Herrenberg-Urteil

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von last, 2.Juli.2024.

  1. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Schrieb ich ja.

    Wenn Du nicht in die RV einzahlen würdest, sondern den gesamten Betrag (AG und AN Anteil…musst ja eh beides tragen) monatlich z. B. in einen ETF (oder was auch immer langfristig ausgerichtet ist) einzahlen würdest, hast Du zum Renteneintrittsalter deutlich mehr zur Verfügung als über die RV.

    ABER: Dann darfst Du da auch niemals rangehen, weder für Haus, noch für Auto oder einen finanziellen Engpass.
    Die Verlockung ist gross!

    Daher: Lieber in der RV bleiben. Dann gibts zumindest eine Grundabsicherung.

    CzG

    Dreas
     
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  2. Woliko

    Woliko Ist fast schon zuhause hier

    Die, zumindest heute noch, durch die jährliche Anpassung, einen gewissen Inflationsschutz bietet.
     
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  3. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Nein, leisten wollen. Wir geben heute mehr Geld für viel mehr Dinge aus und dann stellen wir fest, ups, für Theater ist das Geld nicht mehr da, weil der Handyvertrag, der 3. Fernurlaub im Jahr, der wöchentliche Restaurantbesuch, etc das budget schon aufgebraucht haben. Wir setzten heute andere Prioritäten. In Relation zu den Gehältern ist Kultur eher günstiger geworden.

    Ich weiß die Berliner sind gewohnt, alles was in Berlin gilt, gilt für ganz Deutschland.
    In meiner Gemeinde/Kreis ist es eher umgekehrt. Die Stadt nimmt über die Musikschulen Geld ein, mit dem sie dann andere Sachen (normalerweise im bereich Kultur) subventioniert.
    Ob da zusätzlich Gelder vom Land für musikschulen fließen und damit der Überschuss generiert wird, weiß ich nicht. Da wird dann durchaus mal ein Freibad saniert etc.
    Private (Saxophon-) Lehrer, sofern es die überhaupt gibt (klavier, gesang und Gitarre, kein Problem), verlangen mind. den Stundensatz, den auch die Musikschule verlangt. Eher mehr. Dafür erkaufe ich mir als Kunde etwas höhere Flexibilität in der Zeitplanung.

    Das wäre bei einer Kostenbetrachtung egal. Wenn der AG sein Jahresbudget erstellt interessiert es nicht, in welchem Topf das Geld verschwindet. Die Honorarkraft bekommt den kompletten Batzen stundenweise und muss sich selbst kümmern, der Angestellte "sieht" monatlich weniger, weil der AG von dem Batzen vorher anteilig schon KRS-V bezahlt hat.
     
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  4. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Dann ist deine Musikschule eine große Ausnahme, neben den Instrumentallehrern müssen ja auch Verwaltungskräfte, Instrumente etc. bezahlt werden, die Musikschule, übrigens kommunal, nicht wie allgemeinbildende Schulen Ländersache, generiert fast nie Überschüsse, daher gibt es auch immer Kämpfe in den Ressorts.
    Dafür bieten sie ja auch Ensembles, Bands etc. an, das können/ wollen die wenigsten Privatlehrer.
     
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  5. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Klar ist es ein Abwägen wofür man sein Geld ausgeben will aber wenn man sich allein die Ticketpreise für Konzerte mittlerweile anschaut ist das für viele Menschen schwierig geworden (genauso wie Kino).



    Was soll denn diese unqualifizierte Aussage? Ich kann doch nur aus meinem Erfahrungsbereich berichten. Woher soll ich wissen wie es in einer Kleinstadt oder aufm Dorf ist, wenn ich da nicht lebe?



    Natürlich interessiert es den Arbeitgeber, da er eventuell durch weniger Ausgaben bei Honorarkräften sich mehr Lehrer leisten kann.
    Festangestellte Lehrer sind teurer, deswegen wurden die meisten Stellen in Berlin schon vor vielen Jahren gestrichen.
     
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  6. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Es gibt eben Veränderungen.

    In den 70er haben die "Alten " auch über teure Konzertkarten gejammert.

