Saxophon spenden für Namibia?

Ja, man muss Geduld haben in Afrika. Nicht umsonst gibt es den Spruch: "Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit."

Und man muss überlegen, wie man das macht, weil man den Schülern das Instrument eventuell nicht mit nach Hause geben kann (selbst kaufen können sie es natürlich auf keinen Fall, sie haben kein Geld). Das Zuhause besteht in den meisten Fällen aus einer Wellblechhütte, und da leben vielleicht zehn Personen in einem Raum. Oftmals hauptsächlich Kinder. Da wäre das Saxophon wahrscheinlich ein nettes Spielzeug und schnell kaputt.

Deshalb kommt Festus dann ab nächster Woche jeden Tag zum Üben zu YONA. Dort haben sie einen Raum mit einer Stahltür und Gittern vor den Fenstern sicher gemacht. In dem Raum werden die Instrumente verwahrt. Wenn er kommt, bekommt er das Saxophon ausgehändigt, um zu üben. Danach gibt er das Saxophon wieder ab und es wird bis zum nächsten Tag, wenn er wieder zum Üben kommt, in dem Raum eingeschlossen.

 

Ach so, noch vergessen. Als Information für den edlen Spender: Festus hat sich das Jupiter 769 DJ Alto ausgesucht und ist ganz begeistert davon. Man sieht dem Instrument zwar an, dass es viel gespielt worden ist, aber es spielt wirklich super. Einige der anderen gespendeten Instrumente waren nicht hundertprozentig in Ordnung, da muss eventuell noch etwas repariert werden, aber das Jupiter ist eins von denen, das tatsächlich tiptop in Ordnung ist. Dazu haben ihm einen der gebrauchten Harnesse angepasst, die auch gespendet worden sind, sodass er keinen Druck auf den Nackenwirbeln hat.

Hier können gebrauchte Sachen wirklich noch gute Verwendung finden. Es macht nichts, wenn ein paar Kratzer oder Dellen drin sind. Hauptsache, das Instrument spielt und der Harness hält.

 

Hier mal ein Eindruck davon, wo die Saxophone jetzt gelandet sind. Der Eingang zum Gelände:



Ein Video vom Gelände:



Und zum Schluss ein Video des ersten Schülers nach zwei Tagen:


Das ist jetzt das Jupiter 769 DJ. Er spielt da im Büro der Leiterin von YONA.

Aber nicht nur das wurde ja gespendet, sondern noch weitere Saxophone. Die dann auch ihre Kinder finden werden.

Zudem wurde auch sehr viel Zubehör gespendet. Die Klarinettenblättchen, die gespendet wurden, haben hier schon große Begeisterung ausgelöst. Es gibt ja sehr viel mehr Kinder, die Klarinette spielen - mit Saxophon habe ich jetzt ja gerade erst angefangen -, und somit gehen jeden Tag Blättchen kaputt, denn die Kinder sind da oft nicht sehr vorsichtig. ((Ich habe in den letzten Jahren allerdings auch schon viele Blättchen durch Unachtsamkeit kaputtgemacht, also das können Erwachsene ebenso. ) Wenn man hier Klarinettenblättchen bestellt (aus Südafrika, wo sie billiger sind als hier in Namibia), dauert es Wochen und Monate, bis die neuen Blättchen ankommen. Als ich nun eine ganz Kiste Blättchen dort abgegeben habe, sind die fast in Ohnmacht gefallen vor Glück.

Die Saxophonblättchen habe ich jetzt erst einmal sortiert. Die Blättchen der Stärken 1,5 und 2 herausgesucht und die härteren Blättchen erst einmal zur Seite gelegt. Das dauert ja noch eine Weile, bis die Kinder die benutzen können. Aber dann warten sie auf sie. Ebenso wie ein paar Mundstücke der Größe 6 und 7, die gespendet wurden, im Moment für die Kinder aber noch zu groß sind. Er hier auf dem Video spielt jetzt ein Anfängermundstück wie ein Yamaha 4C von Jupiter.

Ebenso wurden Stifte, Kulis, und Bleistifte gespendet. Die waren sehr, sehr willkommen. Die Sekretärin von YONA hätte mich fast dafür umarmt. Denn die Kinder bekommen immer Bleistifte von ihr, um in ihre Noten zu schreiben, aber die bekommt sie nie wieder. Obwohl das eigentlich so sein sollte. Aber die Kinder sind sehr arm und nehmen die Stifte vielleicht dann auch mit nach Hause für die Schule, weil sie kein Geld haben, um sich Stifte zu kaufen.

