angegriffener Lack - Oxidation - Schimmel?

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von JazzPlayer, 5.Oktober.2015.

  1. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde nur gerne verstehen, wie sich sowas bildet. Erstmal muss die Menge an Kalk bereit stehen und dann auch noch lokalisiert auskristallisieren. Dazu müsste man doch normalerweise tropfsteinhöhlenmäßig andauernd ein kleinen Tropfen Wasser mit der Pipette auf dieselbe Stelle auftragen.
    Was es nicht alles gibt! Also kann Schimmel definitiv ausgeschlossen werden? Beides wird wohl gleichzeitig nicht auftreten können.
     
  2. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Der Kalk stammt aus dem Kondenswasser und dem Speichel und verbindet sich mit dem Metall, was zu betonartigen Ablagerungen führt, wenn nicht regelmäßig geputzt wird. Atemluftfeuchte ist nicht destilliert. Und da kommt im Laufe der Zeit einiges zusammen.

    Betonharten Schimmel kenne ich nicht. Schimmel würde ich eher in den Polstern erwarten.
     
  3. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Aha!? Betonartig trifft es wohl ganz gut. Ich werde mich mal schlau machen, mit welchen Substanzen man da reinigen kann, ohne den Lack weiter anzugreifen. Gebisstabletten wurde schon mehrmals erwähnt. Wenn Alkohol helfen würde, wäre das ganz praktisch, weil ich davon Mengen im liter-Bereich hier habe (nein, kein Ethanol).

    Danke, war sehr aufschlussreich und in Sachen Schimmel auch sehr beruhigend. Obwohl ich den wohl leichter hätte loswerden können.
     
  4. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Nein, Alkohol hilft bei Kalk definitiv nicht. Wenn es kein Ethanol ist würde ich da auch keine großen Mengen davon ohne Atemschutz verarbeiten. Die sind allesamt giftig.
    Gegen "Kalkablagerungen" hilft Amidosulfonsäure. Da ist in den guten Kaffeemaschinenentkalkern drin. Das löst nicht nur den (Kalzium) Kalk sondern auch den Magnesium "Kalk". Es ist jedenfalls um Längen besser als Essig, Zitronensäure, Salzsäure oder Ameisensäure :hungover:
    Das kann täuschen. Schimmel ist SEHR hartnäckig. Nur weil man ihn nicht mehr sieht ist er noch nicht weg. Und die Schimmel Sporen sind noch viel unangenehmer als der Pelz selber...
     
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  5. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Dass Alkohol nicht hilft, darauf hätten mich meine bescheidenen Chemiekenntnisse auch bringen können. Semesterferien schalten das Gehirn eben auf Standby!

    Das klingt wie ein guter Tipp. Werde ich mal auschecken. Gebissreiniger war ja auch schon in der Diskussion. Ich will natürlich auf gar keinen Fall etwas anderes als die Ablagerungen angreifen. Die Frage ist jetzt, ob man dann mit Zitronensäure besser fährt oder ob die dann wohl nötige längere Einweichzeit auch nachteilig für das Sax ist. Essig würde ich sowieso wegen Grünspanbildung nicht nehmen wollen und da ich keine neuen Tonlöcher haben will, scheiden aggressivere Dinge wie Salzsäure auch aus.
     
  6. RomBl

    RomBl Guest

    Bei Kalk handelt es sich ein anorganisches Salz der Kohlensäure, da kommt man mit organischen Lösemitteln meines Wissens nicht weit.
    Funktionieren tun hier:
    Salzsäure (beim Sax nicht zu empfehlen)
    Essig
    Zitronensäure, auch in Kaffeemaschinenentkalker vorhanden
    Coca-Cola
    Kartoffel- oder Orangenschalen

    Aber: mit Vorsicht rangehen, erst kleinflächig testen und Einwirkezeit ausprobieren Ich glaube, ich würde als erstes Cola probieren (ob die Zero-Version auch funktioniert :D)
     
  7. tomaso

    tomaso Strebt nach Höherem

    Solchen Flecken begegne ich immer mit einem selbstgebastelten Q-Tipp XXL aus Rundholz mit Lappen/Schwamm - Wickelei mit Malerkrepp fixiert .

    Manchmal mach ich da auch ein feines Schleifvlies drum, wenns besonders krass aussieht,
    und ich die Geduld verlier...:rolleyes:

    Ein üblicher Haushaltsreiniger ( natürlich vorsichtig probieren...)
    gegen Kalk und Schmutz (BREF oder Cilit z.B. ) wirkt tadellos .

    Gut nachspülen.

    Schrubb - Schrubb - Hurra !!!

    tomaso

    P.S. Ich drück Dir die Daumen, das nur ein paar Polster zu tauschen sind....
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.Oktober.2015
  8. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke ich werde der Amidosulfonsäure nachgehen. Mal sehen, ob man die auch irgendwo pur bekommt, obwohl solche Tabs wohl nicht sonderlich teuer sein werden.

