Originallack oder nicht?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Rabikali, 14.Mai.2022.

  1. Rabikali

    Rabikali Kann einfach nicht wegbleiben

    Liebe Saxgemeinde,
    Hat vielleicht jemand eine Idee, wie man bei Vintage Hörnern eindeutig feststellen kann, ob das Horn bei bemerkenswerten Zustand nur wenig gespielt wurde, oder einen zweiten Anstrich bekommen hat.
    Bei Autos wird die Lackschicht meine ich gemessen, aber wir macht man das beim Sax?
    Danke für konstruktive Hinweise.
    Ralph
     
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  2. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Wenn so ein altes Horn noch den orginal Lack in top Zustand hat,sollte man sich fragen warum . Gute Hörner werden normalerweise auch viel gespielt,und das sieht man ihnen an.
    Zur Frage,wenn der orginal Lack runtergemacht,das Horn dann poliert und danach neu lackiert wird ist oft die Gravur nicht mehr so scharf zu sehen.
    Bei alten Selmern hingegen,drauf achten,das die Gravur nicht überlackiert ist,die wurden erst nach dem Lackieren graviert und das kann man deutlich sehen
     
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  3. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Einen Hinweis kann die Gravur geben. Sind die Ränder einer Stichelgravur nicht mehr scharfkantig, könnte das vom Polieren nach der Lackentfernung kommen.
     
  4. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Beim Auto wird der alte Lack nicht vorm Neulackieren entfernt und mit Füller vorgearbeitet. Das führt zu messbar unterschiedlichen Schichtdicken und ist leicht feststellbar, auch weil der Untergrund magnetisch ist.

    Beim Saxophon achtest Du zunächst auf die Gravur, die auch in feinen Ausläufern deutlich strukturiert sein muss.
    Manche Hersteller haben durch den Lack graviert, manche den Saxophonen nach der Gravur noch eine dünne Klarlackschicht gegönnt, sollte man wissen.

    Bei bestimmten Saxophonen gibt es typische neuralgische Stellen an denen sich eine Neulackierung erkennen lässt, hier zählt Erfahrung. Bei Selmer sind das zum Beispiel die Konturen der Becherringe, das Aussehen verschiedener Metalle unter dem Lack wie das der S-Bogenaufnahme oder einzelner Neusilberachsen.

    Außerdem sind häufig unter dem Neulack Bearbeitungsspuren vom Schleifen und der Politur zu sehen. Hierauf ist man bei der Einschätzung angewiesen, wenn es keine Gravur gibt. Ganz schwierig: versilberte gravurlose Selmer.

    Auch dünne Läufer oder ungleichmäßige Farbflächen sind bei neulackierten Instrumenten nicht selten.

    Mit etwas Erfahrung kann man einschätzen ob die Lackfarbe (Hersteller, verwendeter Lack in der Zeitperiode) authentisch, bzw. authentisch gealtert ist. Dazu sollte man Vergleiche im Kopf haben.
     
  5. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Und man traut keinen Aussagen von Händlern sondern sollte ich schon selbst ein Bild machen können.
     
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  6. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Kannst du erklären, was du damit meinst?
     
  7. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Versuche ich:
    Die Verzierung der Verbindungsringe von Becher zu Knie und Knie zu Korpus werden rundlich unter der Politur/ dem Schleifen. Bei neueren Mark VI sind es dann die dünnen senkrechten Linien, die ein untrügliches Zeichen für eine Nachlackierung werden können, sobald sie nicht mehr komplett scharf strukturiert und gleichmäßig sind.

    Liegt daran, dass die Ringe vorstehen und somit mehr Druck von der Poliermaschine abbekommen könnte ich mir vorstellen.

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    Zuletzt bearbeitet: 14.Mai.2022
  8. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob meines noch den originalen Lack hat. Es war in fast makellosem Zustand, als ich es bekommen habe, der Lack fängt aber langsam an abzugehen. 449072F0-A013-4457-9C17-7FE2F979DB01.jpeg B7B06B5C-C5BB-4C9B-8551-9A662595EBE8.jpeg
     
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  9. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Sieht doch gut aus!?
    Mit „ich bin mir nicht wirklich sicher“ schreibst Du allerdings einen entscheidenden Satz.

    Man kann sich sicher sein, dass es nicht original ist, wenn man Hinweise darauf findet.
    Findet man keine Hinweise, kann man sich noch lange nicht sicher sein. Könner schaffen es perfekt nach zu gravieren beispielsweise; da sieht man nichts von.

    Der abgebildete Stempel sagt übrigens nicht viel aus, da er auch mal ungleichmäßig tief ausgeführt wurde.
     
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  10. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Mein Super Action 80 II hat in der Gravur eine Oxidschicht. Bei diesem Mark 6 hingegen ist das nicht so…als wäre Lack in den Vertiefungen. Die Gravur ist jedoch sehr scharf gestochen.
    Naja, eigentlich egal. Es spielt gut und verkaufen möchte ich es eh nicht.
     
