Selmer goes Stalaxy

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Aerophon, 16.Januar.2025.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Na - „familiärer Mittelstand“ trifft es wohl eher.

    Der frische Wind, den Branchenfremde in so ein Unternehmen bringen können, ist nicht immer nur schlecht.
    Es hat sich aber auch schon bis zum letzten Private Equity Laden herumgesprochen, dass ohne ein gutes (zielgruppengerechtes) Produkt niemand Spaß hat.

    Die viel bemühte Leica-Erfolgsgeschichte wird sich bei Selmer aber eher nicht wiederholen: der Investor dort, Andreas Kaufmann, hat aus reiner Leidenschaft für das Thema und die Marke die Leica Camera AG mit eigenem Geld gekauft (das war nicht so teuer), die verbleibenden Aktien aus dem Streubesitz geholt (das war anteilig teurer) und hat nach der Umwandlung in eine GmbH die Geschäftsführung selbst übernommen und den kompletten digitalen Strang der Entwicklung überarbeitet (das war am teuersten).
     
    Bereckis, Rick und giuseppe gefällt das.
  2. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Kann einfach nicht wegbleiben

    Es ist kein Geheimnis, dass es vor mehreren Jahren eine Änderung in der Führung von Selmer gab. Diese ist deutlich weniger konservativ (traditionell) und deutlich wirtschaftlicher unterwegs. Daher kommen auch die ganzen neuen Produkte. Zum Beispiel die Seles Reihe, die Idee eines günstigeren Selmers, das einen deutlich größeren Absatzmarktes hatte.

    Was ich aber nicht sehe, dass die letzten Entscheidungen nur aus den Marketing passieren und nicht von Saxliebhabern.

    Es macht aber auch Sinn, dass so eine etwas größere international agierende Firma auch eher von jemandem geführt wird, der von Business Plan hat, als ein gelernter Instrumentenbauer ...

    Das ist jetzt kein Phänomen, dass es nur in diesem Hobby gibt. Nur weil es nicht jedem gefällt (oder einem persönlich) muss es was schlechtes oder eine Fehlentwicklung sein.
    Wer hier nur halbwegs offen mitliest, dem müsste auffallen, dass es genug Forenmitglieder gibt, die von den schwarzen Teilen sehr angetan sind.
    Man kann eine persönliche Meinung haben und die als solche äußern, aber ich finde es nicht gut, wenn man andere "devaluet" oder jemanden die Begeisterung madig macht.

    Und selbst wenn die schwarze Special Edition nur 5% der Saxophonisten anspricht, so ist es was gutes, da 5% extra glücklich sind, denn es wird ja niemandem etwas weg genommen. Die goldenen Kannen gibt's ja weiterhin.

    Das ist in etwa so, als würde man dich beschweren, dass das Buffet nicht zu 100% aus Sachen besteht, die einen schmecken, sondern nur zu 90%.
    Der Fleischliebhaber sich beschwert, dass es auch was vegetarisches gibt.

    Allerdings sollten wir uns merken, dass das einzige, was nicht geht, ein weiß lackierter Flügel ist!
    Außer man ist Udo Jürgens.
    :cool:
     
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich kenne mich bei Gravuren auf Saxofonen im Speziellen nicht mit den Kosten für Personal und Maschinen aus.

    Der Mythos, die Asiaten würden wegen der vermeintlich günstigen Arbeitskosten alles von Hand machen, stimmt aber schon lange nicht mehr.
    Von Hand werden dort „Kleinaufträge“ gemacht, für die sich die Maschine oder das Werkzeug nicht lohnt.
    Asiaten können ganz hervorragend rechnen.

    Die chinesische Industrie lagert inzwischen einfache Tätigkeiten in großem Masstab aus. Zum Beispiel in den mittleren Westen der USA - dort sind die Arbeitskosten deutlich geringer als in China und man spart meist zusätzlich Zölle (die es jetzt schon gibt) wenn man das Produkt in Nordamerika verkauft.

    Das Gleiche gilt übrigens für Europa. Sogar in Süditalien kostet die Arbeitsstunde weniger, als z.B. in Shenzen.

