Refacing

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Ernesto, 19.Januar.2024.

  1. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    "Moderne" Geometrie? Oder. "kreative" Geometrie? Deshalb können wir keine Brücken mehr bauen?
     
  2. scenarnick

    scenarnick Admin Mod

    Für die Moderation / Administration: Bitte übt Euch auch bei kontroversen Themen in Mäßigung und bleibt auf der sachlichen Ebene. Sonst müssen wir auch diesen Faden schließen.
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Ganz klar will ich sagen, dass ich hier keinerlei Arbeit von Refacern kritisieren will. Ich kann die gar nicht beurteilen. Mich stört nur, dass sie aus ihrer Arbeit eine Art Geheimwissenschaft zu machen scheinen. Vielleicht ist es die Angst, dass der Kollege ihre Tricks und Kniffe abschaut oder auch, dass der gemeine Saxophonspieler plötzlich selber an seinem Mundstück herumfummelt, was für ein Frevel!

    Ich denke mal, Refacer ist kein Ausbildungsberuf und weiter denke ich mal, Holzblasinstrumentenmacher sind das auch nicht, oder liege ich da falsch? Wenn es denn so ist, wie haben denn die Refacer angefangen, ihre hohe Kunst zu erlernen?

    Wenn mir einer erzählt, ein querkonkaver Tisch würde an der Blattstellung nichts ändern oder der Baffle würde näher ans Blatt wachsen, wenn ich ein Stück von der Mundstücksspitze wegnehme, dann bin ich einfach erstaunt und sage mal, dass dieses einfache physikalische Grundwissen nicht dem entspricht, was ich von einem Refacer erwarte.

    Ich habe oben das Bild gepostet, das eindeutig zeigt, dass der Baffle vom Blatt wegwandert. Hat keiner was dazu geschrieben, die Gemeinde schweigt still und nur @altblase wusste es von vornherein.
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dann denk mal drüber nach.
    Du feilst nicht am Tisch und nicht an der Gegenwand....
     
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  5. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Lieber @ppue ,
    ich möchte dich mit meinem letzten Beitrag in diesem Thema nicht ganz im Regen stehen lassen.
    Für Erkenntnisgewinn ist es aber nötig seine eigenen Prämissen zu hinterfragen.
    Ich gebe dir folgende Anregungen:
    Schau doch mal wie die allermeisten Baffles in Wirklichkeit aussehen.
    Gehe davon aus dass du das Mundstück nicht immer weiter kürzen willst.
    Gehe von einer üblichen Bahnöffnung im Bereich von 5 bis 10 aus und nicht von einer 35.

    VG,
    Jens
     
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  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Da liegst Du falsch.
    Man kann Holzblasinstrumentenbauer in einer klassischen Lehre erlernen und, um es lehren zu dürfen, eine Meisterprüfung ablegen - wie z.B. @Toko
     
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  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Falsch verstanden. Ich meinte, die Refacer seien keine Holzblasinstrumentenbauer, richtig? Ich frage einfach nach ihrer Ausbildung, verständ?


    Ich weiß, wie die aussehen, wirklich. Deshalb aber rückt immer noch kein Baffle näher ans Blatt. Du kannst mir ja deine Theorie gerne mal aufzeichnen.

    Bei dem Mundstück allerdings wäre ich vorsichtig mit dem Wegnehmen, auch wenn sogar hier sich am Abstand Blatt zu Baffle nichts ändern würde (-;

    upload_2024-1-21_10-37-3.png

    Übrigens berührt jedes Blatt bei Vollausschlag am Tip Rail das Baffle, von daher ist @Sandsax s Einwand, dass man den schwingenden Vorgang mit berücksichtigen müsste, nicht ganz schlüssig.
     
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  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Die Physik beiseite - es kommt ja auf die Geometrie an - ist es unweigerlich so, dass Materialabtrag an den Enden des umgestürzten „U“ dazu führt, dass die geschlossene Seite näher an die Enden rückt: „u“. Es reicht also nicht, die Position der Enden des U entlang der Längsachse des Mundstücks an verschiedenen Messpunkten zu beschreiben, man muss auch die Tiefe des U an den jeweiligen Messpunkten berücksichtigen.

    Nun sind die wenigsten Gegen- und nur einige Seitenwände einfach gerade.

