Absteigendes Kulturgut?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Blofeld, 12.März.2023.

  1. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das ist mir heute noch scheißegal. Als späte Rache habe ich bei der 1.Lehrerprüfung dem Naziprof meines Hauptfachs ein Lied von Maxim Gorki vorgesungen. Da war ich schon mutiger. :cool2:
     
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  2. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Ich meine, dass hinkt nicht!
    Es ist ebenso solide belegt, dass das Lernen eines Instruments die kognitiven Fähigkeiten gerade bei Kindern verbessert.
    Das ist genau das, was der Bildungsauftrag in sich birgt.
    Das man hier keine Parallele zieht, zeigt das Problem in sich. Man ist sich dessen nicht bewusst. Aber streng genommen( jetzt übertreibe ich ein bisschen) gehört die musikalische Bildung in das Schulprogramm, aber nicht als Nebenfach, sondern als elementare Ausstattung. Der positive Effekt auf geistige Entwicklung ist nicht zu
    ignorieren, zu viele Studien haben darauf hingewiesen.
     
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  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich weiß nicht. Ich würde es auch begrüßen, wenn musikalische und künstlerische Bildung einen größeren Stellenwert in der Schule hätten und habe auch nichts dagegen, wenn sie möglichst kompetent vermittelt würden. Für mich persönlich kann ich den Nutzen nicht hoch genug bewerten, den ich in meinem Leben aus der Musik gezogen habe.
    Aber Musik ist wirklich nicht jedermanns Sache und ich bin nicht ganz sicher, ob der Nutzen auf alle anwendbar ist. Ich weiß nicht, was die Studienlage dazu hergibt. Aber ich kenne einige Leute, denen gibt Musik nichts als Qual.
    Beim Sport ist die Sache ein bisschen anders. Wir sind als die Säugetiere, die wir sind, so konstruiert, dass wir eigentlich einen relevanten Teil unseres Tages rennend, trottend oder gehend verbringen, verbringen sollten. Dass unser Herz und unser Kreislauf und unsere Atmung täglich mal ans Limit gefahren werden sollten. Und es ist ganz gut belegt, dass es uns umso kränker macht, je weiter wir uns davon entfernen. Da nun aber die meisten Berufe hier eine ganz schlechte Voraussetzung liefern, sehe ich als essentiell, hier früh Ausgleich zu schaffen. Das geht eigentlich über einen Bildungsauftrag hinaus.

    Aber wir müssen hier nicht wettpinkeln. Ich liebe Musik und mache sie weitaus mehr als Sport, wollte nur eine meines Erachtens wichtige Perspektive in die Diskussion bringen.
    (Dass wir nach 26 Seiten noch immer keine Zahlen gesehen haben, die belegen, dass Kinder wirklich weniger musizieren als früher, ist nebensächlich - wir sehen es ja mit eigenen Augen und haben auch schon einige Schuldige identifiziert. Und zuletzt war jetzt halt auch der Sport schuld, der unserer Musik bei jeder Gelegenheit die Butter vom Brot nimmt :(.)
     
  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Bei den meisten Dingen über die wir uns äussern kommt unsere persönliche Erfahrung und daß was wir in unserem Umfeld erleben, erfahren oder auch erzählt bekommen als grosse Einflussquelle zum Tragen. Im Endeffekt äussern wir alle nur unsere Meinung, die wir uns durch unsere Erfahrungen in unserer Blase gebildet haben. Ist das für alle repräsentativ? Mit Sicherheit nicht. Es ist lediglich eine Sicht der Dinge, genauso wie andere Leute eine andere Sicht vertreten.
     
  5. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    @giuseppe
    ich möchte jetzt nicht Seitenlang wissenschaftliche Arbeiten zitieren, aber der positive Effekt von musikalische Erziehung auf die Entwicklung geistiger Fähigkeiten
    ist nach meiner groben Übersicht mindestens so deutlich belegt, wie der der sportlichen Betätigung auf die körperliche Entwicklung.

