Herrenberg-Urteil

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von last, 2.Juli.2024.

  1. last

    last Strebt nach Höherem

    Dann sollte @Bereckis als Thread-Ersteller erscheinen.
     
  2. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Ich wollte eigentlich nur wissen, was mit "einer neuen Regelung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst" gemeint war. Sollte damit das Herrenberg-Urteil und seine Folgen gemeint sein, frage ich mich, warum das so nebulös formuliert ist.
    Kann ich denn davon ausgehen, dass der Saxophonist Honorarkraft an einer Musikschule war und diese aufgrund des Urteils seinen Honorarvertrag kündigte?
     
  3. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Da es keinen früheren Beitrag von ihm zu dem Thema gibt, lässt das die Forensoftware nicht zu. Ich kann nur (Teile der) Verschiebungen rückgängig machen.
     
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  4. last

    last Strebt nach Höherem

    Nee, lass mal...
    Ist jetzt auch kein Drama.
     
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  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das Urteil gilt aber nicht nur für Musiklehrer, sondern grundsätzlich für Dozenten auf Honorarbasis....zumindest habe ich das gestern so vom Arbeitsamt gelernt.
    Dort wurde mir ein Job als Trainer vorgeschlagen. Mein Einwand, dass ich dann quasi selbstständig bin und nur auf Honorarbasis bezahlt würde, wurde mit Hinweis auf besagtes Urteil zurückgewiesen....
    Ich glaube nicht, dass die neue Regelung teurer wird. Sozialabgaben fallen immer an. Bei honorarkräften ist dann der Stundensatz entsprechend höher...
    Klar werden sich musikschulen genauer überlegen müssen, was sie anbieten, damit Lehrkräfte dann voll ausgelastet sind.
     
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  6. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nicht nur Dozenten, auch Unternehmensberater, Websitegestalter, Buchhalter, sonst. Dienstleister.

    Das ist auch nichts Neues. Das Gesetz gegen Scheinselbständigkeit gibt es schon seit den 90er Jahren.

    Urteile präzisieren es dann nur.

    Für Arbeitgeber kann es extrem teuer werden, weil die dann die gesamten Sozialabgaben über die Zeit der Scheinselbständigkeit nachzahlen müssen.

    CzG

    Dreas
     
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  7. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Frag ihn am besten selbst!
     
  8. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Wie interpretierst Du die Aussage im Artikel?
     
  9. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    „Änderung im Tarifvertrag“ kann ja auch heißen, dass dem AG die Erhöhung zu hoch war.

    Und ihm ist sicher nicht ein Anstellungsvertrag auf Grund von Änderungen im Tarifvertrag gekündigt worden.

    Das ist rechtlich gar nicht möglich.

    Wahrscheinlich wurde der befristete Vertrag nicht verlängert.

    CzG

    Dreas
     
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  10. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    Ist das, in dem Kontext „EM-Saxophonist“ nicht vollkommen irrelevant bzw zweitrangig?
    Die Aussage bzw. Formulierung macht die Gesamtstory für die berichtenden Journalisten einfach ein bisschen schöner… that’s it
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Juli.2024
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  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Mein Wunsch die Thematik mal zu zentralisieren, war, dass sich wohl die Situation für Instrumentalunterricht deutlich verändert hat.

    In früheren Zeiten kannte ich viele Betroffene, die keine Chance hatten, eine Feststelle mit tariflicher Bezahlung zu bekommen.

    Heute scheint es wohl so zu sein, dass es zu wenig qualifizierte Lehrkräfte gibt.

    Eine Ursache soll sein, dass es kaum Nachwuchs an den Universitäten gäbe.

    Dies hatte mich sehr überrascht.

    Für Berufsorchester soll dies ähnlich aussehen.

    Wer hat da aktuelle Informationen?

    Wenn dies so stimmen sollte, wäre ja ein Musikstudium inzwischen auch finanziell nachhaltig?
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Juli.2024
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  12. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    => bedeutet aber nicht unbedingt gleich ein auskömmliches Einkommen.
    a) ist der Arbeitsvertrag wohl eher selten über eine Vollzeitstelle
    b) besagt es nichts über die Eingruppierung, und die dürfte auch nicht allzu üppig sein
    ... aber auch diese Diskussion hatten wir schon vor nicht allzu langer Zeit in diesem Polizeiorcherster-Fred.
     