    Da gibt es Rollover, Clamshell, ausgebauchte Seiten und allerlei anderes, das bei der Bearbeitung (die immer Material wegnimmt und nicht hinzufügt) an eine andere Position im Raum rückt - relativ zu Kammer, Schaft, Spitze, Tisch (und damit Blatt im Ruhezustand) usw.

    Welche Auswirkungen das physikalisch auf die Tonerzeugung hat, hängt von vielen weiteren Faktoren ab, die nichts mit dem Mundstück-Reface zu tun haben.

    Wie @JES richtig schreibt: es ist keine Kunst oder Geheimwissenschaft - aber es gibt eine sehr große Zahl von Faktoren, die berücksichtigt werden sollten, damit man nicht mit einem vergrützten Mundstück dasteht.
    Die Zahl der Faktoren ist so groß und die nicht im Mundstück gegründeten davon so individuell, dass sogar Leute mal daneben liegen können, die das seit Jahren jeden Tag betreiben.

    Mir ist es einmal gründlich misslungen, obwohl ich nur äußerst behutsame Änderungen gemacht und immer sofort testgespielt habe (Bronze- oder Hartgummistaub im Mund… lecker!).

    Daher: Don’t try this at home.
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Verständ. War für mein Hirn missverständlich formuliert.

    Da es in anderen Ländern keine vergleichbaren „Lehrberufe“ wie Holzblasinstrumentenmacher gibt… sind alle, die kein Polster wechseln können sowie alle Amerikaner, Franzosen usw. eigentlich gar nicht qualifiziert. :p

    Soweit ich weiß, hat Theo Wanne ein Buch zum Thema herausgebracht und verkauft sogar ein „Starter Kit“.
    Ob man seine Arbeit mag oder nicht, er hat es auch ohne Holzblasinstrumentenmacherlehre zu etwas gebracht.
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, da schau noch einmal genau hin. Wenn ich das Mundstück vorne öffne, dann fehlt ihm die alte Spitze. Es bekommt eine Neue. Deshalb muss ich das Blatt ein klein wenig weiter nach hinten (auf dem Bild nach rechts, siehst du an der Position des Blattes zur Ligatur) schieben, auf dass die Blattspitze über der neuen Tip Rail steht. Der Abstand von Blattspitze zu Tip Rail und Baffle ist in jedem Falle nun größer und nicht kleiner.


    baffle_refaced.jpg

    Ich kann die Bilder mal aufeinanderlegen, dann wird es vielleicht deutlicher:

    baffle2.jpg
     
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  11. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Der besagte Refacer hat für mich einige Mundstücke, die Defekte hatten bearbeitet - mit sehr gutem Ergebnis.

    So eins wie das Stück auf dem Foto hatte ich auch. Habs verkauft, da mir viel zu offen war. Aber - trotz des ähnlich aussehenden Tisches blieb das Blatt beim Plopp-Test schon einige Sekunden zu. Es hatte leichte Ansprache und guter Klang, war auch sehr blattfreundlich.
     
  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Schau mal in Dein Mundstück von der Spitze rein und schneide gedanklich Querschnitte (wie beim CT).

    Was passiert dann mit z.B. einer Rollover-Baffle oder konkaven Seitenwänden, wenn Du die Rails bearbeitest?
     
  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    upload_2024-1-21_11-33-24.jpeg
    Ein Bild sagt es deutlicher.
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das Geld kannst du sparen. Ich habe den Fehler gemacht... Das Wissen in dem Buch ist trivial und geht nicht über frei verfügbare Infos aus dem Netz hinaus.
    Messglasplatte und Lehren bekommst du auch anderswo, deutlich günstiger.....
    Und mit dem Zeug kannst du ev eine Bahnkurve basteln. Symmetrie der Rails (in der Breite) und Tisch kannst du nicht korrigieren, m.E. aber mal der Ausgang für eine erfolgreiche Überarbeitung....
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Hab ja auch nicht sagen wollen, dass ich das gut finde ;)
     
    Rick gefällt das.
  16. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Der Plopp-Test sagt m.E. gar nichts über die Spielbarkeit eines Mundstücks aus. Bei meinem bevorzugten Mundstück funktioniert er überhaupt nicht. Manche Mundstücke, bei denen er funktioniert, spielen sich bescheiden.
     
