GEMA und Freie Musik - wie komme ich als Künstler an mein Geld?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Rick, 1.Oktober.2014.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Rick,

    du hast da eine merkwürdige Anschauung.

    Wie soll denn das Urheberrecht der Komponisten aus deiner Sicht geschützt werden?

    Ich bin selber nicht nicht in der GEMA, meine Kompositionen sind u.a. im Internet frei zugänglich.

    Ich kann mir dies erlauben, weil Musik "nur" mein Hobby ist.

    Gruß

    Michael
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Michael,

    grundsätzlich hast Du Recht, aber "so etwas wie" gibt es eigentlich überall auf der Welt, jedes Land kocht da sein eigenes Verwertungssüppchen, mehr oder weniger gerecht und fair.

    Mein Traum wäre eine globale Verwertungsgesellschaft ohne dieses altertümliche Kastensystem (von dem ich persönlich sogar noch relativ profitiere, den meisten angeschlossenen GEMA-Mitgliedern geht es wesentlich schlechter als mir, weshalb ich mich da ja auch besonders engagiere).

    Heutzutage wäre doch eine Verwertung über alle Ländergrenzen hinweg, je nach tatsächlicher Nutzung, mit der Möglichkeit der Herausnahme einzelner "Werke" aus der Verwertung, nicht nur möglich und wünschenswert, sondern sogar dringend notwendig.

    Mal schauen, was die Zukunft bringt! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Hallo Michael!

    Das Urheberrecht hat mit der Verwertung nichts zu tun und die GEMA kümmert sich auch nicht darum, ob Du oder jemand anders Urheberrechte verletzt.

    Das Internet ist ein ganz anderes Thema; bei Bernd ging es um unaufdringliche Hintergrundbeschallung, für die spezielle CDs mit GEMA-freier Musik angeboten werden, was manchen GEMA-Mitgliedern ein Dorn im Auge ist.

    Prinzipiell wird gerade an flexiblen Regeln gearbeitet, wonach ein Urheber selbst bestimmen kann, ob und wenn ja wo überall für seine "Werke" Geld bezahlt werden muss.

    Meine Festival-Geschichte aus dem Eröffnungsbeitrag ist da ein schönes Beispiel:

    Ein Künstler führt selbst eigene "Werke" (hier: Improvisationen) auf, der Veranstalter hat nur extrem wenig Geld, bekommt das Konzert gerade so finanziell gestemmt. Idealerweise kann der Künstler (hier: ich) aus Sympathie auf die Zahlung von Verwertungsgebühren verzichten.

    Gegenbeispiel:
    Jemand schneidet das preisgünstige Konzert mit, veröffentlicht es unter dem Namen des Künstlers, verdient damit Geld. JETZT kann der Künstler davon einen Anteil verlangen, OHNE dass dadurch auch dem früheren Veranstalter eine Zahlung aufgebrummt wird.

    Der Klassiker:
    Du nimmst eigene Nummern auf, stellst sie ins Netz. Jemand FRAGT Dich, ob er das weiterverwerten darf (z. B. als Filmmusik). Ihr vereinbart eine eigenständige Regelung, wie viel der andere Dir dafür bezahlt.
    Der Film wird ein Riesenschlager, läuft im Fernsehen, in internationalen Kinos: Jetzt kann man eine große Verwertungsgesellschaft mit den weiteren Zahlungsforderungen beauftragen, die vorher noch überflüssig bis hinderlich gewesen wäre.

