"Best Of" Schwächen beim Semi-Profi

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von bthebob, 12.September.2020.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Eine Musikaufnahme zu bearbeiten ist für mich eine Schande.
    Man muss es machen, auch in den 40ern hat man schon "gemastert".
    Aber bitte nicht mehr als unbedingt nötig, die Aufnahme sollte so nah wie möglich an dem sein, was tatsächlich live beim Aufnehmen erklungen ist.

    Da kann man natürlich auch anderer Meinung sein.
     
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  2. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Für mich auch. Kommt drauf an, in welchem Genre man sich bewegt. Für Poser und Blender mag das in Ordnung sein, für Kammermusiker" wie Jazzer und sog. Klassiker geht das gar nicht.
     
  3. wolfsclarinet

    wolfsclarinet Ist fast schon zuhause hier

    Das stimmt absolut. für den Einen. der Andere kann auch diese übertreiben, und sonnt sich in seinem Auftrittserfolg, und hält sich für besser, als er eigentlich ist. Das ist leider auch immer wiedr zu beobeachten. Und das ist gnau so schlecht, als Spieler welche sich unterschätzten, sich nicht trauen. Und so Ihr Potenzial nicht ausschöpfen können.

    Und die Profi Diskussion ist ermüdend. Profi ist , wer damit seinen Lebensunterhalt verdient. Und sowohl unter den Profis, als auch unter den sogenannten Amateuren gibt es Ausgezeichnete und auch krotten schlechte Musiker !
    Ich weiss, was ich sage. Ich war selbst sogenannter Profi. Und dabei wiklich nicht gut. ich war ein Noten-Depp. Sprich, ohne Noten kann ich so gut wie nichts spielen. Erst seit meiner Pension versuche ich das zu ändern.
     
  4. lernesaxophon

    lernesaxophon Schaut nur mal vorbei

     
  5. lernesaxophon

    lernesaxophon Schaut nur mal vorbei

    True :)
     
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  6. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Eines der Sachen, welches mir beim Spielen immer wieder auffällt, ist das Timing.
    Es ist einfach nicht präzise, etwas "lotterig"
    https://vimeo.com/522244050

    kindofbadtiming
     
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  7. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Hat mir mein Lehrer in der letzten Stunde auch gesagt - Timing und Mikrotiming sind die Dinge, die die Amateur-Spreu vom Profi-Weizen trennen.
     
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  8. Rick

    Rick Experte

    Das Timing würde ich bei Deiner fehlerlos gespielten Aufnahme gar nicht kritisieren - was mir dabei fehlt, ist das "Herzblut".
    Es klingt in meinen Ohren "abgespielt", abgelesen von Noten, nicht authentisch; ich frage mich als Hörer, WARUM Du gerade diese Melodien spielst.

    Das ist ja das Geheimnis der Interpretation: Etwas so zu spielen, als wäre es etwas Wichtiges, als MÜSSTE man es so spielen, als wäre das eine Selbstverständlichkeit, hinter der man im Moment absolut steht. Diese Musik zum LEBEN zu erwecken.
    Die Überzeugungskraft.

    Musik ist eine Form der Kommunikation, deshalb gelten dieselben Regeln wie in der Rhetorik: Stehe dahinter, was du sagst, dann kann es auch andere Menschen berühren. Liest du einfach nur korrekt einen Text ab, wirkst du so, als würdest du das nicht für dich sagen, sondern für einen anderen - dann kommt es nicht bei den Zuhörern an.

    Wenn du DEIN Ding rüberbringst, dann stimmen auch Mikrodynamik und Mikrotiming, denn dann sprichst DU. :cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.März.2021
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  9. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Musik ist das schwierigste Instrument, das ich kenne!:cool:
     
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  10. Sax a`la carte

    Sax a`la carte Ist fast schon zuhause hier

    Rick, das hast du schön beschrieben.
    Wenn man die Möglichkeit hat , die Songs auswendig zu spielen, kann man das Feeling besser rüberbringen, weil man sich nicht mehr auf die Noten konzentrieren muß.
    Es klingt halt , wenn man das Musikstück nicht gut kennt, am Anfang zwar richtig, aber erst durch die Sicherheit des oftmaligen Übens wird man lockerer. .

    Dann mache ich gerne meine Augen zu, und lege meine ganzen Gefühle, die ich bei dem Playalong bzw. auf der Bühne spüre in den Song und der/die Zuhörer spüren das
    und dann entsteht der Moment, wo man unter Umständen selber eine Gänsehaut bekommt, wenn man in glückliche Gesichter blickt oder einen Zwischen-Applaus bekommt.

    Dann ist es mir auch egal, ob ich vor hunderten Personen oder nur einem Zuhörer spiele, wen der Funke überspringt, das gibt einem unheimlich viel.
     
