Herrenberg-Urteil

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 11989, 2.Juli.2024.

  1. rbur

    rbur Mod

    Oder es stimmt einfach nicht und die Honorarkraft kriegt nicht 35 Euro sondern so viel, dass sie ihr Sozialabgaben selbst zahlen kann und trotzdem bei 35 rauskommt.
     
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Jetzt hast Du es! Das ist genau das Problem! Das passt schon. Sicht des Unternehmens.

    Wenn der Honorarlehrer 4.000,- abrechnen möchte muss er halt mehr arbeiten.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11.Juli.2024
  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Nö. Du hast aus Deinem Honorar Sozialabgaben, Urlaub, Krankheit zu zahlen.

    Du verhandelst als Freelancer immer Dein Bruttohonorar je Stunde.
    Alles andere interessiert den Auftraggeber nicht.

    CzG

    Dreas
     
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  4. rbur

    rbur Mod

    klar. und dann verhandle ich eben nicht auf 35 Euro sondern auf 35 Euro plus das was ich als Sozialabgaben habe.
     
  5. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Das Problem ist ja, dass Musik Luxus ist. Die meisten würden sagen: ,,Ich brauche Musik zum Leben", auch nicht sonderlich Musikaffine, denke ich.

    Am Ende sind aber tausend Dinge nachvollziehbarerweise wichtiger zum Leben und entsprechend ist der Markt nicht nur für Konzertierende sondern auch für Lehrer zu klein. Haben Stitt und Hiprick ja geschrieben.

    Mir ist schon klar, dass du das alles weißt und diese Zusammenhänge verstehst, aber das ist die einzig sinnvolle Antwort, die mir zu der implizit gestellten Frage einfällt, warum denn der Lohn nicht höher sei.
     
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  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Klar, kannst Du verhandeln. Dem steht nichts entgegen.

    Wir haben Vertragsfreiheit.

    CzG

    Dreas
     
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  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich hatte deine Bestätigung befürchtet (oder gewusst, dass es so ist). Ich wollte mit Zahlen mal transparent machen, was da wirklich abgeht. Du hast da eher noch optimistisch gerechnet. Für mich ist das Ausbeutung, nach Karl Marx oder sonst wem. Danke für die Unterstützung.

    Es geht eben nicht um 15% Arbeitgeberanteil an der SV, es fängt schon mit einem niedrigeren stundenlohn an, setzt sich über 32 % Eigenanteil bei ev SV fort, die die Honorarkraft vom brutto zahlt, bis hin zu fehlendem Ausgleich für Urlaub und Krankheit.
    Und wir reden hier nicht von 15% Honorarkräfteanteil zur Abdeckung von Bedarfsspitzen, sondern eher von 75+% Honorarkräfte in der Belegschaft.
     
  8. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    An städtischen Musikschulen gibt es meist nicht so viel bis gar keinen Verhandlungsspielraum, dann heißt es dann: hier bekommen alle den Betrag xxx, überlegen Sie es sich, ansonsten macht den Job ein anderer, bzw. bleibt die Stelle auch erst einmal unbesetzt (Musikschulleiter haben da auch oft nicht viele Möglichkeiten, flexibel mit den Honoraren zu arbeiten, irgendeine kommunale Institution hat da meist schon Beträge vorgegeben).
     
  9. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    So ist es. Wenn Du mehr oder weniger austauschbar bist
    (bitte, ist keine Bewertung), schränkt sich Dein Handlungsspielraum ein.

    CzG

    Dreas
     
  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Vergiss die 6 Wochen Urlaub nicht, und die ca 3 Wochen Krankheit. Dann kommen noch ein paar Feiertage.... also grob 8 Wochen, die du arbeiten musst, der Angestellte aber trotz fehlender Arbeitsleistung sein Gehalt bekommt.
    Bei den honorarverhandlungen wäre ich gerne dabei.... Ich halte auch, trotz bassax, meine Klappe. Versprochen!
     
  11. rbur

    rbur Mod

    So lange er einen guten findet der darauf eingeht wäre der Musikschulleiter ja blöd, wenn er den teuren nimmt

    Der Anteil an Leuten, die gleichwertige Ware absichtlich teurer einkaufen als es sein muss dürfte überschaubar sein.
     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @JES

    Arbeitgeber vergleichen die produktiven Kosten. Müssen sie, um zu überleben.

    Jetzt kann man trefflich darüber streiten, ob es Ausbeutung ist.

    So funktioniert das System.

    Jeder kann vorher checken, ob er sich darauf einlassen will.
    Keiner wird gezwungen.

    Die letzten fünf Jahre bin ich auch als Honorkraft für Bildungsträger unterwegs und sehr zufrieden.