    Wie gesagt ist mir die GEMA in ihrer aktuellen Form zu starr, es gibt zu wenig Ausnahmemöglichkeiten gerade für die heutigen Formen der Musikverwertung.
    Flexibilität ist im digitalen Zeitalter ohne Ländergrenzen dringend angesagt.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    mit Verlaub: bei dieser Diskussion kann man fast den Eindruck haben, dass manche von uns von der GEMA bezahlt werden - oder ist einfach der Punkt, den Rick mehrfach geduldig erklärt hat, immer noch nicht begriffen? Es geht nicht um den Schutz der Urheberrechte. Es geht nicht darum, dass Veranstalter die Rechte von Urhebern achten sollen und dafür auch bezahlen. Es geht schlicht darum, dass die GEMA ihr Modell, das für viele Bereiche des zeitgenössischen kreativen Musikschaffens offensichtlich ungeeignet ist, zunehmend rigoros auch da durchsetzen will, wo sie nicht zuständig ist. Ob das legal ist (was strittig ist) ist das eine, legitim ist das sicher nicht, und der Musikkultur zuträglich ist das allemal nicht. (Jetzt rede ich noch nicht einmal darüber, dass die Urheber und die Rechteinhaber nicht identisch sein müssen; und wer im Musikgeschäft am längeren Hebel bei Verträgen sitzt, muss man nicht furchtbar lang überlegen).

    Ergo: Rick machte auf eine kräftige Unstimmigkeit im System aufmerksam; die Regeln der GEMA müssen endlich - das ist eine politische Angelegenheit, die Einzelne nicht leisten können - so an die Realität angepasst werden, dass sie ihrem Satzungszweck wieder nachkommt.

    Gruß
    Wolfgang

    P.S. Bitte kein Pfennigfuchsen - dass der Veranstalter die Liste der aufgeführten "Werke" ausfüllt, ist nicht arg realistisch. Die gibt er den Musikern, weil die das idR auch besser wissen als der Wirt.
     
  5. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Noch mal nachgedacht:

    Ich habe als Autor einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort, die - wie die GEMA bei Musikern - die Verwertungsrechte von Autoren wahrnimmt. Ich kann eine Publikation anmelden und erhalte dafür einen bestimmten Betrag pro Seite der Publikation, der aus den Abgaben auf Kopiergeräte, Drucker etc. gespeist wird.

    Ich bin nicht verpflichtet, Publikationen zu melden. Wenn ich es unterlasse, erhalte ich eben nichts. Punkt.

    Die VG Wort wird nicht von sich aus tätig, um etwaige Ansprüche verfolgen. Meine Beiträge hier im Forum interessieren z. B. überhaupt nicht, es sei denn, ich würde sie anmelden. Da müsste ich aber wahrscheinlich nachweisen, dass es sich tatsächlich um wissenschaftliche Publikationen handelt, also "Werke".

    Auf der anderen Seite kassiert die VG Wort keine Gebühren vom Saxophonforum nach dem Motto: "Wenn ein Forist bei uns Mitglied ist, kassieren wir erst mal auf Verdacht."

    Das läuft also etwas anders als bei der GEMA, aber da geht es um sehr viel mehr Geld. :roll:

    LG Helmut
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Wolfgang,

    ganz genau, vielen Dank für die gelungene Zusammenfassung! :)

    ---------------------------------------

    Hallo Helmut,

    das finde ich super; so in der Art habe ich es auch von der GEMA aus den Anfangszeiten meiner Mitgliedschaft in Erinnerung (damals war ich noch glühender GEMA-Verteidiger!).

    Nach meiner Wahrnehmung hat sich die GEMA erst in den letzten 20 Jahren durch merkwürdige Reformen allmählich zur heutigen "Krake" entwickelt.

    Stimmt das oder täuscht mich mein Eindruck?


    Lieben Gruß,
    Rick
     
  7. Marko1974

    Marko1974 Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Rick,
    sofern ich diesen ganzen Thread richtig verstanden habe, beruhen deine Vorwürfe allein auf Aussagen Dritter.
    Ob die GEMA nun böse, verstaubt oder überorganisiert ist, erschließt sich mir nicht.
    Vielleicht will dich ja auch nur der Organisator verarschen.
     
