Versilbert und Lacküberzug, was nun?

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von WildeHilde26, 24.Oktober.2006.

  1. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    ich habe eine Markenquerflöte (Pearl), älteres Modell ersteigert. Ungewöhnlich ist, dass die Flöte (völlig baugleich mit anderen Instrumenten diesen Typs) offenbar einen Lacküberzug über der Versilberung hat. Ich nehme mal an, dass das irgendwann so eine Art Anlaufschutz war.

    Nun schmoddert das Silber natürlich trotzdem unter dem Lack. Es ist fleckig und lässt sich nicht polieren.... :-(

    Was raten die Fachmänner hier? Entlacken? Wenn ja, WIE???

    Die Flöte ist so gut wie neu, weil völlig unbenutzt, es haben sich noch nicht mal die Tonlochkamine in die Polster geprägt. Daher möchte ich sie so gut wie möglich in einen neuwertigen Zustand versetzen! Schätze das Alter auf 15-20 Jahre.

    Schon mal Danke für eure Hilfe!
     
  2. Aensche

    Aensche Schaut öfter mal vorbei

    Ich würde zuerst zu nem Holzblasinstrumentenbauer gehen. Der kann Dir sicher sagen, ob da ne Lackschicht drauf ist. Er kann Dir vielleicht auch mehr zu der Flöte sagen und er kann sie professionell entlacken. Ich rate Dir ab, dass allein zu machen, weil man da mit ziemlich scharfen Mitteln ran muß und die Polster danach sicher auch 'im Arsch' sind. Außerdem kriegt der Fachmann die Flöte wieder super-blank.
     
  3. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Aensche, dein Tipp ist sehr freundlich gemeint, allerdings beschäftige ich hobbymäßig mit der Wiederherstellung von Flöten. Logischerweise würde ich die Flöte auseinandernehmen, die Polster entfernen und die Metallteile jeweils einzeln behandeln. Da ich diesen Fall jedoch noch nicht hatte, deshalb frage ich die Freaks hier.

    5 Flöten habe ich schon ganz gut hinbekommen, und es sollen noch mehr werden ;-)
     
  4. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Wenn keiner was besseres weiß, würd ich es einmal mit Wärme probieren.
    So entlacke ich jedenfalls Holzteile, obs bei Metall auch okeh ist weiß ich allerdings nicht.
    Bei Holz ist es jedenfalls die Methode mit dem wenigsten Klekram.
    Hartnäckige Reste, die in Ritzen absolut nicht abgehen wollen, weil das Holz ja leicht ankokelt beim erwärmen, werden dann mit Natronlauge vertrieben.
     
  5. Aensche

    Aensche Schaut öfter mal vorbei

    :lol: Tut mir Leid. das wußte ich ja nicht. Probierst du einfach oder hast du jemanden, der Dir immer mal paar Tipps gibt?

    Das mit der Wärme war vielleicht keine schlechte Idee. Bei manchen alten amerikanischen Instrumenten geht der Lack ab, wenn man sie ca. ne halbe Stunde im warmen/heißen Wasser liegen hat. Ansonsten gibt´s doch richtiges Entlackungsmittel. Vielleicht ma in ner Drogerie fragen oder im Chemiehandel. Da liegt das Instrument dann auch ne halbe Stunde drin, bis man den Lack abwischen kann. Dazu sind Handschuhe empfohlen.

    Wenn du Ahnung von sowas hast, weißt du ja vielleicht auch ob neue, versilberte Instrumente(Saoxophone) zusätzlich lackiert sind. Darüber gehen die Meinungen auch grad auseinander (bei Kaufberatung: Silber oder Goldlack. Wer hat Erfahrungen mit versilberten Saxophonen?).

    Grüßels, Aensche
     
  6. mos

    mos Ist fast schon zuhause hier

    Wenn das Instrument eine Lackschicht drauf hat, dürfte das Versilberung eigentlich nicht anlaufen. Das Anlaufen ist ja eine chemische Reaktion. Das Silber reagiert mit dem in der Luft enthaltenen Schwefel und bildet Silbersulfid auf der Oberfläche.
    Wenn jetzt eine luftdichte Lackschicht drüber ist, kann ja eigentlich nichts reagieren. Was mich nur stutzig macht, ist, dass du mit einem Poliertuch nichts ausrichten kannst. Sehr komisch.
    Ich würde evtl. mal einen Juwelier fragen. Die haben ja täglich mit dem Material zu tun und evtl. einen Tip.
    Könnte es sein, dass das Instrument evlt. vernickelt ist? Sind die angelaufenen Stellen richtig schwarz oder einfach nur wolkig?
     