    Anders formuliert: Asiatische, speziell chinesische Produkte sind deshalb oft so schlecht und billig, weil die Kunden in der Welt genau das erwarten. You get what you pay for.
    Andererseits sind gerade europäische Unternehmen schon lange nicht mehr in der Lage, bestimmte Produkte - vor allem, wenn sie technisch komplex sind - in industriellem Maßstab (Menge) in hinlänglicher Qualität zu einem marktgerechten Preis herzustellen.
    Wer etwas über hochintegrierte und damit effiziente Elektronikfertigung wissen will, muss nach China, Taiwan oder Südkorea.
     
    Bereckis und Rick gefällt das.
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    .
     

    Anhänge:

    • clear.png
      clear.png
      Dateigröße:
      137 Bytes
      Aufrufe:
      26
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das wollte ich eigentlich auch wertfrei zum Ausdruck bringen.
    Und auch das. Ein gutes Saxophon ist wichtig für das Geschäftsmodell. Es ist aber nicht mehr Selbstzweck in so einem Konstrukt.

    Ich habe gar kein Interesse, Selmer schlecht zu machen. Ich habe selber noch ein ganz tolles Selmer und bin froh, dass diese Marke überlebt hat. Alles andere hätte ich deutlich schlechter gefunden.

    Ich lass mir halt nicht den Bären aufbinden, dass die gelernten Marketingleute der neuen Generation nicht genau das machen, was sie halt gelernt haben, nämlich die neuen Märkte zu analysieren.

    Wer glaubt, dass diese Leute einen EM-Hype über ein Sparten-Instrument übersehen haben, weil sie zu hübsch und zu rein sind für 800 Tausend Fußballfans, der darf das auch gerne weiterhin tun. :)
     
    Silver und Rick gefällt das.
  6. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Kann einfach nicht wegbleiben


    Ich war vor knapp 10 Jahren selbst in Houli (der Ort in Taiwan, wo die Saxe her kommen).
    So würde kein Franzose arbeiten.

    Der Vergleich Shenzhen und Süditalien ist Cherrypicking und nicht wirklich repräsentativ für eine China-Europa Vergleich, was Stundenlohn angeht.
    Für manche Bereiche mag das mit der Fertigung gelten, aber noch kommen die 200€ Saxophone aus Fernost.

    Und man darf die Produktionszahlen von Saxophone nicht überschätzen. Klar ab einer bestimmten Menge lohnt sich die teure Maschine, die X Arbeiter ersetzt. Aber bei Saxophongravuren dürfte ein paar Arbeiter aus der Provinz wahrscheinlich mittelfristig deutlich günstiger sein.
     
    Tausendmann, charly-5 und Gerrie gefällt das.
  7. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    altoSaxo und giuseppe gefällt das.
  8. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Jo,

    Und woher kommt die Technologie?

    Automotive
    z. B. Kuka hat man Investoren aus dem Reich der Mitte überlassen. Hätten die Europäischen Hersteller einen für Ihre Verhältnisse lächerlichen Betrag auf den Tisch gelegt hätte man den technologischen Vorsprung länger halten können.

    Solarfertigung

    Das Know-how wurde in D entwickelt.

    Produktion wird subventioniert.

    Dürfte auch bekannt sein.

    Das Erfolgsgeheimnis ist nicht nur darin begründet dass die schlauer sind. Subventionen billige Energie sind entscheidende Faktoren. Natürlich sind die erfolgshungriger.

    Die Politik ist auch stabil. Ob das toll ist kann jeder selbst beurteilen. Ich sage es ohne Wertung.
    So ist man natürlich wettbewerbsfähig.

    Von den ganzen Plagiaten mal abgesehen.

    Grüße Gerrie
     
    altoSaxo und Rick gefällt das.
  9. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Selmer ist keine "grössere international agierende Firma" sondern ein kleines mittelständisches Unternehmen mit
    so ca. 400 Mitarbeitern...


    SlowJoe
     
    noodles, Rick und Silver gefällt das.
  10. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Kann einfach nicht wegbleiben


    Also für den Musikinstrumentenmarkt ist das deutlich größer. Und 400 ist definitiv ne Größe, die man nur schwer führen kann, wenn man Wirtschaftsfremd ist.
    (Und wenn ich mich nicht falsch erinnere, hatte Selmer mit der alten Familienführung ja auch etwas wirtschaftliche Probleme. Ist ja nicht so, dass eine bekannte Saxfirma ein Selbstläufer ist (*Hust Keilwerth Hust Hust*)

    Wenn du Selmer natürlich mit BASF oder Volkswagen vergleichst, dann ist mittelständisch.
    Aber welche Firma außer Yamaha ist dem im Saxbereich als Großfirma zu verstehen?