Auch die Klammern, um die Notenblätter an den Notenständern zu befestigen, wurden sehr begeistert entgegengenommen. Die Noten fliegen nämlich bei jeder Gelegenheit weg. Es weht oft ein ordentlicher Wind in Windhoek. Daher der Name.

Notenständer und Saxständer sind auch schon in Gebrauch. Notenständer gibt es bei YONA immer zu wenig und jeder Notenständer wird fast wie ein Augapfel gehütet, damit er möglichst lange seinen Dienst tut. Deshalb war diese Spende sehr willkommen.

Auch die Harnesse für die Kinder (einen davon sieht man oben im Video), um dann Saxophon spielen zu können. So etwas ist hier nämlich sehr schwer zu bekommen.

Heute hatten wir eine Besprechung, um das weitere Vorgehen festzulegen. Es ist immer sehr schwierig, die Kinder zu koordinieren. Der Junge beispielsweise, der jetzt sozusagen die Saxophonklasse eröffnet hat, kommt aus einem "Informal Settlement" namens Havana. Nein, nicht in Kuba, das ist ein Slum-Vorort von Windhoek. Er und seine vielen Geschwister leben in einer Wellblechhütte und sie haben natürlich kein Auto oder sonst ein Transportmittel. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier auch nicht. Also muss immer ein Transport organisiert werden, um die Kinder abzuholen und sie dann wieder zurückzubringen.

Meistens ist das eins von den höchst unzuverlässigen Sammeltaxis, in die sich die Leute hier quetschen, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass er jetzt wirklich immer da war. Er liebt das Saxophon wirklich. Er lacht jedes Mal (obwohl er normalerweise sehr, sehr ernst ist und nie lacht), wenn er das Saxophon in die Hand nehmen und darauf spielen darf. Für arme Kinder wie ihn ist das wie ein Geschenk des Himmels.

YONA möchte allen Spendern mit einem offiziellen Brief für ihre Spende danken. Deshalb wäre es sehr nett, wenn Ihr mir per PN Eure Adresse und auch den genauen Namen des Spenders (auch wenn es ein Musikverein ist) mitteilen könntet, damit YONA diese Dankesbriefe richtig addressieren kann.

Für viele von Euch wird das kaum vorstellbar sein, aber die Leute von YONA sind so dankbar, als ob Ihr ihnen Goldbarren geschenkt hättet statt ein paar Instrumente und Zubehör. Ihr könnt sehr stolz auf Euch sein, dass Ihr es diesen Kindern ermöglicht, die sonst keine Chance im Leben haben, ein Instrument zu lernen und dadurch vielleicht auch das Lachen. DANKE!

 

So, meine Lieben. Heute noch einmal ein besonderer Dank an die edlen Spender mit einem Foto von Festus beim Jahresabschlusskonzert von YONA. Sehr gut zu erkennen als einziges Saxophon unter Klarinetten und Blockflöten und Streichern.



Wer sich gern das ganze Konzert anschauen und anhören möchte, kann das auf YouTube auch tun:



Während des Konzerts wurden auch neue Instrumente vom Goethe-Institut überreicht, allerdings Geigen und Cellos, keine Blasinstrumente. Wenn wir mehr Saxophonschüler haben, können wir auch mal so eine Zeremonie während eines Konzerts der Kinder machen. Aber bei einem einzigen Saxophonschüler wäre das jetzt noch verfrüht.

Nächstes Jahr werde ich aber wahrscheinlich auf jeden Fall eine zweite Schülerin dazubekommen, die dann das zweite gespendete moderne Alto spielen wird. Das dritte Alto, das gespendet wurde, war ein Couturier, das vermutlich aus dem Jahre 1923 oder 1924 stammt, wenn ich das richtig ermittelt habe. Ein tolles Instrument, das ich sehr gern angespielt habe. Ich war überrascht von dem schönen Ton, und auch die Ergonomie ist viel besser, als man das erwartet. Ebenso die Intonation. Aber ich möchte das den Kindern erst in die Hand geben, wenn sie einigermaßen spielen können. Das Instrument ist in einem hervorragenden Zustand, und ich möchte nicht, dass die Kinder da etwas kaputtmachen.