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  11. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    @Rick & @Sax a`la carte , ich bin da überall bei Euch, keine Frage,
    aber ich muss den Kollegen @kindofblue hier auch mal verteidigen dahingehend: das gibt halt die kleine Etüde nicht her.
    Jaa, das könnte man Musik nennen, aber es bleibt eine kleine Etüde, deren Charme eher das Latinfeeling und der Standart 'Wave' ist.
    Klar, Mühe geben soll man sich schon, das macht er doch auch, es ist aber nicht immer einfach, bestimmte techn. Pararmeter zu erarbeiten und das dann auch noch wie Musik klingen zu lassen.
    Ich ertapp mich auch oft, dass ich Bärmänner rauf & runterübe, die tricky sachen ordentliche abliefere, aber von Musik ist das weit entfernt,
    nimmst dann das gute A-Dur Konzert her, da rastet das Hirn gleich anders ein und schon die ersten Noten werden mit anderem Respekt gespielt, als die Bärmänner, die sich gern da aus dem Notentext bedienen.

    Was ich damit andenken will, ist: dass nicht immer diese gefühlt Millionen fleißiger Etüdenschreiber [deren didaktischer Sinn mir sich nicht oft erschließt]
    die großen Komponisten sind und sich da sehr raffiniertes Zeugs einfallen lassen.
    der gute Hanon ist auch nicht gerade die dicke Kunst, aber existentiell notwendig.
    [dass der gute Herr Bach seine 2&3stimmigen Inventionen und das WKI/II zur Übung geschrieben haben will, bezweifle ich stark, aber das ist nur mM]

    Es klingt halt manchmal einfach banal...sorry, isso, ich empfinde das so.
    Man könnte das jetzt schon wieder als 'Übeherausforderung' betrachten, dort mehr Agogik reinzubringen, mehr sich eine Art Interpretation auszudenken im Sinne von:
    welche sind meine Zielnoten, kann ich die auch mal ändern, kann ich einen anderen Duktus des Stückes erzielen, wenn ich es mal auf 3/4tel spiele [geht schlecht zum PA, oder wenn nur als Subdivisions], oder spiel ich es auf Straight, oder swing etc.
    solche Experimente, da wird man leider auch sehen, dass das Material nicht viel hergibt.
    Es gibt gefühlt Millionen von Barockkomponisten, aber nur sehr wenige werden immer gespielt....

    Aber @Rick , ich versteh schon Deine Intension, wo der Weg hingehen soll.
    Am Ende soll auch eine sehr einfache Etüde richtig klass klingen, das ist nur oft sehr schwer, einer banalen Struktur etwas entlocken zu wollen, was nicht da ist.
    bei 'round midnight geht halt der Kosmos auf ;-)
    in dem Sinne
    schönes Woend
    Paco
     
  12. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Doch, in jeder musikalischen Struktur ist so viel vorhanden, dass man daraus Musik gestalten kann und wenn es nur ein einziger Ton ist!

    Ich hatte vor ein paar Jahrzehnten da ein Schlüsselerlebnis bei einem Konzert mit Arthur Blythe. Noch bevor das erste Stück gespielt wurde, erklang auf magische Weise Musik.

    Arthur Blythe hatte sich mit ein paar Tönen auf seinem Alt mit den anderen Musikern eingestimmt. Keine virtuosen Läufe oder sonst irgendwie effektheischendes Showgehabe nach dem Motto "Ich bin der Größte!", sondern "nur" ein paar schlichte Töne zum Einstimmen. Wow, das ganze Publikum und auch meine Wenigkeit waren allein schon davon fasziniert. Musik mit dem schlichtesten Material, das es gibt.

    Es hat was mit Seele zu tun, dass man Musik entstehen lässt. Dieser seelische Anteil schwingt nach meiner Auffassung schon in dem Moment, bevor man das Instrument aus dem Koffer packt.:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.März.2021
  13. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Paco_de_Lucia
    Gedanken dazu:
    Mir fällt oft auf, das emotional berührende Melodien sehr einfach strukturiert sind.
    Beispiel: "A time for us" Nino Rota u.a. gespielt am Sax von Stefano Di Battista

    Banale Strukturen .... ja ok.
    Aber Frage: Wie kommt alles, was mehr ist als "das Banale", in die Musik hinein ?
    Durch ein paar anders gesetzte Noten ? Oder durch den Menschen am Instrument ?

    Ich bin sicher, wenn man will, kann man auch "Round Minight" ohne Seele als Hintergrundmusik
    beim -Dinner Empfang- spielen.:)

    Und hier noch mein oft zitierter Saxlehrer John.
    Fragt er mich doch beim ersten Kennenlernen ganz entsetzt,
    (ich spielte schon eine Weile) warum ich keine Tonleiter auswendig kann ?

