Die Seele verlangt nach dem Blues, aber das Gehirn versteht es nicht

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von kapa, 9.Mai.2024.

  1. Rick

    Rick Experte

    Er wurde ja auch aufgefordert, die Frage zu präzisieren, Vorbilder zu benennen, aber da kam nichts...

    Erinnert mich alles daran, als würde jemand fragen, wie man am besten ein Haus baut, was dann u. a. Fragen nach dem gewünschten Architekturstil zur Folge hat.
    Genau so wenig wie "ein Haus" gibt es eben DEN Blues, da darf man ruhig ausufernde Diskussionen erwarten. ;)
     
  2. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Rick
    Danke Rick !
    Du verstehst mich.

    VG
     
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  3. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Was sind denn Improvisations-Feelings?

    Wie hast du den Blues gelernt? Wie hast du sprechen gelernt?

    Hast du automatisch als du mal verärgert warst gewusst daß du jetzt "Ich bin sauer" sagen kannst? Woher wusstest du wie du das Wort sauer einsetzen kannst, wo es doch 2 Bedeutungen haben kann? Woher war dir klar daß eine Gurke sauer (geschmacklich das Gegenteil von süss) aber doch nicht sauer (als Emotion) sein kann?

    Es gibt auch nicht den Blues und die Bluesimprovisation.
    Es gibt viele verschiedene Bluesstile und Bluesformen (mit vielen und mit wenig Akkorden etc. etc.) und es gibt viele Möglichkeiten über einen Blues zu improvisieren: Bluesskalen, Akkorde, Tonleitern, Substitutakkorde etc. etc. etc. jede Art über den Blues zu spielen, wenn sie beherrscht wird, ist legitim und die eine ist nicht besser oder mehr Blues als die andere , sondern sie klingt halt nur anders.

    Jede Form der Improvisation setzt ein intensives Auseinandersetzen mit dem Material voraus um es dann nachher unbewusst und kreativ nutzen zu können.

    Bei der Sprache hast du auch gelernt, daß du Wörter in eine bestimmte Reihenfolge setzen musst, damit es nach Sprache klingt und man versteht was du mitteilen willst. Du hast auch gelernt daß es nicht das Katze oder der Saxophon heisst und eine Person spielt und mehrere Personen spielen...... Es gibt für Sprache Konventionen damit sie funktioniert und verstanden wird (wobei man einen Text auch so verklausolieren kann, daß er nur noch für Eingeweihte verständlich ist). Das ist bei Melodien auch so.

    Jede Sprache hat ihre Normen und Regeln und die kann man lernen und verstehen. Nur damit man sie flüssig und kreativ nutzen kann, muss man sich damit auf vielen unterschiedlichen Wegen auseinandersetzen und die Nutzung üben.
    Das ist beim Bau von Melodien oder dem Lernen Melodien zu basteln nicht anders. Menschen werden nicht mit der Fähigkeit tolle Melodien zu erfinden automatisch geboren, man kann es aber lernen und es nachher ohne nachdenken einsetzen, wenn man sich damit intensiv auseinandergesetzt hat. Wie bei Sprache fällt es dem einen etwas leicht und dem anderen etwas schwerer aber mit den richtigen Übungen kommen beide zum Ziel.
     
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  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Du kannst aus einem leeren Kopf weder eine Sprache sprechen, noch eine Melodie bauen.
    Wenn eine Sprache neu für dich ist, kannst du sie nicht, egal wie talentiert du bist. Du musst Vokabeln lernen, Grammatik, Satzbildung und üben Vokabeln und Sätze einzusetzen.
    Wenn du kaum Melodien gehört und gespielt hast fehlt deinem Hirn die Basis um selber Melodien zu bilden. Je mehr du an Melodien kennen lernst, ob kurz (vielleicht sogar nur ein paar Töne kurz) oder lang (bis zu einem ganzen Stück), desto mehr Material hat dein Hirn mit dem es kreativ arbeiten kann. Allerdings ist das reine Abspielen von Melodien vom Blatt hier nicht wirklich für Improvisation hilfreich, genauso wenig wie man eine Sprache lernt, wenn man Sätze immer nur vom Papier vorliest. Gerade das Auswendig lernen und nutzen ist wichtig.

    Und eigene Melodien ist halt so ein Ding. Es gibt Musik schon lange, wir haben 12 Töne, die sich auch nicht komplett frei alle kombinieren lassen wenn es für die meisten Menschen "melodisch" klingen soll. Daher ist musikalisch jede Phrase schon mal gespielt, improvisiert oder komponiert worden. Das ist in der Sprache nicht anders. Krimis sind meist sehr ähnlich aufgebaut und trotzdem lesen wir den nächsten wieder gerne und mögen ihn vielleicht, obwohl da nichts Neues kommt.
     
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  5. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Das mag auf akademische Sichten passen, aber der Blues wurde auch viel von Menschen gesungen und genutzt die nichts von Musiktheorie wussten.

    Die haben einfach aus Freude oder Trauer gesungen und gespielt.


    Auch die genutzte Sprache ist was anderes als die formale Hochsprache.

    Unterhalte dich mit Urbraunschweigern oder mit Hamburgern, die noch Missingsch sprechen...
    Du wirst eine neue Sicht zum Thema Sprache gewinnen...
     
  6. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ich kenne seit Jahrzehnten einige Türken.
    Die meisten von der Arbeit.

    Wenn man die im Nebenraum sprechen hört ergeben sich ein paar Unterschiede.

    Ein Teil ist nach wenigen Worten entlarvt.

    Ein weiterer Teil kurz danach.