Da auch Soprane und Tenöre gespendet wurden (jeweils zwei), hoffe ich, dass wir in ein oder zwei Jahren ein eigenes Saxophonensemble innerhalb von YONA haben. Fehlt uns nur noch ein Bariton. (Nein, das ist jetzt ein Scherz. Ich glaube kaum, dass jemand ein Bariton übrig hat, das er abgeben möchte.)

Ich hoffe, dass ich den Spendern der Instrumente und des Zubehörs, die so viele schöne Dinge für die YONA-Kinder gespendet haben, eine Freude mit diesem Bild und diesem Video machen konnte. Auch wenn Festus nur bei zwei Stücken mit dem Saxophon mitspielt, aber es ist ein Anfang. Mehr Zeit war jetzt einfach nicht, weil es so lange gedauert hat, bis der Zoll die Instrumente freigegeben hat. Aber nächstes Jahr werde ich mit Festus auch mal mit Jazz anfangen. Ich denke, das wird ihm Spaß machen.

 

Hier noch mal ein Update für die lieben Spender (und auch für die lieben Nicht-Spender, die das hier lesen und sich daran freuen, dass die jungen Menschen in Namibia jetzt die Möglichkeit haben, Saxophon zu lernen).

Mit Beginn des neuen Schuljahres heute ist nun auch Ronel zu den SaxophonistInnen gestoßen. Sie spielt das Grand Prix Saxophon, das gespendet worden ist. Ein hervorragendes Saxophon, das viel Freude macht.

Heute nach der Stunde mit den beiden habe ich mal ein Foto gemacht. Sie machen sich beide gut. Festus hat ja schon letztes Jahr angefangen, aber Ronel spielt schon seit einiger Zeit Klarinette und konnte jetzt gleich mit ihm mitmachen. Es war eine tolle Stunde mit den beiden, und ich freue mich schon auf nächsten Mittwoch, wenn ich sie wieder unterrichte. Bald kann ich sicher auch mal ein Video von den beiden einstellen, wenn sie spielen. Ich war richtig begeistert heute, wie sie mitgemacht haben.

 

Noch eine neue Information: Falls jemand noch ein Sax abzugeben hat und das gern für die Kinder in Namibia spenden möchte:

Am 5.2.2022 geht der nächste Container von Peine nach Namibia ab.

Wer also möchte, kann gern ein Sax oder Notenständer oder was auch immer nach Peine schicken. Die nehmen es dann im Container mit.

Und diesmal wird der Zoll hoffentlich keine Schwierigkeiten machen. Dann sind die Sachen ca. 4-6 Wochen später mit dem Schiff hier.

P.S.: Dem einen oder anderen ist es vielleicht aufgefallen: Festus trägt immer dieselben Sachen. Seine Familie ist sehr arm, und er hat nur ein T-Shirt und eine Hose. Falls also jemand Kinder in Festus's Alter hat und irgendwelche T-Shirts, Hosen, Schuhe für einen Teenager wie Festus übrig hätte, dann kann er das gern auch nach Peine schicken.

 

@Saxoryx ...die Zielgruppe ist bekannt, die finanziellen Nöte sind ja geschildert worden, nicht jeder hier im Forum hat Saxe und Weiteres zum Verschenken auf Halde liegen!
Bei der Suche nach Hosen, Schuhen etc. ist der passende Bestand bei uns Älteren bis Alten sicher gering, hier sind Kindergrößen gefordert!
Aber...., es gibt doch auch die Möglichlichkeit, ein "Konto" einzurichten, einmalige oder sich wiederholende Einzahlungen durch Forummitglieder zu tätigen zu lassen, gerne doch auch mit exakter Benennung des Verwendungszweckes bestimmter Ausgaben...z.B. f.d. Kauf eines Baris , zu einem reduzierten Kaufpreis, quasi als Spende, wobei der Rest dann dem Konto entnommen werden könnte!
Vielleicht sind ja auch noch andere Formen denkbar.
Ich bin mir sicher, daß eine Einbindung vieler hier und das Zeigen von Erfolgen der jungen Musiker - mit eben den bekannten und benannten Problemen- eine positive Wirkung erzielt !
Das Entscheidende: am Thema dranbleiben!