    @RomBl
    Cola ist vielleicht eine gute Quelle für Phosphorsäure (warum schreiben die das eigentlich seit kurzem drauf? Früher war das immer als E irgendwas deklariert), aber bei dem ganzen anderen Zeug da drin, verklebt es wohl nur unnötig. Zum Kloreinigen reicht Cola aber wohl ganz gut.

    Ich will ja dem Saxdoc auch nicht zuviel Arbeit abnehmen. In die Werkstatt muss die Kanne sowieso, aber wenigstens "einfache" Reinigungsarbeiten wollte ich selber übernehmen.
     
  9. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Hallo JazzPlayer,

    ja, geh` auch mal davon aus, dass es sich um Kalkablagerungen handelt (woanders nennt man das auch "Zahnstein").
    Die sind deshalb nicht flächig, weil sich um Kristallisationskeime herum (raue Stellen, Verschmutzungen) das Kristallwachstum konzentriert.

    Was ich mit meinem Kommentar ausdrücken wollte, geht in dieselbe Richtung, in der sich auch Siebenstein geäußert hat:
    wer ein Blasinstrument spielt, sollte nicht zu pingelig sein und bei einem gebrauchten schon gar nicht.

    Es ist naiv zu glauben, ins Instrument/Mundstück käme nur Kondenswasser; nein da kommt alles mögliche und unmögliche rein. Hatte mal ein King in den Staaten ersteigert und meine Wischer nach erstmaliger Nutzung an dem Ding direkt weggeschmissen; ich konnte nur hoffen, dass es Reste von Kautabak waren, die da raus kamen....

    Letzlich gut- Jedem das Seine; mach weg, was Dich stört nur trotzdem nochmal: wieso "Sorge"? Wenn Du das Instrument nicht direkt aus einem Pharaonengrab erstanden hast, sollte Dir keine Ablagerung etwas anhaben können.
     
  10. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Da ich bis zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass es sich um hartnäckigen aber ja harmlosen Kalk handelt, gingen meine Sorgen eher in Richtung Schimmel. Das hat sich ja zum Glück nicht bestätigt. Mal sehen, was sich entfernen lässt.
    Ich danke euch jedenfalls für die rege Beteiligung und die vielen Tipps.
     
  11. Zweistein

    Zweistein Schaut öfter mal vorbei

    Sei nur um Himmels Willen vorsichtig - manches was Kalk wegmacht ist mglw. auch bei Messing nicht sonderlich zimperlich... :nailbiting:
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die genannten Ablagerungen würde ich eher in die Kategorie "Soundkristall" stecken. Die Schallwellen werden hier unregelmäßig reflektiert und die Komplexität des Klangs nimmt zu. Je dreckiger das Horn, desto reichhaltiger der Sound. Das ist das physikalische Prinzip aller guten Vintage-Hörner. Vielleicht kriegt man von manchen Krankheiten, aber die klingen dann auch am Besten. :)
    Magst du die jahrzentelange Arbeit der Natur für deinen Sound wirklich wegschrubben?
     
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  13. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ja, will ich, denn ich glaube nicht alles, was man über die klangförderlichen Eigenschaften davon erzählt. Den größten Teil an besserem Sound durch Dreck hört man meiner Meinung nach eh nur aus Einbildung.
    Unregelmäßige Reflektionen wären etwas, was ich bei Interferenzen von em-Wellen als komplexitätserhöhend durchgehen lassen würde. Im Falle eines Luftstroms seh ich da erstmal nur Wirbelbildung, die den Luftstrom stört, aber sicherlich keine neuen Moden hinzufügt. Aber vielleicht hab ich in der Vorlesung auch einfach nicht gut aufgepasst, man möge mich eines Besseren belehren.
     
  14. Zweistein

    Zweistein Schaut öfter mal vorbei

    Was stört die Luftsäule eines Tenorsaxophons die marginale Erhebung von ein paar Kalkflecken? Ist ja jetzt nicht grad so als wenn die komplette Kanne versintert wäre :) (Was mich darauf bringt dass ich immer noch 'ne Schrottkanne suche um eine Teichfontäne draus zu bauen - bei unserer Wasserhärte hier wäre Versinterung da latent ein Problem... aber ich schweife ab)
     
  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Es war ein Scherz, offenbar hätte ich das dazuschreiben sollen.

    Das mit den Reflexionen habe ich mir grad aus der Nase gezogen. Aber der Luftstrom im Saxophon im Gegenzug ist ja (zumindest im Durchschnitt) auch nicht sonderlich schnell, es sind ja eher die lokalen Be- und Entschleunigungen im Rahmen der Schwingung. Ob jetzt deren Verwirbelungen relevanter sind, als die Reflexion der Schwingung an harten Grenzflächen, kann ich dir auch nicht beantworten. Du kannst ja bei der nächsten Vorlesung mal fragen.

