Improvisation – Anfänger finden Hilfe: Theorie, Harmonielehre und Analyse

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von peterwespi, 9.Februar.2016.

  1. flar

    flar Guest

    So bin wieder da

    Als erstes
    C Dur ist in dem Zusammenhang natürlich Schrott, es kann jede beliebige Dur Tonart sein!
    I,IV,V könnte jede beliebige Dur oder Moll Tonart darstellen.

    @EstherGe
    Deine Liste ist ein Volltreffer, im positiven aber auch im negativen Sinn.
    Ich fange mal von hinten an, das ist genau richtig Du kannst um bei Deinem Beispiel zu bleiben über Fm7 die Töne sowohl von Dd Dur, Ab Dur oder Eb Dur spielen. Nur über diesen Akkord sind diese und noch Molltonarten alle eine Möglichkeit! Das ist allerdings für den Anfang etwas viel Material.

    Gucke Dir doch mal das Umfeld von Fm7 an, welcher Akkord folgt?
    Ich sage jetzt mal einfach Bb7. Nimm Deine Liste und gucke mal nach in welchen Tonarten kommen sowohl Fm7 und Bb7 vor.
    Gefunden? Das grenzt die Möglichkeiten mit einer Tonleiter über beide Akkorde doch schon mal "etwas" ein, oder?
    Wenn wir jetzt davon ausgehen das nach Bb7 ein Eb Dur (evtl. mit einem Major7 oder so versehen, ich kenne Deine Liste nicht!) folgt.
    Du nimmst wieder Deine Liste und jetzt solltest Du eigentlich auf Eb Dur als Tonart kommen in denen alle drei Akkorde, Fm7, Bb7 und Eb (evtl 6 oder Major7) vorkommen.
    Das erklärt, natürlich in einer anderen Tonart, auch wie man auf die Tonarten in den ersten Takten Deines Beispiels kommt!

    Ich hoffe das war jetzt nicht zu kompliziert!

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 12.Februar.2016
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Mindestens drei, wurde schon gesagt.
    Selten mehr als sechs oder sieben.

    Exoten haben auch mal mehr benutzt:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Northern_lights_chord

    Grüße
    Roland
     
  3. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    :-?

    :lol:

    ja - meine Liste habe ich im vorherigen Post noch angehängt

    aber gnau darum geht es mir ja - wie finde ich da V. II. und weiß ich was für Stufen, oder nehme ich einfach jeden Akkord, wie er da steht?
     
  4. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hi Esther,

    in Deinem Notenblatt ist das Stück in A-Dur. Deshalb hast Du auf der I. Stufe den Akkord A. also a - cis - e, auf der II. Stufe Bm7, also b - d - fis - a, weil der 1. Ton der A-Dur Skala ein a, der 2. Ton ein b ist. Die Akkorde zu dem a und dem b ergeben sich aus den jeweiligen Terzschichtungen über den Tönen. (Hier ein Dreiklang über a und ein Vierklang über b)

    Auf entsprechende Weise bekommst Du alle anderen Akkorde der A-Dur-Leiter.

    Bei einem Stück in einer anderen Tonart, z.B. G-Dur, kommen teilweise dieselben Akkorde vor. Allerdings sind sie da anderen Stufen zugeordnet. So ist der Akkord der III. Stufe von G-Dur Bm7, der in A-Dur auf der II. Stufe stand. Auf der II. Stufe gibt es hier einen Akkord, beginnend mit a, aber mit c (nicht cis!) als zweitem Ton, also Am, bzw. Am7 als Vierklang. Auch hier kannst Du die Akkorde über die Tonleiter und die Terzschichtungen konstruieren. Aber das Tonmaterial kommt aus der G-Dur-Leiter.

    LG Helmut
     
  5. flar

    flar Guest

    Moin,noch mal Esther

    Jetzt habe ich Deine Liste gesehen.
    Die Stufen stehen ganz oben in der Liste, beginnend in der vierten Spalte von Links mit der I. Stufe.

    Viele Grüße Ralf
     
  6. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Esther,

    genau so würde ich das machen. Ich finde es schon wichtig, zu wissen, in welcher Funktion der jeweilige Akkord gerade auftritt, und in welcher Tonart ich mich gerade befinde. Es kommen so viele Akkordwechsel in den Stücken vor, dass man nicht immer jeden einzelnen Akkord als Skala ausspielen kann, sondern am besten schaut, wo man über mehrere Akkorde hinweg dasselbe Tonmaterial spielen kann.

    Habe gerade mal die Gitarre rausgeholt und Dein Notenbeispiel durchgespielt:

    Die ersten drei Akkorde sind, wie Du schon dazugeschrieben hast, eine II-V-I-Verbindung in A-Dur. Die Akkorde in Takt 2 bis 4 bilden eine II-V-I-Verbindung in G#-Dur oder Ab-Dur (insgesamt wird die Tonart also um einen halben Ton nach unten verschoben).