    In jeder Sportklasse gibt es Individuen, die sich schwer tun. Übergewichtige, die nur schwimmen gehen, da alles andere nicht möglich ist, sowie Andere, die sich mit körperlicher Ertüchtigung und Koordination sehr schwer tun.
    Für die wird auch eine Lösung gefunden. Das jemand unmusikalisch ist, das ist doch mit unsportlich vergleichbar. Und deshalb sollen eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in den Unterrricht einfließen?
    Nein, so geht das nicht!
    Ich vergleiche das gerne mit der Akupunktur, die Jahrzehnte lang von den gesetzlichen Krankenkassen abgelehnt wurde. Trotz der ganzen Studien, die die Wirksamkeit bestätigten. (Keine Homöopathie !)
    Nach 40 Jahren war der Druck dann zu gross und die Behandlung wurde als erstattungspflichtig akzeptiert.

    Oder könnt Ihr euch noch an die KiTa-Diskussion erinnern.
    Das Verfassungsgericht bestätigt das Anrecht eines jeden Kindes auf einen Platz. Uups, trotz einer Vorlaufzeit von ich wieß nicht wie vielen Jahren hat man die Plätze nicht gehabt. Ja woher hätte man denn auch wissen sollen, wieviele Kinder da kommen werden. Hallo?

    Es ist ein aktiver Widerstand erkennbar, vorhandene Abläufe zu verändern. Deshalb wird sich ohne ein verfassungsgerichtliches Urteil nichts verändern.

    Das Urteil müsste lauten:
    Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist musikalische Bildung fördernd für die geistige Entwicklung eines Kindes. Jedes Kind hat demnach ein Anrecht auf musikalischen Unterricht.

    Dann dauert es noch einmal 30 Jahre bis der Unterricht in den Schulen umgestellt wurde, und etwa noch einmal 50 Jahre bis es als normal angesehen wird.
    Selbst wenn das Bundesverfassungsgericht aufgrund eindeutig wissenschaftlicher Erkenntnisse jedem Kind den Anspruch auf ein Instrument zuteile würde, keiner von uns würde den Effekt erleben. Das ist traurig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.März.2023
  6. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Damit kann ich gut leben, bei dem was so manche Lehrer an Schulen machen schüttele ich dauernd mit dem Kopf. Wenn Du in punkto Sportunterricht andere Erfahrungen hast, super, erzähl davon, dann bekomme ich endlich mal andere Eindrücke als das was ich in meinem Umfeld eher stattfindet. Meine Meinung basiert übrigends auch auf der Aussage von Sportlehrern, Lehrern und Trainern (leider nur 2 aus dem Bereich Fussball). Aber natürlich ist das abhängig von den jeweiligen Schulen, wie halt auch nicht jede Schule Spanisch, Informatik oder Psychologie als Leistungskurs anbietet. Ich habe in punkto Sport da noch nichts modernes an Schulen erlebt und es liegt oft nicht an den Sportlehrern, sondern an dem was sie pflichtmässig im Unterricht behandeln müssen (soweit die Sportlehrer, die ich persönlich kenne).
     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ähh in Punkto Haltungsschäden würde ich das anders sehen als du und ich mache schon viele Jahre Sport, da sind Yoga und Pilates durchaus sehr hilfreich. Das was an Schulen üblich ist: Basketball, Volleyball, Handball, Fussball, Turnen, Leichtathletik etc. trägt ebenfalls nicht lebensverlängernd bei oder hast du da neue Erkenntnisse?
    Erst recht nicht, wenn untrainierte Jugendliche bis zum Kotzen um den Wohnblock zum Laufen auf Zeit geschickt werden, ich darf das regelmässig bei 3 Schulen in der Umgebung sehen, wie die Kinder nicht mehr können, kein Trinken haben aber wegen der Zensur versuchen weiterzulaufen bis es nicht mehr geht. Hier wird nicht auf die individuelle Leistung und was da machbar und sinnvoll wäre eingegangen, sondern es müssen halt bestimmte Zeiten erfüllt werden, sonst gibt es halt eine schlechte Note. Ich finde das bedenklich. Und wie Volleyball, Basketball lebensverlängernd sein soll, ist mir ein Rätsel. Und beim Turnen müssen oft Leistungen abgerufen werden, die nicht jedes Kind so abrufen kann und auch eine Verletzungsgefahr besteht. Nicht jeder Mensch hat das gleiche Körpergefühl.
     