    Im Verhältnis zum Einkommen sehe ich die Kultur als erschwinglich an.
    @JES hat es treffend beschrieben. Prioritäten.
    Auto (2, 3 oder mehr in einer Familie), Internet, Fitness Center, Smartphone, Mehrfachurlaub, Wohnung, Haus Pool.
    Da kommt auf den Monat umgerechnet einiges an Fixkosten zusammen
    Meine Eltern sind zu Ernst Mosch obwohl wir weder Telefon noch Auto hatten.
    Es gibt in unserer Region zig Konzerte von guter Qualität bei denen der Hut rum geht.

    Stellt sich die Frage was wichtig ist.

    Grüße Gerrie
     
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  7. ppue

    ppue Experte

    Das kann ich von den 70ern nicht sagen. Leistungskurs Musik ging zwar auch nicht, aber es tummelten sich zig Bands in der kleinen Großstadt. Damit konnten wir 2-tägige Festivals organisieren, deren Erlös dann in die Gründung einer eigenen Druckerei flossen.

    By the way: die Rockmusiker waren an einem Leistungskurs Musik wenig interessiert, die Freejazzer ebensowenig. Auch hat keiner von denen je studiert.

    Das gesamte kulturelle Angebot war riesig und vieles waren alternative Initiativen.
     
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  8. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Ok - wir hatten auch eine Punk-Band im Jahrgang, die nicht am Musik-LK interessiert war, aber ansonsten kulturelle Wüste. Mag an der Gegend liegen, mag an der Generation liegen. Schwer zu sagen. Ich halte jedenfalls meine Aussage, dass meine Erfahrungen denen Pauls vergleichbar sind. (und 30+ Jahre früher)

    Aber :topic:
     
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  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mmm, also für ne kinokarte musste ich in meiner Jugend 6 bis 8 DM bezahlen, je nachdem, ob kindervorstellung oder abends. Heute sind das 9 bis 12€.
    Theater/konzerte im eigentlichen sinne, waren zwischen 25 und 40 DM für Erwachsene, heute die gleiche Zahl nur Euro.
    Rock/Pop etc habe ich wenig Erinnerungen. Irgendwann mal phil collins in Dortmund, das waren in den 90igern schon so 60€, das durfte heute eher das doppelte kosten und mehr. Ob dafür die musik besser...
    Fury mal in Köln im tanzbrunnen war etwas günstiger bei m.W. 40€.
    Museen sind auch nicht exorbitant im Preis gestiegen.
    Freizeitparks ja.
    Jazz habe ich entweder in Euskirchen, stadttheater, bei gus, oder in Köln im klingelpütz gehört. Bei den letzten beiden ging der hut rum, stadttheater war normale eintrittskarte (s. o. ). Ab und an spielte dann die noris band/big band der bw. Das war für lau, bzw hatte das Gymnasium div. Bands, die Konzerte in der 5€-Klasse gaben und immer noch geben.

    Ich kann also nicht ganz nachvollziehen, wo da was unerreichbar teuer ist, bzw exorbitant teurer geworden ist.
    Btw: mein privater Klarinettenlehrer nahm in den 80igern 25DM pro Stunde. Musikschule war günstiger da gruppenunterricht.
    Vielleicht ist das in Berlin ja anders...
     
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  10. charly-5

    charly-5 Ist fast schon zuhause hier

    Hi
    schaut euch mal das Logo an, das vom Landesverband so vorgegeben von vielen - ich weiß nicht, ob von allen - Musikschulen in Niedersachsen so oder ähnlich in ihren Werbeflyern und sonstigen Prints genutzt wird.

    Mal ehrlich, da ist es doch kein Wunder, dass die Jugendlichen besser nicht mit so einem Laden aus den 70er Jahren in Verbindung gebracht werden wollen. Ist doch nur peinlich für die.

    Spaß an der Musik? Klar, aber sehen wir es doch mal realistisch. Die Kinder werden von ihren Eltern gedrängt. Und mit "Für Elise" kann man eben nicht in der Klasse punkten. Fetzige Selbstdarstellung der Musikschulen, Coolness-Faktor nach oben schrauben und wenn's schon aus dem vergangenen Jahrhundert sein muss, dann eben auch Cantina Band. Und was man auch mit einem Cello anstellen kann, zeigt ja Apocalyptica recht eindrucksvoll. Ist ja keinem Musiklehrer benommen, die Schüler bei Bedarf auch an Klassik oder Jazz ranzuführen, aber den Zeitgeist so völlig auszublenden wie auf diesem Logo wird eben viel Potenzial verschenken. Kann man machen, wie die Altvorderen, darf sich aber nicht beklagen.


