GEMA und Freie Musik - wie komme ich als Künstler an mein Geld?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Rick, 1.Oktober.2014.

  1. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @ Rick

    Als Restaurantbesitzer schließt Du z. B. einen langfristigen Vertrag mit der GEMA in dem ein jährlicher Pauschalbetrag für die Hintergrundmusik, die Du spielst, vereinbart wird.

    Der Pauschalbetrag richtet sich nach Größe des Lokals und ob Du ausschließlich CDs oder auch Internet nutzt.

    Für Veranstaltungen, wie Jazzfrühshoppen, Geburtstagsfeierlichkeiten, etc. werden dann nochmal gesonderte Gebühren fällig. Die müssen dann entsprechend angemeldet werden.

    CzG

    Dreas
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dreas,

    diese Art von Verträgen ist mir wohlbekannt.
    Aber sie hat gewöhnlich nichts mit den Lizenzen bestimmter Einzelwerke kündigender Urheber zu tun, kann also nicht dazu dienen, die Verwertung einzelner Werke an die GEMA gebunden zu lassen im Sinne der von ChrisDos freundlicherweise zitierten Kündigungsklausel.

    Nach wie vor verstehe ich diese Ausnahmeregel nicht. :-?

    Verwirrte Grüße,
    Rick
     
  3. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ich denke man muss auch erkennen (nicht anerkennen), dass es Teilbereiche gibt, die für die Gema im Grunde völlig bedeutungslos sind. Wenn man sich ansieht womit das Geld eingenommen wird, findet man den so benannten Teil "Lebende Musik". Er macht weniger als 10% der Gesamteinnahmen aus. Wenn wir einen Marktanteil von unter 2% bei Jazz auch für Livemusik annehmen, reden wir also von einer Nische, aus der die GEMA weniger als 2 Promille ihrer Einnahmen erhält. In dieser Nische tummeln sich nun all die Individualisten mit ihren Anliegen "Ich hätte aber lieber..." "Könnte man nicht..." und die Komponisten die einmal ein Liedchen geschrieben haben, das sie 2mal im Jahr in ihrer Stammkneipe spielen und nun eine angemessene demokratische Teilhabe einfordern...

    Alles legitim. Aber dafür ist die Gema ganz einfach der falsche Partner. Deshalb mein Rat: Sich frühzeitig an Alternativen beteiligen, dort kann man noch mitgestalten. Die Gema als Nobody reformieren zu wollen, halte ich schlicht für Selbstbetrug.
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das kann ich verstehen, allerdings nicht wenn es da einen Unterschied gibt zwischen dem was sie einnehmen und haben wollen und dem was sie auszahlen. Wenn dann gilt es für beide Seiten.

    Bist Du in der GEMA? Hast Du selber aktive Erfahrungen mit Abläufen, Abrechnungen und Veranstaltern deswegen????

    Sorry aber so redet einer, der selber in der Materie nicht drin steckt. Klar mag es auch solche Kandidaten geben und daß die mit zwei Songs mal eben in einer Kneipe kein grosses Geld erwarten können, ist doch klar. Darum geht es doch aber gar nicht. Immerhin waren schon so viele unzufrieden, daß es zu einer Bundestagspetition gekommen ist, die aber kaum Folgen hatte.
    Wer reden hier von einem recht undemokratischen System, daß auf Vereinsebene Regeln erlässt, die auf die gesamte Musikwirtschaft Einfluss haben und eine GEMA soll halt nicht nur die Rente eines Konstatin Weckers finanzieren. Die GEMA ist mittlerweile ein Wirtschaftsunternehmen mit grossem Interesse zur Selbsterhaltung geworden, wo die Interessen einer grossen Anzahl von Komponisten schon lange nicht mehr im Vordergrund steht. Das Kastensystem und die Aufteilung in Pop- und E-Musik (was angesichts so mancher Komposition im Bereich der Neuen Musik eh ein Witz ist) ist schlicht undemokratisch und entspricht einfach nicht unserer Zeit und Gesellschaft. Sonst bekommt das alles einen Geschmack von Animal Farm: "Alle Tiere sind gleich, manche Tiere sind gleicher.