    In den Takten 5 und 6 gibt es jeweils eine II-V-Verbindung: Bei C#m7 - F#7b9 sind wir in B-Dur ( H-Dur auf deutsch), da fehlt also nur die I. Stufe, die oftmals eine II-V-I-Verbindung abschließt. Anstatt der I. Stufe (B-Dur bzw. H-Dur) folgt eine II-V-Verbindung in C#-Dur (oder Db-Dur), nämlich D#m7 - G#7b9. Damit hast Du in den Takten 5 und 6 wieder eine Tonart-Verschiebung um einen Ganzton nach oben (von B-Dur bzw. H-Dur auf C#-Dur).

    Im darauffolgenden Takt 7 geht es wieder zurück nach B-Dur (H-Dur), mit der II. Stufe C#m7 und der V. Stufe F#7, und dann kommt noch mal C#-Dur (D#m7 als II. Stufe, G#7 als V. Stufe). Die Takte 5-6 und 7-8 haben also eine ähnliche Struktur und dieselben Tonartwechsel.

    Die nächsten 3 Takte kann ich Dir leider nicht theoretisch analysieren, aber vom Gehör her würde ich sagen, das ist eine Akkordverbindung, die durchaus häufig vorkommt, und die das Schiff am Ende wieder in den sicheren Hafen von B-Dur (H-Dur) steuert - nur dass hier als letztes nicht die Stufe I (B-Dur / H-Dur) als "Dur" kommt, sondern das Wiederholungszeichen führt uns zurück in Takt 1, wo wir das B (H) als Grundton von Bm7 (hier wieder der II. Stufe von A-Dur) finden.

    Vielleicht kann jemand von den theoretisch mehr bewanderten Kollegen diese Sequenz in Takt 9-11 erklären. Mir kommt die Akkordverbindung bekannt vor und es würden mir Melodien einfallen, die ich dazu improvisieren könnte. Wobei ich noch zu dem Akkord F7/F# anmerken möchte, dass auf meiner Gitarre dieser Akkord einem F#vermindert (F#dim / F#°7) entspricht (die Akkordtöne sind: fis - a - c - dis).

    Dieselbe Akkordfolge wie in den Takten 9-11 hast Du noch mal in den letzten 4 Takten, nur alles um einen Ganzton nach unten verschoben - es läuft hier also auf A-Dur hinaus, was ja auch der Schlußakkord ist. Dass hier ein C°7 vorkommt, welches nicht nur einen Ganzton sondern einen Tritonus von F#° entfernt ist, braucht nicht zu stören, denn es gibt nur drei verminderte Akkorde, so dass jeder verminderte Akkord auf mehrere Grundtöne passt. D.h.: C°7 besteht wie der F#°7 aus den Tönen c - es/dis - a - fis.

    Liebe Esther, Du siehst, ich kann nicht alles theoretisch erklären, mir eschließt sich so etwas eher über das Gehör, aber es gibt in Deinem Stück definitiv Akkord-Zusammenhänge und Tonartwechsel - man kann nicht sagen, dass das ein Stück in A-Dur ist, diese häufigen D#m7 - F#7-Wechsel sind eher B-Dur / H-Dur.

    Ein schönes Stück jedenfalls, aber auch nicht einfach ....

    Viele Grüße von

    Jazzica
     
  7. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Nochmal zur Tabelle.

    Liebe Esther, Du hast hoffentlich nicht vor, die Tabelle auswendig zu lernen.:rolleyes:

    Präge Dir lieber das Prinzip ein, wie die Stufenakkorde gebildet werden, dann kannst Du das für jede Tonart leiht selbst machen.

    LG Helmut
     
  8. annette2412

    annette2412 Moderatorin

    du kannst die töne spielen wie du willst...du kannst in dem jeweiligen takt z.b. auch nur 8 x hintereinander das c in achteln spielen oder nur 1 x das e.......
    der akkord sagt dir "nur", welches tonmaterial passt.
    wenn ich mich mit einem neuen stück geschäftige spiele ich bei der improvisation im ersten versuch immer erst mal nur die grundtöne des akkords. dann nehme ich die terz oder die quinte dazu und dann bin ich meistens auch schon überfordert, je nach dem wie schnell die akkordwechsel sind. :(

    liebe grüße
    annette

    ps:den rest hat @Dreas ganz gut erklärt, finde ich.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.Februar.2016
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  9. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    ja, das stimmt wohl - aber es ist eines der langsamsten Stücke, die ich auf der CD gefunden habe :)
    Vielen Dank fürs auseinanderfusseln - ich werd mir das mit deiner Erklärung nu nochmal Takt für Tak ansehen
     