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  13. Rick

    Rick Experte

    Dank Herrenberg hat meine Frau nun die erste Festanstellung ihres Lebens - mit 67, nach einem Jahr als Rentnerin! :lol:
    (Arbeitete aber immer selbstständig und gibt nach wie vor Privatunterricht.)

    Hintergrund: Die ganzen jüngeren Klavierlehrerinnen, die zwischendurch fest angestellt wurden, sind gerade im Mutterschutz, und sie darf ja nicht mehr an der Städtischen Musikschule als Honorarkraft beschäftigt werden.

    Ich selbst habe diese "Sklaverei" der Festanstellung immer gemieden und sie bereut ihre Entscheidung inzwischen auch schon, weil sie tausend völlig unsinnige Zusatzaufgaben aufgebrummt bekommt, die ihr Zeit und Nerven rauben.

    Naja, vielleicht muss man das Erlebnis der Festanstellung einfach mal gehabt haben - Freiheit gegen scheinbare Sicherheit.
    Für mich war meine Freiheit immer das höchste Gut; wenn Menschen meinen, sie dürften mir irgendwas "befehlen", bekomme ich immer allergische Reaktionen - mir haben Schule, Bundeswehr und Zivildienst diesbezüglich völlig gereicht. :cool:
     
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  14. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Kann einfach nicht wegbleiben

    Naja, ich finde es schon ganz passend, auch in den Ferien meine Kohle zu bekommen, sozialversichert zu sein und mir um meine Pension nicht mehr als andere Menschen Gedanken machen zu müssen.
     
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  15. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Dafür darf sie jetzt streiken, sofern sie noch Verdi beitritt.
    :duck:
     
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  16. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Die ist fast immer TVÖD E 9b (Ausnahme meine ich Hamburg, da gibt es E 10)
     
  17. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Was mir bei meinen Bewerbungen aufgefallen ist, ist, dass der Andrang an Musikhochschulen kleiner als erwartet war. In Hamburg zB habe ich abgesagt, einer, den ich kenne, hat auch abgesagt (beide für eine andere Uni entschieden) und es wird von den zwei Studienplätzen für Jazzsax wohl nur einer besetzt werden. Ob das repräsentativ ist - keine Ahnung. Denkbar wäre es, weil Musik mir elitärer zu werden scheint. Zumindest bin ich unter anderen Studenten eher in der unteren Hälfte, was den sozioökonomischen Status meiner Eltern angeht, obwohl meine Familie ein Haus besitzt, meine Mutter verbeamtet ist und ich also aus bürgerlichem Haus komme. Ich könnte mir vorstellen, gerade bei den allgemein niedrigen Geburtenraten, dass vielen anderen Lehrer-, Juristen- und Ärztekindern, denen ein intensives Streben nach Musik inkl. teuren Unterrichts und teurer Instrumente möglich war, die Karrierechancen im Musikbereich zu klein erscheinen.
    Ich finde zumindest im Internet Zahlen, die nahelegen, dass die Anzahl der Kinder, die ein Instrument lernen können, seit einiger Zeit kleiner wird (auch relativ).

    Der Pool potentieller Musikstudenten scheint mir jedenfalls kleiner, als mir von befreundeten Profimusikern aus ihren Erfahrungen berichtet wurde.

    Ich habe mich ja nicht in Köln oder Juillard beworben oder so etwas, aber es war teilweise schon wenig los.

    In Weimar hat sich zB nur ein einziger Posaunist für Jazz beworben, in Nürnberg glaube ich gar keiner (oder war es Leipzig?).


    Ob deswegen der Job als Musiklehrer besser wird? Da bin ich skeptisch, weil:

    - Das Spielen eines Instruments in unserer Gesellschaft weniger beliebt ist als früher

    - Es trotzdem sehr viele studierte und nicht studierte Musiker geben wird, die - abgesehen vom pädagogischen Aspekt - den Job machen können, wenn der Musikschulleiter niemand anderen findet.