 

Schreib doch bitte nochmal die Adresse in Peine, ich hab noch ein Alto und jede Menge Zubehör übrig.
Gruß Hans

 

Hab Dir die Adresse per PN geschickt. Vielen Dank für Deine Spende!

 

Ich möchte da jetzt aber auch nicht allen hier damit auf die Nerven fallen. Ich habe hier nur weiter berichtet, weil einige Spender mich um Fotos und Infos gebeten hatten. Und ich dachte, es ist vielleicht auch für andere schön, zu sehen, was so in Namibia mit den Saxophonen passiert.

Es gibt so viele Spendenaktionen, wo um Geld gebeten wird. Und oftmals weiß man nicht so recht, ob das Geld, das man spendet, dann auch da ankommt, wofür man es gespendet hat. Natürlich könnte ich ein Konto einrichten und das Geld verwalten, aber das ist ja auch eine Sache des Vertrauens. Ich persönlich weiß zwar, dass ich ehrlich bin und das Geld alles den Kindern zukommen würde, aber ich denke, Leute, die mich nicht kennen, müssen das nicht unbedingt glauben. Das verstehe ich.

Wenn jemand wirklich Geld spenden möchte, kann er sich gern per PN an mich wenden. Aber ich bin schon sehr glücklich, wenn Saxophone gespendet werden. Denn die sind hier ungeheuer schwer zu bekommen und extrem teuer. Ein T-Shirt für Festus kann ich mal selbst kaufen und ihm schenken. Das kriege ich schon hin. Aber ich weiß von Leuten, die Kinder haben, dass Kinder schnell aus ihren Sachen herauswachsen und die Sachen noch gut sind.

Das ist ja auch die Grundlage für den Container, der regelmäßig aus Peine verschickt wird. Da sind hauptsächlich Kindersachen zum Anziehen drin und Sachen für die Schule. Es gibt hier aber relativ preiswert auch Sachen zum Anziehen zu kaufen. Die halten zwar nicht lange, aber die Kinder wachsen ja eben. So lange geht es meistens.

 

Vielleicht hast Du hier eine Vertrauensperson bei einer Kirchengemeinde, über die die Spende laufen und die dann ein Spendenbescheinigung fürs Finanzamt ausstellen kann?

 

bis zu €200.-- kannst du dir selber einmalig im jahr einen "eigenbeleg" ausstellen...

 

Wenn die Empfänger-Organisation als gemeinnützig anerkannt ist.

 

Mal nen Joke dazu: Habt ihr reparaturbedürftigen Schrott im Keller liegen - bitte melden. Will auch schrauben üben. in Bonn.

 

Nö, passt nicht. Das ist eine tolle Initiative von @Saxoryx ,
die man nicht ins lächerliche ziehen sollte.

Ball flach halten.

CzG

Dreas

 

Ja klar. Alles gut, finde solche Initaiven auch toll. Aber denen da unten helfen ja nur funktionierende Instrumente. Schrott = Frust, also lieber zu mir.

 

Wieso helfen "denen da unten" nur funktionierende Instrumente????

 

Und Du machst dann funktionierende Instrumente daraus, schraubst und reparierst und schickst die funktionierenden Instrumente dann zu uns hier unten? Das fände ich richtig klasse. Wie wäre es damit?
Das ist jetzt keine Ironie. Ich meine das ganz ernst. Ich finde Deine Idee durchaus gut. Wenn Du gern reparierst, ist das doch eine Win-Win-Situation für uns alle.

 

Das wird zu kompliziert. Materialspenden sind wesentlich einfacher. Und es muss ja nun nicht jeder unbedingt spenden. Das ist wirklich furchtbar nett von Euch allen, aber es ist ja nun wirklich niemand dazu verpflichtet, etwas zu spenden. Nur wer ein Sax oder irgendwelche Accessoires übrig hat und die loswerden will, der ist vielleicht froh. Und wir sind es auch, wenn wir die Sachen hier bekommen.

 

Im Prinzip hat Alexander recht. Wir haben hier keine Saxdocs. Der einzige, den wir haben, ist auch eher jemand, der sich ein bisschen was selbst beigebracht hat. Kleinere Sachen kann er machen, aber bei größeren Sachen stößt er schon an seine Grenzen.

Und geographisch betrachtet sind wir von "Euch da oben" tatsächlich "hier unten", ganz im Süden der Erdkugel. Oder fast. Das ist auch richtig.