Jazz oder nicht Jazz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Analysis Paralysis, 7.Dezember.2024.

  1. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Das ist Deine Meinung, die ich Dir gerne lasse.
    Für mich klingt das nichts als engstirnig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 22.Dezember.2024 um 20:53 Uhr
  2. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    [QUOTE="gefiko,
    Ich denke nicht, dass er insgeheim traurig war, "Schlagermusik" statt "echten" Jazz zu spielen...[/QUOTE]



    [QUOTE="giuseppe, post: 797937, member: Jazzmusikerkreisen übrigens auch mit der Haltung a den Kragen, als er kommerzorientiert musizierte.[/QUOTE]

    Jimi
    Das ist wirklich traurig.
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, das verstehe ich, ist auch engstirnig. Ich habe auch tatsächlich einen recht schmalen Kopf.

    @ilikestitt

    Die ganze Swingaera steht für mich nicht für den Jazz, sondern ist die kommerzielle Ausbeutung einer zum großen Teil schwarzen Musik. Die hat sich erst mit dem Bebop in den 40er Jahren wieder berappelt.

    Die Schlager, Revuen und Musicals der Zeit, ach, auch noch bis heute, bedienen sich der Stilistik der Swingaera. Sicherlich finden sich viele Elemente darin, die klar dem Jazz zugeordnet werden. Auch der deutsche Schlager, von, na, 1930 bis 1960 bediente sich ja dieser Elemente.



    Meine Welt des Jazz (die ich hier keinem aufzwingen möchte) ist das aber alles nicht, die ist nämlich noch viel engstirniger. So mag ich überhaupt keinen Bigbandjazz. Das ist für mich Macho-Geprahle und geschmacklos.

    (In der Hoffnung auf viele Gegenbeispiele)
     
    jimi gefällt das.
  4. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ich bitte um Entschuldigung, ich habe die Ironietags vergessen!
    Das Titelstück 'Greenhouse' der gleichnamigen CD ist eiens meiner Lieblingsstücke und diese Liveversion m.E. großartig umgesetzt,

    Grüße
    Roland
     
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  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    @ppue so wie ich ihn kenne! :)
     
  6. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Also ich bin jetzt verwundert....
    Wie jetzt die Freiheit der Musik verklärt wird.

    All die Größen die hier auf und angeführt wurden haben Musik doch nicht zum Vergnügen gemacht, sondern um Geld zu verdienen.... Zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt.
    Und wir lesen diese nyot des machen müssen ja auch immer wieder von unseren Profis hier.

    Also war es doch klar das irgendwann die plattenfirmen die Besetzung und die Musik bestimmten.
    Natürlich gab es Ausnahmen die sich erlauben konnten diese ansagen zu ignorieren.
    Aber wer halt Geld verdinen wollte, musste auch Mal komische Sachen machen.

    Und wenn ich an Koz oder Sonneborn denke...
    Es gibt auch ohne Streicher denkwürdiges..
     
    quax und gefiko gefällt das.
  7. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    So und nun mal noch


    Ich finde der muß jetzt
     
  8. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Gefiko
    Ich denke nicht, dass er insgeheim traurig war, "Schlagermusik" statt "echten" Jazz zu spielen...[/QUOTE]


    WTF….Worüber redest du:spam:

    SEE POST 525


    [QUOTE="giuseppe, post: 797937, member: Jazzmusikerkreisen übrigens auch mit der Haltung a den Kragen, als er kommerzorientiert musizierte.[/QUOTE]

    Jimi
    Das ist wirklich traurig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.Dezember.2024 um 10:16 Uhr
  9. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Wenn Mirage, dann lieber dies hier.
    Ah, verdammt, ist eher Prog Rock und wieder mit/von einem Streicher ;)

     
    Alex_Usarov, ilikebrecker und Dreas gefällt das.
  10. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Ich muss doch schon etwas schmunzeln, wenn über Freiheit schwadroniert wird und über Stilelemente und Voraussetzungen für echten Jazz.
    (Irgendwo schwirrt im Hinterkopf noch die Sache mit dem Generalbass...
    Mein Eindruck ist, dass die relativ strikte Aufführungspraxis eher mit dem erstarkenden (Bildung)bürgertum Auftrieb bekam. Da wäre wir ja wieder zu Hause (-:
    Kann mich natürlich auch irren.
     
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Von wessen Aufführungspraxis redest du?

    Freiheit ist für mich ein entscheidendes Kriterium für Jazz. Natürlich ist dieser Drang zur Freiheit kaum noch zu spüren, wenn er mit den Streichern weichgespült worden ist, wenn die Ballsäle der 30er ihn als Geschäftsmodell ausschlachten, der flockige Latinjazz die Plattenumsätze brummen lässt.

    Die Musik der Schwarzen und Kreolen in New Orleans ist für mich Befreiung, der Bebop der 40er Jahre eine musikalische Revolution, der Kampf der schwarzen Bevölkerung in Amerika, der ohne deren Musik längst nicht so erfolgreich gewesen wäre, Hard Bob, modal Jazz, Free Jazz, Black Power. Darin sehe ich die treibende Kraft des Jazz im letzten Jahrhundert und sein Bestreben zur Befreiung aus den beschissenen Lebensumständen, den die gottlosen Sklaventreiber über ganze Bevölkerungsgruppen brachten.

    Nenn es Schwadronieren. Ich finde es respektlos.
     
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  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Der Jazz als "Marschmusik" der Entrechteten...
    Nun gut.
    Hat aber schon einen fundamentalistischen Touch.
     