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  11. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Beim Super-20 kann man sich ganz gut an den sehr feinen Innenlinien in den Schlaufen der Klappengravuren orientieren:

    upload_2022-5-14_15-49-18.jpeg
     
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  12. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Selmer hat zeitweise nach der Gravur mit Klarlack dünn nachgenebelt. Das passt.

    Bei amerikanischen Modellen (s. o.) wiederum ist die Gravur tiefer ausgeführt, ich denke auch ohne Klarlack zusätzlich.
     
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  13. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Danke für deine kompetenten Hinweise.
     
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  14. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Und bei manchen Gravuren würde man es einfacher sehen als bei anderen:

    upload_2022-5-14_15-57-59.jpeg
     
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  15. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Womit wir wieder bei einem ganz wichtigen Punkt sind ;)
     
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  16. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ja, es spielt eigentlich hauptsächlich beim Kaufen und Verkaufen eine Rolle. Um den Verhandlungsspielraum zu nutzen und keinen ungerechtfertigten Forderungen aufzusitzen hilft es halt sich auszukennen.

    Es sei dahingestellt wie wesentlich Originallack nun ist, aber bei bestimmten Instrumenten macht das schnell am Markt auch mal 2-3 tausend Euro Preisunterschied aus, was nicht unwesentlich ist.

    Ich persönlich hätte nur an einer abgelutscht aussehenden weil runterpolierten und vielleicht sogar wiederholt übergeschlemmten Kanne auch beim Spielen wenig Freude.
    Aber das sind Extremfälle von denen man ja gleich die Pfoten lassen kann, wenn man sich daran stört.
     
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  17. Rabikali

    Rabikali Kann einfach nicht wegbleiben

    Hej, da sind alles super Hinweise! Vielen Dank dafür. Hat jemand vielleicht ein paar Bilder bei denen man sieht, dass eine zweite Lackierung drauf ist?
     
  18. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Das iss generell nen spannendes Thema... Denke man kann sich da sehr gut an den Gravuren orientieren... Ne Nachlackierung kann sich ja
    u.a. beträchtlich auf den Sound auswirken...

    Bei ebay... seh Ick immer mal wieder nen Conn 12m, was eben auch einfach ausschaut, als ob es mal neu lackiert wurde..., da sind auch die
    Konturen der Gravur nicht mehr wirklich gut erkennbar...

    Manchmal hat man allerdings auch das Glück nen altes Horn in almost museum condition in die Hand zu bekommen...;)

    Hatte bei TOKO damals die Möglichkeit nen 12M in museum condition mit nem 12M desselben Baujahres in workhorse condition zu vergleichen..
    Hab mich dann für das Horn mit dem deutlich mehr an Obertonspektrum entschieden... Halt das workhorse mitgenommen..., wobei das andere
    echt fast wie frisch aus der Fabrik ausschaute...;)

    War allerdings auch das zweitbeste Horn, zumindest für mich, was Ick da insgesamt angespielt hatte...;)

    Hab dann das Horn mitgenommen, was mir allein vom Sound am Besten gefallen hat, hab mir allerdings auch bei der Auswahl so 4-5h Zeit
    gelassen, und halt nen großen Schein mehr für das "workhorse" ausgegeben...

    Mir iss das vom Prinzip "Latte" wie nen Horn ausschaut..., sollte allerdings von den "inneren Werten" überzeugen... Mich interessiert der
    technische Zustand, und was da an Sound rauskommt...;)

    Der kann bei baugleichen Hörnern, aus dem selben Jahr, bestens generalüberholt vom selben Meister, dennoch sich deutlich unterscheiden...!
    Und Ick bin da gefühlt immer noch am "Anfang" mich nach und nach in ne adäquate für mich passende Amateurliga vorzuarbeiten...

    Denke viele Vintagehörner wurden auch nachlackiert..., nicht verkehrt zu Wissen, wo man darauf achten sollte...
     
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  19. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Vielleicht kein so gutes Foto und Beispiel; hatte ich mal zum Ausprobieren zuhause und hab‘s zurück gegeben:

    upload_2022-5-14_20-30-40.jpeg


    Der Becherring sieht hier ganz gut aus; müsste man auch von vorne sehen.
    Um das H. von H. Selmer herum erscheint die Lackoberfläche etwas wellig und ist auch sonst für Werkslack zu ungleichmäßig.
    Die beim R. I. häufig dürftig gehaltene Bechergravur (unten rechts am Becher), mehr eine dünne gestichelte Umrahmung des Stempels, ist in der Struktur nur sehr schwach erkennbar.
    Die Abnutzung der Perlmuttknöpfe passt nicht zum nicht abgenutzten Lackzustand.
    Der Lack erscheint für die Zeit zu modern und vergleichbare Exemplare sind deutlich dunkler.
     
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  20. Rabikali

    Rabikali Kann einfach nicht wegbleiben

    Möchte gerne mal das Bild teilen. Mark 6 von 1957. Nach all Euren Beschreibungen glaube ich, dass da ein zweiter Lack drauf ist. Was meint ihr?
     

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    blasewitz und kokisax gefällt das.
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