Jazz oder nicht Jazz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Analysis Paralysis, 7.Dezember.2024.

  1. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Ist es dann unjazzig, sich seine Lieblingsplatte öfter als einmal anzuhören? Das wäre ja wie bei einem "klassischen" Orchster, das auch immer wieder die "gleichen", geradezu dieselben Stücke spielen muss.
     
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  2. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Du siehst das sehr eingefärbt wie mir scheint. Wir sehen mal wieder jeder glaubt da etwas anderes und genaue Definitionen gibt es nicht, vielmehr sieht es jeder durch seine gefärbte Brille.
     
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  3. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das war so und ist heute immer noch so. Ich habe live Musiker erlebt, die live fantastisch waren aber wo die Alben mich teilweise stark enttäuschten. Live ist live und eine ganz andere Welt und eine Aufnahme ist eine Aufnahme wo du häufig mit ganz anderen Gedanken und Möglichkeiten ran gehst und eine andere Erwartungshaltung da ist z.B. von den Zuhörern.
     
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  4. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Und das finde ich gut so.
     
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  5. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Und ich habe tolle Alben z.B. von Roger Cicero. Bei einem Live-Konzert hingegen war ich maßlos enttäuscht, da er wirklich keinen Ton getroffen hat.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich zähle die Swingära durchaus zum Jazz, evolutionär ja, revolutionär nicht. Die Revolte kommt mit dem Bebop. Und die Revolten im Jazz kamen immer von den Schwarzen: nicht nur Bebop, auch New Orleans, Hard Bob, modal Jazz, Free Jazz, ja, sogar Electric Jazz, wenn man Miles Davis als Mitbegründer sieht.

    Was haben dagegen die Weißen gemacht: Dixieland, Chicago, Swing Ära, West Coast Jazz, freie Musik. Nicht so sehr stilbildend für den Jazz. West Coast Jazz war wohl noch die eigenständigste Form in ihrer kammermusikalischen und intellektuellen Ausprägung.

    Duke Ellington ist für mich ein gutes Beispiel für die Entwicklung des damaligen Big Band Jazz. Von 1925 bis 1930 hat er mit seinem Jungle-Sound eine, für mich grandiose, neue Welt geschaffen. Nach 1930 ist davon leider wenig übrig geblieben.

    Zur Aufführungspraxis damals. Die Freiheit der Solisten war nicht immer allzu groß. Viele Bigbandleader verdonnerten ihre Solisten dazu, jeden Abend das gleiche Solo zu spielen. Ausgetobt haben die Musiker sich eher den Rest der Nacht in den kleinen Clubs.

    Von diesen Battles weiß ich nichts. Kannst du da mehr erzählen?
     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Und da bin ich mir nicht so sicher, ob ich das gut finde, denn es führt zu manch sehr merkwürdiger Aussage und Ansicht.
     
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Live kannst du bestimmte Dinge nur mit viel Aufwand verstecken was bei Aufnahmen leicht machbar ist.
    Ich würde mir Zeiten zurück wünschen wo es nicht so einfach war dank Autotune.
     
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  9. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Eben. Je nach Sozialisierung sind die Ansichten unterschiedlich. Und das darf sein.
     
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  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich hoffe, Du siehst mir nach, dass ich an Heiligabend mit den Quellenangaben nicht so exakt sein kann... muss noch wichteln...

    Diese zwei sind ganz sicher von Weißen kommerzialisiert worden (auch wegen des besseren Zugangs zu Plattenfirmen, Radios, Zeitungen usw.), stilistisch entstand Chicago (als Genre) aus den nach Norden gewanderten Schwarzen aus den Südstaaten, als Storyville geschlossen wurde.
    Die Swing Ära hat sich, als eindeutig schwarzes Ding, aus der Harlem Renaissance entwickelt.

    Das ist eine interessante Wahrnehmung. Ich hatte kürzlich die Ellington-Biographie von Wolfram Knauer vor der Nase ... der Jungle Sound wird dort eher als vordringliche Unterhaltungsmusik für Weiße (im Cotton Club hatten Schwarze als Gäste keinen Zutritt) in der Tradition der Minstrel Shows beschrieben während sich Ellingtons programmatisches Werk ("Black and Tan Fantasy" ist so an der Grenze, wo die Phantasien der Weißen bedient aber die rassistischen Realitäten erstmal benannt werden).

    Als die ganz große Ära der Ballrooms und Bigbands stattfand, gab es naturgemäß viele Bands.
    Genauso naturgemäß gab es immer wieder Diskussionen, welche Band denn nun die "bessere" sei.
    Menschen sind nun mal anfällig für diese Art von Vergleich.

    Im Ergebnis haben es wohl mal zwei Bands in einem Ballroom ausprobiert.
    Wahrscheinlich ein Zufall - der Booker hat beide gebucht und die Absage eine Band nicht erreicht. Keine Ahnung.

    Als Wettbewerb ausgetragen wurde die Sache dann indem die Bands sich an den jeweiligen Enden des Saals installiert und wechselseitig ihr Zeug gespielt haben. Wer mehr Applaus bekam (oder bei ganz großen Sälen mehr Menschen vor der jeweiligen Band tanzten) hatte gewonnen.
    Das Format sprach sich herum und die Bandleader haben entsprechend mit Arrangements und Solisten "aufgerüstet" um sich gegenseitig zu übertrumpfen - es war nicht nur für die Ballrooms eine Attraktion sondern auch Werbung für die Bands, wenn sie gewonnen haben.

    CBS hat 1961 (als der Battle-Hype längst vorbei war) sogar mit Ellington und Basie eine Platte dazu gemacht:


    Heute kommen immer mal wieder Bigbands zusammen und bespielen einen Saal unter dem Etikett "Battle". Ich habe dort noch nie jemanden tanzen gesehen und ein echter Wettbewerb ist es auch nicht - (Amateur-)Bigbands sind froh, wenn sie sich die Saalmiete aus der Bandkasse teilen können.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Irgendwie fehlt mir was an deinem letzten Satz (-:

    Black and Tan Fantasy ist aus '27 von Ellington und Bubber Miley, und ein tolles Stück, ebenso wie "East St. Louis Too-dl-oo" oder wie es immer geschrieben wird, hehe. Wie gesagt, best before 1930.

    Na, Wichteln geht vor. Frohes Fest, ich muss auch an die Gänsekeulen ...
     
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Mir auch ... :eek:

    sollte sinngemäß heißen:

    "... Ellingtons programmatisches Werk (...) erst später entwickelt hat. Z.B. Black, Brown and Beige von 1943 mit dem er als erster (oder einer der ersten) schwarzer Künstler in der Carnegie Hall auftreten durfte."

    Weiterwichteln bzw. -köcheln und Frohes Fest auch Dir!
     
  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ellington und Young waren dreierlei
    Lead-Musiker in einer bigband
    Individualmusiker in ihren eigenen jazzkombos
    Komponisten und Arrangeure für sich und andere.
    Da finden sie immer ihre Nische sich auszuleben und einzubringen. Muss auch sein, weil der Dollar muss ja reinkommen. Ist in der Industrie ja auch nicht anders, wer zu lange auf eine Technologie oder Produkt setzt, bekommt Schwierigkeiten, wenn es da mal/nicht mehr läuft.

    Deshalb sehe ich den swing in der bigband eher kritisch hinsichtlich der Freiheiten des einzelnen Künstlers sich auszuleben. Das geht (besser) in kleineren Formationen
     
  14. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Herzlichen Dank für den Hinweis @gefiko
     
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