  7. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Mos, das Modell Pearl NS 96 ist normalerweise versilbert, hatte auch schon eine in der Hand, die es tatsächlich war.

    Die Versilberung bei dieser Flöte ist wolkig, fleckig, und nur bei stärkerer direkter Beleuchtung sieht man das auch. Im normalen Licht sieht sie (fast) normal aus. Vernickelt ist sie mit ziemlich großer Sicherheit nicht, hatte kürzlich eine vernickelte Flöte, das sieht wieder anders aus.

    Am Kopfende kann man auch den Anfang des Lacküberzugs sehen das Stück, welches in den Korpus geschoben wird, ist nicht behandelt.

    Ich nehme mal an, dass Pearl so eine Art Versuchsballon gestartet hat und eben eine (oder mehrere) Serien auf diese Weise behandelt hat. Lacke sind allerdings niemals zu 100% dicht, evtl. reicht das für das Silber schon aus, zu reagieren.
     
  8. mos

    mos Ist fast schon zuhause hier

    Hm, könnte auch sein, dass die Flöte vor dem Versilbern nicht richtig entfettet wurde und es jetzt an diesen Stellen anfängt wolkig zu werden. Durch die Lackschicht ist das ganze dann konserviert.

    Vermutlich wirst du den Lack entfernen lassen müssen, um sie polieren zu können. Anders kommst du nicht ran. Ich habe allerdings keine Ahnung, ob dabei die Versilberung nicht auch mit angegriffen wird.

    Hast du sie mal an einer Stelle in ein Silberbad gehalten? Vielleicht geht es damit, ist halt stärker als die normalen Tücher. Die etwas mildere Variante wäre, ersteinmal Silberpolitur zu verwenden.
     
  9. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    WildeHilde schrieb:
    Ja, das ist es. Da hilft wohl nur entlacken und polieren. Ob dann allerdings wieder lackiert werden soll ist die Frage. Das müsstest du ja wohl machen lassen, da man hobbymässig kaum so gut eingerichtet ist, dass ein staubfreier Auftrag möglich wird. Dürfte dann eine Frage des Preises werden. Aber ein gute Versilberung ohne Lack ist ja auch was. Was ich allerdings auch nicht weiss, ist ob die Lauge das Silber angreift oder nicht - glaube zwar eher nicht, allerdings wenn es auch nur zu einer leichten Mattierung kommen sollte, hast du den Salat. Im Zweiflesfalle alles so lassen wie es jetzt ist.

    Viel Erfolg bei deiner Arbeit
    antonio
     
  10. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Ja, genau, z.T, sind da die Fingerabdrücke noch drauf (super Methode für Kriminalistiker)!

    Silberpolitur habe ich schon angewendet, bringt eben gar nix.

    Jetzt ist eben die Frage, wie entlacken, ohne dass das Silber leidet.

    Antonio, ich kann die Flöte so nicht verkaufen, sieht einfach schxxxx aus! Selbst hab ich ja schon ne gute.
     
  11. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Heißes Wasser wird wohl nicht reichen.
    Entweder Heißluftpistole oder Backofen.

    Wenn es sich um Nitrolack handelt geht es auch mit "Verteiler" der Firma Zweihorn. Das löst den Lack an und man kann ihn mit einem Tuch relativ sauber abwischen.
    Ist aber teuer das Zeugs.
     
  12. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Geli, auf wieviel Grad denn im Backofen?
     
  13. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Hmmm, gute Frage.
    Das Silber schmilzt ja erst bei etwas 960 Grad, aber der Lack soll sich ja auch nicht einbrennen.
    Ich würd bei 50 Grad anfangen und wenn sich dann nix tut langsam auf 100 erhöhen.
    Wenn irgendwelche Teile statt mit Silberlot mit Zinn gelötet sind, darfst Du auf keinen Fall über 200 Grad, bei 230 schmilzt Zinn.

    Hast Du nicht irgendein lackiertes Teil zum ausprobieren?

    Also ich würd zum probieren eine Heißluftpistole nehmen, da hat man irgendwie bessere Kontrolle.
    Handschuhe anziehen nicht vergessen und Zange bereitlegen, falls es trotz Handschuhen zu heiß wird. :-D

    Der Lack schmilzt wahrscheinlich auch schon bei unter 70 Grad, aber im Wasser gibt das glaub ich üblen Klekram :evil: .

    Aber wie gesagt, bei Metall hab ich entlacken noch nie gemacht, aber wenn keiner was besseres weiß, würd ich so anfangen.