  8. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    auf die gefahr hin daß so ein gedanke schon gebracht wurde ( ßräd ist viel zu lang zum lesen...)

    ein problem ist der werkbegriff, der in deutschland existiert. ein werk hat nur dann eine schützenswerte qualität, wenn es notiert ist. alles andere sind geringerwertige leistungen, die krass weniger in der abrechnung bringen.

    daher ist es wirtschaftlich spannend, ein werk = notation zu erzeugen.

    das mit dem sack 1-5 nachmelden ist eine legende: bei werken mit einmaliger aufführung ist ausschließlich der bereich e - musik interessant. und da muß halt jedes werk hingeschickt und von einer kommission geprüft werden.

    sagen die NEIN ist das halt kein werk im sinne des urheberrechtsgesetzes von 1957, das so nur in deutschland besteht und von geschickten leuten benutzt wird.

    diese ganzen anderen abteilungen bringen ohne zigmalige wiederholung kein geld.

    und wie soll man eine improvisation wiederholen ?

    sack 1 zehnmal spielen , es sind aber dann sack 2 - 9 , ist betrug.

     
  9. Rick

    Rick Experte

    Hallo Marko,
    ein interessanter Gedanke, ich bin ja auch für eine gesunde Portion Skepsis. :-D

    Aber so etwas würde weder zu der betreffenden Person noch zu der Szene der Freien Musik passen, jedenfalls in Karlsruhe. Das sind alles sehr ernsthafte, engagierte Menschen, die machen nicht mal so zum Spaß Scherzanrufe.
    Nee, die Geschichte ist schon glaubwürdig, da hege ich keinerlei Zweifel.

    --------------------------------------------

    Hallo Herr Prinzipal,

    danke, auf Deine Wortmeldung hatte ich gewartet, weil ich weiß, dass Du ja auch mit solchen Dingen öfter zu tun hast, gerade mit Freier Improvisation und der GEMA.

    Du sagst also jetzt, wenn ich Dich richtig verstehe, dass es praktisch unmöglich ist, eine Improvisation als Werk nachzumelden? :-o

    Das gäbe der ganzen Angelegenheit eine völlig neue Wendung hin zu dem, was ich schon befürchtet habe, nämlich dass mich die GEMA da im Endeffekt gewaltig auf den Arm genommen hat, und die Festival-Organisatoren gleich mit.

    Wenn sie den Organisatoren Geld abverlangen mit dem Hinweis darauf, dass damit Urheber unterstützt werden sollen, aber diese Urheber gar keine Möglichkeit haben, an das angeblich für sie bestimmte Geld zu kommen, geht das für mein Rechtsempfinden in Richtung Betrug.

    Oder was meinst Du?


    Aufgestörte Grüße,
    Rick
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Soweit ich es mal gehört habe, ist genau das die Praxis. Ohne Meldung deiner Improvisation als Werk, kein Geld für Dich, aber sie können dafür Geld einnehmen, wenn sie es denn wollen. Irgendwie muss die GEMA sich ja finanzieren oder? :-D Wo der Verein doch so klein und so fair ist zu seinen Mitgliedern. Spaßig wenn man sich mal über die Spitze und Entscheider bei der GEMA mal informiert. Lustig wird es auch wenn man austreten will wurde mir berichtet. Das der Staat das mitmacht, trotz der Beschwerden und Petitionen spricht für eine 1A Lobbyarbeit. Ein Verein mit Kastenprinizp, der sich Rechte rausnimmt, die fragwürdig sind und gegen die man nicht vorgehen kann und die nicht mal die Vereinsmitglieder alle gut finden, Demokratie 3.0. Mal schauen wann sich die GEMA nach Youtube weiter im Netz umschaut welche Seiten danach noch alle Ärger bekommen, die Einnahmen müssen ja stimmen. Muss ein Verein nicht eigentlich das Ziel haben keine Gewinnabsicht zu haben, weil es sonst ein Gewerbe ist?

    Lg Saxhornet
     
  11. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ganz genau so. So steht es im Vertrag.
     
  12. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Übrigens sind die Mitgliederzahlen der GEMA nach wie vor steigend. Scheint dann eben doch für viele attraktiv zu sein an der "Diktatur" zu partizipieren.
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich mache da die Erfahrung, daß viele Kollegen über die GEMA fast nichts wissen wenn sie dem Beitreten und das Erwachen erst später kommt und Viele falsche Vorstellungen haben was die Aufgabe der GEMA ist (z.B. Urheberschutz).