    Jazzica gefällt das.
  10. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    :D nein, im Auswendiglernen bin ich sehr schlecht. Es ist mir z.Z. noch eine Hilfe, die Zusammenhänge zu kontrollieren oder bei merkwürdigen Akkorden eine mentale Stüttze zu haben;)
     
  11. saxhornet

    saxhornet Experte


    Alle Akkorde werden jenseits der klassischen Musik und deren Musikanalyse mit grossen römischen Ziffern bezeichnet, egal ob Moll oder Dur. Nur bei der Analyse von klassischen Stücken und klassischer Herangehensweise (wie aus der Schule gelernt) gibt die Grösse Auskunft über Dur und Moll. Bei Popmusik, Jazz etc. ist das aber vereinheitlicht und es werden die Stufen immer gross notiert.
    Wenn Dir Jemand sagt wir improvisieren mit I, IV und V hilft Dir das erstmal nicht weiter, denn relevant ist, wann diese Akkorde (in welchem Takt) sie kommen. Spielst Du die Töne von IV über I und bleibst auf dem Grundton der IV Stufe stehen klingt das nicht gut. Wichtig ist also wann diese Akkorde kommen und da kannst Du dann diese Töne (und ein paar mehr natürlich) benutzen.
    Die Reihenfolge der Töne des Akkords und zusätzlicher Töne bestimmst dann Du, je nachdem was Dir für eine Melodie einfällt.

    LG Saxhornet
     
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  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @last

    Ergänzung. Du kannst natürlich auch andere Töne der Leiter spielen, die sich aus dem Akkord ableiten läßt.
    Die Reihenfolge ist immer egal. Achte aber darauf, daß z.B. der Grundton, egal an welcher Stelle gespielt, nie seine Funktion einbüßt, also die entspannte Basis, die Wurzel des Akkords/der Leiter ist. Der heißt daher auch im Englischen "Root".

    CzG

    Dreas
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es geht darum Zusammenhänge wiederzuerkennen, wie typische Akkordverbindungen (II V I in Dur, II V I in Moll, III VI II V, I VI II V, II bII I etc. etc.). Man muss auch wissen daß es nicht so eng gesehen wird mit den Akkordfolgen, eine Moll II V kann durchaus mal nach Dur führen und ähnliches. Aber es geht darum Muster wiederzuerkennen, dafür muss man aber typische Muster erstmal kennenlernen und darum ist die Theorie so wichtig.

    Lg Saxhornet
     
  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    die Liste hilft Dir nur begrenzt, denn sie behandelt nur streng diatonische (leitereigene) Akkorde, das ist aber eher selten der Fall, siehe z.B. Zwischendominanten oder Modal Interchange.

    LG Saxhornet
     
  15. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    da bin ich ja noch lange nicht :)
    danach habe ich ja eigentlich gefragt - wie erkennt man Muster - und bei dieser Frage fällt mir ja schon selber auf - die Muster muss man erstmal kennen, um sie zu finden :)
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Und das sprengt den Rahmen des Forums und ist was für den Einzelunterricht.
    Du musst typische Akkordverbindungen wiedererkennen und die Ausnahmen oder möglichen Abweichungen kennen. das fängt an, daß Du II V I und I IV V Ierkennen lernst in dur und Moll mit Abweichungen, dann I VI II V in Dur und Moll, dann Zwischendominanten und Tritonussubstitute und so weiter....

    Lg Saxhornet
     
  17. flar

    flar Guest

    Das denke ich mittlerweile auch. :)
     
  18. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @EstherGe

    Hast Du denn schon angefangen über das Stück, um das es Dir hier geht, zu Improvisieren?

    CzG

    Dreas
     
  19. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Das Wort "Improvisation" kommt von "to improve" und das heisst "verbessern"
    http://www.dict.cc/englisch-deutsch/to+improve.html

    Notabene muss also schon was da sein, das man verbessern könnte - oder etwas, über das man improvisieren könnte.

    Der Trugschluss, den - meiner Auffassung nach - viele Nachwuchsjazzer immer wieder machen ist, dass nur die Akkorde gesehen werden, über die improvisiert wird. Massgebend ist aber doch vor allem und zuerst die Melodielinie, die Improvisiert werden sollte. Die Akkorde sind in dem Kontext doch nur das Hilfsgerüst (Korsett ;-)), die Hilfslinien, die das Improvisieren - das ja auch gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist - erleichtert.

    Ein in der Materie Ahnungsloser, der sein wildes und planloses rumgehupe als Freejazz bezeichnet ist von daher völlig neben der Spur, denn erst wenn ich die Konventionen kenne, kann ich sie auch brechen! ;-)
     
  20. JoEs

    JoEs Schaut nur mal vorbei

    @last
    Hallo und lieben Dank für Deinen Hinweis bzgl. meiner Frage☺
    Genau so meinte ich es

    Danke
    JoEs
     
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