    Ich: Na ja, ist so "trocken" .... ist doch keine richtige Musik !
    John setzte sein Sax an und hatte mich in zwei Minuten überzeugt, das eine einfache
    Dur-Tonleiter sehr wohl "richtige" Musik sein kann !
    VG
     
  14. Sax a`la carte

    Sax a`la carte Ist fast schon zuhause hier

    Ich wollte Kindofblue keinesfalls schlechtmachen, mir ergeht es genauso, wenn ich die Noten eines neuen Musikstückes nicht gut kenne, da sehe ich dabei sehr
    konzentriert aus und da kommt am Anfang kein Gefühl rüber, erst wenn ich dasselbe Musikstück und vielen neuen Noten verinnerlicht habe, kommt Gefühl dazu.
     
  15. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Sax a`la carte
    ich denke, das ist völlig normal und gehört zum "Handwerk" bei allen Kunstausübenden dazu.

    Beispiel:
    Schauspieler bei der ersten Leseprobe mit ihrem Regisseur.
    Kein Vergleich, was Wochen später bei der Aufführung abgeliefert wird.
    VG
     
  16. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Mein Eindruck und meine Überlegungen:

    Der Profi
    1. kann sich Musik optimal vorstellen, ist damit vertraut, wie Musik sehr gut klingt und wirkt, hat ein entsprechendes Gespür, bis ins Detail von Timing, Phrasierung, Sound, Vibrato, etc.
    2. kann das was er sich im Kopf vorstellt technisch bestens auf dem Instrument umsetzen
    3. stellt sich vorab sehr genau vor, wie die nächste Phrase klingen soll und setzt das unter Kontrolle des Gehörs um.
    Natürlich sind solche Abläufe durch zig tausende Stunden Übung auch sehr routiniert.

    Je weiter man vom Profi weg ist, umso
    1. Weniger genau ist Musik im Gedächtnis und im Vorstellungsvermögen abrufbereit
    2. größer werden technischen Probleme, die gewollte Klangvorstellung konkret und eins zu eins umzusetzen
    3. umso weniger genau stellt man sich das vor, wie man die nächsten Töne gestalten möchte. In einem sehr ungünstigen Fall ist es, selbst wenn etwas z.B. nach Tönen und Rhythmus korrekt nach Noten gespielt wird, was an sich oft je nach Verhältnis des Schwierigkeitsgrades zu den eigenen technischen Fähigkeiten nicht einfach ist, eine reine Auge-zu-Hand-Automation ohne Klangvorstellung und nur minimal kontrollierenden Einsatz des Gehörs: das Auge liest die Tonhöhen und den Rhythmus und die meiste Gehirnkapazität geht dabei drauf, dies bei der Koordination der Finger und der Umsetzung des Rhythmus inkl. zählen umzusetzen, wie es oft der Fall ist, wenn man Noten eines unbekannten Stücks zum ersten Mal spielt.

    Musikalisch auf höherem Niveau zu spielen setzt ergo auch u. a. voraus, dass man ein Stück entweder schon auswendig kann oder dass man das vom-Blatt-Spiel so gut beherrscht, dass man sich fast alles in den Noten im Kopf vorstellen kann, bevor die Töne erklingen. Letzteres ist aber oft nur Profis und sehr fortgeschrittenen Amateuren gegeben, wenn die Stücke nicht sehr einfach oder vom Gehör her bereits vorher gut bekannt sind.

    Musik ist aber so komplex, dass es daneben noch weitere Ebenen gibt, wo sich Unterschiede zeigen, etwa wenn es um Improvisation oder das Spiel im Ensemble geht. Je nach Stilrichtung kann auch Gestik, Mimik, Tanz, Show und Akrobatik für die musikalische Kommunikation eine Rolle spielen, wenn es darum geht, das Publikum zu erreichen, man denke vor allem an Pop- oder Rockkonzerte.
     
    Sax a`la carte, Rick und sachsin gefällt das.
  17. Rick

    Rick Experte

    Mir sind beim Anhören schon einige Stellen aufgefallen, wo ich dachte: Hier ein wenig mehr Betonung, da vielleicht ein winziges Rubato, insgesamt mehr Mikrodynamik, dann würde es gleich ganz anders wirken.
    Man kann schließlich auch ein einfaches Kinderlied so spielen, dass es "rüberkommt". ;)

    Ich auch nicht - das waren nur meine Gedanken beim Anhören im Zusammenhang mit dem Thread-Thema: Was ist der gewisse Unterschied?
    Also, lieber @kindofblue, bitte nicht falsch verstehen! :)
     
    Gerd_mit_Sax, bthebob, altoSaxo und 3 anderen gefällt das.
  18. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

  19. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Da fällt mir nichts auf, was man wirklich kritisieren könnte.
    Für meinen Geschmack könnte die Swingphrasierung gerader sein. Aber das ist wirklich reine Geschmacksache.
     
  20. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Das war doch richtig gut. Die abgesetzten hohen Töne könntest du noch ein klein wenig besser anfokussieren bzw voicen/intonieren. Beim Swing würde ich öfter mal die Noten ghosten. Ansonsten fand ich es prima.
     
    kindofblue gefällt das.
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