    Also mal nicht kleinlich sein. :p
     
    Rick gefällt das.
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das sagt genau der richtige…
     
    quax gefällt das.
  12. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Was meinst Du mit Wirtschaftsfremd?
    Ein "Wirtschaftsfremder" kann kein Unternehmen führen.

    Dass man zur Führung eines Unternehmens ein ausgebildeter
    Fachmann für das Produkt sein muss halte ich für ein Gerücht.
    Auch z.B. Keilwerth wurde viele Jahre von einem Nicht - Instrumentenbauer
    als Geschäfteführer geleitet. Der heute auch wieder ein
    mittelständisches Unternehmen führt für dessen Produkte er
    kein Fachmann ist.

    SlowJoe
     
    quax und Rick gefällt das.
  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das einzige KnowHow, das zum Thema Produktion von Solarpanels in Deutschland entwickelt wurde, ist der Hubschrauberlandeplatz für den Conergy-Vorstand weil es ja so furchtbar weit ist von Hamburg nach Frankfurt/O.

    Die komplette solarspezifische Produktionstechnik kommt aus dem Halbleiterbereich … also aus Japan, Korea, USA und Niederlande.


    Die glorreiche deutsche Automobilindustrie saß bis vor nicht allzu langer Zeit auf einem so hohen Ross, dass kein Kuka-Roboter dort hingereicht hätte.
    Der Technologievorsprung von Kuka war gegenüber der Konkurrenz an manchen Stellen nur hauchdünn oder nicht sehr praxisrelevant. Kuka hat fast tunnelblickartig für Automotive-Linien entwickelt. Dafür hatten sie unverhältnismäßig lange Liefer- und vor allem Implementierungszeiten. Das habe ich bei mehr als einer Investitionsrunde durchexerziert wo die Entscheidung letztlich für ein anders Robotiksystem fiel.

    Das ist der eigentliche Punkt.
    Wenn ich mir das öffentliche Jammern in der Vertreter der deutschen Wirtschaft mit ihren maximal unkonkreten Forderungen an „die Politik“ so ansehe bzw. anhöre, wundert es mich überhaupt nicht.

    Etwas zu erfinden ist toll.
    Wenn man dann aber zu dämlich ist, diese Erfindung in einer sinnvollen Anwendung marktfähig zu machen, macht es jemand anderes.
    Und wenn man dann noch glaubt, man müsse es einfach nur billig in China herstellen lassen, darf man sich nicht über „Plagiate“ wundern, die entweder genau so aus „dem Westen“ bestellt wurden oder einfach anforderungsgerecht verbesserte Versionen der deutschen Erfindung sind.

    Es gibt eine ganze Reihe deutsche Firmen, die sind weltweit sehr erfolgreich (erfolgreicher, als auf dem deutschen Markt), die jucken die ganzen gefühlten oder tatsächlichen politischen Versäumnisse der letzten 20 Jahre genauso wenig wie ein etwas höherer Energiepreis.
     
    Rick und quax gefällt das.
  14. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Sorry,

    Jetzt ist es Zeit die Diskussion zu beenden.

    Das entspricht nicht den Tatsachen.

    Lassen wir es gut sein.

    Grüße Gerrie
     
    Tobias Haecker gefällt das.
  15. Nemo

    Nemo Kann einfach nicht wegbleiben

    ab 5:41 min

     
    Tausendmann gefällt das.
  16. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Mir gefällt es. Sieht cool aus und wesentlich besser aus als die unlackierten Verwandten
     
  17. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Der Trend hat auch die Trompete erreicht :D

    Screenshot_20250127-181130_Facebook.jpg
     
  18. Badener

    Badener Strebt nach Höherem

    ...ist derzeit offenbar "Schwarzsehen"....
     
    Rick und Gerrie gefällt das.
  19. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Kann einfach nicht wegbleiben

    Das ist kein neuer Trend, schwarze Instrumente gibt's schon länger. Das ist jetzt vielleicht die 3. Welle, wo das mal wieder etwas mehr aufkeimt...
     
    Rick und Bereckis gefällt das.
  20. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Bitte Smiley beachten.
     
    Tobias Haecker und quax gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden