Können Saxophonisten Klarinette spielen (und umgekehrt)?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gast, 3.November.2009.

  1. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    dass es prinzipiell möglich ist, Saxophon und Klarinette vorzüglich zu spielen ist hoffentlich (auch bei dir Peter) unumstritten. Eines der besten Beispiele dafür ist Paquito d'Rivera.

    Nun gibt es wohl in der Tat eine gewisse, ich nenn sie mal "alte" Schule bei den Klarinettisten, bei der man sich noch "durchbeißen" muss. Mit einem solchen Ansatz ist auf dem Saxophon kein Blumentopf zu gewinnen.

    Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass man bspw. Sopransaxophon und Klarinette mit praktisch völlig identischem Ansatz spielen kann, und auf beiden Instrumenten einen hervorragenden Ton haben kann. Und das geht dann auch auf dem Altsaxophon. Zum Tenor oder gar Bariton äußer ich mich nicht, das sind nicht meine Instrumente.

    Der Gegendruck ist bei der Klarinette natürlich immer etwas höher, aber das muss ja den Ansatz nicht grundsätzlich tangieren. Der Silencer hat auch einen höheren Gegendruck und wird gemeinhin als hervorragendes Übungsinstrument angesehen.

    Hinsichtlich der Klarinette würde mich allerdings mal interessieren, ob es tatsächlich Leute gibt, die auf diesem Instrument Tonübungen in der Art machen, wie sie bei Saxophonisten gang und gäbe sind, also bspw. Obertonübungen.

    Gruß,
    xcielo
     
  2. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    jo.. mißverständnis: klar wenn einer frisch kommt wird er da natürlch erstmal mit Klarinettenansatz loslegen und das wird dann natürlich nix... ( aber das mit dem Kieferdruck tu mir immer noch in den Ohren weh...)
    vor dem Hintergrund der ursprünglichen Aussage des Threads hat du natürlich absolut recht... solche arrogante Typen falle natürlich auf die Schnauze mit einer solchen Einstellung.... das ist ein Zeichen, daß man das jeweils andere Instrument nicht besonders Ernst nimmt...
    Ich geh übrigens als bescheidener Mensch immer erstmal davon aus, daß mein Sound einiegermassden besch... ist, das motiviert doch schön zum Üben :lol:
    noch was zu diesem THema: Ich habe die persönliche Erfahrung gemacht, daß es bei mir ein paar Jahre geht, bis ich mich auf ein Instrument nicht nur technisch sondern auch klanglich/ansatztechnisch vernünftig eingestellt habe. Das geht ( bei mir) nicht nur beim Übergang von Klari zu Sax so, sondern auch von B-Klari zu A Klari ( ok, ein kleinere Schritt), von Deutsch zu Boehm, auf Bassetthorn und für mich bisher die grösste challenge: Boehmbass...vielleicht kriegen das andere ja schneller hin und ich bin nur der blöde Nullblicker...
    ausserdem spielt imho beim Wechsel auch der Musikstil eine Rolle : Will ich auf dem neuen Instrument Klarinette den Leister oder den Acker Bilk geben? Will ich auf dem Sax wie Rascher oder wie Phil Woods klingen?
     
  3. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Aber klar doch! Deren gibt's viele - auch weniger bekannt als Paquito! In Gesprächen sind es dann aber genau diese Leute, die sich der Schwierigkeit des parallelen Lernens beider Ansätze bewusst sind und geben dann nicht diesen Stuss von sich... ;-)
     
  4. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    hi,

    ich kann mir das, was Peter sagt, schon sehr gut vorstellen. Ich spüre das selbst sehr genau. Ich spiele beide Instrumente und der Unterschied zwischen Clari und Sax ist schon enorm, alleine schon auf den Ansatz bezogen. Die Clari bedarf eines wesentlich festeren Ansatzes als das Sax. Wenn ich einige Stücke mit der Clari gespielt habe, muss ich mich richtig darauf konzentrieren, beim Sax die tiefen Töne (ganz besonders beim Tenor) sauber zu bekommen.

    Die Fingertechnik prägt sich meines Erachtens sehr schnell ein, da denke ich eigentlich kaum noch drüber nach. Wenn´s ordentlich geübt ist, dann läuft das automatisch.

    Aber der Ansatz bedarf immer wieder besonderer Konzentration - zumindest ist das bei mir so.

    Ein aktuelles Beispiel.
    Am letzten Wochenende habe ich mit meienr Tochter auf einer Silberhochzeit gespielt. Nach einer Tanzrunde, in die ich auch "Petite fleur" mit der Clari eingebunden hatte, haben wir eine Runde unter anderem mit dem Titel "Time of my life" gespielt. In diesem Titel ist ein Sax-Solo drin, das ich natürlich live spiele.
    In diesem Solo geht´s rauf bis hoch-Eb. Eigentlich kein Problem - aber diesmal habe ich das hoch-Eb total vergeigt - ich hab mich einfach zu wenig konzentriert, was mir in dem Moment, wo der Ton etwas eierig kam, natürlich auffiel - zu spät. Aber so was passiert!!
     
  5. Reedirect

    Reedirect Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Wolf61, hallo Leute,

    beides zusammen geht! Es stimmt schon, dass die Unterschiede im Ansatz und Registerwechsel eine Herausforderung darstellen, aber da findet man sich rein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich nicht zwingen sollte, die selben Sachen auf ts und cl zu spielen, nur weil beide Bb-notiert sind. Das gilt auch für so manche Licks (II-V-I Verbindungen und solche Sachen). Manche Stücke liegen wunderbar auf der Klarinette inklusive Registerwechsel, manche eben viel, viel besser auf dem ts.

    Gruß
    Jo
    P.S. ich finde auch, man sollte hier nicht über die Klassiker schimpfen, die neben Klarinette Sax spielen und möglicherweise einen sogenannten "gepressten, dünnen" Ton produzieren. Das Sax SOLL doch in der Klassik vornehmlich deutlich anders klingen als im Jazz/Pop/Rock, viel lyrischer und zurückgenommener.
     
  6. Gast

    Gast Guest

    ...ja die Böhmvariante ist deutlich preiswerter und daran habe ich durchaus schon dran gedacht. Ich müßte am besten die deutsche Griffweise ganz über Bord werfen. Ich ertappe mich dabei wenn ich gerade Sax gespielt habe und mir die Schwarzwurzel greife, mal schnell ein Fis oder ein offenes Cis zu greifen.
    Das letztere geht ja noch aber beim Fis sagt die Klarinette ...hää?

    Was mich davon abhält? Ich müßte mir erstmal den "fetten" Uebelsound suchen. Meine "Improvisationen" sind keine echten sondern einstudierte Notationen und so müßte ich einiges umlernen was inzwischen "tief" abgelegt ist.

    Die (nicht Das) Deutsche steckt seit meiner Kindheit in mir ... kerniger Preuße.

    Was meine Libido immer wieder auf das heftigste anregt:
    http://www.sonic.de/cms/tests/leblanc3-03.html

    Ist das nicht zum Dahinschmelzen?
     
  7. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ... Für die meisten Leute die ich kenne, ist es nicht ( nur) die deutsche Applikatur sonder die völlig andere Bohrung, warum sie eine deutsche Bass möchten ( viel enger gebohrt, klingt eher wie ein tiefes Bassetthorn und nicht so voll und groß wie eine Boehmbass)...halt verschiedene Geschmäcker :lol:
     
  8. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Günni,

    fetten Sound gibt es auch mit Boehm, hör mal hier rein, bei ohne Spoiler.

    Und auf der Bassklari ist Boehm sowieso fetter, gar kein Vergleich mit dem dünnen Grummeln der Deutschen.

    Gruß,
    xcielo
     
  9. Gast

    Gast Guest

    ... eine tolle Seite, hab' ich mir gleich abgelegt. In 5 Jahren bekomme ich Rente, so um die 360,-Euronen pro Monat. Die spar' ich mir und kaufe mir dann mit 98 Jahren diese ganzen schönen Dinge. Ich freu' mich schon drauf. Ja, Ziele sind wichtig.
     
  10. Reedirect

    Reedirect Ist fast schon zuhause hier

    ...und zum Erwerb der schönen Instrumente mit 98 legen wir dann für einen Rollator (so schön mit Einkaufsnetz vorne und Bremse und Klingel und so weiter) zusammen, damit Du auch zum Gig kommst...;-)

    Jo
     
  11. Gast

    Gast Guest

    ... das nehme ich jetzt für mich in Anspruch und streu' mir Asche auf's Haupt.

    Hallo Peter,

    ich gestehe, ich habe das bisher ignoriert und blase ja auch schon drei Jahre in der Swingband, meistens Satz. Keiner hat sich beschwert.

    HEUTE ! ... kommt ein befreundeter Grafiker zu mir der seit vielen Jahren Saxophon aus Leidenschaft spielt (und auch muckt), der kann improvisieren wie der Teufel und hat einen super Ton. Allerdings weiß er nicht was er tut.
    Er kann keine einzige Note, kennt nicht mal die Töne die er greift ... egal.

    Ich bin gerade dabei SatinDoll einzuspielen weil ich hier mal einen zum Besten geben wollte. Ich spiel ihm das vor, also meine Einspielung, und er überlegt. Dann sagt er, musikalisch keine Einwände aber irgendwie klingt ihm das nicht "saxmäßig" genug.

    Da ja nun wirklich gleiche Bedingungen waren, der Aufbau also stand, habe ich ihm mein Horn in den Hals geschoben und er hat einige Takte improvisiert. Das klang irgendwie fetter. Er war auch total von meinem Setup begeistert und konnte sofort losspielen.

    Yanagisawa T902, Vondorenmundstück T55 und ein tadellos funktionierendes Gonzalez Blatt 2 1/4.

    Dann konnten wir direkt nebeneinander meinen und seinen Sound abhören. Objektiver geht nicht.

    Ich habe dann seinen modernen Ansatz ausprobiert was auch nach kurzer Zeit zunächst mal funktionierte. Zwischendurch habe ich mal wieder die Unterlippe über die Zähne gezogen und schon war es wieder der "enge" Ton.

    Ich spiele ja auf dem Saxophon alle Töne, Flageolett's spiele ich allerdings nicht. Mit "weicher" Unterlippe ohne Kieferbiss klingt alles aber deutlich schöner.

    Soviel erst mal als "Wasser auf deine Mühle". Ich werde jetzt tatsächlich mit zwei verschiedenen Ansätzen spielen und das wird ein wenig dauern. Ich muß ja nun erstmal die Kontrolle zurückgewinnen die ich durch den Unterkiefer ja hatte. Soll heißen, SatinDoll gibt's erstmal nicht.

    Günni
     
  12. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Nur mal so: Daran alleine liegt's aber nicht. :idea:
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Hi Brille,
    erzähl ruhig weiter.
    Es ist ja nicht so, daß ich nun gar nicht Saxophon spielen kann aber das Erlebnis heute gab' mir zu denken. Ich klinge ja auch nicht furchtbar aber der Kumpel klang auf meiner Kanne eindeutig besser. Als ich dann nicht mehr "gebissen" hab' war ich dicht bei seinem Sound. Ich kam auch leichter zum Bb, (tief)

    Ich war grad beim Einspielen und hab' natürlich nicht weiter gemacht. Ich setze dir das mal als Link obwohl ich das eigentlich nicht wollte. (sind nur ein paar Takte.

    Link geht erst in 10 Min !

    http://www.foto-cave.de/satin.mp3
     
  14. wilber

    wilber Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab vor ein paar Monaten auf einer Veranstaltung der Düsseldorfer Musikschule mal in eine Klarinette reingeblasen und auf Anhieb was einigermaßen Hörbares hinbekommen (spiele Sopran).

    Was für mich ungewohnt war (und weswegen es dann wieder nicht so gut klang :), war, dass die Klarinette ja Löcher und keine Klappen hat, dass man also schön schauen muss, dass die Fingerchen diese Löcher auch abdecken :)

    Gruß

    Jürgen
     
  15. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    moin guenni,

    schönen Sound hast du - und ein gutes swing-feeling.

    ich habe übrigens den Knoten wieder aus meinen Fingern rausbekommen, nachdem ich verucht habe, take five nach deinem Vorbild auf der Clari zu blasen - ui ui ui - gaaaaaaaaaanz schön schwer.

    Aber ich bleibe dran - muss ganz ehrlich sagen, dass mir die Nummer auf der Clari besser gefällt als auf dem Sax.
     
