Ich fühle mich gerade zunehmend ewig-gestrig

@StanFan ich finde die Angelegenheit höchst suspekt. Werde den Newsletter auch abbestellen, da mich das scheinheilige Getue nervt.

 

Ich bevorzuge ja das Fahrrad in Afrika...

Mindestens Postmoderne...
Bei uns gibt es auch so eine "junge, hippe" Bäckerei, natürlich ausschließlich bio und weizenfrei - die Sachen sind tatsächlich gut, wenn auch teilweise recht teuer. In deren Ladengeschäft wird man aber automatisch geduzt. Mitten in der Stadt, also nicht auf der Almhütte. Geh ich nicht mehr hin. "Zur Not" kriegt man deren Produkte auch im Bio-Supermarkt. Oder vielleicht sollte ich doch immer wieder hingehen und mich über das Duzen jedes Mal beschweren...

 

Bitcoin?
Wenn ich zum Saxdoc gehe, nehme ich sicherheitshalber immer einen Sack Kartoffeln mit damit ich im Zweifelsfall zahlen kann.


MIke

 

Junge Leute und junge Unternehmen gehen mit Duzen und Siezen doch schon lange deutlich lockerer um. Ich fand die Duzerei und Siezerei schon immer irgendwie "anstrengend" und freue mich überall über ein nettes DU. Wie oft gab oder gibt es Situationen, wo man echt überlegt: Du oder Sie? Und wer bietet wem wann und warum ein Du an? Und möchte der andere das überhaupt? Ich empfand es schon immer als Akt der Überheblichkeit, wenn Leute einem dann irgendwann "großzügigerweise" das DU anboten. Aber ich hab's auch nicht so mit Autoritäten, für mich ist jeder Mensch gleich. Ein Du würde mich jedenfalls icht davon abhalten, ein Brot oder Saxophon zu kaufen. Ganz im Gegenteil
Manchmal frage ich mich, wie man im englischsprachigen Raum darüber denkt. Dort gibt es nur "YOU". Ich find's überflüssig und würde es begrüßen, wenn das "Sie" irgendwann ausstirbt.

 

Sir! Yes, Sir! Sehr jovial...
Dort unterscheidet man danach, ob man die Person mit Vornamen anreden darf - es wird also auch unterschieden.
Und "you" ist grammatikalisch ja eigentlich unser "ihr": "you are..."

 

Hmmm..... MIr stellt sich vielmehr die Frage, warum brauche ich überhaupt ein Du oder Sie. MIr hat mal jemand gesagt, ein Sie sei ein Ausdruck von Respekt. Aber das halte ich für Unsinn, denn das hieße ja im Umkehrschluss, dass ich Menschen, die ich duze, weniger respektiere. Das ist aber nicht so. Ich respektiere erstmal jeden Menschen und ich verliere auch nicht den Respekt, wenn ich jemanden duze.
Ich finde, ein "Sie" schafft entweder Distanz und/oder Hierarchie. Meine Oma hat ihre Mutter noch gesiezt und mit "Frau Mutter" angesprochen. Ganz klarer Ausdruck von Machtverhältnis in der damaligen Zeit. Ich glaube eher, dass es einfach ungewohnt ist und viele sich unwohl fühlen, weil jemand den persönlichen Distanzraum dadurch - vermeintlich- verletzt. Aber meiner Ansicht nach nur eine Frage der Gewohnheit.
In vielen Bereichen akzeptieren wir ja auch problemlos ein sofortiges ungefragtes Du, vor allem unter Musikern habe ich es noch nie erlebt, dass man sich gesiezt hat. Im Sportverein, in gemeinnützigen Vereinen ist man ebenfalls sofort beim Du und stellt sich gleich mit Vornamen vor, auch wenn das im ersten Moment Fremde sind und da findet man das ja auch kein bisschen befremdlich. Warum dann nicht auch beim Bäcker? Macht für mich persönlich keinen Unterschied.

 

Weil es ein Unterschied ist, ob ich einem Verein beitrete oder ein Brot kaufe. Wenn das für Dich dasselbe ist, werde ich es Dir nicht begreiflich machen können.

 

Vice versa offenbar auch nicht.
Ich gehe regelmäßig in ein Restaurant mit überwiegend recht jungem Personal, in dem die Gäste geduzt werden. Es ist eins der besten Restaurants, die ich kenne, mit superleckerem Essen, guter Musik, oft auch LIve-Musik und einfach einer sehr schönen Atmosphäre. Ich würde mir doch ins eigene Fleisch schneiden, wenn ich wegen solch einer völlig unwichtigen Kleinigkeit, mich um das leckere Essen bringen würde. Und das nur, weil das absolut supernette Personal mich nicht siezt. Sorry, nee, das kannst du mir echt nicht begreiflich machen.

 

Und ich kann nicht verstehen, was dagegen spricht, die Menschen selbst entscheiden zu lassen, wann sie Distanz wahren und wann Nähe zulassen wollen.

 

Naja, vielleicht tatsächlich einfach eine Frage von Generationen und jahrzehntelanger Gewohnheit. Da kommen wir wohl nicht überein. Aber muss man ja auch nicht.

 

Oder vielleicht auch eine Frage des Alters an sich. Vor ein paar Jahrzehnten wäre es mir geradezu komisch vorgekommen, gesiezt zu werden...

 

Ich könnte nur raten, wie unsere respektiven Alter sind…

 

In meiner Jugend hieß das, wenn jemand unerwünscht duzte:
Entweder "Sie" oder "Onkel"
Ist aber schon lange lange her.

 

Die Dänen duzen sich alle, da ist das Sie quasi ausgestorben. In der internationalen Firma, für die ich derzeit arbeite ist das Du auch üblich.

 

Aber deshalb muss die Welt in Dänemark ja nicht besser sein. Ich empfinde das ungefragte Duzen außerhalb bestimmter Kontexte einfach als Kulturverlust, als Wegfall einer Option, die ich gerne behalten würde - aber da wird und darf jeder seine eigene Meinung haben.

 

Hier ein eventuell zum Thread-Thema passender Artikel, zumnindest für die Älteren unter uns:

https://www.zeit.de/news/2024-01/02/60-jahre-boomer-die-generation-der-vielen-in-der-kritik

Ich hoffe aber dass ich damit hier im Forum nichts lostrete.

LG
Mike

P.S.: Ich habe diesen Text am altmodischen "Windoof" PC getippt.
Auf dem Ei-Phone würde es zu lange dauern.
Ich hoffe sehr dass das Smiley korrekt und an der richtigen Stelle ist.

 

Nicht wirklich.
Das "Sie" ist dem König und seiner Familie vorbehalten..
Das "du" ist die normale Anrede... Liest sich wie unser DU aber das hat einen anderen Bezug.
...
Uberiges im Rest von Scandinavien entsprechend.

 

Es kommt schon auf den gesellschaftlichen Kontext und die entsprechende Tradition an.

Wie schon mehrfach erwähnt, ist das, was wir als „Du“ interpretieren zum Teil sehr stark formalisiert und entspricht unserem „Sie“.

Würde man z.B. Dänen oder Schweden mit der gleichen plumpen Vertraulichkeit anquatschen, die dem unvorbereiteten „Du“ zwischen Erwachsenen in Deutschland entspricht, kann man skandinavische Reserviertheit erleben.

 

Prinzipiell, so dachte ich zumindest, bin ich dem „Du“ gegenüber in diesem Zusammenhang auch nicht vollständig verschlossen, bemerke aber in diesem speziellen Fall, dass es schon sehr davon abhängt, ob man zu seinem Gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt ist, oder ihn einfach nur als unauthentisch wahrnimmt.
Dann verschließe ich mich vollends, was auf der neutraleren und distanzierteren „Sie-Ebene“ so nicht passieren würde.