    Lg Saxhornet
     
  14. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ja, es ist heute auch viel schwerer sich zu informieren als vor 30 Jahren... :lol:

    Die Frage ist doch was sie nach dem Erwachen tun. Austreten? Ach nee, sooo schlimm ist die GEMA dann auch wieder nicht.
    Die nehmen die Kohle von den Kindergärten und machen Kulturschaffende kaputt und überhaupt....aber unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass Geld nicht stinkt. Oder wieviele kennst Du, die den großen Reden auch Taten folgen lassen?
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Was ich da erlebe was Kollegen als Verträge schon alles unterschrieben haben und erst nachher festgestellt haben, daß nicht mal drin steht ob sie 100 Euro, Dinar oder Kamele bekommen, sondern nur 100 ... etc. etc. etc. dann verzweifele ich da schon gelegentlich.

    Manche versuchen schon dagegen anzustinken und wenn es nur in Form einer Petition ist. Auf der anderen Seite wissen einfach zu viele Mitglieder zu wenig über die GEMA als das ihnen bewusst ist was da abgeht und was schiefläuft. Und dann ist es eine Frage von Wichtigkeit und Zeit, die man für solche Kämpfe zur Verfügung hat, speziell wenn ein Unternehmen so gut wie die GEMA aufgestellt ist. Da sind ja schon einige Petitionen etc. durch, ohne daß sich wirklich was geändert hat und die Aufschreie der Clubs und Musiker interessieren politisch auch Niemanden, da man mit der Arbeit keine Wähler generiert.

    Lg Saxhornet
     
  16. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar


    Sorry, war falsch....gelöscht

    CzG

    Dreas
     
  17. sharp9

    sharp9 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,

    die Frustrationen, die die GEMA auslöst, werden auch in dieser Diskussion wieder deutlich. Diese motivierten auch die bereits erwähnte C3S-Initiative, die versucht eine gerechtere Be- und Verwertung musikalischer Leistungen zu etablieren. Wer mehr wissen möchte, hier der aktuelle Geschäftsbericht:

    C3S - Geschäftsbericht
     
  18. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,

    soweit mich meine Erinnerung nicht trügt, stand das 1985 noch nicht in meinem Vertrag, den ich damals unterschrieben habe.
    Das Meiste, worüber wir uns heute grün und blau ärgern, wurde erst in den vergangenen Jahren beschlossen. Früher mal war die GEMA ein ganz vernünftiger Verein nach dem Motto "Leben und leben lassen".
    In die heutige GEMA würde ich nie und nimmer eintreten!

    Ha, ha, ha, können vor lachen!
    Erst einmal ist es überhaupt nicht so einfach auszutreten, das ist nämlich eigentlich gar nicht vorgesehen.
    Dann musst Du eine Übergangszeit ertragen, wo für Deine "Werke" zwar noch GEMA-Gebühren verlangt werden, Du aber nichts mehr dafür bekommst (Schikane).
    Und zuguterletzt: Es gibt - trotz der ersten Anfänge von C3S - noch keine wirklich brauchbare Alternative.

    Tritt doch einfach aus - das ist auf derselben Linie, wie wenn Du einem Ladenbesitzer, der sich über seinen Vermieter ärgert, den "tollen" Rat gibst: "Dann mach doch einfach Deinen Laden dicht und verdien' kein Geld mehr." :-(
     
  19. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,
    Geld für dein Schaffen einzutreiben und es dir nicht zu geben ist vermutlich sogar das explizite Geschäftsmodell des Präsidiums und der ordentlichen GEMA Mitglieder.
    Es gibt von Berhold Seliger ein ganz interessantes Buch mit dem Titel <<Das Geschäft mit der Musik>> zu diesem Thema.
    grüße
    philipp
     
  20. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Das Geschäftsmodell einer "ehrenwerten Gesellschaft"...
     
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