mit Plastikresonator.
    Evtl. findet sich da was passendes.

    Das Problem ist, dass das Polster hinten kaum in der Klappe drin ist, wenn ich versuche, es anzupassen!

    Grüße

    Chris
     
  20. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hi Chris,

    Resonatoren kannst Du evtl umbauen. Dazu bei den alten Metallresos die Umbördelung des Niets vrosichtig rundherum hochbiegen und Reso herausziehen.
    Die Umbördelung des Plastkresos hinten mit scharfem Messer wegschneiden. Dann läßt er sich ganz leicht rausziehen.
    Die Umbördelung des Metallresos kloppst Du nach Einbau ins neue Polster vorsichtig wieder platt, aber nicht so stark, daß der Reso vorne beschädigt wird.

    Wenn ein neues Polster auch vorne stark aufliegt (erst mal kalt einbauen ohne Kleber), kannst Du das Polster auf Schmirgelleinen auf der Rückseite etwas keilförmig anschleifen, so daß es auf einer Seite etwas dünner wird.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
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