    Wenn wirklich die Versilberung leiden sollte, lernst Du halt versilbern ;-) . Das ist nicht so schwer, vernickeln hab ich schon gemacht.
     
  14. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Da fällt mir noch ein, wenn Du es tatsächlich mit Hitze oder auch einem Abbeitzer machst, solltes Du keinen Lappen zum abwischen nehmen, sondern erstmal fürs Grobe einen Holzspatel (Eisstiel oder ausgedientes Tenorblatt).
    Nachbehandlung um alles abzukriegen würde ich entweder Nitroverdünnung (nicht Terpentinersatz) oder Atzeton (Teufelszeug geht sogar altes Pattex mit ab) nehmen.
    Vielleicht ist der Lack ja auch sone Sparausführung, dass Nitroverdünnung oder Azeton schon reicht und Du gar nix erhitzen musst.
     
  15. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Teufel auch, mein Hirn ist Heute wohl im Puzzlemodus :lol:

    Grad ist mir eingefallen: Im Schwesterforum in der anderen Welt gibt es einen, der hat sein Sax chemisch entlackt.

    Der heißt Aart, ist ein ganz netter und den würd ich einfach mal anmailen.
     
  16. melnick

    melnick Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Hilde,
    es muß nicht unbedingt Lack sein. Manchmal gibt es auf versilberten Instrumenten Hartwachsbeschichtungen um das Anlaufen rauszuzögern, also wie bei einer Autolackversiegelung. Schon mal mit Nagellackentferner versucht?Oder Autolackreiniger. Ansonsten Aceton oder Nitroverdünnung, je nach Beschichtung.
    Galvanische Betriebe in deiner Umgebung haben manchmal
    Ätznatronbäder . Die Adressen müßten übers städtische Umweltamt zu erfragen sein.

    mfG Benno
     
  17. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo - mische mich auch nochmals ein - also das mit Hitze meint ihr ja doch wohl nicht ernsthaft, oder. Davon kann ich nur dringend abraten. Da besteht schnell die Gefahr, dass sich die ganze Röhre verzieht. Abgesehen davon, dass es schwer kontrollierbar ist, es sei denn man nimmt einen Laborofen mit genauer Temperatursteuerung. Was dann die Hitze bringen soll ist mir schleierhaft - Lack verbrennt erst bei wieviel Grad? Je nach Lack wird er durch die Hitze erst recht pickelhart - siehe Einbrennlackierung. Wenn es denn Lack ist, und nicht bloss ein Hartwachs, dann kommt nur chemische Entlackung in Frage. Wenn es ein relativ gut löslicher Lack ist, genügt Aceton oder ein Aequivalent. Das schadet dem Silber bestimmt nicht. Bei schärferem Zeugs wie Abbeizer wäre ich vorsichtig und würde zuerst an einem Teil eine Probe machen, vielleicht ein Klappendeckel, wechen man ohne grossen Aufwand neu versilbern könnte oder sonst ein Kleinteil. Keine Hitze!

    antonio
     
  18. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    @antonio,

    das mit der Hitze ist nicht so dramatisch.
    Ich hab auch schon Messingteile auf der heißen Herdplatte gelötet, hat sich nix verzogen.
    Soo heiß braucht man es aber gar nicht zu machen.
    Mancher Lack wirft schon Blasen, wenn man son Teil im Sommer im Auto liegenlässt und Nitrolack kriegt Risse wenn die Sonne draufscheint.
    Bei ner Heißluftpistole kann man die Temperatur ja einstellen und selbst wenn die 10 Grad heißer wird als angegeben, ist es ja nicht so wild, rotglühend kriegt man Metall damit bestimmt nicht.
    Ein Laborofen ist Blödsinn, wenn man sowiso nicht genau weiß, welche Temperatur benötigt wird und fürn Backofen gibt es Thermometer die ziemlich genau sind, denn so ein Braten verbrennt eher als ein Metallteil.

    Aber muss ja keiner so machen, nur würd ich es so machen, wenn Nitroverdünnung oder was ich grad im Hause hab nicht geht. Vorher würd ich aber noch Aart fragen.
     
  19. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Also, habe gestern noch rumgetüftelt:

    Nagellackentferner geht nicht.
    Hitze (Feuerzeugflamme) richtet auch nix aus, stinkt, aber sonst passiert nix.

    Muss wohl Azeton probieren, wenn das auch nicht geht, bin ich erst mal ratlos.....
     
  20. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Logg Dich in die andere Welt und frage Aart, der hat es immerhin schon mal gemacht.
     
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