    Nur so meine Gedanken. Du kannst als Finanzbuchhalter nur jemanden einstellen, der seinen Job gut kann, weil sonst schnell große Probleme da sind. Aber was soll einen Musikschulleiter hindern, jemanden mit weniger bemerkenswerten instrumentalistischen und/oder pädagogischen Fähigkeiten einzustellen, falls er wirklich keinen besseren findet? Es gibt ja in der Musik und in der Pädagogik keine leicht messbaren Maßstäbe für die Leistung, und solange die Eltern das Geld für den Unterricht (ihrer selbst oder ihrer Kinder) zu bezahlen bereit sind, weil es keinen größeren Stress gibt, wird das nicht den Untergang der Musikschule bedeuten, wenn ein Lehrer nicht so viel kann, solange er nicht die Schüler anbrüllt oder selbst die Anfänger- und Fortgeschrittenenstücke der meisten Schüler nicht spielen kann. Das Kind, dass wirklich 10 Jahre an der Musikschule bleibt und am Ende Klavierkonzerze mit dem Lehrer einüben will, wird wohl eher selten sein im Vergleich zu denen, die ein paar Jahre lang hingehen und in dieser Zeit basics lernen.
    Umso kürzer der durchschnittliche Musikschüler an der Schule ist um so niedriger sein durchschnittliches Niveau, desto größer ist aber der Pool an Lehrern, die dem Schüler weiterhelfen können.

    Andererseits brauchen jüngere und schlechtere Schüler vielleicht bessere Pädagogen als Lehrer, aber wer will den schlechten Pädagogen enttarnen, wenn man auch sagen kann, das Kind habe vielleicht wenig Talent oder man müsse mehr Geduld haben

    Das Grundproblem wird bleiben: Musiklehrer ist ein richtiger Beruf, der viel Erfahrung und Können erfordert, aber in einer kapitalistischen Gesellschaft kaum messbaren Mehrwert produziert. Wie auch Kindergärtner und viele andere Berufe, die eigentlich sehr wichtig für eine Gesellschaft sind.

    Deswegen glaube ich nicht, dass die Musiklehrer in eine bessere Verhandlungsposition in Zukunft kommen. Vielleicht wird einfach nur Musik als Hobby seltener, wenn die Lehrer seltener und teurer werden.
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Juli.2024
  18. Rick

    Rick Experte

    Jedem, wie er mag.
    Mir ist meine Selbstbestimmung wichtiger und der Unterricht ist nur ein finanzielles Standbein von mehreren.

    Die einzige Dauerverpflichtung meines Lebens ist die Jahrzehnte lange Ehe, und die ist kein hierarchisches, sondern ein partnerschaftliches Verhältnis, bei dem ich 50 % Mitbestimmung habe.
     
  19. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich weiß nicht, worin das Weniger an Selbstbestimmung liegt, wenn man anständig und regelmäßig bezahlt wird, bzw. rechtliche Grundlagen eingehalten werden, weil der Stadt, dem Bundesland oder dem Staat Kultur wirklich wichtig sind.
    Aber ja, jeder wie er mag.
    Man kann auch Zwang empfinden, wenn man bestimmte Bühnenkleidung anziehen muss, weil der Veranstalter oder die Band das so wollen.
    Oder wenn man bei Rot bei der Ampel stehen bleiben muss.
     
    Iwivera*, kokisax, optics und 4 anderen gefällt das.
  20. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Noch ergänzend - vielleicht ein anderer Thread: Der Untergang bürgerlicher Werte.
    Ich denke, die Kreise, in denen man einen gesellschaftlichen Zwang verspürt, den Kindern möglichst vorzulesen, sie möglichst zum Klavierunterricht zu schicken etc etc werden kleiner. Das heißt, dass auch, wenn die Mittelschicht gleich groß bleibt (was auch infrage steht) in Zukunft womöglich weniger Menschen wert darauf legen, kulturell gebildet zu sein. Diese extrinsische Motivation ist aber zumindest zum Beginnen einer Tätigkeit nicht unwichtig.

    In der Generation meiner Eltern war es etwas Beschämendes und Seltenes, als Akademiker Goethe oder Beethoven nicht wenigstens vom Namen her zu kennen (und vielleicht die Namen von ein, zwei Werken). Das ändert sich, glaube ich. Dafür gibt es weniger Spießigkeit und mehr kulturelle Vielfalt, als andere Seite der Medallie.
     
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