    [​IMG]
     
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  11. Rick

    Rick Experte

    Hehe, ging mir genauso.
    Unsere "Schuluniform": T- oder Sweatshirt, Blue Jeans, weiße Socken, Turnschuhe, grüner Parka.

    Und heute sind Blue Jeans typische Rentnerbekleidung. :-D

    :topic:
     
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  12. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Peter,
    ich denke, dass Leverkusen nicht typisch war. Zu der Zeit hat Bayer noch seine gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen und sehr viel u. a. in der Kultur gesponsert, so dass sowieso ein anderer Zeitgeist mit der Kultur und eine entsprechend große Stene herrschte. Dies begünstigte natürlich auch die freien Szenen, in denen Du Dich bewegt hast.
    Wie verödet ist die Kulturlandschaft heute hier, seitdem nur noch shareholders value zählt. Andererseits erstaunlich, dass es die Jazztage etc. noch gibt.
    Viele Grüße
    Jabo
     
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  13. charly-5

    charly-5 Ist fast schon zuhause hier

    Zur Auswirkung des Urteils:
    In meiner Musikschule haben die Preise angezogen, die Stadt macht mehr Kohle locker und Honorarkräfte sind passé.

    Für mich stellen sich da zwei Fragen:
    1. Warum muss ich über 40 Euro pro ganzer Stunde bezahlen und auch noch die Ferien der Lehrer damit finanzieren? Lehrer in der Schule müssen in der meisten Zeit ja Unterricht vorbereiten, aber ein Musiklehrer hat Freizeit.

    2. Honorarkraft. Die Musikschule als Stundenhotel - sie vermietet dem Lehrer den Raum stundenweise und der kann dann dort seiner Selbständigkeit nachgehen und einen Schüler oder eine Klasse unterrichten. Oder Party machen.

    Gruß
    Charly
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Das hängt ja auch davon ab, wann jemand damit anfängt und wie ernst man das Thema überhaupt nimmt.
    In Unkenntnis der KSK habe ich schon mit 20 meine erste Kapitalversicherung abgeschlossen, davon werde ich profitieren, wenn ich in ein paar Jahren weniger Lust zum Arbeiten haben sollte.

    Ich kenne zwar einige Kollegen, die von der gesetzlichen Rentenversicherung (über die KSK) Geld bekommen, aber das ist alles andere als üppig, davon kann kaum jemand leben.
    Diesbezüglich habe ich mich lieber auf meine Eigeninitiative verlassen.
     
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  15. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Musst Du nicht. Du kannst Deinen Vertrag bei der Musikschule kündigen.
    Ein Musikschullehrer hat genauso viel Freizeit wie ein Schullehrer, wenn sie beide eine 100%-Stelle haben.
     
  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @charly-5

    Das sehe ich etwas anders als du.
    Eine musikschule ist erst einmal ein Ort der Wissensvermittlung. Da geht es darum Theorie zu lehren und die Technik zu vermitteln ein Instrument zu beherrschen. Da wird nicht immer alles Spaß machen, sondern da ist auch schon mal transpirieren angesagt.
    Wenn das zufälligerweise auch Spaß macht, prima, aber da wird es immer Phasen geben, wo das mit dem Spaß nicht ganz so klappt.
    Und da sehe ich das Problem: die fehlende sozialkompetenz der Schüler mit Durststrecken oder auch mal Rückschlägen fertig zu werden. Das System hat das begriffen, also wird das niveau gesenkt.
    Ich gebe dir, meiner Meinung nach, mal zwei extrembeispiele: auf der einen Seite die saxophonschule von gustav bumcke, auf der anderen Seite z. B. Juchem, saxophon mein schönstes Hobby. Die eine staubtrocken, teilweise sehr anspruchsvoll, wenig Stücke, "Liedchen" mal gar nicht. Nur, wenn du die durchlitten hast kannst du einigermaßen spielen und dich schockt technisch wenig.
    Das andere, Liedchen über Liedchen, alle ev anspruchsvolle Passagen sind extrem vereinfacht, und wenn du die durch hast.... Mmhhh, naja. Ich würde sagen, dann fängt die Arbeit erst an. Ich persönlich finde die grausam und langweilig, aber ich muss ja nicht.

