Was über D7#9 spielen?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Altermann, 2.Januar.2024.

  1. Altermann

    Altermann Ist fast schon zuhause hier

    Zunächst ein gutes neues Jahr an alle Forist:innen!

    Nun zu meiner Frage: Ich versuche mich gerade an dem relativ simpel aufgebautem Stück "Chitlins Con Carne". Als Tenorist spiele ich es in "D". Was mich irritiert ist, die D7#9 in dem Stück, denn eigentlich ist es ja eine Blues-Form mit Latin-Rhythmus. Was spiele ich sinnvoll über die D7#9? Einfach die "Dimished Whole Tone Scale" und falls ja, wie bilde ich hier ein Arpeggio?

    Für alle Antworten Danke im Voraus!

    Grüße
    André
     
  2. Dsharlz

    Dsharlz Ist fast schon zuhause hier

    Tach Alter - sorry, konnt ich mir nich verkneifen :),

    hab den konkreten song nich vor mir - jedoch:
    x7#9 is eine typ. Erweiterung eines normalen Septakkordes zwecks Erzeugung von mehr Spannung,
    die sich (oft) in einem nachfolgendem Major-chord wieder auflöst (tension - release).

    diese Spannung wird durch Hinzunahme absichtlich tonleiterfremder Töne verstärkt - in diesem Fall
    stat der normalen D-mixolydischen Tonleiter eine
    1. alterierte scale oder
    2. eine Halbton-Ganzton scale

    arpeggio wäre z.B.: D - F# - A - C - E# (oft wg leichterer Lesbarkeit als F geschrieben)

    diese zusätzlichen tensions (Spannungstöne) wie b9, b13,... kannst du auch ohne besondere Erwähnung im Akkord spielen -
    und auf die elegante Auflösung achten...
    alterierte Grüße
    Dsharlz
     
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  3. Altermann

    Altermann Ist fast schon zuhause hier

    Warum das "A", das kommt doch in der alterierten Skala gar nicht vor. Müsste da nicht ein Bb stehen?
     
    Alex Nyman gefällt das.
  4. ppue

    ppue Experte

    Es kommt etwas auf das Stück an. Wenn es ein Blues ist, spiele Mixolydisch mit Bluenotes.

    Für mich ist das eine blöde Benennung, denn die #9 erklingt in dem Akkord als ein erniedrigter Ton. Ich nenne ihn deshalb b10-Akkord. Die #9-Benennung kommt aus der Tradition heraus, dass die meisten Erweiterungen durch ungerade Zahlen dargestellt werden, weil der Grundakkord eben 1 3 5 ist und man dann weitere Terzen hinzufügt.

    Der b10-Akkord ist aber dadurch entstanden, dass der Pianist die Töne nicht ziehen kann, er sie nicht blue einfärben kann, also spielt er unten "Dur" und eine Oktave höher "Moll", kleine und große Terz zusammen, reibt, aber ist blue.
     
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  5. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Chilling con Carne ist ein tolles Stück. Midnight Blue von Kenny Burrell ist eins meiner Lieblingsalben.

    In dem Fall ist der D7#9 tatsächlich, wie von ppue geschrieben, als Bluesakkord gemeint, nicht alteriert oder dominant diminished.

    Das Arpeggio wäre tatsächlich D F# A C F/E#, weiß aber nicht wie hilfreich das hier ist. Mixo und Blues wären die Skalen der Wahl.

    Noch besser: hör dir an was Kenny Burrell drüber spielt! Eine Masterclass in Understatement, Taste, Timing und Stil. Und bis auf die letzten Takte ausschließlich Bluesscale.

    Hier in C: https://behindthebeat.food.blog/2020/01/12/chitlins-con-carne-kenny-burrell-solo-transcription/

    Stanley Turrentine wählt danach einen anderen Zugang.
     
  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @The Z
    Kannte das Stück noch nicht. Kurz reingehört.

    Super !

    Prima Einstieg ist "Musikjahr 2024"

    Dank und VG
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Ähem, es heißt "Chitlins", der Name stammt von einem amerikanischen Fleischeintopf aus der Soul-Food-Küche: https://de.wikipedia.org/wiki/Chitterlings

    Und man spielt darüber üblicherweise die Moll-Bluestonleiter.
     
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  8. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Hüstel. Ich weiß. Das war die Autokorrektur, und ich bin ein schlechter Korrekturleser.
     
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  9. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . vielleicht noch ergänzend zu den vielen Tipps, das F# ist rechnerisch ja voll konsonant, kein Spannungston, tatsächlich kann er im Kontext D7#9 aber ganz schön unpassend sein, reibt sich zB. ev mit der #9 (F), die, wie hier schon gesagt, von Harmonieinstrumenten eher oben gespielt wird. Insofern eher F als F# spielen, und/oder das F# als Spannungston behandeln.
     
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  10. Still

    Still Schaut öfter mal vorbei

    Das mit dem Blues trifft es.

    Mal ein paar praxisnahe Eindrücke.
    Takt 6 in "Blue Bossa" führt das ans Ohr was man in fast jedem Blues irgendwo hört, wasweissichwas Dur 7 Akkord mit kleiner Terz in der Melodie.

    hier 2 mal tiefer Grundton vorweg und das was dann so schön flirrend im Diskant daher kommt ist die Dur Terz in Verbindung mit der 7 und knapp an der Terzoktave vorbei ganz oben die 9#.

    Wenn man es bei Hendrix findet ist Prince übrigens nicht weit, die beiden sind sich was Harmonien angeht näher als man gemeinhin denkt

    Wie wir wissen altbewehrtes von einem Prominenten nicht erkannt aber geschätzt führt dazu das dies Ding seinen Namen kriegt. :banghead:
    Hier kommt zum wasweissichwas 7 9# noch die 6 bzw. 13 dazu, hört man auch in fast jedem Blues Titel, aber als Big Band Akkord, zugegeben, das hat was.
     
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  11. Dsharlz

    Dsharlz Ist fast schon zuhause hier

    Tach,

    unabhängig davon, was die Kollegen über diesen song und Blueskontext geschrieben haben:

    das A ergibt sich aus d.üblichen (mitteleurop.) Akkordaufbau: Terzenschichtung
    ich habs früher als Finger- (und Gehör)übung am Sax als arpeggio gespielt

    in d. prakt. Anwendung fliegt oft das A (als Quint) als erster Ton aus d. Klaviervoicing:
    Grdton braucht man als Grdton,
    die Terz zur Unterscheidung Dur-Moll,
    die Septim zur Unterscheidung Major-Septakkord
    die Quint....
    Dsharlz
     
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  12. ppue

    ppue Experte

    Dazu kommt, dass die Quinte als zweiter Oberton vom Grundton meist einen großen Obertonanteilanteil einnimmt, sprich, im Grundton per se mitschwingt.
     
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  13. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Jamie Aebersold notiert in seinen zig Playalongs systematisch die alterierten Dominantseptakkorde als 7#9!
     
  14. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wenn man in D-Dur denkt: Bis auf den Grundton alle Töne dazwischen um einen Halbtonschritt erniedrigen.:cool:
     
  15. ppue

    ppue Experte

    Warum sollte man die Skala spielen?
     
  16. ppue

    ppue Experte

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  17. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Das wär dann ja wieder alteriert. Was, s.o., mit dem D7#9 Akkord in diesem Stück nicht wirklich gemeint ist.
     
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