  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Hier werden verschiedene Konzepte in einem Topf gemischt. Wenn @ppue sein Mundstück abzieht, dann folgt er zum einen der alten Bahn, zum anderen hat er vermutlich die Erfahrung und das feine Händchen, um hier keine Asymmetrie hineinzubekommen.
    Mit der Technik ist er übrigens bei Klarinettisten früher durchaus nicht alleine gewesen. Es ist wie Zündkerzen oder Bremsscheiben selber wechseln, macht und will nicht jeder (wird zugegebenermaßen auch baulich schwieriger gemacht). Es gibt bei jahrzehntelangem Gebrauch je nach Material dann durchaus rund gespielte Rails oder kleine Abplatzer, die das rechtfertigen. Mein Klarinettenlehrer machte das auch so, und die Selbstverständlichkeit des ganzen ließ mich als Jugendlicher mal ein Mundstück aus Holz bauen, das auch spielte - wenn auch nicht sehr gut. :)
    Wenn ein geübter und geschickter Mundstückabzieher sich darauf spezialisieren würde, dann könnte er auch sicher auf einen Rohling eine ähnliche spielbare Bahn aufziehen, vielleicht sogar eine sehr gute.
    So kann man bestimmt guter Refacer (wenn auch nicht jeder) werden und dann hat es auch mit Kunst zu tun, weil der Refacer vielleicht gar nicht genau weiß, wie er die Bahn gut bekommt, selbst wenn er es kann. Trial-Error-Erfahrung.

    Und dann gibt es die analytische Herangehensweise. Man misst die Bahnen von Mundstücken mit bestimmen Eigenschaften und lernt es, Eigenschaften zu extrahieren, reproduzieren und dann sogar zu kombinieren. Welche Bahn passt zu welchem Baffle zu welcher Kammer, was sind die Parameter, die das entscheiden, etc.

    Analytisch muss im Einzelfall nicht immer zum besseren Ergebnis führen, hat aber klare Vorteile, spätestens, wenn es ans Variieren geht und man nicht nur immer das gleiche Mundstück bearbeitet. Man kann so verschiedene Herangehensweisen nicht über einen Kamm scheren. Ein Blick darauf, wie andere etwas erreichen können, kann einem selber aber auch manchmal helfen.

    Was du da zeigst, ist in erster Linie der Abstand Blatt-Tiprail bei kürzerer und offenerer Bahn. Die Höhe des Baffles selbst würde ich eher in Bezug auf die Rails betrachten, sonst wirft man alles durcheinander.
     
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  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Nein, das Blatt ist das schwingende Element. Sein Abstand zur Gegenwand ist das Entscheidende für die Obertöne. Ein hohes Baffle ist näher am Blatt und produziert höhere Teiltöne.

    Danke für die Zeichnung, @Silver. Da fehlt nun leider das Blatt und deine gestrichelte Linie zeigt ein Baffle, das am Tip Rail beginnend erst einmal aufsteigt. Ein solches Teil kenne ich nicht. Ich habe mal das Extremste eingezeichnet, was ich so kenne (rote Linie = Baffle) und auch hier vergrößert sich der Abstand zum Blatt, wenn natürlich auch geringfügig (violette Linien).

    baffle_silver.jpg

    Aber vielleicht hast du ja noch einen Fotobeweis im Ärmel. Solche Baffle täten mich interessieren.
     
    Rick und Steffen Bari gefällt das.
  19. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Wenn es so einfach ist die Geometrie zu ermitteln, und los geht es, wird sich bald jeder sein Mundstück selbst herstellen können.

    Man stelle ein paar unterschiedliche Mundstücke unter einen Scanner.
    Speichert die Geometrie mit den Eigenschaften ab.
    Nimmt die Daten und versucht ein System zu erkennen und weiß was man braucht.

    Neues Modell erstellen.

    Der Rest macht der 3 D Drucker.

    In Bälde wird die KI die Sache optimieren.

    :ironie:
     
  20. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Dazu passt die alte Saxophonisten-Weisheit:

    "Eating is the proof of the pudding"

    Ich hatte schon Mpc auf Empfehlung gekauft und gespielt,
    die waren sehr gut.

    Und ich hatte Zufallskäufe (Meyer Alto, unbenutzt, aus den 1980er Jahren)
    die "passten" mir wie angegossenen.

    Das merkt man, ganz klar, beim Blasen.

    Aber was das Teil für Kurven und Ecken hat ?
    Ist mir Schnuppe :D

    VG
     
    Rick und Steffen Bari gefällt das.
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