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  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Natürlich sollen müssen die Geld verdienen und das ist auch ok. Das Problem ist halt, daß es halt schnell zum Problem wird, wenn es keine vernünftigen Trainer gibt und die Leute nicht wissen wie man die Geräte richtig bedient oder die Übungen korrekt ausführt und dann ist die Verletzungsgefahr gross. Mir ging es eher um den Unterschied von einem Fitnesscenter, das trotzdem wert darauf legt, daß die Trainiernden vor Ort auch gut betreut werden im Vergleich zum Fitnessaldi, wo es den Betreiber nicht interessiert.
     
  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Und was willst du jetzt sagen? Daß es eigentlich nur darauf ankommt dünn und hergesund zu sein, während dein ganzer Halteapperat im Arsch ist? Das ist doch Unfug. Ausdauertraining ist sinnvoll und Krafttraining auch in Form von Pilates ist sinnvoll und Beweglichkeitstraining wie durch Yoga ist halt auch sinnvoll (und natürlich gehen zig andere Sportarten für diese Bereiche auch). Erst in der Kombi wird da ein vernünftiger Schuh draus. Und allgemein dünn sein, ist nicht das gleiche wie gesund oder sportlich sein.
     
  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Woher sollen die Zahlen kommen, wenn es keine Erhebung gibt. Wenn aber in Bereichen (z.B. Schulen) wo extrem viel Musik stattfand plötzlich tote Hose herrscht, dann ist das halt auffällig. Warum das wirklich der Fall ist, kann man viel spekulieren und die Gründe werden eh sehr vielfältig sein.
     
  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    ...wenn ich sowas lese fällt mir wieder ein wie sehr ich die Schulzeit gehasst habe :shifty:
     
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  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich glaube im Sportunterricht geht es nicht nur um die körperliche Fitness sondern auch um die Vermittlung von Softskills wie Teamfähigkeit, Fairness, Ehrgeiz, strategisches Denken etc
    Und da sind Ballsportarten eher geeignet als Yoga etc.

    Ob dieser Bildungsauftrag damit gelingt sei mal dahingestellt.
     
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  13. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Nein!:cool:
     
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  14. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Es fängt m. E. schon früher an.

    Unsere Kinder waren im Waldkindergarten. Bewegung und auf Bäume klettern war normal. Ausbildung von Gleichgewichtssinn kam durch den Alltag. Ohne Lehrplan. Die waren manchmal auch schmutzig.
    Da es immer um Kosten geht. Die Kosten für ein Platz sind deutlich geringer als in einem regulären Kiga.

    An den städtischen Kitas gibt es regelmäßig Stress mit den Eltern wenn ihre Kids mit schmutzigen Schuhen oder Kleidung mittags abgeholt werden. Ich habe von Erzieher (innen) erfahren das sie weil es ihnen zu blöd wurde den Waldtag nur noch bei schönstem Wetter durchführen.
    Die Kinder haben von klein auf wenig Berührungsängste mit schlechtem Wetter oder Bewegung. Man muss sie halt auch machen lassen.

    Man kann sich auch mal mit Geralld Hüther und anderen Beschäftigten.
    Gut ausgebildeter Gleichgewichtssinn und Beherrschen eines Instruments sind auch in Fächern wie Mathematik hilfreich.