    Die Alternativen sind aber noch nicht am Start und es ist durchaus legitim Änderungen bei einem bestehenden System zu versuchen und sich zu wehren. Wer gibt Dir die Garantie das es bei einer Alternative nicht genauso nach einer Weile abläuft?? Sich zu wehren und Misstände anzuklagen ist genauso wichtig wie Alternativen zu suchen.

    Lg Saxhornet
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,

    das ist ja gut und schön - aber warum muss dann die GEMA extra für ein kleines Festival in Karlsruhe-Durlach so ein Gedöns wegen EINES mitwirkenden Musikers veranstalten? :-o

    Früher, in den 1980ern, als ich Mitglied wurde und meinen Wahrnehmungs-Vertrag unterzeichnete, war es üblich, dass solche Veranstaltungen aufgrund ihrer finanziellen Bedeutungslosigkeit keinen groß juckten, da wäre nach meiner Einschätzung so etwas NIE passiert.
    Aber heute werden wegen ein paar Euro fuffzich die Pferde scheu gemacht, es werden Nachforschungen angestellt, als ginge es um Steuerhinterziehung in Uli-Hoeneß-Ausmaß.

    Das ist völlig überzogen, total unverhältnismäßig und gehört deshalb zu den Dingen, die wir kritisieren.

    Das wäre es sicherlich.
    Aber wer versucht das denn auch alleine?

    Es gibt einige Initiativen unter den angeschlossenen Mitgliedern; der DRMV, in dem ich ebenfalls Mitglied bin, ist da sehr rührig.
    Aber ohne ein ausreichendes Interesse in der Gesellschaft wird es keine wesentlichen Reformen geben, denn dann wird immer abgewiegelt, das beträfe doch nur eine kleine Gruppe von unwichtigen Mitgliedern. :roll:

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass wirtschaftsschädigende Streiks von Nischengewerkschaften mehr Sympathie finden als Künstler, die unter diesem veralteten, undemokratischen und ausbeuterischen Konstrukt GEMA leiden.
    Jeder will Musik, viele wollen sogar dafür gutmütig zahlen - doch ob das Geld dann auch gerecht verteilt wird, ja überhaupt bei den Richtigen ankommt, scheint keinen groß zu kümmern...

    Und um das mal klar zu stellen:

    Mir geht es hier überhaupt nicht um meinen finanziellen Profit, sondern
    Ungerechtigkeit, Unfairness, Ausnutzung sowie Vorspiegelung falscher Tatsachen regen mich einfach auf!

    Dass die Veranstalter des Festivals da ein paar Euro an die GEMA abdrücken mussten, kann mir schnurzegal sein, die paar Piepen, die mir vorenthalten werden, kratzen mich nicht, und falls ich bei der Veranstaltung künftig nicht mehr mitwirken dürfte, wäre das kein Weltuntergang.

    Mir geht es ausschließlich ums Prinzip - dass da jemand angeblich in meinem Namen Geld fordert, sogar nachdrücklich darauf besteht, wobei allerdings überhaupt nicht vorgesehen ist, dass ich davon etwas bekomme, darf nicht sein, damit darf keiner ungestraft durchkommen, achselzuckend, als sei nichts gewesen: "Unsere Regeln sind eben so, tut uns leid."
    Nein, so nicht! :evil:

    ----------------------------------------------------

    Ahoi Saxhornet,

    so isses, +1.