    Es gibt aber durchaus Leute (auch welche, die sich mit Saxophonen auskennen), die der Meinung sind, dass die Glattheit der Saxophonröhre invers mit der Komplexität des Klangs korreliert, und das die Reinigung und Glättung von Unebenheiten im Saxophon (insbesondere im S-Bogen) den Sound ungünstig beeinflussen kann. Obs stimmt, weiß ich nicht, wollte aber mal anmerken, dass es durchaus kontroverse Gedanken zu der Thematik gibt.

    Bei Säure und Metalllegierungen sollten jedenfalls ein paar naturwissenschaftliche Alarmglocken angehen, gerade wenn man Korrosionen nicht so hübsch findet. Da war nämlich irgendwas mit Säure und Metall und Salz und Wasserstoff oder so. Vielleicht lassen sich da je nach Säure und Metall valide Vorhersagen über die Risiken treffen, dafür müsste man allerdings auch gut aufpassen in der Vorlesung. Aber man will ja nicht den Teufel mit dem ... du weißt schon.

    Was ich weiß ist dass mein 75 Jahre altes Horn innen recht abgelebt aussieht und ziemlich gut klingt. Geschrubbt wird es daher lieber mal nicht von innen. Aber das ist ja nur anekdotische Evidenz ohne den Nachweis einer kausalen Verknüpfung. So heißt das doch, oder?
     
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  16. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Oh sorry, als Scherz hatte ich das nicht direkt wahrgenommen. Es ist nämlich leider so, dass fast jeder eine ganz spezielle Überzeugung zu dem Thema hat, die wenigsten wissen aber wirklich wovon sie reden. Es muss ja nicht gleich alles mit Fachkenntnis begründet werden, fundierte Erfahrung reicht ja auch manchmal schon. Ich weiß auch nicht viel darüber, kann mir aber mit meiner naturwissenschaftlichen Bildung durchaus überlegen, was vielleicht Sinn ergibt und was eher nicht.
    Und ja, wenn die gesamte Oberfläche rauer bzw. glatter ist, kann ich mir gut vorstellen, dass das einen Einfluss haben kann. Aber ob kleine Huckel im S-Bogen wirklich förderlich sind, wage ich dann doch zu bezweifeln.
    Bei Wahl und Einwirkzeit eines Reinigungsmittels werde ich mich natürlich vorher gut informieren.
     
  17. Zweistein

    Zweistein Schaut öfter mal vorbei

    <OT> Damit hast Du's final in meine Zitatesammlung geschafft! :) </OT>
     
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  18. Isachar

    Isachar Guest

    @JazzPlayer

    Weiße feste Hügelchen sind auf jeden Fall Kalkablagerungen, da hat Saxfax ja schon genug zu gesagt.
    Wenn Wasser und Spucke trocknen, dann zieht sich der Schmadder zusammen, bildet Tröpfchen und hinterlässt eben auch da die Kalkablagerungen.
    Beim nächsten Mal bilden sie sich an der gleichen Stelle wieder und so entstehen die Hügelchen, ähnlich wie in einer Tropfsteinhöhle die Stalagmiten.

    Was die Flecken in Deinem Schallbecher betrifft, die sehen für mich auf den Bildern leicht rosig aus und dann würde ich an Zinkfraß denken, Da hatten wir neulich gerade einen Thread hier dazu.
    Angeblich tendieren Yamahainstrumente gerne zu Zinkfraß, weshalb ich mein Baritonsaxo ( u.a.) auch von Yanagisawa genommen habe.
    Du schreibst aber, daß die Flecken eher grau sind obwohl sie auf dem Bild eben eher rosa wirken. Wenn sie grau sind, wird es sich wohl nur um angelaufenes Messing handeln und das ist dann wohl eher unbedenklich.

    Gruß

    Isachar
     
  19. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ehrlich gesagt traue ich mir die sichere Unterscheidung zwischen grau und rosa nicht zu. Bei manchen Farben brauche ich optimale Licht- und Sichtverhältnisse, um sie zu erkennen.
    Jetzt, wo ich weiß, dass es da von der Ursache her verschiedene Möglichkeiten gibt, werde ich nochmal jemanden aus der Familie schauen lassen, bzw dem Saxdoc die Beurteilung überlassen.
    Den Thread werde ich mal suchen, der wikipedia-Artikel war jetzt nicht so der Renner.
    Danke für den Hinweis!
     
  20. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Man muss die "Störungen" sicherlich auch in Relation zur Wellenlänge bewerten. Ob die dann noch eine wesentliche Rolle spielen?
    LG, Woliko
     
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