    Grüße Gerrie
     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Die Sichtweise ist mir zu schwarz-weiß.
    Als Professioneller hast du nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen und bist unfehlbar. So, wie es grottenschlechte professionelle Lehrer gibt, gibt es auch Hobbymusiker, die verdammt gut unterrichten.
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Keine neuen, nur alte, oben schon erwähnt, mehrfach übrigens. Wenns um gesund bleiben und lange Leben geht, muss du den Puls und die Atmung für ein paar Minuten täglich in die Höhe treiben. Sämtliche von dir aufgezählten Schulsportarten tun das.
    Die Volkskrankheit der Wirbelsäulenschäden hängt übrigens in einem großen Maße mit Übergewicht zusammen.

    Ich mach Yoga, liebe Musik und setze mich für eine kreativlastigere Ausbildung meiner Kinder ein.
    Trotzdem kann ich unterscheiden zwischen Dingen, von denen ich glaube, dass sie allen gut täten und Dingen, für die zweifelsfrei belegt ist, dass ihre Vernachlässigung potenziell katastrophale Auswirkungen in der Bevölkerung hat. Priorisierung nenne ich das.

    Im Übrigen glaube ich zunehmend, dass nicht unbedingt die Musikkultur ein so großes Problem hat sondern bestimmte Regionen, z.B. Berlin.

    https://das-musikinstrument.de/news-aktuelles/studie-19-prozent-der-deutschen-machen-aktiv-musik#:~:text=online seit 25.,in Deutschland machen hobbymäßig Musik.

    Aus dieser Erhebung geht hervor, dass die Hälfte der 6-15jährigen musiziert. War das früher bei euch mehr? Bei mir eher weniger.
     
  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Sorry aber wenn es doch bloss so simpel wäre, ist es aber nicht. Das reine in die Höhe treiben von Puls und Atmung mag für den Kreislauf sinnvoll sein, ist allein aber für den Körper nicht ausreichend, denn ohne entsprechende Muskulatur in bestimmten Bereichen, verstärkt sich die Verletzungsgefahr und du bekommst Haltungsschäden, die heutzutage ein grosses Problem geworden sind. Auch wird immer wieder mittlerweile darauf hingewiesen, daß eine gut ausgeprägte Muskulatur fürs Altern sehr wichtig ist neben dem Erhalt der Beweglichkeit. Frag mal ein paar Orthopäden und Sportmediziner, ob die das auch so sehen wie du, daß man nur Puls und Atmung in die Höhe treiben muss. Wenn ich an die Fehlhaltungen bei Kindern denke, die ich täglich sehe, kann ich deine Einschätzung erst recht nicht teilen.
    Und wenn ich so an meine Jugend im Sportunterricht denke oder an das was ich auf den Sportplätzen der Schulen sehe, an denen ich dauernd vorbei komme, dann bewegt sich da beim Fussball nur eine Minderheit, während die anderen Teilnehmer nie in Ballkontakt kommen und sich entspechend auch kaum bewegen.
     
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  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Hast du das im Sport so wahrgenommen? Ich habe immer nur Einzelkämpfer erlebt, die für sich ein Erfolgserlebnis wollten und keine Teamplayer waren. Da wurde kein Ball jemals abgegeben. Und Fairness, Teamfähigkeit und strategisches Denken da zu vermitteln wird schwierig. Wer erinnert sich nicht an die Wahl der Mannschaftsmitglieder, wo dann die schlechten Spieler immer zum Schluss gewählt wurden und keiner die in seinem Team haben wollte, die fühlten sich sicherlich auch dann fair behandelt und ins Team top integriert.
     
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  19. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Sprachen die Elfenbeinturmpädagogen! Die heftigsten Schlägereien und Mobbingattacken finden bei uns an der Schule in den Sportumkleidekabinen statt. War dunsemal zu meiner Zeit in den 1960ern und 1970ern aber auch so. Schulsport? Nein Danke!:cool:
     
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  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich hab noch einen Nachtrag: Die Schülerzahl in den Schulen des VdM hat sich von 879.000 im Jahr 2000 auf 1,437 Millionen im Jahr 2020 erhöht. Mit einem kleinen Rückschritt im ersten Coronajahr (2019 waren es über 1,5 Mio.).
    Der VdM st natürlich nur eine Stichprobe, aber diese Zahlen finde ich trotzdem überraschend.
     
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