  13. rbur

    rbur Mod

    Die Freiheit, auch Streicher einzusetzen wenn einem danach ist? Die Freiheit, mit seiner Kunst Geld zu verdienen?

    Was wäre, wenn mit dem Ende des Bürgerkrieges nicht die Militärkapellen aufgelöst worden wären, sondern Sinfonieorchester? Wenn die Schwarzen günstige Geigen gekauft hätten statt Trompeten?
     
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  14. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Oh, Laufey ist wieder da! Das ist wie wenn du sieben Tage durch die Wüste geirrt bist und dann plötzlich deine eigenen Fußspuren entdeckst: "Verdammt, wir sind die ganze Zeit im Kreis gelaufen!"
     
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  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Dann hätten sie Geige gespielt. Aber sie hätten weder Orchesterliteratur gespielt noch einen Dirigenten gehabt. Es hängt ja nicht an den Instrumenten, sondern an der Haltung. Und die ist sozial geprägt.

    In New Orleans war es eher die Not, mit Musik Geld verdienen zu müssen. Es war auch (noch) keine Kunst.
     
    Kohlertfan gefällt das.
  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Warum haben sie keine Orchesterliteratur gespielt?
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    "hätten"

    Weil die sozialen Strukturen nicht danach waren. Sie haben in Kneipen und auf der Straße gespielt. Ein Dirigat lag ihnen fern und der Flash Mop mit großem Orchester war noch nicht entdeckt.
     
  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mal davon abgesehen, dass viele Großen der Swing-Zeit gar nicht schwarz waren....
    Auch da würde ich etwas differenzierter rangehen. Nach Dixie und Ragtime war Swing für mich quasi der Vorversuch zum Jazz, ob man so etwas einem Publikum zumuten kann, wie man mit Freiheit im Stück umgeht etc... Jazz mit Netz und doppeltem Boden sozusagen.
    Als das dann funktionierte, sicher auch kommerziell erfolgreich war, die Musiker ihre ersten Erfahrungen mit Jazz-(elementen) gemacht hatten, wuchs der Drang nach noch mehr Individualität, noch mehr Freiheit zu experimentieren. Da ist eine swing-Band zu starr und unflexibel, allein durch ihre Größe, hier einem individualistischen Künstler ausreichend Entfaltungsspielraum zu lassen. Der Dialog findet nur gruppenweise statt, die mechanismen müssen begrenzt bleiben um nicht ins Chaos zu geraten. Das ist aber kein wirkliche Nährboden für Individualisten.
    Jazz ist halt keine Revolution sondern eher eine Evolution, der Swing eine notwendige Stufe in dieser.
     
  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Damit wirst Du aber den Komponisten, den Klangkörpern und ihren stilprägenden Solisten und der Dynamik einer Bigband-Battle nicht gerecht.

    Ellington hat schon in den späten 1920ern „Konzeptmusik“ geschrieben und mit bzw. für die individuellen Musiker in seinem Ensemble entwickelt (bis hin zu dem Punkt, dass Stücke umgeschrieben wurden, wenn ein Musiker gewechselt hat).

    Ohne Lester Young, der nicht nur bei Basie reichlich Raum zur Entfaltung hatte, und Coleman Hawkins wäre Modern Jazz (alles ab Bebop) nicht denkbar und wir Tenoristen dürften weiter irgendwo in der Harmonie herumhupen - einschließlich Coltrane.

    Und so eine Veranstaltung, bei der zwei Bigbands bis zum Morgengrauen gegeneinander antreten lässt sich nicht ausnotieren, da kam es regelmäßig zu Gruppenimprovisationen in der tanzbaren Tradition aus New Orleans.


    Die Swing-Ära kann man durchaus mehrdimensional bewerten.
    Einerseits ging es um Unterhaltung (Jungle Music nur für Weiße) und Zerstreuung (Tanzmusik für Schwarze) und damit immer auch ums Geldverdienen. Andererseits war das mit dem Geldverdienen attraktiv und schrie geradezu nach Kommerzialisierung, natürlich gerne auch von Weißen, gipfelnd in der Militärkapelle von Glenn Miller.

    Außerdem darf man nicht vergessen, dass Tonaufzeichnungen aus der Zeit fast immer auf 3 Minuten begrenzt waren - mehr gab die Schellackplatte nicht her - und die Wiedergabetechnik für das Wohnzimmer aber auf keinen Fall für den Ballsaal geeignet war.
    10“ und 12“ Long Play 33er kamen erst in den 1950ern und damit bis maximal 20 Minuten pro Seite.

    Das bedeutet, dass unsere heutige Wahrnehmung davon geprägt ist, wie ein Stück hart in einen 3-Minuten-Zeitrahmen gepresst wurde, das in freier Wildbahn schon mal eine halbe Stunde gespielt werden konnte. Da gibt es keinen Raum für Individuelles während der Aufzeichnung.
    Die allermeiste Musik wurde aber in der Swing-Ära live konsumiert. Einschließlich der Individualität der Solisten.

    Vor diesem Hintergrund würde ich die Musik der Swing-Ära auf jeden Fall als Jazz sehen, der, wenn man so will, evolutionär fortgeschritten ist und etwa alle 20 Jahre eine Revolution erlebt hat.
     
    altoSaxo, Alex_Usarov, JTM und 6 anderen gefällt das.
  20. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Sehr interessanter Gedanke. Heißt in letzter Konsequenz, dass man zurückhaltend sein soll, die Musik technisch limitierter Epochen alleine anhand der noch vorhandenen Tonaufnahmen zu beurteilen, weil live möglicherweise vieles anders gespielt wurde.
     
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