    Ich kenne das System, da ich über 15 Jahre in meiner Agentur sowohl 10 feste Mitarbeiter hatte als auch bis zu 10 freie hatte.

    CzG

    Dreas
     
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  13. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Musikschuleitungen haben nahezu immer Honorare nach kommunalen Vorgaben zu zahlen, da kann auch Michael Brecker aus der Gruft steigen....die dürfen einfach nicht mehr anbieten, von daher gibt es da nix zu verhandeln, wie gesagt, wenn die Stelle erst später besetzt wird, ist das i.d.R. auch kein Problem.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Genau.
    Die Leiter von Städtischen Musikschulen unterstehen der Gemeinde und ihren Vorgaben, die Privaten Musikschulen müssen sowieso sehen, wie sie alles (eben auch Miete, Heizkosten usw.) gestemmt bekommen - da gibt es keinen Verhandlungsspielraum für Honorarkräfte.

    Ausnahme sind "Meisterkurse" und ähnliches - sieht zwar in der Musikschul-Öffentlichkeitsdarstellung zunächst toll aus, die Nachfrage ist da jedoch extrem bescheiden.

    Trotzdem wollen viele keine Festanstellung - aufgrund der Unabhängigkeit und Freiheit.
    Wir Freelancer sind eben verrückte Spinner! :-D
     
  15. rbur

    rbur Mod

    Wer lieber unabhängig und frei ist als mehr zu verdienen wird sich dann hoffentlich nicht über Ausbeutung beklagen. Das ist eben der Preis, den er dafür bezahlt.
     
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  16. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    So einfach ist doch der Zusammenhang wahrlich nicht. Ist eben nicht alles gerecht und logisch
     
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  17. rbur

    rbur Mod

    Wenn ich keine Festanstellung mit mehr Geld annehmen will dann habe ich sie nicht. Das erscheint mir sehr logisch.

    Und ich habe nicht den Eindruck, dass @Rick besonders unglücklich in seiner Situation ist.
     
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  18. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Du hast doch im Normalfall nicht die freie Wahl ob Festanstellung oder nicht, wenn du Musikpädagoge bist
     
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  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Erstens, was ist gerecht? Wer definiert es?

    Doch, der Zusammenhang ist einfach.

    Du hattest jede Möglichkeit vorher zu recherchieren, was auf Dich zukommt, wenn Du Profimusiker werden willst.

    Alles transparent.

    Sicher haben Dir viele, Familie, auch hier, etc. , abgeraten ausschließlich diesen Weg zu gehen.

    (gilt natürlich auch für andere)

    Du möchtest dennoch diesen Weg gehen, dann ist es Deine Entscheidung und Du musst mit den Konsequenzen leben.

    Auch völlig o. k.

    Sich aber zu beschweren, das wäre ungerecht und unlogisch ist es nur dann, wenn Du Dich vorher nicht umfassend informiert hast.

    CzG

    Dreas
     
  20. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Jein. Du hast mit allem, was du sagst, Recht.

    Ich denke aber, man kann übereinkommen, dass es nicht gerecht ist, wenn man für eine gewisse Arbeit und Qualifikation nicht wirklich angemessen bezahlt wird verglichen mit anderen Berufen.

    Ich sehe mich da nicht in einer Opferrolle, da habe ich ganz andere Leute im Blick. Und ich sage nicht, heutzutage oder im Kapitalismus alles schlecht wäre, aber man darf trotzdem Potentiale sehen und hoffen, dass wir eines Tages in einer Welt leben können, in der zumindest von systemischer Seite her alle Menschen gut leben können. Bedauernswerte Einzelschicksale wird es immer geben.

    Es ist viel Wahres dran, dass man Eigenverantwortung trägt, aus seinem Leben etwas Gutes zu machen. Aber ich glaube zu sehr an das Gute im Menschen, als dass ich denken könnte, all die Leute, die existenzielle Probleme haben, seien einfach nur selbst Schuld.

    Oder ganz naiv gefragt: Hast du mit einem Kind, dass so dumm ist bei Minusgraden am Laternenpfahl zu lecken nicht trotzdem Mitleid?
    Ganz zu schweigen von dem Kind, dass vielleicht gar nichts für sein Leid kann und vom Auto angefahren wird.


    So, mehr Politisches schreibe ich nicht, da ich glaube, mein Idealismus ist oft Grund für Streitigkeiten hier. Wie gesagt, ich sehe die Dinge nicht schwarz-weiß und erkenne an, dass eine Beantwortung einer polarisierenden Frage wie ,,Kapitalismus oder Kommunismus?" zu oberflächlich ist.
     
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