    Es gibt jedoch, wenn auch ein geringer Anteil die sind nicht von einem Badener zu unterscheiden. Perfekt Hochdeutsch können die nicht.
    Aber unseren Dialekt.
    Einer davon, in den 60er nach D gekommen, hat sich immer eine deutsche Zeitung gekauft.
    Täglich hat er gefragt was ist z.B. "Schnuckiputzi"
    In den 70er ein Haus auf dem Dorf gekauft. In den örtlichen Vereinen aktiv geworden.

    So ist es denke ich auch mit der Musik.

    Man muss sich drauf einlassen. Bei der Sprache ist es mehr als ein paar Deutschbücher.

    In der Musik mehr als ein paar Notenbücher.

    Vor kurzem habe ich eine Kapelle gehört, die einen Dixieland gespielt haben.

    90 % haben ihn gespielt, ca 10 % eher einen Marsch.

    Grüße Gerrie
     
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  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nein, keinesfalls. Missingsch - als Mischmasch zwischen Hochdeutsch, Plattdeutsch und Seemannsenglisch ist genauso erworben, wie Hochdeutsch, The King‘s English oder Bairisch.

    Zum Erwerb muss es nicht an einer Schule gelehrt werden. Aber erworben werden muss es.
     
  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das war dann aber eine der besseren.
    Ich kenne nur (und flüchte vor) Dixie-Kapellen, die einen Stomp als Marschmusik und einen Rag als Polka spielen.

    Mit den ursprünglichen Wurzeln des Jazz in New Orleans hat Dixie (als lustiges Revival älterer Weißer in den 1970ern) ohnehin fast nichts mehr zu tun.
     
  9. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Sehr geehrter Herr Threadersteller kapa,

    Für meine ketzerisch-verwerfliche Äußerung, eben auch im Hinblick auf deinen erwähnten Zeitmangel entschuldige ich mich hiermit in aller Form !

    Trotz nur " Quäntchen " und nur " vorsichtiges " erwähnen von etwas musikalischer Begabung tritt man hier zu diesem Thema, wie schon öfters gehabt, die übliche Diskussions-Lawine los.

    Nachdem ich nun von kompetenten Seiten mehrfach meine Belehrung erhalten habe, bin ich nun frisch geläutert und habe wieder erneut gelernt, dass musikal. Begabung oder gar Talent eigentlich überhaupt keine Rolle spielt, egal nun ob im Blues oder für irgendwelche Impros......lernen-lernen - üben-üben-und nochmal üben ist das wahre Erfolgsgeheimnis und Zauberwort.

    Man lernt eben nie aus.

    Gr Wuffy
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.Mai.2024
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  10. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Da bin ich bei Dir.

    Ein Musiker aus New Orleans hätte es vermutlich anders bewertet.
    50 % haben sich intensiv bemüht, weitere 40% haben versucht keinen Marsch zu spielen, 10 % haben einen Marsch daraus gemacht. :D

    Ich denke Du weißt was ich ausdrücken will.

    Grüße Gerrie
     
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  11. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Man gebe einem Anfänger die drei Nachbar-Töne F, G und Bb der Moll Blues Scale zur Auswahl und lass ihn zu einem Blues-Playback in G die Töne kombinieren. Es ist immer sehr interessant und verblüffend, was dabei rauskommt. Obwohl die noch nie etwas von einer Blues-Form oder einer Blues Scale gehört haben. Means: Es braucht mal null Vorkenntnisse und null Übung, um damit mal anzufangen... ;)
     
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  12. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Hast Du schön formuliert.

    Ich glaube es auch nicht. :D

    Talent und Leidenschaft sind wichtige Grundlagen. Damit kann man einiges erreichen. Ohne Üben und lernen geht es auch nicht.

    Grüße Gerrie
     
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  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Eigentlich hat dies keiner behauptet.

    Mein persönliches Problem ist zu erkennen, ob Begabung oder viel Erlernen dahinter steckt.

    Bis zur 11. Klasse meiner Tochter glaubte ich, dass sie sprachlich sehr begabt und mathematisch eher unbegabt wäre. Alle meine Versuche, Schulmathematik ihr vernünftig beizubringen, scheiterten.

    Danach bekam sie bei einer jungen Studentin Nachhilfe in Mathematik und plötzlich lösten sich ihre mathematischen Probleme auf.

    Natürlich sind wir alle individuell hinsichtlich unserer Fähigkeiten und wir lernen alle höchst unterschiedlich.

    Am Ende ist es für mich aber egal, warum einer etwas besonders gut kann. Ich bewundere es!
     
  14. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Kenne ich seinerzeit von meiner Tochter - nur dass die Nachhilfe ein junger Mann war :):p
     
  15. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Das gilt aber für alles im Leben. Um mit irgendwas anzufangen brauchst du nirgends Vorkenntnisse
     
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  16. GeH

    GeH Schaut nur mal vorbei

    Lernen, Lernen, nochmals Lernen predigte schon ein gewisser Lenin. Geholfen hat es nicht.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Ach so, das war eine Erfindung von Lenin?
    Klar, dann muss es ja Blödsinn sein. :-D

    "Arbeiten, arbeiten, arbeiten, dann bekommst du auch Erfolg" war das Motto des "Klassenfeinds".
    Ich sehe da im Prinzip keinen Unterschied.

    Meine Mutter sagte immer: "Von nichts kommt nichts."
     
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  18. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Das muss eine Verschwörung sein...meine sagte das Gleiche :p
     
  19. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Ach was,Talent ist nicht nötig aber definitiv hilfreich,egal was man macht
     
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  20. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    … ist sicher eine Erfindung der Arbeitgeber. Vom (körperlich) arbeiten ist noch niemand reich geworden.
     
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