    Viele Grüße,
    Rick
     
  6. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Du kannst ja den Zuständigen von der GEMA wegen Veruntreuung verklagen. So nennt man wohl den Tatbestand, wenn jemand in Deinem Namen Gelder einfordert, die er dann nicht abführt!
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Witzige Idee, 13! :-D

    Das werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, wenn ich endlich mal genügend Zeit habe, bei der GEMA anzurufen (diese Woche hatte ich leider noch keine ausreichende Gelegenheit, muss jetzt auch gleich wieder weg).

    Darf man eigentlich solche Gespräche aufzeichnen?
    Wenn ja, wie geht das am einfachsten?

    Schönen Gruß in die Pfälzer Großstadt,
    Rick
     
  8. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Da hast Du sogar Recht. :) Es schadet aber auch nicht sich das Ganze von außen anzusehen. Um zu erkennen wo man steht, ob und wie es Sinn macht zu agieren oder um festzustellen, dass die kleine Nische in der man sitzt eben nicht der Nabel der Welt ist.

    Natürlich ist der kleine Komponist die Ausnahme, aber den gibt es auch unter den 68.000 und über den muss auch geredet werden, wenn man Demokratiedebatten führt. Und im nächsten Petitionsausschuss die Frage beantworten, warum die Gema mehr Parlament als AG sein soll.

    So läuft das dann da ab:

    petitionsausschuss

    Liebe Grüße

    Chris
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Aus dem Link:

    [color=0000FF]Im Interesse der Durchsetzung von Urheberrechten sollte an der sogenannten Gema-Vermutung festgehalten werden.
    (...)
    Das Gericht sei dabei der Grundüberlegung gefolgt, "wie es möglich ist, die Rechte der Urheber geltend zu machen", sagte der Staatssekretär.[/color]

    Ja klar, es ging wieder mal angeblich vorwiegend um die "Rechte der Urheber".
    Täuschung gelungen, alle an der Nase rumgeführt.
    Und ein bisschen Tarife gesenkt und so den Gegnern den Wind aus den Segeln genommen.

    Bravo, bravo... :-(
     
  10. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Hmmmhhh.....

    Was mir grad so durch den Kopf geht.

    Wenn die GEMA doch so Sch..... ist, dürfte es ja eigentlich keine Mitglieder mehr gehen
    (ja, ich weiß, ein Austritt ist mit Hürden verbunden, geht aber).

    Dann würde sich das von alleine erledigen.

    Ist aber nicht so.

    Also muss es auch eine bedeutende Gruppe geben, die von der GEMA profitiert, oder?

    CzG

    Dreas

    P. S. Oh Rick, Dein neuer Avartar ist sehr sympathisch....
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dreas!

    Man tritt ja nicht aus Jux und Dollerei in die GEMA ein, sondern weil man Komponist (oder Texter oder Verleger) ist, "Werke" veröffentlicht und daran etwas Geld verdienen möchte, wozu man ja auch laut Gesetz berechtigt ist.

    Natürlich ist das im Einzelfall nicht viel, doch als selbstständiger Musiker, freischaffender Künstler kann man es sich meistens nicht leisten, wählerisch zu sein - man muss immer mehrere Eisen im Feuer haben, die Summe macht es aus:
    Ein paar Auftrittsgagen, ein wenig Unterrichtshonorar, ein paar Workshops hier, CD-Verkäufe da, dazu eine Portion GEMA - fertig ist der Lebensunterhalt. ;-)

    Und ich kann nur wiederholen, dass zu der Zeit, als ich Mitglied wurde, nach meiner Erinnerung die meisten Regeln, über die wir uns hier aufregen, noch nicht existierten oder auf jeden Fall bei weitem nicht so rigoros angewendet wurden wie heute.

    Das glaube ich kaum, denn schon jetzt haben ja etwa 90 % aller GEMA-Mitglieder nur äußerst wenig Einflussmöglichkeiten.
    Wenn die alle austräten, würde es möglicherweise niemand bemerken.