  16. Gast

    Gast Guest

    Meinst du das bezogen auf die paar Takte Satin Doll ?
    Da bin ich ja nun mit mir eher am hadern. Erst mal sehen was die anderen "Sounddesigner" dazu sagen.

    TakeFive ... hattest du aber meine Stellungnahme gelesen ja? Der Tonartwechsel ist gefakt !
     
  17. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    hab ich mitbekommen - aber soweit war ich auch noch gar nicht - die Finger wollein einfach nicht so schnell wie und dann hakt der Registerwechsel immer noch ein wenig.

    Werde zunächst ohnehin mal auf eine Buffet Crampon umsteigen - damit werde ich zwar nicht besser spielen, aber der Sound gefällt mir richtig gut.

    Und take five - na ja - irgendwann wirds wohl was werden - kommt Zeit, kommt take five ;-)
     
  18. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wie schon mehrfach geschrieben wurde: die beiden Instrumente sind ganz unterschiedlich und haben ihre unterschiedlichen Schwierigkeiten.

    Ich finde die Fingertechnik bei der Klarinette wesentlich schwieriger. Das liegt mMn am "effizienteren" Design des Saxophons. Man kann dieselben Passagen i.a. auf dem Sax viel einfacher spielen als auf der Klarinette. Bei normalen Blasorchestern sind zudem die Saxophonstimmen i.a. einfacher geschrieben als die Klarinettenstimmen.

    Insofern wird ein Umsteiger von Klarinette nach Sax fingertechnisch kaum Probleme haben.

    Die Herausforderung am Saxophon ist der "Sound" (ausdrucksvoll, individuell). Dieses Ideal existiert bei der klassischen Klarinette fast nicht.

    Beim Sound wirkt sich nun aus, das ein Klarinettist den hohen Blaswiderstand gewohnt ist. Beim Sax findet er ihn nicht (je tiefer das Sax, desto weniger). Da will er oft kompensieren, indem er sich das (offenere) Mundstück zubeisst. Dadurch fällt ihm auch die Intonation leichter, die bei der Klarinette mangels Flexibilität im Ansatz auch nicht so das Problem ist.

    Was der Klarinettist beim Sax lernen muss, ist die "Stütze" (wird meistens bei Klarinettenunterricht stiefmütterlich behandelt). Dann kann er auch lockerlassen.

    Viele klassisch geprägte Klarinettisten haben wohl auch ein "reines" Klangideal, das die "dreckigeren" Saxophonsounds innerlich ablehnt.

    Wesentliche Schwierigkeit bei der Klarinette wiederum ist der sehr grosse Tonumfang. Das höchste Register verlangt regelmässiges diszipliniertes Üben. Ich behaupte mal, dass ein Saxer beim gelegentlichen Umsteigen auf die Klarinette die dreigestrichene Oktave nicht hinkriegen wird.

    Ja, alle diese Aussagen sind vereinfachend und können hier angegriffen werden. Ich glaube aber, dass sie Ursachen dieses weit verbreiteten Glaubens (Vorurteils ?) sind.

    Immerhin ist es wohl so, dass ein Klarinettist schneller in einem Blasorchester passabel Saxophon mistspielen kann als umgekehrt.
     
  19. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Interessanter Freud'scher Verschreiber in meinem obigen Posting: "mistspielen" soll natürlich "mitspielen" heissen !
     
  20. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @Günni:
    Das eigene Setup von jemandem mit einem gut gebildeten Sax-Ansatz spielen zu lassen ist sehr oft eine Art *Schock-Therapie*. In solchen Fällen gehe ich etwas sanfter vor, indem ich zuerst auf meiner Kanne die beiden Ansätze zeige. Der mit mehr Druck klingt klar dünner und gepresst. Da hört der Kunde schon mal den deutlichen Unterschied. Erst dann nehme ich das Sax des Kunden und demonstriere die beiden Ansatz-Varianten. Der gepresste ähnelt da stark an das, was bis dato vom Kunden aus der Kanne kam. Und der andere wird ab sofort zum neuen Klang-Ziel. Aber die Gesichter zu sehen, wenn sie ihre Kanne zum ersten Mal voll klingen hören, ist schon ein interessanter Moment... ;-)
     
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