    Die Wahrheit liegt irgendwie in der Mitte, aber eine reine Spaßveranstaltung ist ein a
    Ausbildungsbetrieb nie. Der Lehrer ist auch kein Entertainer oder Animateur. Der Spaß kommt eher in der Anwendung außerhalb des Unterrichts.
     
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  17. charly-5

    charly-5 Ist fast schon zuhause hier

    Früher™ dürfte es für Live-Musik aber tatsächlich einfacher gewesen sein. Das lineare TV hatte nicht soviel zu bieten wie heute Netflix und Co. Es stand die eigene Plattensammlung und die der Freunde - auf Cassette - zur Verfügung. Das Internet hat einen nicht überschwemmt mit aller erdenklichen Musik und auch anderer wie die von Hindemith in bester Qualität. Wenn man was erleben wollte, musste man raus. Eine von Sanyassins betriebene Disco stand bei uns hoch im Kurs, weil die die beste Atmosphäre hatten. Live Musik im Jazz-Schuppen, im Irish-Pub, in der Studentenkneipe mit Ton-Steine-Scherben oder Jasmin Bonin - da gab es nichts Besseres, um den Samstagabend zu verbringen, und wenn man dann noch überraschend gefragt wird, wie man sein Frühstücksei mag, ... (Schwamm drüber).
    Das Angebot an Live-Musik war riesig, die Qualität weit gefächert, aber das war wurscht. Denn man hat sich ja nicht den ganzen Tag zugedröhnt mit den best abgemischten Songs sondern nur anlassweise mit Weizen, Guinness oder Asbach-Cola oder Bacardi-Osaft (geiler Werbesong übrigens).
    Mit der Straßenbahn nach Hause, die Monatskarte war bezahlbar. Andere mussten mit dem Alk etwas aufpassen, weil sie noch die Ente oder den R4 bewegen mussten. Und wer vermutet, dass Autofahren in Relation zu heute billiger war, sollte bedenken, dass die Geräte damals auch aufgrund vieler fehlender Sicherheitstechnik deutlich gefährlicher war.

    Früher™ - war einfach eine andere Welt.
     
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  18. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    In Relation zum Einkommen war es damals teurer.

    CzG

    Dreas
     
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  19. charly-5

    charly-5 Ist fast schon zuhause hier

    Lieber JES,
    vielleicht habe ich mich nur schlecht ausgedrückt. Ich sehe Schule natürlich nicht vordergründig als Spaß-Veranstaltung. Der Punkt ist: Wofür lerne ich? Was ist mein Ziel? Ich will Musik machen, um mich auszudrücken? Und will ich damit auch gehört werden? Dann will ich erkennen, wie ich zu diesem Ziel hinkomme. Auf dieses Ziel ich mit meinem Musiklehrer hinarbeiten, und dazu muss der Musiklehrer eben nicht nur den Quintenzirkel verstehen, sondern auch meine Musik. Die die ich und meine Artgenossen hören. Denn die ist meine musikalische Sprache. Und ich werde mir einen Wolf üben, um diesen musikalischen Groove in die Finger zu bekommen.
    Aber es dreht sich eben in einer Freiwilligen-Veranstalung um Lucius Annaeus. Und alle hehren Ideale können die Musikschulen in der Pfeife rauchen, wenn keiner mehr zu ihnen kommt.

    Gruß Charly
     
  20. charly-5

    charly-5 Ist fast schon zuhause hier

    Mit Polemik kommen wir hier nicht weiter. Ich muss mehr als 40 Euro für eine Stunde Unterricht bezahlen und bekomme fast die Hälfte davon nicht. Der Lehrer bekommt die Ferien durchbezahlt und arbeitet in dieser Zeit nicht.

    Gruß Charly
     
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