    Das Einzige, was sich meiner Einschätzung nach ändern würde, wäre die Tatsache, dass die GEMA nicht mehr so dreist behaupten könnte, die Interessen einer Mehrheit der Urheber zu vertreten; dann käme heraus, dass sie sich nur für eine winzige Minderheit einsetzt, ihre angebliche Legitimation ginge flöten.
    Aber ob das jemanden dann mehr interessieren würde als heute... :roll:

    Natürlich profitieren wir alle auch heute irgendwie von der GEMA, denn ohne jegliche Verwertungsgesellschaft hätten viele Urheber weniger in der Tasche, das ist ja keine Frage.

    Beispiel:
    Wenn CDs gepresst werden, auf denen einige meiner "Werke" vertreten sind, bekomme ich von der GEMA (nach einem Jahr) Geld dafür, gar nicht mal sooo wenig.
    Einige Plattenfirmen berechnen diesen Umstand mit ein und bieten mir an, Titel von mir bei der Produktion einzubeziehen, dafür zahlen sie mir kein Studiohonorar.
    Es KÖNNTE ja sein, dass eine meiner Nummern im Rundfunk gespielt wird (das passiert tatsächlich gelegentlich), dann gibt es (sofern die Musikfolgelisten wirklich berücksichtigt werden) noch mehr Tantiemen, das ist immer die große Hoffnung aller Komponisten.

    Selbst wenn kein "Radio-Hit" rauskommt, habe ich immer noch die GEMA-Lizenzen aus der CD, das lohnt sich also in jedem Fall.
    Und die Plattenfirmen haben Geld gespart (sind in meiner "Musiknische" eher Idealisten als Großkapitalisten, Produktion und Pressung kosten einen Haufen, deshalb gönne ich es ihnen).

    MP3-Download wird bei der GEMA nicht pauschal abgegolten wie die CD-Herstellung, da geht es direkt nach dem Umsatz, das ist meistens nur "Kleckerkram", kann aber bei plötzlicher Popularität sprunghaft ansteigen.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt. :)

    Also hat eine Verwertungsgesellschaft für uns selbstständige Musiker durchaus einen Nutzen.
    Aber fair sollte es halt schon zugehen, man muss sich nicht alles gefallen lassen!

    Danke, das freut mich!
    Gehört zu den neuesten Fotos von einem Shooting Mitte September. Ich brauchte mal wieder aktuellere Fotos, der alte Avatar war schon ein Jahr alt und sowieso nur ein Bühnen-Schnappschuss.
    Schön, dass das Bild offenbar gut rüberkommt!


    Viele Grüße,
    Rick
     
  12. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    Dass die GEMA Sch... sei, habe ich hier freilich noch nicht gelesen ... Warum immer diese Unterstellungen? Dass viele von der GEMA profitieren, ist auch nicht verwunderlich - das ist bei oligarchischen Strukturen immer so, und das gilt für das Musikgeschäft auch. Das Problem liegt darin, dass die GEMA ein Quasi-Monopol hat, quasi-hoheitliche Aufgaben wahrnimmt (insofern mit TÜV, IHK etc. vergleichbar), das ganze aber mit sehr unzureichenden Kontrollen und Regularien. Das geht so lange gut, wie die sich auf ihre Aufgaben und Kompetenzen beschränken. Das Problem, das Rick eingangs benannte, ist nur die zunehmende Hegemonie: die GEMA will anscheinend ihre Monopolstellung festigen und ausbauen (eine kleine Ratio ist darin gegeben, dass sich der Musikmarkt durch die Digitalisierung verändert hat, liegt vor allem aber auch daran, dass korporative Institutionen zunehmend zu profitorientierten Unternehmen werden - die GEMA ist keine AG und darf ihrer Bestimmung nach keine sein!)
    Das Resultat: Das Pflegen von Nischen für kreative Kunst wird immer schwieriger; und die Gefahr besteht, dass die GEMA an der Verödung der musikalischen Kultur kräftig mitwirkt.
    Gruß
    Wolfgang
     
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